Gott - Der rettende Gott im Kontext des Alten und Neuen Testamentes

Eine biblische, systematische und didaktische Betrachtung


Term Paper, 2010

13 Pages, Grade: 1,6


Excerpt


Inhaltsangabe

Einleitung

I Ursprung der Gottesvorstellung 2 bzw. der Göttervorstellungen

II Gott in der Bibel
II.I Gott im Alten Testament
II.I.I Gott der Herr der Geschichte und Retter Israels
II.I.II Jahwe - Der Gott der Väter
II.I.III Jahwe - Der Gott des Heils
II.I.IV Jahwe - Der einzige Gott
II.II Gott im Neuen Testament
II.II.I Jesus Christus
II.II.II Der Gott der Nähe
II.II.III Der Gott der Barmherzigkeit
II.II.IV Der Gott der Liebe
II.III Der rettende Gott im Alten und Neuen Testament

III Die Frage nach Gott
III.I Wer oder Was ist Gott?
III.II Gibt es Gott wirklich?

IV Gott im Religionsunterricht
IV.I Entwicklungspsychologisch
IV.II Kern des Religionsunterrichts
IV.II.I Mitgebrachte Gottesvorstellungen
IV.II.II Bestreitungen, Infragestellung und Anfechtungen 9 des Gottesglaubens
IV.II.III Grundzüge biblisch-christlichen Gottesverständnisses

Schluss

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Thema „Gott“ ist ein sehr weites. Es gibt viele Bücher, die sich für oder gegen einen Gott aussprechen. Was kann oder soll darüber geschrieben werden? In dieser Arbeit betrachte ich den Gott in der Bibel. Dabei kamen mir folgende Fragen: Gibt es nur einen Gott in der Bibel? Oder gibt es viele Götter im Volk Israel? Seit wann glaubt der Mensch an Gott? Begann er an einen personalen Gott zu glauben? Oder glaubte er an Mächte? Begann er an nur einen einzigen Gott zu glauben oder begann er an viele Götter zu glauben? Die Frage nach Gott scheint auch immer eine Frage nach dem Menschen zu sein, den er ist es, der an ihn glaubt, der ihn erfährt, der über ihn redet, der ihm seine Handlungen weiht.Wonach fragt der Mensch letztendlich, wenn er nach Gott fragt? Ich kann auf all diese Fragen nicht eingehen, aber ich werde sie umreißen. In meiner Betrachtung des Gottes werde ich kurz auf den Ursprung des Gottesglaubens eingehen und danach Gott in der Bibel, die darin ersichtliche Entwicklung des Gottesbildes und die damit zusammenhängende menschliche Erfahrung betrachten Auch hier gilt, dass ich nicht auf jedes Gottesbild eingehen kann. Daher habe ich mich auf - die meiner Meinung nach - Wesentlichen Bilder von Gott beschränkt. Nach einer biblischen Betrachtung folgt eine systematische und didaktische Betrachtung. Aurelius Augustinus sagte einmal: „Besser kennt Gott, wer ihn nicht zu kennen bekennt.“1 Was meine er damit?

I Ursprung der Gottesvorstellungen bzw. der Göttervorstellungen

Wilhelm Schmidt [1], vertrat in seinem Werk “Der Ursprung der Gottesidee” (12 Bände, 1912 – 55) den Urmonotheismus. In seinem umfangreichen Werk versucht er mit Hilfe ethnologischen Materials nachzuweisen, dass die kultischen Verehrungen eines höchsten Wesens die Urform der Religion darstellt. Seine These wurde allerdings wegen ihrer theologisch-apologetischen Implikationen angegriffen. Gerardus van der Leeuw [2] vertrat die Ansicht, dass die Gottesvorstellung ein Spätling in der Religionsgeschichte war, die sich langsam aus persönlichen Erfahrungen von Mächten im Sinne des Mana der polynesischen Völker entwickelte. In all den Untersuchungen fällt auch auf, dass die Begriffe Gott, Ahnen, Geister, Dämonen und andere nicht unproblematisch sind. Bezeichnen sie doch ähnliche Phänomene, ähnliche Erfahrungen der Macht, des Heiligen, des Übernatürlichen, des All-durchdringenden und so weiter. So verwendet Euripides [3] die Begriffe theós und daímon gleichbedeutend, wobei im Christentum eindeutig unterschieden wird. Der Ursprung der Gottesvorstellungen ist nicht klar zu benennen. Es wurden viele Thesen aufgestellt, doch bleiben diese bloß Erklärungskonstrukte des Menschen und können wissenschaftlich nicht bewiesen werden, da uns die Gottes- und Göttervorstellungen in historisch greifbaren Zeiten bereits ausgebildet gegenübertreten.

