Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Qualitative Sozialforschung
2.1. Entwicklung der Forschungsfrage
2.2. Hypothesenbildung
3. Methodenwahl und Begründung
4. Datenerhebung
4.1. Feldzugang
4.2. Interviewdurchführung und Transkription
5. Datenauswertung, Textanalyse und Interpretation
6. Ergebnis und Fazit
7. Ausblick
8. Literatur
9. Anhang
1. Einleitung
Das Modul 2A des Studiengangs Bildungswissenschaft an der Fernuni- versität in Hagen beinhaltet das Thema "Methoden der empirischen Bil- dungsforschung". Hierzu wird als Prüfungsleistung im Rahmen einer Hausarbeit ein kleines Forschungsprojekt durchgeführt, welches der Ein- übung empirischer Methoden dient und so der Forderung der Fachver- bände gerecht wird, eine an der Forschungspraxis orientierte Methoden- ausbildung zu erhalten (http://babw.fernuni-hagen.de/studieninhalte/modul -2a).
Da ich mein Studium parallel zur Familienphase begonnen habe, haben mir die bisherigen Module und die Auseinandersetzung mit gesellschafts- kritischen Themen bezüglich der Bildung einen viel objektiveren Blick ge- geben auf verschiedene Beobachtungen im Kindergarten und in der Schu- le meiner Kinder. Man betrachtet viele Dinge aufgefächerter und aus ei- nem anderen Blickwinkel, der erst durch theoretisches Basiswissen rund um den Bildungsgedanken neue Facetten aufweist. Vor allem ist mir die Chancenungleichheit aufgefallen in Bezug auf hochbegabte Kinder und die fehlende Förderung durch Unwissenheit der Lehrkräfte und fehlende Aus- und Weiterbildung zur Thematik "Hochbegabung1 " (vgl. DGhK, Deut- sche Gesellschaft für das hochbegabte Kind, 01.05.2011, http://www.dghk.de/index.html).
Dieses Themengebiet interessiert mich im Rahmen einer Forschungsar- beit sehr und so werde ich mich in dieser Hausarbeit mit einem kleinen Teilbereich der Hochbegabtenförderung beschäftigen, der auf die Chan- cengleichheit abzielt. Ich werde den qualitativen Forschungsansatz erläu- tern und dann auf die Forschungsfrage, die Hypothesen und meine Me- thodenwahl sowie Durchführung eingehen. Anschließend werde ich die Datenerhebung beschreiben und die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit präsentieren sowie ein Fazit mit Ausblick daraus ziehen.
2. Qualitative Sozialforschung
Die Geschichte der qualitativen Forschung hat sowohl in der Psychologie als auch in den Sozialwissenschaften eine lange Tradition. Um 1900 - 1920 begann Wilhelm Wundt beschreibende Methoden zu verwenden und etwa zeitgleich kam es auch in der deutschen Soziologie zu einer Erweiterung der empirisch-statistischen Vorgehensweise durch induktive2 Forschungskonzepte (vgl. Flick, 1999, S. 16). Aber erst ab Mitte der 80er Jahre konnte die qualitative Sozialforschung trotz massiver Vorbehalte als etabliert angesehen werden (vgl. Lamnek, 2005, S. 28).
Durch den schnellen sozialen Wandel ist eine breite Auffächerung von Phänomenen, Kontexten und Perspektiven gegeben, welchen mit den alt- bekannten, quantitativen, deduktiven3 Methoden, Ableitungen von theore- tischen Modellen und der empirischen4 Überprüfung nicht beizukommen ist. Die Methoden des qualitativen Forschungsbereiches sind, im Gegen- satz zu den quantitativen Methoden, nicht allgemeingültig und nicht gene- ralistisch, sondern sie sind objektspezifisch (vgl. Lamnek, 1988, S. V). So muss statt deduktiven Konzepten nun auf ein induktives Vorgehen umge- stiegen werden, welches von theoretischem Vorwissen unterstützt wird (vgl. Flick, 1999, S. 10). Das erworbene Vorwissen dient dann als Basis der Forschungsrichtung und als vage Wegweisung.
