Das Thema gesetzlicher Mindestlohn beherrscht seit einigen Jahren die politischen und wissenschaftlichen Diskussionen. Während Gegner des Mindestlohns auf die neoklassische Theorie verweisen, betonen stattdessen die Befürworter des Mindestlohns die Richtigkeit der keynesianischen Theorie.
Die neoklassische Theorie untersucht das Zustandekommen von Tauschbeziehungen einzelner Anbieter und Nachfrager. Der Ort, an welchem diese Tauschgeschäfte geschlossen werden, wird als Markt bezeichnet. Auf einem Arbeitsmarkt bieten Haushalte ihre Arbeitskraft an und Unternehmen fragen diese Arbeitskraft nach. In der Neoklassik werden die Nachfrage und das Angebot nach Arbeit als Kurve in einem Koordinatensystem dargestellt. Das Angebot hat dabei eine positive und die Nachfrage eine negative Steigung. Der Schnittpunkt bestimmt den Lohn und die Menge an Arbeitsplätzen, die im Gleichgewicht zur Verfügung stehen. Der Lohn muss dabei flexibel sein um nach einer Störung des Marktes wieder zu einem Gleichgewicht zu gelangen. Ein gesetzlicher Mindestlohn würde genau das verhindern. Der Arbeitsmarkt wird dann daran gehindert zu einem Gleichgewicht zurück zu gelangen und es entsteht Arbeitslosigkeit.
Im keynesianischen Modell hingegen verursacht ein Mindestlohn eine Steigerung der Einkommen derer, die unter dem Mindestlohn verdient haben. Durch das zusätzliche Einkommen steigt der Konsum und die Unternehmen müssen mehr investieren und produzieren um dem steigenden Konsum gerecht zu werden. Zusätzlich müssen sie weitere Mitarbeiter einstellen und deswegen werden mehr Arbeiter beschäftigt als vor der Einführung des Mindestlohns.
Aktuell besteht kein gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland. Einzelne Branchen haben tariflich geregelte Mindestentgelte, die regionale Unterschiede aufweisen. Ein gesetzlicher Mindestlohn im übertragenen Sinne bildet das Verbot des Lohnwuchers nach § 138 BGB. Allerdings ist dies wiederum kein allgemeingültiger Mindestlohn, sondern auf das Durchschnittseinkommen der jeweiligen Branche bezogen. Die große Koalition hat in ihrer Amtszeit die Weichen für einen Mindestlohn gestellt. Durch die Allgemeinverbindlicherklärung haben Branchen mit einer Tarifbindung von über 50 Prozent die Möglichkeit in das Arbeitnehmerentsendegesetz aufgenommen zu werden und ihren vereinbarten Mindestlohn für die gesamte Branche für allgemeinverbindlich zu erklären.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Arbeitsmarkttheorien
- 2.1 Die neoklassische Arbeitsmarkttheorie
- 2.2 Kritik an der neoklassischen Arbeitsmarkttheorie
- 2.3 Die keynesianische Arbeitsmarkttheorie
- 3. Rechtlicher Rahmen eines gesetzlichen Mindestlohns
- 3.1 Aktuell bestehende und geplante Regelungen
- 3.2 Rechtlicher Rahmen für Neuregelungen
- 4. Der Niedriglohnsektor in Deutschland
- 5. Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland
- 5.1 Aktuelle Diskussion um den Mindestlohn
- 5.2 Verschiedene Formen von Mindestlöhnen
- 5.3 Wissenschaftliche Meinungen zu Mindestlöhnen
- 5.3.1 Jahresgutachten des Sachverständigenrats 2006/07
- 5.3.2 Empirische Ansätze zur Analyse von Mindestlöhnen
- 5.3.3 Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung
- 5.3.4 Studie von Klaus Bartsch Econometrics
- 6. Mindestlohneffekte am Beispiel von Frankreich und England
- 6.1 Ausgestaltung der Mindestlöhne
- 6.2 Einfluss auf die Verteilung des Erwerbseinkommens
- 6.3 Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Chancen und Risiken eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland. Sie analysiert die zugrundeliegenden ökonomischen Theorien und den aktuellen rechtlichen Rahmen. Die Arbeit beleuchtet zudem den Niedriglohnsektor und diskutiert verschiedene Formen eines Mindestlohns sowie wissenschaftliche Meinungen dazu. Abschließend werden die Auswirkungen eines Mindestlohns anhand von Beispielen aus Frankreich und Großbritannien untersucht.
- Neoklassische und keynesianische Arbeitsmarkttheorien im Kontext des Mindestlohns
- Der rechtliche Rahmen und die aktuelle politische Diskussion um einen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland
- Analyse des deutschen Niedriglohnsektors und dessen Bedeutung für die Mindestlohn-Debatte
- Bewertung verschiedener wissenschaftlicher Studien zu den Auswirkungen eines Mindestlohns
- Vergleich der Erfahrungen anderer Länder mit gesetzlichen Mindestlöhnen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein. Kapitel 2 stellt die neoklassische und die keynesianische Arbeitsmarkttheorie gegenüber. Kapitel 3 beschreibt den aktuellen und geplanten rechtlichen Rahmen für einen Mindestlohn in Deutschland. Kapitel 4 analysiert den deutschen Niedriglohnsektor. Kapitel 5 beleuchtet die aktuelle Diskussion um einen Mindestlohn, verschiedene Formen von Mindestlöhnen und verschiedene wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen eines Mindestlohns. Kapitel 6 untersucht die Auswirkungen von Mindestlöhnen in Frankreich und Großbritannien.
Schlüsselwörter
Gesetzlicher Mindestlohn, Arbeitsmarkttheorien (neoklassisch, keynesianisch), Niedriglohnsektor, Deutschland, Beschäftigungseffekte, Lohnspreizung, Rechtlicher Rahmen, Empirische Studien, Frankreich, Großbritannien.
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- Ingo Weigel (Autor), 2011, Chancen und Risiken eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181926