Medienkompetenz und Mediennutzung älterer Menschen

Möglichkeiten medienpädagogischer Förderung


Hausarbeit, 2011

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffliche Grundlagen
2.1 Ältere Menschen
2.2 Medienkompetenz

3 Die Lebenssituation älterer Menschen
3.1 Soziale Lage
3.2 Mediennutzung
3.3 Zugangbarrieren und Hemmschwellen

4 Medienkompetenzentwicklung
4.1 Lernvoraussetzungen älterer Menschen
4.2 Lerntheoretische Bezüge
4.3 Konzept des Lebenslangen Lernens

5 Möglichkeiten medienpädagogischer Förderung
5.1 Ansätze zur Bildungsarbeit mit älteren Menschen
5.2 Angebote zur Förderung der Medienkompetenz

6 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Verweis auf Internetseiten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abb. 1: Bevölkerung nach Altersgruppen

Abb. 2: Lernhemmnisse und Lernschranken: Lerngründe

Tab. 1: Relative Einkommenssituation nach Altersgruppen

Tab. 2: Vorteile neuer Technologien für Ältere

1 Einleitung

Die heutige Wissens- und Informationsgesellschaft ist in hohem Maße medienvermittelt. Medien beeinflussen nicht nur unser Denken, unsere Einstellungen und Werte, sondern auch unseren Alltag und Lebensstil in vielfältiger Weise. Wir nutzen selbstverständlich Tageszeitungen, Bücher, Radio und Fernsehen, Video, Mobiltelefone oder das Internet. Das Fernsehen stellt in diesem Zusammenhang ein fast schontraditionelles Medium dar, wohingegen Mobiltelefone und das Internet als „neue“ Medien bezeichnet werden (Bachmair 2010, S. 5). Der technische Fortschritt vollzieht sich mit rasanter Geschwindigkeit, die Auswirkungen auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen sind unterschiedlich. Während Kinder und Jugendliche heute mit den neuen Medien aufwachsen und - letztlich auch aufgrund der Gefahren, die die Nutzung der neuen Medien mit sich bringen kann - im Fokus medienpädagogischer Förderung stehen, geraten ältere Menschen zunehmend in Gefahr von der gesellschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen zu werden. Im Fokus der Anbieter stehen sie meist nur dort wo sie als zahlungskräftige Klientel gesehen werden. Aufgrund eigener Vorbehalte, Ängste, Lernwiderstände oder anders gelagerter Bedürfnisse findet ein teilweiser Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben statt. Laut Branchenverband Bitkom steht die Nutzung neuer Medien durch ältereMenschen trotz der demografischen Entwicklung in Deutschland noch immer in einem Missverhältnis zur Bevölkerungsstruktur. 20 % der Deutschen sind heute 65 Jahre oder älter, aber nur 11 % der Internet-Nutzer sind Senioren. Der „digitale Graben“ zwischen den Generationenbesteht fort (Bitkom 2010a, S. 1).

Ausgehend von der Beschreibung der Lebenssituation und dem Mediennutzungsverhalten älterer Menschen, will diese Arbeit – unter Bezugnahme auf Lernvoraussetzungen, die lerntheoretischen Bezüge und das Konzept des Lebenslangen Lernens - Ansätze zur Förderung der Medienkompetenz älterer Menschen aufzeigen. Abschließend werden exemplarisch bereits bestehende Angebote zur Förderung der Medienkompetenz beschrieben.

2 Begriffliche Grundlagen

2.1 Ältere Menschen

Eine klare Definition ab wann von „älteren Menschen“ gesprochen werden kann ist in der Literatur kaum zu finden. Es werden verschiedene Abgrenzungskriterien diskutiert, die sich teils auf biophysische Veränderungen, teils auf Übergänge undLebensereignisse im Erwachsenenalter beziehen (Faltermaier et al. 1992, S. 163ff.).

Die marketingorientierte Wirtschaft spricht von der Gruppe „50plus“. Diese verfügt über erhebliches finanzielles Potenzial und tritt so in den Fokus des Interesses (Meyer-Hentschel & Meyer-Hentschel 2004, S. 10). Die Berliner Altersstudie konzentriert sich bei ihrer Betrachtung auf die Gruppe 70-100+ (Lindenberger et al. 2010, S. 29) und untergliedert dabei in sechs Gruppen.Meyer-Hentschel und Meyer-Hentschel (2004, S. 9) bezeichnen den Eintritt in den Ruhestand als Einschnitt im Leben,der sich auch in verändertem Verhalten zeigt. Mit dem Eintritt ins Rentenalter können Potenziale freigesetzt werden -Raum für neue Interessen entsteht.

