Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
i. Vorwort
ii. Einführung „Was ist ein Werbetexter“
I. Erläuterung zur Dringlichkeit der staatlichen Anerkennung
1.1. Nur das Beste – für ein Dumpinglohn
1.2. Der Marktbedarf
1.3. Umbenennung von „Werbetexter“ zu „Kommunikationstexter“
1.4. Unterscheidung zu ähnlichen Berufen
1.5. Weiterbildungsmöglichkeiten
II. Struktur der Zusatzqualifikation „Kommunikationstexter“
2.1. Gesamt-Dauer der Zusatzqualifikation
2.2. Sachkategorie: Dienstleistungen
2.3. Markt
2.4. Ausbildungsorte + Lernorte
2.5. Inhalte der Zusatzqualifikation „Kommunikationstexter“
III. Richtlernziele, Groblernziele der ZQ „Kommunikationstexter Tabelle zur Aufstellung eines möglichen Lehrgangsplans
IV. Strukturen des Ausbildungsberufes „Kommunikationstexter“
4.1. Dauer der Ausbildung
4.2. Kategorische Einordnung des Berufes
4.3. Der Markt
4.4. Ausbildungsorte, Lernorte, überbetriebliche Lernorte
4.5. Inhalte der Berufsausbildung zum Kommunikationstexter gemäß §1 BBiG
V. Richtlernziele, Prioritäten, Groblernziele für die 3-jährige duale
Ausbildung „Kommunikationstexter Tabelle zur Aufstellung eines möglichen Ausbildungsrahmenplans
i. Vorwort
Warum ein Ausbildungsprofil für einen „Künstlerberuf“? Natürlich ist diese Frage berechtigt, doch wer wachen Verstandes ist und genug Marktkenntnisse - speziell auf dem Gebiet der Kreativwirtschaft – besitzt, dem fällt recht bald auf, wie unterschiedlich die Qualität dieses Berufsstandes gewertet wird und wie unterschiedlich Fachkenntnisse und Arbeitsqualität der einzelnen Werbetexter sind. Nur zu gut kann man enttäuschte Kunden und Auftraggeber verstehen, welche darüber klagen, dass der Texter einfach „nichts taugt“ oder „nicht richtig seinen Job macht“. Und es mögen auch sehr verschiedene Erwartungshaltungen vonseiten der Kunden daran schuld sein – zugegeben. Die letztliche Konsequenz solcher enttäuschten Kunden ist aber unter anderem die, dass diese lieber zu Billiganbietern und „billigen Content-Portalen“ flüchten mit der Einstellung: „Wenn ich hier das Geld in den Satz setzte, war es wenigstens nicht viel.“ – Genau dieser chronische Missstand macht das Berufsbild des Werbetexters zunichte. Ein klares Ausbildungsprofil im Zusammenhang mit einer klar durchstrukturierten Ausbildung würde für beide Seiten eine faire Marktposition schaffen: Kunden wissen endlich ,was Sie für Ihr Geld erwarten dürfen und der Werbetexter als Dienstleister kann sich auf eine fundierte Prüfung berufen, die er vor einer staatlich anerkannten Stelle abgelegt hat.
Ziel aller Überlegungen und Bestrebungen soll es sein, den Beruf des Werbetexters, der für die Zukunft „Kommunikationstexter“ heißen sollte, als eigenständiges Berufsbild staatlich anzuerkennen sowie dringend die Berufsbezeichnung „Kommunikationstexter“ unter strengen gesetzlichen Schutz zu stellen, damit Missbrauch von Unqualifizierten und unseriösen Arbeitgebern und Auftraggebern in Zukunft vermieden werden kann.
Noch ein Gedanke soll erwähnt sein:
Es mutet zu albern und einfach im geistigen Sinne zu primitiv an, dass man fürs Kochen und Kuchen backen (was man bei der Mutter lernen kann) eine 3-jährige Ausbildung braucht – aber die Verantwortung für die Gewinnmaximierung eines ganzen Unternehmens einem ungelernten Kreativen überlässt. Wer solche Missstände mit seinem Tun oder Unterlassen unterstützt stempelt sich selbst ab.
Wichtiger Hinweis:
Der Inhalt der vorliegenden Abhandlung ist in den ersten 3 Abschnitten auf die Konzeption einer Zusatzqualifikation bezogen, da es am Markt Ausbildungsberufe in den Bereichen der Medien und Kreativwirtschaft gibt, welche sich als Grundlagenwissen für den Texterberuf gut eigenen. Es fehlt jedoch bei all diesen Ausbildungsberufen das Spezialwissen, dass einen Texter erst zum Texter macht. Genau dieses fachliche Spezialwissen bekommt der Texter in der vorliegenden Zusatzqualifikation beigebracht.
