Zwei Dinge sind uns Menschen ganz gewiss: Wir werden geboren, um zu leben und werden eines Tages aus diesem Leben durch den Tod wieder herausschreiten. Über das Leben haben wir Menschen im Laufe der Jahrtausende viel gelernt. Wir haben Regeln und Gesetze aufgestellt, haben einen Sinn im Leben gefunden und zahlreiche Ratschläge und Anleitungen entwickelt, wodurch das Leben schöner und womöglich auch länger werden kann.
Über das sogenannte ‚Leben nach dem Tod‘ wissen wir jedoch auch nach unserer langen Zeit des Menschendaseins nur kaum etwas. Das Sterben ist ein Vorgang, der sich erklären lässt, aber das Jenseits bleibt ein Rätsel bis in alle Ewigkeit. Über den Tod wird viel philosophiert, denn je nach Glaubensrichtung bedeutet er etwas anderes. Für manche ist der Tod „[…]kein Abschnitt des Daseins, sondern nur ein Zwischenereignis, ein Übergang aus einer Form des endlichen Wesens in eine andere“ , für andere ist er schlichtweg „[…]der Verlust der Wahrnehmung[…].“ Ganz gleich, ob die Menschen an das Jenseits, die Wiedergeburt oder das Ende glauben, der Tod bedeutet immer das (kurzzeitige oder dauerhafte) Verschwinden aus der Welt der Lebenden und somit das Erlöschen jeglicher Wahrnehmung. Die Sinnesorgane beenden ihren Dienst mit dem Stillstand des Herzens und können nicht mehr sehen, hören, riechen oder fühlen. Mit dem Tod einer Person endet die Möglichkeit zu sehen, aber ebenso auch die Chance gesehen zu werden.
Die US-amerikanische Schriftstellerin Alice Sebold beschreibt in ihrem Roman ‚In meinem Himmel‘ jedoch eine ganz andere Sichtweise auf den Tod. Für sie ist der Tod nicht das Ende der Wahrnehmung, sondern vielmehr die Intensivierung des Sehens und Hörens aus Sicht der Verstorbenen. Hierzu lässt ein Pavillon eine Brücke zwischen der Erde und dem Himmel der verstorbenen Protagonistin entstehen, welches als Fenster sowie als Tür dient. Wieso ein Pavillon dies alles möglich macht, welche tiefere Signifikanz es innehat, wie das Sehen und Gesehenwerden letztlich im Roman funktioniert und welche Rolle der Wechsel der Positionen des Beobachters sowie des Gesehenen spielt, wird in der nun folgenden Hausarbeit herausgestellt. Doch zunächst, bevor am Text gearbeitet werden kann, wird der Roman vorgestellt und anschließend darauf eingegangen, welcher historische Hintergrund im Kontext zu den Geschehnissen im Buch steht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Alice Sebolds, In meinem Himmel
- 2.1 Kurze Inhaltszusammenfassung
- 2.2 Die Erzählsituation im Roman
- 2.3 Der historische Hintergrund im Bezug zum Roman
- 3. Der Pavillon als Fenster zwischen den Welten
- 3.1 Die Bedeutung des Pavillons in Susies eigenem Himmel
- 3.2 Der Wechsel der Positionen der Beobachter und der Gesehenen
- 4. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Alice Sebolds Roman „In meinem Himmel“ mit Fokus auf die Darstellung von Tod und Jenseits, insbesondere die Rolle des Pavillons als Übergangsort und die Bedeutung des Sehens und Gesehenwerdens. Die Arbeit untersucht, wie die Erzählperspektive die Wahrnehmung des Todes beeinflusst und wie der historische Kontext das Verständnis der Ereignisse im Roman prägt.
- Die Darstellung des Todes und des Jenseits in „In meinem Himmel“
- Der Pavillon als symbolischer Raum und seine Funktion im Roman
- Die Perspektive der Ich-Erzählerin und ihre Auswirkungen auf die Erzählung
- Der Einfluss des historischen Kontextes (1970er Jahre) auf die Handlung
- Das Motiv des Sehens und Gesehenwerdens als zentrales Element der Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Lebens und Sterbens ein und stellt die zentrale Frage nach dem „Leben nach dem Tod“. Sie kontrastiert die Unwissenheit über das Jenseits mit dem Wissen über das irdische Leben und führt den Roman „In meinem Himmel“ von Alice Sebold als Beispiel einer alternativen Perspektive auf den Tod ein. Der Fokus liegt auf dem Pavillon als zentralem Element und der Untersuchung des Sehens und Gesehenwerdens im Roman.