Laut Flick (1999, S. 9) bietet die qualitative Sozialforschung ein weites Feld an Methoden und jede von ihnen legt ein spezifisches Verständnis ihres Gegenstandes zugrunde. Sie werden in den Forschungsprozess eingebettet und sind am sinnvollsten unter einer prozessbezogenen Per- spektive zu verstehen und zu vergleichen. Es geht dabei um das Interesse an sozialen Prozessen, die unter dem Einfluss von Deutungs- und Hand- lungsmustern gesehen werden (vgl. Brüsemeier, 2011, S. 48).
Nach Lamnek (2005, S. 20 ff.) geht es in der qualitativen Forschung um sechs zentrale Prinzipien: Offenheit, Forschung als Kommunikation, Prozesscharakter von Forschung und Gegenstand, Reflexivität von Gegenstand und Analyse, Explikation und Flexibilität. Gerade das Prinzip der Offenheit ist ein wesentliches Merkmal für die qualitative For- schung. Der Forscher sollte trotz eigener theoretischer Annahmen und Strukturen offen sein für andere Beobachtungen, neue Erkenntnisse und die Entdeckung von ganz neuen Strukturen. Er sollte nicht zu fixiert sein auf die eigenen, konkret festgelegten Forschungspunkte (vgl. Flick, 1999, S. 58). Forschung als Kommunikation meint die Kommunikationsbezie- hung. Diese bildet den Rahmen für den Prozess einer Forschungsarbeit und ist für die Informationssuche, Datengewinnung und Forschungsme- thode unerlässlich (vgl. Lamnek, 1988). Der Prozesscharakter von For- schung und Gegenstand beschreibt die Prozesshaftigkeit. Es geht um den Kommunikationsprozess und gewährleistet die wissenschaftliche Er- fassung von Entstehungszusammenhängen sozialer Phänomene (vgl. Lamnek, 1988, S. 25). Die Reflexivität von Gegenstand und Analyse wird den menschlichen Verhaltensprodukten (z. B. Deutungen, Sprechak- te, Gesten etc.) unterstellt. Es bedeutet, dass jede Bedeutung kontextge- bunden und Zeichen ein Index eines umfassenderen Regelwerkes sind (vgl. Lamnek, 1988, S. 25). Wenn es nachsichtiger formuliert und ange- wendet werden sollte, dann kann man es auch kurzum als Gelegenheit des Reagierens auf neue, unerwartete Situationen formulieren nach dem Prinzip der Offenheit. Reflexivität setzt daher eine gewisse Art der Anglei- chungsfähigkeit an die neue Forschungssituation und die dafür nötigen Untersuchungsvoraussetzungen und Erhebungsinstrumente voraus. Die Explikation meint die Forderung an den Forscher, den Prozess der ein- zelnen Forschungsschritte offen zu legen und die Datenerhebung zu in- terpretieren. Es erhält die Plausibilität der Darstellungen des Forschers (vgl. Lamnek, 1988, S. 26). Die Flexibilität meint die mögliche Anpassung des Forschungsprozesses an die Gegebenheiten. Eine Umgestaltung von Methoden und Hypothesen an die aktuelle Situation des Forschungsge- schehens zum Beispiel ist in der qualitativen Forschung das Prinzip der Flexibilität und gewährleistet das Prinzip der Offenheit (vgl. Lamnek, 1988, S. 27).
