Die Entwicklung von Instrumenten zum Transfer von Kreditrisiken gilt als bedeutendste Finanzinnovation der letzten Jahrzehnte. Mit Kreditverbriefungen wie Asset Backed Securities (ABS) und Collateralized Debt Obligations (CDO) konnten ganze Kreditportfolios in Form von Wertpapiertranchen an Investoren weitergereicht werden, mit Credit Default Swaps (CDS) ließen sich Ausfallrisiken von Krediten und Anleihen absichern. Die Bankenaufsicht verzichtete jahrelang auf eine umfassende Regulierung des Kreditrisikotransfers und betonte die nützlichen Einsatzmöglichkeiten dieser Instrumente. Doch nahm im Sommer 2007 eine Finanzkrise ihren Lauf, die mit dem Kreditrisikotransfer in Verbindung steht.
Im Rahmen der Diplomarbeit „Der Transfer von Kreditrisiken: Systemische Risiken und Reformvorschläge“ wird untersucht, welche Eigenschaften der Instrumente des Kreditrisikotransfers systemische Risiken nach sich zogen und die Stabilität des Finanzsystems gefährdeten. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei Anreiz- und Informationsprobleme zwischen Originatoren, Ratingagenturen und Investoren, die schließlich zu einer massiven Ausweitung der Kreditvergabe, sinkenden Kreditvergabestandards und der Verbriefung schlechter Kreditportfolios geführt haben. Außerdem wird beschrieben, wie diese Instrumente die Umgehung von regulatorischen Anforderungen erlaubten, die nur für den Bankensektor galten, und wie ein unreguliertes System von Schattenbanken durch Rückkopplungseffekte auf das regulierte Bankensystem die Stabilität des Finanzsystems gefährden konnte. Schließlich werden die systemischen Risiken des unregulierten Markets für Credit Default Swaps beschrieben.
Ausgehend von diesen Problemen und Schwachstellen des Kreditrisikotransfer werden Reformvorschläge unterbreitet, die im Rahmen der Reform des Finanzsystems nach einer der größten Finanz- und Wirtschaftskrisen aller Zeiten, einen Beitrag zur Minderung der Risiken des Kreditrisikotransfers leisten können. Hierbei stehen die Minderung der Anreiz- und Informationsprobleme und die Regulierung des Marktes für Credit Default Swaps im Zentrum der Betrachtung. Diese Reformen können einen Beitrag dazu leisten, künftig einen sinnvollen Einsatz des Kreditrisikotransfers zu ermöglichen, ohne dass dieser gleichzeitig ein großes systemisches Risiko darstellt und die Stabilität des Finanzsystems gefährdet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Alan Greenspan, Finanzsystemregulierung und die Krise
- 2. Das systemische Risiko
- 2.1 Stabilität des Finanzsystems
- 2.2 Systemische Ereignisse und Ansteckungseffekte
- 2.3 Systemische Relevanz von Finanzinstituten und Finanzmärkten
- 3. Grundlegendes zum Transfer von Kreditrisiken
- 3.1 Das Kreditrisiko
- 3.2 Instrumente zum Transfer von Kreditrisiken
- 3.2.1 Kreditderivate: Der Credit Default Swap
- 3.2.2 Kreditverbriefungen: ABS und CDO
- 3.3 Anwendungsmöglichkeiten aus Sicht des Originators
- 3.3.1 Aktives Management von Kreditportfolios
- 3.3.2 Regulatorische Eigenkapitalentlastung
- 3.4 Anwendungsmöglichkeiten aus Investorensicht
- 4. Systemische Risiken des Kreditrisikotransfers
- 4.1 Anreizprobleme und asymmetrische Informationsverteilung
- 4.1.1 Das Agency-Modell
- 4.1.2 Ex-Ante-Problem der Adverse Selection
- 4.1.3 Komplexität der Verbriefung und Anreizprobleme der Ratingagenturen
- 4.1.4 Ex-Post-Problem des Moral Hazard
- 4.2 Das Schattenbankensystem
- 4.3 Gefahren des Marktes für Credit Default Swaps
- 4.3.1 Marktgröße und Intransparenz
- 4.3.2 Marktkonzentration und Interdependenzen
- 4.3.3 Liquiditätsrisiken