2. Alice Sebolds, In meinem Himmel: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in Alice Sebolds Roman. Die kurze Inhaltszusammenfassung skizziert Susies Ermordung und ihr Dasein in einer Zwischenwelt. Die Analyse der Erzählsituation beleuchtet Susies Rolle als Ich-Erzählerin mit auktorialem Wissen, ihre nicht-chronologische Erzählweise und den Einblick in die Gedanken und Handlungen der Lebenden. Der historische Kontext von 1973 wird ebenfalls erörtert, wobei die Seltenheit von Kindesentführungen und -morden in dieser Zeit und die daraus resultierenden Reaktionen der Polizei und der Gemeinde hervorgehoben werden.
3. Der Pavillon als Fenster zwischen den Welten: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die symbolische Bedeutung des Pavillons als Übergangsort zwischen der Welt der Lebenden und Susies Himmel. Es analysiert, wie der Pavillon Susies Möglichkeiten beeinflusst, die Welt der Lebenden zu beobachten und zu beeinflussen, und wie sich die Positionen von Beobachtern und Beobachteten ständig verschieben. Die Kapitel analysieren die Symbolik des Pavillons und seine Bedeutung für Susies Erlösung.
Schlüsselwörter
In meinem Himmel, Alice Sebold, Tod, Jenseits, Pavillon, Sehen, Gesehenwerden, Erzählperspektive, Historischer Kontext, 1970er Jahre, Kindesmord, Zwischenwelt, Erinnerung.
Häufig gestellte Fragen zu "In meinem Himmel" von Alice Sebold
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert Alice Sebolds Roman „In meinem Himmel“, wobei der Fokus auf der Darstellung von Tod und Jenseits liegt. Besonders untersucht wird die Rolle des Pavillons als Übergangsort und die Bedeutung des Sehens und Gesehenwerdens. Die Arbeit untersucht auch, wie die Erzählperspektive die Wahrnehmung des Todes beeinflusst und wie der historische Kontext das Verständnis der Ereignisse im Roman prägt.
Welche Themen werden im Roman behandelt?
Der Roman thematisiert den Tod eines Kindes, das Leben nach dem Tod, die Trauer der Hinterbliebenen, die Rolle der Erinnerung, und die komplexe Beziehung zwischen den Lebenden und den Verstorbenen. Zentral ist die symbolische Bedeutung des Pavillons als Ort des Übergangs und der Beobachtung.
Welche Rolle spielt der Pavillon im Roman?
Der Pavillon dient als symbolischer Raum, der die Welt der Lebenden und die Zwischenwelt der Erzählerin verbindet. Er ermöglicht Susie, die Ereignisse im Leben ihrer Familie zu beobachten und in gewissem Maße zu beeinflussen. Seine Bedeutung liegt im ständigen Wechsel der Positionen zwischen Beobachter und Beobachtetem.
Wie ist die Erzählsituation gestaltet?
Der Roman wird aus der Perspektive von Susie, dem verstorbenen Kind, erzählt. Sie fungiert als Ich-Erzählerin mit auktorialem Wissen, das heißt, sie hat Einblick in die Gedanken und Handlungen der Lebenden. Ihre Erzählweise ist nicht chronologisch, was die Verarbeitung des Traumas widerspiegelt.
Welche Bedeutung hat der historische Kontext (1970er Jahre)?
Der historische Kontext von 1973 beeinflusst das Verständnis der Ereignisse, da Kindesentführungen und -morde in dieser Zeit seltener waren. Die Reaktionen der Polizei und der Gemeinde auf Susies Tod werden durch diesen Kontext geprägt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Roman und die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: In meinem Himmel, Alice Sebold, Tod, Jenseits, Pavillon, Sehen, Gesehenwerden, Erzählperspektive, Historischer Kontext, 1970er Jahre, Kindesmord, Zwischenwelt, Erinnerung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Analyse von Alice Sebolds „In meinem Himmel“ (inklusive Inhaltszusammenfassung, Erzählsituation und historischem Kontext), ein Kapitel zum Pavillon als Übergangsort und ein Schlusswort.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Tod und Jenseits in „In meinem Himmel“, untersucht die symbolische Bedeutung des Pavillons und die Perspektive der Ich-Erzählerin. Der Einfluss des historischen Kontextes auf die Handlung und das Motiv des Sehens und Gesehenwerdens werden ebenfalls analysiert.
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- Susanne Hahn (Author), 2011, Der Pavillon als Fenster zwischen den Welten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177701