2.1. Entwicklung der Forschungsfrage
Im Kindergarten meiner Kinder war zu beobachten, wie groß das Bil- dungs- und Förderungsprogramm für schwächer entwickelte Kinder konzi- piert war und wie klar die Entwicklungsbögen darauf ausgerichtet sind, Schwächen und Förderbedarf aufzudecken. Hat aber ein Kind über die Beobachtungsbögen und deren Erfassungsmöglichkeit hinaus Leistungen und Fähigkeiten offenbart oder aber Auswirkungen der Unterforderung gezeigt, so mündete dies in allgemeiner Unsicherheit, Ratlosigkeit und einem sich selbst überlassenen Elternpaar. Aus diesen Beobachtungen heraus habe ich mich entschieden einen Teilbereich der Thematik Hoch- begabung zu erforschen. Um den vorgegebenen Umfang dieser Hausar- beit nicht zu sprengen, wurde auch der Teilbereich nochmals stark einge- grenzt und reduziert. Meine Frage lautet: "Welche Strategie wird in der ersten Klasse der Grundschule genutzt, um ein mathematisch hoch- begabtes5 Kind zu fördern?"
2.2. Hypothesenbildung
In der qualitativen Forschung stellen Anfangshypothesen einen ersten Zugang in das Untersuchungsfeld dar. Es geht nicht darum für bestehende Theorien Daten zu ermitteln, sondern das Ziel ist es, neue theoretische Konzepte aus den gewonnenen Daten zu entwickeln. Das Prinzip der Offenheit in den Hypothesen bildet somit dann neue Theoriebausteine im Untersuchungsfeld (vgl. Brüsemeier, 2011, S. 32 f.). Nach diesem Prinzip habe ich wie folgt meine Hypothesen erstellt:
1. Die Strategie der Akzeleration6 wird dem mathematisch hochbe- gabten Kind in der ersten Klasse der Grundschule als Fördermaß- nahme angeboten.
2. Die Strategie des Enrichment7 wird dem mathematisch hochbe- gabten Kind in der ersten Klasse der Grundschule als Fördermaßnahme angeboten.
Diese beiden Strategien sind mir immer wieder, im Rahmen meiner Recherche, in Fachliteratur und auf Homepages von Fördervereinen zum Thema Begabtenförderung begegnet und daher möchte ich diese erforschen, wenn es um den Einzelfall eines mathematisch hochbegabten Kind in der ersten Klasse der Grundschule geht.
3. Methodenwahl und Begründung
Das PZI (Problemzentriertes Interview) ist eine von mehreren For- schungsmethoden der qualitativen Sozialforschung. Diese Methode fasst alle Formen der offenen, halbstrukturierten Befragung zusammen und ist zentriert auf eine bestimmte Problemstellung. Witzel (1982) nennt drei Prinzipien, wie das Vorgehen beim PZI gestaltet sein könnte. Es geht zum ersten um die Problemzentrierung, die in der Forschungsfrage als Prob- lemstellung formuliert wird. Dazu eignet sich der Interviewer vorab ein Vorwissen an, um dieses in der Erhebungsphase nutzen zu können und sich einen problemeingrenzenden Leitfaden zu konstruieren. Zum zweiten benennt er die Gegenstandsorientierung. Das ganze Verfahren der Befra- gung hat die Zielsetzung, auf den Forschungsgegenstand bezogen zu sein. Zum dritten spricht er die Prozessorientierung an. Dabei geht es "um die flexible Analyse des wissenschaftlichen Problemfeldes, eine schritt- weise Gewinnung und Prüfung von Daten, wobei Zusammenhang und Beschaffenheit der einzelnen Elemente sich erst langsam und in ständi- gem reflexiven Bezug auf die dabei verwandten Methoden herausschälen"
(Witzel, 1982, S. 72). Das PZI wird nach dem Erzählprinzip geführt und das bedeutet, dass dem Gesprächspartner die Bedeutungsstrukturierung der sozialen Wirklichkeit überlassen bleibt (vgl. Lamnek, 1989) und durch offene Fragen (Prinzip der Offenheit) wird ein erzählgenerierender Anreiz geboten. Die Datenerfassung erfolgt mit Hilfe von vier Techniken (vgl. Lamnek, 1989):
1. Der Kurzfragebogen: Er umfasst Datenerhebung sowie Datenerfas- sung und bietet für weitere Informationsinterpretationen einen sozi- alen Rahmen.