Vorliegende Arbeit folgt diesem Ansatz undlegt den Schwerpunkt auf die Gruppe der älteren Menschen ab dem Eintritt ins Rentenalter.

Das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Deutschland lag im Jahr 2004 bei 63 Jahren (Radl 2007, S. 516). Der Anteil der 65- bis 80-Jährigen wird sich bis 2060 um 14% erhöht haben (Stat. Bundesamt 2009, S.16).

Bevölkerung nach Altersgruppen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Bevölkerung nach Altersgruppen (Quelle: Stat. Bundesamt 2009, S. 16)

Die Ursachen des demografischen Wandels d.h. hier des steigenden Anteils älterer Menschen liegen im Geburtenrückgang, der gestiegenen Lebenserwartung und der Differenz zwischen Zu- und Abwanderung (Stat.Bundesamt 2009, S. 5).

2.2 Medienkompetenz

Zur Definition des Begriffs Medienkompetenz soll zunächst der Kompetenzbegriff selbst erläutert werden. Maßgeblichen Einfluss auf den Kompetenzbegriff hatte Noam Chomsky, der als Sprachwissenschaftler den Begriff Ende der 1960er-Jahre prägte. In Bezug auf Sprache unterscheidet er zwischen Kompetenz und Performanz. Wobei Kompetenz eher die genetisch bedingten Fähigkeiten meint und Performanz die Fähigkeit diese Kompetenzen auch anzuwenden. Kompetenz selbst ist nicht erfassbar und wird nur über die Performanzebene deutlich (Süss et al. 2010, S. 106). Erpenbeck und Heyse(2007, S. 159) definieren Kompetenz als „Selbstorganisationsdisposition des Individuums“. Nach Gnahs (2010, S. 19ff.) zeigt sich Kompetenz immer dann, wenn das Individuum beim „Zusammentreffen situativer Erfordernisse“ aufgrund des ihm zur Verfügung stehenden Potenzials an Wissen und Fertigkeiten fähig ist angemessen zu handeln. Zudem fließen in dieses Handeln die Werte, die Motivationen, die Dispositionen des Individuums sowie seine physischen und genetischen Grundlagen ein.Unter Wissen versteht er die „Kenntnisse von Fakten und Regeln, die dem Individuum abrufbar zur Verfügung stehen“. Fertigkeiten beziehen sich auf die „sensumotorischen Aspekte des individuellen Leistungsvermögens“. Bei Werten handelt es sich um „Haltungen und Einstellungen, die Personen gegenüber Dingen, Personen oder Personengruppen sowie gegenüber Ideen und Verhaltensweisen entwickeln bzw. entwickelt haben“. Motivationen bezeichnet er als „emotionale Antriebskräfte und Interessen, die das individuelle Handeln anregen, auslösen und in seiner Intensität bestimmen“. Die Komponente Dispositionen „zielt auf Persönlichkeitseigenschaften, die vergleichsweise stabil im Lebenslauf sind“.Gnahs (2010, S. 26) unterteilt Kompetenzen zudem nach Arten z.B. in Fach-, Sozial-, Methoden- und personale Kompetenzen.

Bezogen auf die neuen Medien stellt sich der Erwerb einer Medienkompetenz als zu vermittelnde Lernaufgabe dar. Der Nutzer soll befähigt werden „die neuen Möglichkeiten der Informationsverarbeitung souverän handhaben zu können“. Ziel ist es, sich in der „computerisierten Medienwelt“ zurechtzufinden (Baacke 1997, S. 98). Baacke sieht für die Medienpädagogik vier Aufgabenfelder der Medienkompetenz: die Fähigkeit zur Medienkritik, die Medienkunde, die Mediennutzung und schließlich die Mediengestaltung. Er beschreibt Medienkritik als die Fähigkeit „problematische gesellschaftliche Prozesse“ (Baacke 1997, S. 98) analytisch zu erfassen, dieses analytische Wissen reflexiv auf sich selbst anzuwenden. Hinzu kommt die ethische Dimension, die analytisches Denken und Reflexion sozialverantwortlich handhabt. Nach Baacke umfasst Medienkunde das Wissen über heutige Medien und Mediensysteme. Er differenziert in zwei Dimensionen, die informative (klassische Wissensbestände) und die instrumentell-qualifikatorische (Fähigkeit zur Bedienung neuer Geräte). Der Medienkritik und Medienkunde schreibt er die Funktion der Vermittlung zu, wohingegen er Mediennutzung und Mediengestaltung als zielorientiert definiert. Medienhandeln istals Mediennutzung zu bezeichnen und beinhaltet zum einen rezeptiv anwendende Nutzungskompetenz zum anderen interaktiv anbietende Kompetenz. Den Bereich der Mediengestaltung bezeichnet Baacke einerseits als innovativ im Sinn von Veränderungen und Weiterentwicklungen von Systemen, andererseits als kreativ in Bezug auf das Erarbeiten neuer Medienprodukte (Baacke 1997, S. 98f.).

