Guatemala nach den Wahlen 1999


Exposé (Elaboration), 2003

13 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Metafilm oder Film im Film ? - Begriffsklärung
2.1.Genrebildung und das selbstreflexive Kino

3. La nuit américaine
3.1. Handlungsstruktur
3.2. François Truffaut
3.3. Filmische Selbstreflexion

4. Das Spiel mit der Realität
4.1. Interfilmizität und Intermedialität
4.2. Ist der Film wichtiger als das Leben?

5. Fazit

6. Quellen

7. Literatur

1. Einführung

Der Film La nuit américaine (Die amerikanische Nacht, 1972/73)[1] macht bereits mit seinem Titel den Verweis auf die Scheinwelt des Films deutlich und beginnt damit die Reflexion über das eigene Medium, die sich im Film auf mehren Ebenen fortsetzt.[2]

La nuit américaine erzählt vordergründig die Geschichte der Dreharbeiten zu dem Film Je vous présente Paméla. Filmtricks zur Illusionsbildung werden gezeigt, Streitigkeiten und Beziehungsprobleme innerhalb des Filmteams und die Schwierigkeiten des Regisseurs werden vorgeführt. Darüber hinaus verweist der Film aber auch auf die Filmgeschichte und auf die filmische Biographie seines Regisseurs François Truffaut. Er macht gleichzeitig auf die Faszination der Traumwelt und auf die Scheinwelt des Kinos aufmerksam. Der Regisseur François Truffaut, der bis zu La nuit américaine bereits dreizehn abendfüllende Spielfilme gedreht hatte, äußert sich über seinen Film La nuit américaine, dass dieser „ den Anspruch erhebt, nicht die ganze Wahrheit, aber zumindest etliche wahre Dinge über das Filmemachen zu sagen.[3] Die Frage ist jedoch, wo die Realität und wo die Illusion in dem Film dargestellt werden und wo die Grenzen zwischen beiden liegen. Oder allgemeiner gefragt, gibt es Realität in einem Film, der die Kulissen des Filmemachens offenbart?

Die Entschlüsselung der reflexiven Ebenen und deren Wirkung auf den Film soll daher im Folgenden geleistet werden. Dazu ist es notwendig sowohl auf die Frage nach der Begrifflichkeit für selbstreflexive Filme einzugehen, wie deren Unterschiede aufzuzeigen. Erst dann soll Truffauts Auseinandersetzung mit dem Medium Film und dem eigenen Schaffen aufgegriffen werden. Zudem soll anhand dieser verschieden Reflexionsmodi eine Einordnung des Films innerhalb der Gattung ‚Film im Film‘ gemacht werden.

2. Metafilm oder Film im Film? - Begriffsklärung

Bevor nun im Folgenden auf François Truffauts La nuit américaine eingegangen wird, ist es zunächst erforderlich, reflexiven Film zu kategorisieren und die zutreffenden Begriffe zu bestimmen.

Matthias Kraus fragt im Zusammenhang mit Selbstreflexivität zurecht, ob der Begriff meine , „daß ein auteur seine ästhetischen Mittel transparent macht, ein fiktionales Selbst seine Hervorbringung reflektiert oder nur, daß Film ‚irgendwie‘ über sich selbst spricht?[4] In dieser Frage steckt zugleich die Problematik der Unterscheidungen in der Art der Selbstreflexivität. Vor allem um die Trennlinien zwischen den unterschiedlichen Attributen der Auseinandersetzung mit dem Medium Film deutlicher zu machen, müssen daher neue Termini hinzugezogen werden.

In dem Aufsatz „Metafilm – Das reflexive Kino“ der Filmstelle Zürich wird explizit der Terminus Metafilm im Zusammenhang mit selbstreflexivem Kino benutzt.[5] Während der Begriff Film im Film lediglich die Darstellung des Filmemachens, der Filmindustrie, sowie deren Begleiterscheinungen meint, steht der Begriff Metafilm für einen „ mehrdimensionalen Ansatz... der sich bis zur Auseinandersetzung mit dem kreativen Schaffensprozess, dem filmischen Umsetzungsprozess, mit Fragen des Mediums selbst und Erfahrungen des Seherlebnisses erstreckt.“[6] Für William F. Van Wert beinhaltet das Wesen des Metafilms vor allem die Spannung, die zwischen der Beschreibung der Außenwelt des Films und der Reflexion über sich selbst als gegensätzliche Innenwelt, entsteht.[7] Vereinfacht gesagt sind unter dem Begriff Metafilm jene Filme zu verstehen, die über die Darstellung einer Filmproduktion als Handlungsort der zu erzählenden Geschichte hinausgehen und in ihrer Aussage über sich selbst, bzw. ihr Medium oder die Geschichte dieses Mediums reflektieren. Insofern kann ein Metafilm Film im Film sein, jedoch muss nicht zwangsläufig jeder Film, der vor dem Hintergrund des Filmemachens erzählt wird ein Metafilm sein. Film im Film dient daher als Oberbezeichnung für Filme, die im Milieu des Filmemachens spielen, während Metafilm eine tiefergehende Reflexion voraussetzt.