- 4.1 Anreizprobleme und asymmetrische Informationsverteilung
- 5. Reformen zur Minderung von systemischen Risiken
- 5.1 Überblick über die aktuelle Debatte zur Reform des Finanzsystems
- 5.2 Abbau von Anreizkonflikten beim Transfer von Kreditirisiken
- 5.3 Regulierung der Ratingagenturen
- 5.3.1 Die Bedeutung von Ratings im Bankenaufsichtsrecht
- 5.3.2 Anpassen des Geschäftsmodells
- 5.3.3 Förderung eines qualitätsorientierten Wettbewerbs
- 5.4 Regulieren des Marktes für Credit Default Swaps
- 6. Der Kreditrisikotransfer: Die Lehren aus der Krise
- Anhang
- A.1 Entwicklung der Finanzkrise in den USA und weltweite Auswirkungen
- A.2 Entwicklungsschritte der US-amerikanischen Bankenregulierung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Transfer von Kreditrisiken und seinen systemischen Auswirkungen. Sie analysiert die Mechanismen des Kreditrisikotransfers, insbesondere die Rolle von Kreditderivaten und Kreditverbriefungen, und untersucht die Anreizprobleme und Informationsasymmetrien, die mit diesen Instrumenten verbunden sind. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Schattenbankensystems und die Gefahren, die von diesem System ausgehen. Darüber hinaus werden Reformvorschläge zur Minderung von systemischen Risiken im Zusammenhang mit dem Kreditrisikotransfer diskutiert.
- Systemische Risiken des Kreditrisikotransfers
- Anreizprobleme und Informationsasymmetrien
- Das Schattenbankensystem
- Regulierung von Ratingagenturen und Credit Default Swaps
- Lehren aus der Finanzkrise
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Rolle von Alan Greenspan und die Finanzsystemregulierung im Vorfeld der Finanzkrise. Es wird analysiert, wie die Deregulierung des Finanzmarktes und die fehlende Aufsicht zu einer Zunahme von systemischen Risiken führten. Kapitel 2 definiert das systemische Risiko und untersucht die Ursachen für die Instabilität des Finanzsystems. Es werden die Ansteckungseffekte und die systemische Relevanz von Finanzinstituten und Finanzmärkten beleuchtet. Kapitel 3 erläutert die Grundlagen des Kreditrisikotransfers und stellt die wichtigsten Instrumente, wie Credit Default Swaps und Kreditverbriefungen, vor. Es werden die Anwendungsmöglichkeiten des Kreditrisikotransfers aus Sicht des Originators und des Investors dargestellt. Kapitel 4 analysiert die systemischen Risiken des Kreditrisikotransfers, insbesondere die Anreizprobleme und Informationsasymmetrien, die mit den Instrumenten des Kreditrisikotransfers verbunden sind. Es werden die Gefahren des Schattenbankensystems und des Marktes für Credit Default Swaps beleuchtet. Kapitel 5 diskutiert Reformvorschläge zur Minderung von systemischen Risiken im Zusammenhang mit dem Kreditrisikotransfer. Es werden die aktuellen Debatten zur Reform des Finanzsystems, die Regulierung von Ratingagenturen und die Regulierung des Marktes für Credit Default Swaps beleuchtet. Kapitel 6 zieht Schlussfolgerungen aus der Finanzkrise und diskutiert die Lehren, die aus der Krise für den Kreditrisikotransfer gezogen werden können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Transfer von Kreditrisiken, systemische Risiken, Finanzsystemregulierung, Kreditderivate, Kreditverbriefungen, Credit Default Swaps, Schattenbankensystem, Ratingagenturen, Anreizprobleme, Informationsasymmetrien, Moral Hazard, Adverse Selection, Finanzkrise, Regulierungsmaßnahmen und Lehren aus der Krise.
- Citar trabajo
- Andreas Bauer (Autor), 2010, Der Transfer von Kreditrisiken - Systemische Risiken und Reformvorschläge, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182041