Süss et al. (2010, S. 105) verweisen im Zusammenhang mit theoretischen Modellen zur Medienkompetenz auf eine idealisierte Überhöhung der Norm die kaum erreicht werden kann. Zudem bemängeln sie die teilweise fehlende Ausdifferenzierung auf spezifische Altersgruppen. Sie definieren Medienkompetenz weniger als statischen Zustand, sondern im Hinblick auf die „gesellschaftliche und mediale Entwicklung“ als eine „zentrale Aufgabe lebenslangen Lernens“ (Süss et al. 2010, S. 105) (s. Kapitel 4.3 Konzept des Lebenslangen Lernens).

3 Die Lebenssituation älterer Menschen

Der demografische Wandel und die damit steigenden Zahlen älterer Menschen in Deutschland bringen ein verstärktes Interesse an den Lebensbedingungen und der Lebensqualität dieser Bevölkerungsgruppe mit sich. Durch die gestiegene Lebenserwartung verlängert sich die Phase des Ruhestands. Seit 1970 hat sich die mittlere Lebenserwartung von 60-Jährigen in Westdeutschland um rund 5 auf 21 Jahre bei Männern und 24 Jahre bei den Frauen verlängert. Diese zusätzlichen Jahre sind auch gesellschaftspolitisch von wachsender Bedeutung (Stat. Bundesamt 2008, S. 193). Mit dieser verlängerten Lebensspanne sind einerseits positive Erwartungen verbunden, andrerseits sind die Vorstellungen über die Lebensphase Alter von negativen Vorstellungen hinsichtlich körperlicher Gesundheit, sozialer Vereinsamung, Abhängigkeit oder von ökonomischer Unsicherheit geprägt (Lindenberger et al. 2010, S. 7).Die individuellen Unterschiede innerhalb der Gruppe der Älteren sind erheblich, die Gruppe ist nicht homogen (Faltermaier et al. 1992, S. 168).

3.1 Soziale Lage

Entscheidende Faktoren der Lebenssituation älterer Menschen sind die Partnerschafts- und Haushaltskonstellation, die Singularisierung, die materiellen Verhältnisse, die Mobilität, der Bildungsstand und die Gesundheit. Von den 60-64-Jährigen leben rund 70% mit einem Partner zusammen, bei den 75-79-Jährigen sind es nur noch 50%. Bei den 60-64-Jährigen liegt der Anteil bei 23% und unterscheidet sich damit kaum von jüngeren Bevölkerungsgruppen (Stat. Bundesamt 2008, S. 194).

Laut Stat. Bundesamt (2008, S. 194) ergibt sich hinsichtlich der Einkommenssituation und des Lebensstandards eine im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eher positive Situation. Mit 118% liegt die Gruppe der 60-64-Jährigen Westdeutschen auf der günstigsten Position. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die relative Einkommensposition vor allem aufgrund der geringeren Versorgungsansprüche verwitweter Frauen.

Tab. 1: Relative Einkommenssituation nach Altersgruppen (Quelle: Stat. Bundesamt 2008, S. 194)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hinsichtlich der Mobilität ergibt sich ein ähnlich positives Bild. In den beiden Gruppen der 60-64-Jährigen und 65-69-Jährigen liegt die Verfügbarkeit über einen PKW sowohl in West- wie in Ostdeutschland mit rund 70% auf dem gleichen Niveau wie die Gruppe der 17-59-Jährigen (Stat. Bundesamt 2008, S. 195).