II Gott in der Bibel

Die Bibel ist eine redaktionelle Zusammenstellung von Büchern aus dem Kulturraum der Levante und dem Vorderen Orient, welche im Verlauf von 1200 Jahren entstanden. In ihr lassen sich die Entwicklung und Wandlung des Gottesbildes durch Überlieferungen, neuen Gotteserfahrungen und deren Deutung erkennen. Gerade aus diesem Grund sind die biblischen Texte geschichtliche Zeugnisse menschlichen Gottesglaubens.

II.I Gott im Alten Testament

II.I.I Gott der Herr der Geschichte und Retter Israels

Die grundlegende Gotteserfahrung für Israel, die sich durch die gesamte christliche Bibel zieht, ist in Dtn 26,8 [4] und Ex 20,2 [4] begründet:

Dtn 26,8: “Und der HERR führte uns aus Ägypten heraus mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit großem Schrecken und mit Zeichen und Wundern.” [5]

Ex 20,2 “Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe.” [5]

Im Deuteronomiumvers wird die Auszugsgeschichte Israels im Kontext der Gotteserfahrung in nur einem Satz zusammengefasst: Gott ist der Herr der Geschichte. Im Buch Exodus wird von diesem Auszug berichtet. Es ist vom Schrecken und von Zeichen und Wundern die Rede: Die zehn Plagen Ägyptens, die Teilung des Roten Meeres, die Feuersäule in der Nacht und die Schatten spendende Wolke am Tag. All diese Erzählungen sind Ausdruck der Herrschaft, die Gott ausübt.Gott ist ein Gott der handelt, der die Geschicke der Menschen leitet und somit als Herr der Geschichte erfahren

wird. Dieses Bild wird zudem durch die anthropomorphen Bilder im Deuteronomiumvers unterstützt: “mit starker Hand”, “mit ausgestrecktem Arm”. Das Wort “Arm” oder “Hand” taucht im Alten Testament häufiger auf.

Ex 6,6 “Darum sage zu den Söhnen Israel: »Ich bin der HERR; ich werde euch herausführen unter den Lastarbeiten der Ägypter hinweg, euch aus ihrer Arbeit retten und euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte.”

In Dtn 26,8 und Ex 6,6 stehen “der Arm” und “die starke Hand” für die Stärke und Macht Gottes, der sich niemand entziehen kann. [1] Gottes Beschluss ist absolut und verlässlich. Ex 20,2 und Ex 6,6 zeigen aber einen weitere Gotteserfahrung. Durch das Attribut “Sklavenhaus” und weiteren Beschreibungen wie “Lastarbeiten” und “Arbeit” wird Ägypten charakterisiert. Gottes Handeln, welches darin besteht, das Volk Israel aus diesem Ägypten zu führen, wird als Rettung und Erlösung verstanden, als Befreiung aus Knechtschaft. Gott ist Retter. Beide Perzeptionen Gottes (1. Gott als Herr der Geschichte und 2. Gott als Retter) sind in Ex 6,6 verschmolzen und bilden eine Einheit.

II.I.II Jahwe - Der Gott der Väter

Im Tanakh [2] gibt es verschiedene Betitlungen für Gott, doch fällt eine besonders auf: יהוה‎ /Jahwe. Dieser Gottesname ist der am häufigsten gebrauchte Name. In der Berufungserzählung des Mose im Ex 3 offenbart sich Gott dem Mose, als dieser ihm nach seinen Namen fragte:

Ex 3,14 “Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt.” [3]

Ex 3,15 “Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen.” [3]

Hier wird der Name “Jahwe” mit dem hebräischen Verb hajah verbunden und als “Ich bin da” interpretiert. Andere Interpretationen wären: “Ich bin, der ich bin” [4], [5], “Ich werde sein, der ich sein werde” [5], “Ich setze ins Dasein” [6], “Ich bin der sich stets wirksam erweisende” [4]. Im vierzehnten Vers ist die Perzeption Gottes, dass eines fürsorglichen Gottes, der für sein Volk da ist. Um seine fürsorgliche Rolle zu bestätigen, offenbart er sich auch als der Gott der Väter, welcher für Israel bekannt ist. Jahwe ist somit kein fremder Gott, mit dem die Israeliten keine Beziehung hatten, sondern ein Gott, der durch Mose waltet und der die verheißene Befreiung der Abrahamserzählungen einleitet. Er ist “der sich stets wirksam erweisende” [4] Gott. Gott wird als vertrauensvoller und unveränderbarer Gott erfahren. Der Gottesname “Jahwe” wird in jüdischer Lesart auch als “Der Ewige” [7] oder “Der Unendliche und Allgegenwärtige” [7] interpretiert. Er ist ewig, das heißt, er weicht nicht von seinen Verheißungen ab und seine Macht der Befreiung kennt keine Grenzen. Die Deutungen “Ich bin, der ich bin” und “Ich werde sein, der ich sein werde” zeugen allerdings auch von einer Unanschaulichkeit, die sich Gott durch seinen Namen bewahrt. Obwohl Gott sich dem Menschen offenbart und in Beziehung tritt, bleibt er trotzdem der Unanschauliche, der Unfassbare. Unfassbar für das Menschliche Verständnis ist seine Barmherzigkeit, seine Unveränderbarkeit und seine Macht das Schicksal Israels zu wenden.

