einer im Hausflur, vorm Laden mit ihr ins Gespräch kommen wollte. Ob sie mit
ihrem Lose, mit ihrer Arbeit zufrieden sei, fragte und wusste niemand; sie fegte
wortkarg die Stuben, saß an der Nähmaschine, vertrieb ihre freie Zeit mit einem
Buch oder ging ein, zwei Stunden ganz allein durch entferntere Straßen
spazieren."(S. 14)
Diese erzählerische Rückblende auf die Jugend der Hauptfigur im zweiten
Kapitel des ersten Teils der Erzählung etabliert nach vorangegangenen
Hinweisen im ersten Kapitel ein in der Handlung wiederkehrendes Motiv: Das
Schweigen, die Sprachlosigkeit, als Ausdruck des in sich verschlossenen
Charakters der Hauptfigur. Im Beziehungsgeflecht der Figur Marthas zu
Ehemann, Kind, Geliebten und anderen Menschen, erscheint immer wieder ihre
Unfähigkeit, sich aus ihrem Inneren und ihrem subjektivistischen Blickpunkt zu
lösen. Dies kristallisiert sich als Ursache ihres Scheiterns in ihrer Existenz
heraus, wie ich im Verlauf dieser Analyse versuche, aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Vereinzelung und Sprachlosigkeit als grundlegendes Moment in Gertrud Kolmars Roman „Die jüdische Mutter“
- Einleitung
- Die Sprachlosigkeit der Hauptfigur
- Die Außenperspektive auf Martha
- Martha und ihre Tochter
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat analysiert Gertrud Kolmars Roman „Die jüdische Mutter“ (1939/1931) und fokussiert auf die zentrale Rolle von Vereinzelung und Sprachlosigkeit in der Charakterisierung der Hauptfigur Martha. Das Referat untersucht die Ursachen und Folgen von Marthas Schweigen sowie dessen Auswirkungen auf ihre Beziehungen zu anderen und ihre Wahrnehmung der Welt.
- Sprachlosigkeit als Ausdruck von innerer Verschlossenheit
- Die Ambivalenz von Marthas Charakter: Poetische Sensibilität vs. Gefühlskälte
- Die Rolle der Außenperspektive in der Gestaltung von Marthas Charakter
- Die Auswirkungen von Marthas Verhalten auf ihre Beziehungen
- Die Bedeutung des Judentums im Kontext von Marthas Fremdheit
Zusammenfassung der Kapitel
Das Referat konzentriert sich auf die ersten Kapitel des Romans, ohne die Ereignisse des Schlussabschnitts zu erwähnen. Im ersten Kapitel wird die Sprachlosigkeit der Hauptfigur Martha als zentrales Motiv etabliert. Sie ist in sich verschlossen und äußert sich nur selten, was zu Missverständnissen und Konflikten in ihren Beziehungen führt.
Das zweite Kapitel beleuchtet Marthas Kindheit und die möglichen Ursachen für ihre Verschlossenheit. Es werden jedoch keine definitiven Erklärungen geliefert, so dass der Leser nur spekulieren kann. Es wird betont, dass Marthas Sprachlosigkeit eher eine äußere Erscheinung ist, da sie innere Monologe und erlebte Rede verwendet, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken.
Das dritte Kapitel zeigt, wie Marthas Schweigen von anderen als Zeichen von Gefühlskälte und Härte interpretiert wird. Es wird deutlich, dass ihre Fremdheit und Andersartigkeit, die mit ihrer jüdischen Herkunft verbunden ist, zu dieser Wahrnehmung beiträgt. Ihre Sprachlosigkeit wird in kritische Distanz zur Hauptfigur gesetzt und als Ausdruck ihrer Unfähigkeit, sich zu öffnen und mit anderen zu kommunizieren, dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Referats sind: Gertrud Kolmar, „Die jüdische Mutter“, Vereinzelung, Sprachlosigkeit, Schweigen, Fremdheit, Judentum, Charakterisierung, Außenperspektive, Innenperspektive, poetische Sensibilität, Beziehung, Konflikt, Missverständnis.
- Citar trabajo
- Sigrid Eckold (Autor), 1994, Vereinzelung und Sprachlosigkeit als grundlegendes Moment in Gertrud Kolmars Roman „Die jüdische Mutter“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177747