2.1. Genrebildung und das selbstreflexive Kino

Nach der Unterscheidung der unterschiedlichen Reflexivität innerhalb der filmischen Selbstreflexionen ist nun nach einer möglichen Systematisierung zu suchen und der Frage nach einer eigenen Gattung nachzugehen.

Für Decker trägt die Methode des ‚Films im Film‘ in Hollywood fast schon die Züge eines eigenständigen Genres. Dabei werden Topoi aufgegriffen, die zwar „ zum Fundus der kulturellen Selbstverständigung in Amerika gehören, den eigenen Modus der Informationsvermittlung jedoch eher selten einschließen.[8] Darüber hinaus gehen Filme, die den Mythos Hollywood reflektieren. Um zur Frage nach der Genrebildung zurückzukommen, ist notwendig festzustellen, welche Werte zur Klassifikation herangezogen werden. Nach Rick Altman lässt sich ein Genre daran festmachen, dass „ alle Filme eines Genres... bestimmte semantische Komponenten [teilen]“.[9] Knut Hickethier definiert Genres als „ narrative Grundmuster... auf die sich die einzelnen in den Filmen und Fernsehsendungen konkretisierten Geschichten beziehen lassen.“[10] Überprüft man nun US-amerikanische und französische Beispiele im Hinblick auf deren gemeinsame Grundmuster und semantische Bestandteile, so lässt sich eine mehr oder minder intensive Auseinandersetzung mit den Mythen und Verfahren des Films feststellen, die durch den gemeinsamen Nenner Film im Film verbunden sind. Ob sich diese Filme nun auf der Metaebene oder ausschließlich auf der inhaltlichen Ebene mit dem Medium auseinandersetzen, ist für die Genrebildung nicht von entscheidender Bedeutung. Daher ist es legitim, solche Werke, die sich mit dem Medium Film befassen, als das eigenständige Genre des selbstreflexiven Films zusammenzufassen. Demnach bilden sämtliche Filme, deren narratives Grundmuster sich in erster Linie mit dem Thema Film im Film befassen, das Genre selbstreflexiver Film. Innerhalb dieser Einteilung lassen sich nun die bereits erwähnten Klassifizierungen in Metafilm oder Film im Film machen.

Um nun im Folgenden die Selbstreflexion und die Intermedialität des Films am Beispiel von François Truffauts La nuit américaine aufzuzeigen, soll nun an dieser Stelle ein kurzer Diskurs über die Entwicklung des Genres Film im Film erfolgen.[11]

Sowohl in Hollywood als auch im französischen Film gibt es eine Tradition, sich mit dem Medium Film selbstreflexiv im Kino auseinander zusetzen. Wie Christoph Decker am Beispiel von Robert Altmanns The Player (1992) verdeutlicht, ist die Selbstreflexion Hollywoods immer wieder mit dem eigenen Status als Traumfabrik verknüpft.[12] Ob bei Preston Sturges (Sullivan’s Travels, 1941) Billy Wilder (Sunset Boulevard, 1950) oder Elia Kazan (The Last Tycoon, 1976) ist diesen Selbstthematisierungen, laut Decker, die Konfrontierung der idealisierten Vorstellungen mit ihrer Kehrseite gemeinsam. Dies zeige sich dann in „ dem Bröckeln hinter der Fassade der Stars und des Erfolgs, der Macht des Geldes oder der Übermacht einer großen bürokratischen Organisation, die Kreativität verhindert.[13] Decker hat für The Player herausgefunden, dass eine erste Ebene aus Aspekten des Handwerks, also aus Arbeitsprozessen des Filmemachens und Problemen im technischen Ablauf, besteht. Eine „ zweite abstrakte Ebene umfaßt Fragen des Geschichtenerzählens... was das Verhältnis zwischen Fiktion und Leben, Kulisse und Realität ausmacht “.[14] Neben dem US-amerikanischen selbstreflexiven Film, hat sich auch im französischen Kino eine solche Tradition der Auseinandersetzung mit dem Thema Film entwickelt. Einer der ersten französischen Filme, die sich mit dem Kino beschäftigen, ist Paris Cinéma (1927/28) von Pierre Chenal und Jean Mitry.[15] Vor allem der Mitstreiter Truffauts aus den Tagen der Nouvelle Vaque, Jean-Luc Godard, thematisierte immer wieder den Film und das Geschäft mit dem Film in seinen Werken. Mit Le mepris (Die Verachtung, 1963) gelang dem Regisseur ein „ zitaten- und anspielungsreicher Film... [der] von der Entfremdung der Personen untereinander und von der der Filmemacher innerhalb kapitalistischer Produktionsmethoden“ handelt.[16] In diesem Film kommt auch jene Verbundenheit zu den großen Hollywoodregisseuren zu Tage, die in Truffauts La nuit américaine, dem „ vorläufigen Höhepunkt[17] in der französischen Tradition der Filme über das Filmemachen, zu entdecken ist.