[...]


[1] http://www.franz-sales-verlag.de/fsvwiki/index.php/Lexikon/Dreifaltigkeitssonntag-LJA, 24.06.2010, 17:01.

[1] Wilhelm Schmidt, Ethnologe, * 16.2.1868 in Hörde, † 10.02.1954 in Freiburg im Üechtland [aus: Zwahr, Anette (red. Leitung): Brockhaus. Enzyklopädie in 30 Bänden, Bd. 24, Leipzig (u. a.) 212006, S. 363.].

[2] Gerardus van der Leeuw, niederländ. ev. Theologe und Religionswissenschaftler, * 18.03.1890 in Den Haag, † 18.11.1950 in Utrecht [aus: Brockhaus 2006, Bd. 16, S. 511.].

[3] Euripides, athen. Tragiker, * um 480 v. Chr. Auf Salamis, † Anfang 406 v. Chr. in Pella [aus: Brockhaus 2006, Bd. 8, S. 493.].

[4] Dtn = Deuteronomium, Ex = Exodus.

[5] Elberfelder Übersetzung 2006, entnommen von http://www.die-bibel.de/online-bibeln/elberfelder-bibel/lesen-im-bibeltext/, 20.09.2010, 12:10 (Die-Bibel.de – Das Bibelportal der Deutschen Bibelgesellschaft). Andere Bibelverse der gleichen Übersetzung , die vom gleichen Ort entnommen wurden, haben diesen Vermerk nicht.

[1] Siehe auch: Finlay, Timothy: Arm of the Lord, in: Encyclopedia of the Bible and its Reception, Bd. 2, Berlin 2009, Sp. 768f.

[2] TaNaKh ist eine seit dem Mittelalter gebräuchliche Abkürzung, die aus den Anfangsbuchstaben der drei Teile des jüdischen Kanons besteht: Ta für Tora (Weisung/Gesetz), Na für Nevi'im (Propheten) und K für Ketuvim (Schriften). Es umfasst die Bücher des Alten Testamentes. Siehe auch: Becker, Hans-Jürgen: Bibel. Altes Testament. Sammlung und Kanonisierung. Jüdischer Kanon, in: Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Bd. 1, Tübingen 41998, Sp. 1408 – 1410.

[3] Einheitsübersetzung, entnommen von http://www.die-bibel.de/online-bibeln/einheitsuebersetzung/lesen-im-bibeltext/, 20.09.2010, 12:56 (Die-Bibel.de – Das Bibelportal der Deutschen Bibelgesellschaft).

[4] Siehe auch: Witte, Markus: Jahwe, in: Taschenlexikon Religion und Theologie, Bd. 2, 52008 Göttingen, S. 565 – 567.

[5] Lachmann, Rainer; Adam, Gottfried; Ritter, Werner H.: Theologische Schlüsselbegriffe. biblisch – systematisch – didaktisch (Theologie für Lehrerinnen und Lehrer), Bd. 1 , Göttingen 1999, S. 109.

[6] Siehe Fußnote zu Ex 3,14 in: Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, Freiburg 1998.

[7] Kommentar zu יהוה/Jahwe in: Plaut, Wolf Gunther (Hg.): Schemot = Exodus. Die Tora in jüdischer Auslegung, Gütersloh 2000, S. 62 – 63.

Excerpt out of 13 pages

Details

Title
Gott - Der rettende Gott im Kontext des Alten und Neuen Testamentes
Subtitle
Eine biblische, systematische und didaktische Betrachtung
College
Ernst Moritz Arndt University of Greifswald  (Theologische Fakultät)
Course
Proseminar „Einführung in die theologische Fachsprache“
Grade
1,6
Author
Year
2010
Pages
13
Catalog Number
V176863
ISBN (eBook)
9783640983049
File size
511 KB
Language
German
Keywords
Gott, Rettender Gott, Retter, Heil, Altes Testament, Neues Testament
Quote paper
Ronny Paeplow (Author), 2010, Gott - Der rettende Gott im Kontext des Alten und Neuen Testamentes , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176863

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Gott - Der rettende Gott im Kontext des Alten und Neuen Testamentes



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free