2. Der Leitfaden: Er bildet eine Richtlinie für maßgebliche Aspekte der Forschung und gibt eine Kontrollfunktion für die ad-hoc-Phase8.
3. Hilfsmittel zur Datenaufzeichnung: Das Interview wird mit einem Tonbandgerät oder Videorecorder aufgezeichnet und später tran- skribiert. So bleiben der Fokus und die Aufmerksamkeit auf das In- terview zentriert.
4. Postskript: Dieses wird direkt nach dem Interview angefertigt und hält die Rahmenbedingungen des Interviews, sowie nonverbale Reaktionen des Gesprächspartners fest.
Die Gestaltung des Gespräches besteht dabei aus drei wesentlichen Tei- len (vgl. Mayring, 1990, S. 48), die zur erzählungsgenerierenden Kommu- nikationsstrategie zählen. Neben der vorherigen Problemanalyse, der dar- aus resultierenden Leitfadenkonstruktion und Leitfadenerprobung kommt es bei der Interviewdurchführung auf die Art der Fragestellung an. Folgen- de Fragenstellungen sind in der Interviewphase zu berücksichtigen:
1. Sondierungsfragen sind allgemein und offen gestellte Einstiegsfra- gen, um beim Befragten eine Erzählung zu generieren und die per- sönliche Bedeutung des Forschungsthemas für den Befragten zu erfahren.
2. Leitfadenfragen halten die relevanten Themenaspekte fest.
3. Ad-hoc-Fragen
In einer weiteren Phase hat der Forscher die Möglichkeit der spezifischen Sondierung. Durch verständnisgenerierende Kommunikation ist so die Möglichkeit gegeben, unklare oder missverständliche "Erzählsequenzen und Darstellungsvarianten" (Witzel, 1985, S. 248) des Gesprächspartners nachzuvollziehen. Dazu gibt es drei Möglichkeiten (vgl. Lamnek, 1989):
1. Zurückspiegelung: Der Forscher gibt dem Befragten seine eigene Interpretation der gehörten Erzählung wieder und gibt dem Interviewten die Möglichkeit, die Auslegung "zu kontrollieren, zu modifi zieren oder zu korrigieren" (Lamnek, 1989, S. 75).
2. Verständnisfragen: Diese dienen dazu auf missverständliche Äuße- rungen oder Widersprüche zu reagieren mit erneuten und detaillier- teren Fragen, um zu einer klaren Aussage zu kommen.
3. Konfrontation: Hier wird der Interviewte offen auf Kontradiktionen9 hingewiesen. Diese Möglichkeit birgt die Gefahr, dass das Ge- sprächsklima empfindlich gestört wird.
Beim PZI ist generell zu beachten: "Der Forscher teilt sein theoretisches Konzept im Interview nicht mit; es ist vorläufig und soll nicht suggestiv 10 beeinflussend wirken." (Lamnek, 1989, S. 78)
In meiner Forschungsarbeit geht es um ein gesellschaftlich relevantes Problem, nämlich um die Förderung von mathematisch leistungsstarken Kindern in der ersten Klasse der Grundschule und die dazu genutzte Stra- tegie. Da ich nicht auf Variablen und bekannte Theorien zurückgreife, sondern mich offen für die Entwicklung des Forschungsverlaufs halten werde, verwende ich die Methode des PZI der qualitativen Sozialfor- schung.
4. Die Datenerhebung
4.1. Feldzugang
Nach längerer Überlegung mit wem ich das Interview führen könnte, habe ich mich vom ersten Gedanken der Elternbefragung eines hochbegabten Kindes verabschiedet. Da es um Eltern aus meinem unmittelbaren Umfeld gehen würde, habe ich das Prinzip der Offenheit und Unvoreingenom- menheit als gefährdet gesehen. So wählte ich die Klassenlehrerin eines Kindes aus, welches aus meinem Bekanntenkreis stammt. Nachdem ich ein Interview erfragt hatte und die Gegebenheiten und Methode des PZI erklärt hatte und die Anonymität der Daten zugesichert hatte, war die Leh- rerin Frau S. nach einer erbetenen Bedenkzeit zu einem Interview bereit.
