Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn war nach München und Rom der nunmehr
dritte Gastgeber der Deutsch-Italienischen Hochschultage (27. – 28. Oktober 2008), die sie
zusammen mit dem Deutsch-Italienischen Hochschulzentrum/ Ateneo Italo-Tedesco (DIH/AIT)
und den Hochschulrektorenkonferenzen beider Länder veranstaltete. Den Besuchern bot sich ein
umfangreiches Informationsprogramm über den Hochschulstandort Italien.
Krönenden Abschluss bildete die aufwühlende Diskussion mit Deutschland-Italien-Experten im
Festsaal der Uni Bonn, durch die ZDF-Moderatorin Luzia Braun führte. Stehen Deutschland
und Italien vor einer schleichenden Entfremdung? Besteht die Tendenz des Auflebens alter
Vorurteile? Längst fällig war die Diskussion, die vom Turiner Politologen Prof. Gian Enrico
Rusconi (Istituto storico Italo-Tedesco, Trient) und Dr. Hans Woller (Institut für Zeitgeschichte,
München) angestoßen wurde. Daneben kamen auch der ehemalige FAZ-Korrespondent und
Autor Dietmar Polaczek sowie Enzo Piergianni, Korrespondent der Mailänder Zeitung „libero“
und „Il Velino“ zu Wort.
Zwischen Anziehung und Entfremdung - Deutsch-Italienische Hochschultage 2008
12th November 2008
Autor: Michelle Eickmeier,
Themen: Alumni, Studium, Studium international
Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn war nach München und Rom der nunmehr dritte Gastgeber der Deutsch-Italienischen Hochschultage (27. - 28. Oktober 2008), die sie zusammen mit dem Deutsch-Italienischen Hochschulzentrum/ Ateneo Italo-Tedesco (DIH/AIT) und den Hochschulrektorenkonferenzen beider Länder veranstaltete. Den Besuchern bot sich ein umfangreiches Informationsprogrammüber den Hochschulstandort Italien.
Krönenden Abschluss bildete die aufwühlende Diskussion mit Deutschland-Italien-Experten im Festsaal der Uni Bonn, durch die ZDF-Moderatorin Luzia Braun führte. Stehen Deutschland und Italien vor einer schleichenden Entfremdung? Besteht die Tendenz des Auflebens alter Vorurteile? Längst fällig war die Diskussion, die vom Turiner Politologen Prof. Gian Enrico Rusconi (Istituto storico Italo-Tedesco, Trient) und Dr. Hans Woller (Institut für Zeitgeschichte, München) angesto ß en wurde. Daneben kamen auch der ehemalige FAZ-Korrespondent und Autor Dietmar Polaczek sowie Enzo Piergianni, Korrespondent der Mailänder Zeitung „ libero “ und „ Il Velino “ zu Wort.
Es wurde leidenschaftlich diskutiert. Leider ohne den namhaften und zuvor angekündigten Ehrengast Leoluca Orlando, den dreimaligen Oberbürgermeister Palermos. Gerade erst war dem DAAD- Alumnus, Juristen und ehemaligen Europaabgeordneten der diesjährige Konrad- Adenauer-Preis der Stadt Köln verliehen worden - für seine Zivilcourage im Kampf gegen die Mafia. Mutige Persönlichkeiten, die sich stark machen für die Entwicklung einer lebenswerten Großstadt, die europäische Integration oder die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung im zusammenwachsenden Europa sind es, die mit diesem Preis im Zwei-Jahres-Rhythmus gewürdigt werden. Orlando, das nicht mehr wegzudenkende Sinnbild der Antimafia-Bewegung Siziliens, der einmal sagte, Italien habe politisch ein ethisches Defizit, verhalf Sizilien 1989 zum Primavera di Palermo (Frühling von Palermo). Doch seitdem ist einige Zeit vergangen und auch die Mafia hat ein neues Gesicht. Heute kämpft Orlando als Abgeordneter in der Partei und Anti- Korruptionsbewegung Italia dei Valori - Lista Di Pietro (Italien der Werte - Liste Di Pietro) für den Einzug der Moral in die nicht selten von Korruption durchdrungene italienische Politik. Palermo, seine Heimatstadt, soll zu einer noch offeneren und der Welt zugewandten Metropole werden - dem gilt sein Traum und Einsatz weiterhin.
