Fukuzawa Yukichi (1835-1901) ist als jüngster Sohn einer verarmten Samuraifamilie niederen Ranges zur Welt gekommen. Er ist in der Tokugawa-Zeit aufgewachsen und hat die Landesöffnung als junger Erwachsener und später die Meiji Restauration miterlebt.
Er fing bereits mit 19 Jahren, direkt nach der Landesöffnung an rangaku (Hollandwissenschaften) zu studieren und lernte etwa fünf Jahre später auch englisch. 1860 kam er als Gesandter des Bakufus für vier Wochen nach San Francisco und zwei Jahre später auch für einige Jahre nach Europa. Fukuzawa kann als „Grenzgänger“ zwischen der extrem hierarchisch geprägten Tokugawa- Zeit und der Meiji-Zeit, in der sich Japan langsam zu modernisieren begann, bezeichnet werden. Außerdem war er einer der ersten Japaner überhaupt, der sich intensiv mit dem Westen und westlichen Schriften auseinandersetzte. Das Übersetzen westlicher Texte ins Japanische ist sicherlich eine seiner Hauptleistungen, da die Modernisierung Japans zweifelsohne stark vom Westen geprägt war. Seine Schriften zählen zu den meist verkauften in der Meiji-Zeit.
Fukuzawa empfand die vom Tokugawa Bakufu zum eigenem Machterhalt „zementierte“ konfuzianische Standesordnung (shi-nô-kô-shô: Samurai, Bauern, Handwerker, Kaufleute) als ungerecht, da sie die Privilegien der herrschenden, oberen Samuraischicht einfach vererbte. Es gab weder für ambitionierte Samurai niederen Ranges, noch für fähige Leute aus dem Volk wirkliche Aufstiegschancen. Er forderte eine Chancengleichheit („It is said that heaven creates no man above or below another man“, Vorwort zu gakumon no susume), wie sie im westlichem Liberalismus zugestanden wurde und legte die Bildung als Mittel zum sozialen Aufstieg fest.
Fukuzawa sah die Modernisierung zum einen als Schlüssel zu einem besseren Leben der Japaner, zum anderen als notwendig, um nicht wie China von Westmächten kolonialisiert zu werden. Die archaischen konfuzianischen Denkmuster sollten zumindest teilweise durch ein westliches Verständnis von Wissenschaft ersetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Japanologie1. Zu Fukuzawa Yukichi und der politischen Situation im Japan des 19. Jahrhundert
- Fukuzawas Ideen zum „japanischem Bürgertum“ und die konfuzianische Wirklichkeit
- Kinmonths Kritik an Fukuzawa
- Maruyama Masaos Ideen zur Meiji Restauration
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Werk von Fukuzawa Yukichi, einem einflussreichen japanischen Denker und Publizisten der Meiji-Ära. Sie untersucht seine Ideen zur Modernisierung Japans und zur Entwicklung eines „japanischen Bürgertums“ im Kontext der politischen und sozialen Veränderungen des 19. Jahrhunderts. Die Arbeit beleuchtet zudem den Konflikt zwischen Fukuzawas westlich geprägten Ideen und der konfuzianischen Tradition Japans.
- Fukuzawa Yukichi und seine Rolle als „Grenzgänger“ zwischen der Tokugawa-Zeit und der Meiji-Restauration
- Fukuzawas westliche Einflüsse und die Bedeutung von Bildung für die Modernisierung Japans
- Die Kritik an Fukuzawas Ideen durch konfuzianische Denker und die politische Situation im Japan der Meiji-Zeit
- Die konfuzianische Gesellschaftsordnung und ihre Auswirkungen auf Fukuzawas Vorstellungen von einem „japanischen Bürgertum“
- Die Herausforderungen der Modernisierung Japans und die Rolle der Meiji-Oligarchie
Zusammenfassung der Kapitel
Japanologie1. Zu Fukuzawa Yukichi und der politischen Situation im Japan des 19. Jahrhunderts
Dieses Kapitel stellt Fukuzawa Yukichi und sein Leben im Kontext der politischen und sozialen Veränderungen des 19. Jahrhunderts in Japan vor. Es beleuchtet seine Rolle als „Grenzgänger“ zwischen der Tokugawa-Zeit und der Meiji-Restauration und seine Auseinandersetzung mit westlichen Einflüssen. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der Öffnung Japans auf die Gesellschaft und Fukuzawas Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zur Modernisierung des Landes ist, dargestellt.
Fukuzawas Ideen zum „japanischem Bürgertum“ und die konfuzianische Wirklichkeit
Dieses Kapitel analysiert Fukuzawas Vision eines „japanischen Bürgertums“ und seine Kritik an der konfuzianischen Gesellschaftsordnung. Es diskutiert seine Ideen zur Chancengleichheit, zum Individualismus und zum Einfluss des Liberalismus auf seine Vorstellungen. Der Kontrast zwischen Fukuzawas westlich geprägten Ideen und der konfuzianischen Tradition wird beleuchtet, sowie die Schwierigkeit, westliche Konzepte in das japanische Sprachsystem zu übertragen.
Kinmonths Kritik an Fukuzawa
Dieses Kapitel stellt die Kritik an Fukuzawa Yukichi dar, die aus konfuzianischer Sichtweise formuliert wird. Es beleuchtet die Ablehnung von Fukuzawas westlich geprägten Ideen und die Kritik an seiner Modernisierungstheorie.
Maruyama Masaos Ideen zur Meiji Restauration
Dieses Kapitel beleuchtet die Ideen von Maruyama Masao zur Meiji Restauration und setzt diese in Bezug zu den Werken und Ideen von Fukuzawa Yukichi. Es geht dabei um die Rolle der Meiji-Oligarchie, die Herausforderungen der Modernisierung und die Frage, ob sich die Ideen von Fukuzawa tatsächlich durchsetzen konnten.
Schlüsselwörter
Die vorliegenden Schlüsselwörter spiegeln die zentralen Themen der Arbeit wider: Fukuzawa Yukichi, Meiji-Restauration, „japanisches Bürgertum“, Konfuzianismus, Liberalismus, Modernisierung, Bildung, Individualismus, Westliche Einflüsse, Gesellschaft, Politik, Japan, Tokugawa-Zeit.
- Quote paper
- Martin Boddenberg (Author), 2009, Die Anfänge des „japanischen Bürgertums“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182059