4.2. Interviewdurchführung und Transkription
Auf Wunsch der Lehrerin fand das Interview im Klassenzimmer statt, was dem empfohlenen Bezugsrahmen für qualitative Interviews gerecht wurde, um dem Objektbezug besser zu gewährleisten (vgl. Lamnek, 1989). Die Aufzeichnung der Daten fand mit einer Videokamera statt. Dies erleichtert die Arbeit und wirkt entspannend auf die Situation ein, da es unnötig ist, nonverbale Kommunikation schriftlich zu dokumentieren. Kurz vor Beginn des Interviews habe ich mir nochmals verinnerlicht, dass die Erzählphase ununterbrochen bleiben muss und das Interessengebiet gut in der Einlei- tungs- und Erklärungsphase erläutert werden sollte. Zwar ist es im PZI erlaubt, zielorientiert fragend zu unterstützen im Gegensatz zum nur er- zählgenerierenden narrativen Interview, dennoch besteht die Gefahr, dass durch zu viele Fragen das Ergebnis des Interviews und die Annäherung zur Alltäglichkeit gefährdet wird (vgl. Lamnek, 1989, S. 90 + 103). So legte ich in die Einleitung (Zeile 2 - 5) und in die Erklärung (Zeile 10 - 16) so viel Informations- und Eingrenzungsgehalt wie möglich und nötig. Die Erzähl- pausen bemühte ich mich durch erzählgenerierende, nonverbale Ermuti- gung zum weiter erzählen auszuhalten.
Den Beginn des Interviews signalisierte ich mit der erzählgenerierenden Frage : "Da ich mich mit dem Thema Hochbegabung befasst habe und meine Forschungsarbeit sich auf die Fördermöglichkeiten von mathema- tisch hochbegabten Kindern in einer ersten Klasse der Grundschule kon- zentriert, würde mich Ihre Sichtweise interessieren. Was können Sie zu dem Thema mathematische Hochbegabung in Bezug auf den Unterrichts- alltag in einer ersten Klasse in der Grundschule erzählen? Haben Sie damit Erfahrungen gemacht? Haben Sie Beobachtungen bei Ihren Schü- lern gemacht? Und haben Sie Fördermöglichkeiten?" Das Interview be- gann mit einigen Erzählpausen, in denen sich Frau S. immer wieder ge- danklich sammeln musste und um einen roten Faden bemüht war. Es fiel mir nicht leicht, die Pausen auszuhalten und war des Öfteren versucht, ad- hoc-Fragen zur Aufrechterhaltung des Gespräches einzuwerfen. Trotzdem beschränkte ich mich auf nonverbale Bestätigungen durch Kopfnicken o- der kurze verbale Zustimmung. Erst nachdem der Erzählfluss deutlich abgenommen hat, habe ich ad-hoc-Fragen gestellt, um gewisse Einzelhei- ten näher zu generieren. Zum Ende des Interviews bezeugte Frau S. ihr Interesse an der fertigen Hausarbeit und fragte, ob sie eine Kopie des Ma- terials haben dürfte, wenn es fertig gestellt ist. Dieses sicherte ich ihr zu.
In der Transkription11 wird der Satzbau übernommen wie gesprochen. Lediglich die Sprachfärbung wurde nicht berücksichtigt, um die Transkription nicht unnötig zu erschweren. So erklären sich eventuelle Grammatikoder Satzbaufehler. Die Transkription berücksichtigt den Schutz von Daten des Gesprächspartners und wird dementsprechend anonymisiert. Zu der Interpretation von nonverbalen Daten habe ich mich an der Zeichenlegende von W. Kallmeyer und F. Schütze (1976) orientiert.