Vom Erbe alter Vorurteile
Offenheit war der bestimmende Ton der Podiumsdiskussion. Wie sehen die Deutschen die Italiener, welches Image pflegen wir bei den Italienern? Klar, dass bestehende Vorurteile zur Sprache kamen, die trotz aller Sympathien füreinander weder hier noch dort abgestritten werden können.
Über die italienischen Fahrkünste war man sich vollends einig. Ob im italienischen Straßenverkehr eine rote Ampel nur eine Empfehlung darstellt oder die italienische Verkehrsordnung nur pro forma existiert, derartige Fragen stellen sich manche deutsche Italiengäste. Das musste auch der ehemalige FAZ- Korrespondent Dietmar Polaczek feststellen, der sich auf seinem gestrigen Weg zum Flughafen Mailand-Malpensa „wie ein gehetzter Hase auf einer Treibjagd“ vorkam.
Wie schnell aber aus Vorurteilen, also vorab wertenden Urteilen, empfindlicher Ernst werden kann, zeigen jüngste Ereignisse. Man erinnere sich an die Verbal-Attacke Berlusconis auf Europaparlamentarier Martin Schulz (SPD), dem er prompt eine Filmrolle als KZ-Aufseher vorschlug. Wenig später wetterte der ehemalige Staatssekretär für Tourismus Stefano Stefani über deutsche Touristen, die er als “supernationalistische Blonde” titulierte. Die deutsche Handelskette Media Markt hingegen bediente sich dieses Jahr italienischer Stereotype für ihre Werbezwecke und schuf den Goldkettchen tragenden Kleinkriminellen Toni. Gekränkte Deutsche und Italiener waren die Folge. Obwohl die bilateralen Beziehungen als recht gut bewertet werden können und der akademische Austausch nicht besser sein könnte, bestehen auch politische Differenzen wie jüngst der Interessenkonflikt in der Frage der UN -Reform zeigte.
Schleichende Entfremdung oder falscher Alarm?
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Artikel "Zwischen Anziehung und Entfremdung - Deutsch-Italienische Hochschultage 2008"?
Der Artikel berichtet über die Deutsch-Italienischen Hochschultage 2008, die in Bonn stattfanden. Es geht um die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien, insbesondere um die Frage, ob eine Entfremdung stattfindet oder ob dies übertrieben dargestellt wird. Die Veranstaltung bot ein umfangreiches Informationsprogramm über den Hochschulstandort Italien.
Wer waren die Hauptredner und Diskutanten bei den Hochschultagen?
Zu den Diskutanten gehörten Prof. Gian Enrico Rusconi, Dr. Hans Woller, Dietmar Polaczek und Enzo Piergianni. Moderiert wurde die Diskussion von Luzia Braun. Leoluca Orlando war als Ehrengast angekündigt, konnte aber nicht teilnehmen.
Welche Themen wurden in der Podiumsdiskussion behandelt?
Die Diskussion thematisierte die Wahrnehmung von Deutschen durch Italiener und umgekehrt, bestehende Vorurteile sowie politische Differenzen zwischen den beiden Ländern. Auch aktuelle Ereignisse, die zu Spannungen geführt hatten, wurden angesprochen.
Welche Vorurteile wurden angesprochen?
Es wurden typische Vorurteile wie die italienischen Fahrkünste thematisiert. Auch die Verbalattacke Berlusconis auf Martin Schulz und die Äußerungen von Stefano Stefani über deutsche Touristen wurden erwähnt.
Was sind die unterschiedlichen Meinungen zur deutsch-italienischen Entfremdung?
Gian Enrico Rusconi sieht eine zunehmende Entfremdung und ein wachsendes deutsches Desinteresse an Italien. Hans Woller hingegen warnt vor Alarmismus und hält die bilateralen Beziehungen für stabiler, als Rusconi es darstellt.
Welche Rolle spielt die Politik in den deutsch-italienischen Beziehungen?
Die Politik spielt eine wichtige Rolle, da Rusconi argumentiert, dass sich die Deutschen primär für den "politischen Italiener" interessieren. Politische Differenzen, wie die Frage der UN-Reform, wurden ebenfalls erwähnt.
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- Michelle Eickmeier (Autor), 2008, Zwischen Anziehung und Entfremdung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177121