[...]


[1] Quelle ist die deutsche Fernsehfassung. Im Folgenden werden Zitate aus dem Film durch den Zeitpunkt der deutschen Synchronisation gekennzeichnet, wobei 00:00:00 der Beginn des Vorspanns ist.

[2] Hans T. Siepe hat darauf hingewiesen, dass vor allem der italienische Titel Effetto notte diesen Hinweis stärker im Namen beinhaltet als der französische (La nuit américaine) oder der deutsche (Die amerikanische Nacht) Titel. Vgl. Hans T. Siepe: Spiegelspiele oder Im Reich der Filme. La Nuit américaine (1973) von François Truffaut. In: Jochen Mecke; Volker Roloff (Hrsg.): Kino- / (Ro)Mania. Intermedialität zwischen Film und Literatur. Tübingen 1999, S. 277-291, hier S. 277. Im Folgenden: Siepe (1999).

[3] Robert Fischer (Hrsg.): Monsieur Truffaut, wie haben Sie das gemacht? François Truffaut im Gespräch mit José-Maria Berzosa, Jean Collet und Jérôme Prieur. Köln 1991, S. 165. Im Folgenden: Fischer (1991).

[4] Matthias Kraus im Vorwort zu: „Filmische Selbst-Reflexionen.“ <Themenheft.> AUGEN-BLICK. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft. H. 31 (Oktober 2000), S. 6.

[5] Vgl. „Metafilm – Das reflexive Kino“. In: Filmstelle VSETH (Hg.): Bernardo Bertolucci / Woody Allen / Metafilm. Zürich 1985, S. 139-273.

[6] Ebd., hier S. 143.

[7] Vgl. William F. Van Wert: „Meta-Film and Point of View: Alain Resnais‘ Providence“. In: Sight and Sound, Vol. 48, No. 3, Summer 1979, S. 179-181.

[8] Christof Decker: Hollywoods Spiel mit dem Zuschauer. Zur Reflexivität in Robert Altmanns The Player (1992). In: „Filmische Selbst-Reflexionen.“ <Themenheft.> AUGEN-BLICK. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft. H. 31 (Oktober 2000), S. 55-69, hier S. 56.

[9] Rick Altman: Film und Genre. In: Geoffrey Nowell-Smith: Geschichte des internationalen Films. Stuttgart, Weimar 1998, S.253-259, hier S.258.

[10] Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart, Weimar 1996.

[11] Da eine Festlegung dieser Filme in das Genre Metafilm nicht eindeutig festzustellen ist, soll zur Vereinfachung in diesem Zusammenhang von dem Genre Film im Film gesprochen werden.

[12] Vgl. Christof Decker: Hollywoods Spiel mit dem Zuschauer. Zur Reflexivität in Robert Altmanns The Player (1992). In: „Filmische Selbst-Reflexionen.“ <Themenheft.> AUGEN-BLICK. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft. H. 31 (Oktober 2000), S. 55-69.

[13] Ebd., hier S. 56.

[14] Ebd., hier S. 59.

[15] Vgl. Horst Schäfer: Film im Film. Selbstporträts der Traumfabrik. Frankfurt a. M.1985, S. 46. Im Folgenden: Schäfer (1985).

[16] Ebd.

[17] Ebd.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Guatemala nach den Wahlen 1999
Université
University of Marburg  (Institut für Politikwissenschaft)
Cours
Seminar: Militär, autoritärer Staat und Zivilgesellschaft - zur aktuellen Situation in Guatemala
Note
sehr gut
Auteur
Année
2003
Pages
13
N° de catalogue
V17760
ISBN (ebook)
9783638222525
Taille d'un fichier
361 KB
Langue
allemand
Mots clés
Guatemala, Wahlen, Seminar, Militär, Staat, Zivilgesellschaft, Situation, Guatemala
Citation du texte
Jochen Fischer (Auteur), 2003, Guatemala nach den Wahlen 1999, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17760

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