5. Datenauswertung, Textanalyse und Interpretation
Die Datenauswertung mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Mayring, 1990) hält vier Schritte der Vorgehensweise parat: Materialfest- legung (vgl. S. 6, Methodenwahl), Erhebungssituation analysieren (vgl. S. 9, Interviewdurchführung), formale Charakterisierung (vgl. S. 9, Interview- durchführung) und erst zuletzt stellt sich die Frage, was man aus dem Text interpretieren kann. Dabei geht es um die Analyse der Daten "- indem sie das Material zergliedert und schrittweise bearbeitet; - indem sie im Kate- goriensystem die Analyseaspekte vorher theoriegeleitet festlegt" (Mayring, 1990, S. 86). Dazu gibt es die drei Formen Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung. Ich habe die Technik der zusammenfassenden In- haltsanalyse gewählt: "Ziel der Analyse ist es, das Material so zu reduzie- ren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch Abstraktion ei- nenüberschaubaren Corpus zu schaffen, der immer noch ein Abbild des Grundmaterials ist."
[...]
1 "Hochbegabt sind 2% der Menschen (IQ>130) und damit auch der Kinder und weitere 8% (IQ>120) sind überdurchschnittlich intelligent (…) Hochbegabung ist jedoch keine einseitige Begabung im Hochformat, son- dern eine außergewöhnlich abstrakt logische Denkfähigkeit und auch Denkgeschwindigkeit, gemessen an den Fähigkeiten normal begabter Menschen. Hochbegabung ist die andere Seite von Schwachbegabung - daher kommt auch das Wort. Niemand käme auf die Idee, bei einer Schwachbegabung zu fragen, auf welchem Gebiet der Mensch schwach begabt ist. Bei beiden Definitionen ist das geistige Potenzial von Menschen gemeint. Aber bei einer Hochbegabung wird immer noch gefragt, auf welchem Gebiet der Mensch/das Kind hochbegabt ist." (Jutta Bilhardt, Hochbegabtenförderung e.V., http://www.hbf-ev.de/index.php?id=55)
2 aufsteigen vom Besonderen zum Allgemeinen (Aristoteles)
3 vom Allgemeinen auf das Einzelne schließen
4 Erfahrungswissenschaft = Empirie
5 Mathematische Hochbegabung: Einerseits kann diese durch das Savant-Syndrom (Inselbegabung) zu Tage treten, ebenso gibt es die Theorie, dass mathematisch hochbegabte Menschen einfach nicht ihr komplettes Potenzial in allen Bereichen ausschöpfen und auf Grund von Fehleinschätzungen und der self-fullfilling- prophecy werden sie nur auf einen Bereich beschränkt. (vgl. http://www.schulsieger.de/dokumente/ ueberflie- ger.pdf)
6 Akzeleration meint Beschleunigung. "Unter Beschleunigung versteht man die frühzeitige Einschulung in die Grundschule, den frühzeitigen Übergang in weiterführende Schulen oder auf die Universität und das Überspringen einer oder mehrerer Klassen." (Mönks & Ypenburg, 2000, S. 53)
7 Der Begriff des Enrichment meint die Anreicherung des normalen Unterrichts. "Anreicherung oder Enrichment kann auch als Erweiterung oder Vertiefung des Lehrstoffes umschrieben werden. Wichtig ist, dass der zusätzli- che Lernstoff anknüpft an die Fähigkeiten und Bedürfnisse des betreffenden Schülers." (Mönks & Ypenburg, 2000, S. 55)
8 ad-hoc-Phase: Hier werden Fragen gestellt, die dazu dienen, den Redefluss des Erzählers zu unterstützen und das Gespräch aufrecht zu erhalten und zum anderen können sie zum Ende des Interviews hin helfen, Aspekte des Leitfadens aufzugreifen, die der Interviewte nicht angesprochen hat.
9 Kontradiktion = Widerspruch
10 suggestiv = beeinflussend, manipulativ beeinflussend
11 Transkription = Verschriftlichung