Die Betrachtung des Themas Bildung erfordert die Einbeziehung der früheren Bildungs- und Erwerbsbiografie da zwischen früheren Bildungserfahrungen und dem im Alter erreichten Bildungsniveau ein enger Zusammenhang besteht. Bildungsangebote werden überproportional von Personen mit höherer Schul- und Berufsausbildung wahrgenommen (BMFSFJ 2010, S. 8).

Auch die individuelle Gesundheit trägt entscheidend zur Lebensqualität im Alter bei. Einschränkungen führen zu Beeinträchtigungen des Aktivitätspotenzials und des subjektiven Wohlbefindens. Die beiden Altersgruppen von 60-64 und 65-69 Jahren beschreiben ihren gegenwärtigen Gesundheitszustand zu 29 % bzw. zu 25 % als sehr gut bis gut. In der Gruppe der 17-59-Jährigen sind es 57 %. Im Allgemeinen verschlechtert sich der Gesundheitszustand mit zunehmendem Alter (Stat. Bundesamt 2008, S. 196).

3.2 Mediennutzung

Laut Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. Bitkom (2010b, S. 2ff.) stellt sich die Mediennutzung älterer Menschen wie folgt dar: 98% der Seniorenhaushalte (ab 65 Jahre) verfügen über einen Fernseher und nutzen diesen auch. Mobiltelefone nutzen 85 % der Gesamtbevölkerung, bei den Seniorenhaushalten sind es nur 61 %. Zudem beschränkt sich die Nutzung weitgehend auf Basisfunktionen, während die Multimedia-Funktionen eines Mobiltelefons nur in geringem Maß zur Anwendung kommen. Einen Computer besitzen 54 % der ab 65-Jährigen. Im Alltag spielt er eine eher untergeordnete Rolle: nur jeder dritte Bürger ab 65 verwendet ihn regelmäßig. Hinsichtlich der Internetnutzung kommt die ARD/ZDF-Onlinestudie 2010 zu folgendem Ergebnis: In der Gruppe der 60-69-Jährigen liegt die Internetnutzung bei 43,6 %, bei den 70-Jährigen nur noch bei 13,9 %.Nach wie vor nutzen Männer das Internet häufiger als Frauen. Die Anteile an weiblichen und männlichen Internetnutzern nähern sich jedoch immer weiter an (van Eimeren&Frees 2010, S. 337).

Nach ihren Medienpräferenzen befragt, geben 70 % der Personen aus der Gruppe 65+ an, sie könnten sich kein Leben ohne Bücher vorstellen. Ähnlich hoch ist der Prozentsatz bei Rundfunk und Fernsehen. Bezüglich Internet und Mobiltelefon liegt der Prozentsatz lediglich bei 10 % bzw. 5 % (Bitkom 2010b, S. 9).

Aus medienpädagogischer bzw. bedürfnistheoretischer Sicht erscheint eine Betrachtung der Funktionen der Mediennutzung sinnvoll. Ältere Menschen verfügen mit dem Eintritt in den Ruhestand über ein Mehr an Zeit, das sinnvoll genutzt werden will. Der Alltag wird umstrukturiert und Freizeitbeschäftigungen nehmen mehr Raum ein (Stat. Bundesamt 2003, S. 8f.). Grajczyk et al. (2001, S. 189ff.) verweisen hierzu im Ergebnisbericht der SWR-Studie „50+“ auf Aspekte des Freizeitverhaltens älterer Menschen (Gruppe der 50-74-Jährigen). 81 % der Befragten nennen als wichtigsten Aspekt in der Freizeit die „Kontaktpflege mit Freunden und Bekannten“, gefolgt von 70 % „Spaß haben“ und knapp 50 % „interessante Menschen kennenlernen“. Nach den tatsächlichen sozialen Kontakten befragt, zeigtsichjedoch eine Abnahme sozialer Kontakte mitzunehmendem Alter.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Medienkompetenz und Mediennutzung älterer Menschen
Untertitel
Möglichkeiten medienpädagogischer Förderung
Hochschule
FernUniversität Hagen  (LG Bildungstheorie und Medienpädagogik)
Veranstaltung
Mediale Bildung und Medienkommunikation
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
21
Katalognummer
V177962
ISBN (eBook)
9783640999507
ISBN (Buch)
9783640999637
Dateigröße
644 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ältere, ältere Menschen, Medienkompetenz, Mediennutzung, Medienpädagogik, medienpädagogische Förderung
Arbeit zitieren
Ulrike Englmann (Autor:in), 2011, Medienkompetenz und Mediennutzung älterer Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177962

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