Genau aus diesem Grund folgt ab dem Abschnitt IV die Struktur des Ausbildungsberufes „Kommunikationstexter“, die als 3-jährige duale Berufsausbildung nach den Ansprüchen des BBiG konzipiert ist.
Erstellt Dezember 2011
Regina Karl – Dipl.-Werbefachwirtin, Werbetexterin
www.scriptum-artis.eu
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ii. Einführung: „Was ist ein Werbetexter ?
Mehr als nur „[1] Sprücheklopfer“!
Werbetexter und sogenannte „Sprücheklopfer“ sind in den Köpfen vieler
Menschen ein und dasselbe. Doch Sie werden im Laufe dieser Darstellungen erkennen, dass dieses Vorurteil nichts mit der Realität zu tun hat.
- Ein Bäcker backt.
- Ein Elektriker sorgt dafür, dass alle Sicherungen in
- Ihrer Wohnung in Ordnung sind.
- Ein Metzger schlachtet und macht frische Wurst.
- Ein Maler und Lackierer streicht Ihre Wände.
- Ein Psychologe geht auf Sie ein und hilft Ihnen bei Problemen.
- Ein Bankkaufmann kümmert sich um Ihr Geld.
- Ein Journalist schreibt aktuelle Berichte für die Zeitung.
- Ein Literat schreibt als Autor Bücher und
- Ein Germanist lehrt die deutsche Sprache.
Alles ganz eindeutig! Aber was macht ein „Texter“? Erst recht ein „WERBE-Texter“? Nun, ein Werbetexter ist eine besondere Spezies auf dem Gebiet von … tja, auf welchem Gebiet eigentlich wirklich?“
„Man könnte es so ausdrücken: Ein Werbetexter muss Dinge gebacken kriegen, bei denen andere Kreativschaffende längst streiken würden. Dabei muss er die deutsche Sprache so gut beherrschen wie ein Germanist, die Sprachkreativität eines Literaten haben und seine Texte müssen die Aktualität und Spontaneität eines Journalisten aufweisen. Einem Werbetexter muss immer bewusst sein, dass es in seiner Branche „um die Wurst“ geht. Außerdem muss ein Werbetexter Funken der Begeisterung versprühen, ohne beim Kunden eine Sicherung durchbrennen zu lassen.
Dazu gehört eine ganze Portion psychologischen Verständnisses, denn ein Werbetexter soll natürlich auch ein Problemlöser sein: Er soll mit frischen Wort-Farben in seinen Texten dafür sorgen, dass die gewünschten Marketingziele und kommunikativen Ziele erreicht werden. Allerdings bitte nicht zu horrenden Preisen. Es ist auch die Aufgabe eines Werbetexters, dem Kunden klare, nachvollziehbare und nicht zu überteuerte Preise anzubieten. Er muss sich also auch mit betriebswirtschaftlichen Themen wie der Preispolitik und der Budgetierung auskennen und dazu fähig sein, den Kunden in puncto Geld und Budget verantwortungsvoll zu beraten – wie ein Bankkaufmann. Bei all dem handwerklichen Geschick, das für einen Werbetexter ohnehin Voraussetzung wird, muss eines deutlich herausgestellt werden: Der Beruf des Werbetexters ist bislang ein „Künstlerberuf“. Und das bedeutet in erster Linie viel Arbeit für oftmals wenig Lohn. Gerade in den ersten fünf Jahren gilt das ganz besonders.“
Fazit: Der Werbetexter ist ein Allrounder – und das nicht nur branchenübergreifend, sondern auch kompetenzübergreifend. Denn neben Fachkompetenz[2] sind es vor allem die Individualkompetenz[3] und Sozialkompetenz[4], die einen Werbetexter erfolgreich machen. Und dazu braucht es eine ausgeklügelte Methodenkompetenz[5].
I. Erläuterung zur Dringlichkeit der staatlichen Anerkennung.
1.1. Nur das Beste bitte! – Zum Dumpingpreis?
Die Besten unter den Textern haben eine fundierte Ausbildung, einige Jahre Berufserfahrung und wagen dann den Quereinstieg als Werbetexter. Einige haben sogar ein Hochschulstudium in einem sprach- oder geisteswissenschaftlichen Fach mit Diplom, Magister, Bachelor oder Master abgeschlossen.
Doch der Beruf Werbetexter ist nicht staatlich anerkannt. Das gibt auf dem Markt regelmäßig Probleme – auch in der Wertschätzung dem Beruf und dem Dienstleister gegenüber. Da nichts staatlich anerkannt ist und jeder hinein interpretieren kann, was er will, ist es auch unmöglich für Werbetexter realistische Angebote zu schreiben, die eine manifestierte Rechtfertigung haben. Es gibt keine geregelten Tarife, keine Lobby, keine rechtlich verbindlichen Grundlagen, die die Existenz von Werbetextern stützen und schützen würden. Das hat auch wirtschaftliche Folgen: Werbung ist in ihrer Preispolitik für den Kunden so unübersichtlich wie keine andere Branche. Das ist wirtschaftsschädigend. Aus Gründen der überschaubaren Kosteneffizienz und aus Gründen der kommunikativen Markttransparenz heraus ist eine Berufsanerkennung des Texterberufes unabdingbar.
1.2. Der Marktbedarf
Profitexter sind gefragter denn je. Die Professionalität setzt aber sehr gute Fachkenntnisse in der Sprache, Werbung, PR, Verkaufsförderung und Media voraus, die erlernt werden müssen. Flotte Sprüchlein und „tolle“ Ideen sind nur der allergeringste Anfang. Die soziale Absicherung der lernenden Werbetexter ist bislang in keiner Weise existent. Es fehlt jegliche pädagogische und didaktische Systematik in den Agenturen.
Der Bedarf an guten Textern ist jedoch groß – gerade der Mittelstand geht lieber zu Freiberuflern und einzelnen Dienstleistern, weil große Kommunikationsagenturen oft zu aufwendig und zu teuer sind. Der Kunde hat aber bislang keine Möglichkeit, die Qualifikation der einzelnen „freien Texter“ klar zu bewerten. Jedes Hühnerei im Laden muss gestempelt und bezeichnet werden, ehe es verkauft werden darf. In der Werbebranche kann der Kunde „Dioxin verseuchtes“ kaufen oder „Genmanipuliertes“. Niemand fragt danach. Er merkt es nicht, es gibt keine Maßstäbe, es gibt keine Sicherheiten für den Kunden, alles ist „nur kreativ“ – auch die Folgen für den Kunden! Dies würde sich zum Besseren wenden, wenn es eine einheitliche verbindliche Berufsausbildung zum Kommunikationstexter gäbe. Daher ist eine staatliche Anerkennung des Berufsbildes „Werbetexter“ unabdingbar erforderlich.
1.3. Umbenennung von „Werbetexter“ zu „Kommunikationstexter“
Der Werbetexter ist oft nicht nur in der Werbung tätig. Oft sitzen Werbetexter auch als PR-Texter im Public Relation-Management oder schreiben als Online-Redakteure Blogartikel und Beiträge für Glossen und Info-Seiten, verrichten also eher redaktionelle Arbeiten. Viele „Online-Redakteure“ sind meist auch „Werbetexter“ und der Markt zeigt in seiner Tendenz, dass die Zuständigkeiten in der Textkreation in Verlag und Werbung zunehmend verschwimmen. Da die Kreation der Texte , sprich das Schreiben von „frischen, neuen“ Texten im Mittelpunkt dieses Berufes steht aber nicht immer nur auf die Werbung spezifiziert werden kann, ist es nötig, eine Berufsbezeichnung zu wählen, die diesen Anforderungen und typischen Charakteren auch gerecht wird. Texte müssen kommunizieren – sowohl in ihrer Aufmachung als auch in ihrer Aussagekraft. Der absolute Schwerpunkt liegt im Kommunikativen. Das ist der Sinn dieser beruflichen Fachqualifikation. Das ist ein erlernbares Handwerk, wenngleich es bislang keinen Beruf gibt, der dieses Handwerk als Hauptcharakter hat. Vergleiche dazu die Unterscheidungsanalyse im nächsten Punkt.
[...]
[1] Auszug aus dem Fachbuch „Werbetexte/R“ von Regina Karl, Tectum-Verlag, erschienen April 2011, Kapitel 8
[2] Fachkompetenz steht für die Qualität der fachlichen Qualifikation und Berufserfahrung
[3] Individualkompetenz: Persönliche Werteinstellungen, welche als fachübergreifende
Schlüsselqualifikationen gelten, wie Kreativität, Leistungsbereitschaft, Engagement, Motivation
[4] Sozialkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation und beschreibt die sozialen Fähigkeiten eines Menschen wie zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit, Fähigkeit zur Kooperation, Konfliktfähigkeit und emotionale Kompetenz.
[5] Gemeint sind Lernbereitschaft, vernetztes Denken, Kreativität, Denken in Zusammenhängen