Was ist ein gutes Drehbuch? Einfach eine spannend erzählte Geschichte? Oder technischer ausgedrückt: eine Abfolge von Ereignissen innerhalb einer bestimmten Struktur? Aus welchen Teilen setzt sich die zu erzählende Geschichte zusammen, in welchen Verhältnissen sind ihre Teile gemischt, welche Dramaturgie - im wörtlichen Sinne als Lehre von den Wirkungen - steckt dahinter? Ist das Geheimnis guter Drehbücher überhaupt zu lüften oder liegen letztendlich die Erfindungsgabe, die Intuition und das Talent des jeweiligen Autors zugrunde, also weder meß- noch vermittelbare Größen?
Die Verfasser von Handbüchern über das Drehbuchschreiben sind sich im allgemeinen darüber einig, daß eben genannte Fähigkeiten zwar hilfreich seien, das Handwerk des Drehbuchschreibens aber grundsätzlich jedermann zu vermitteln ist. Eine breite Käuferschicht und die damit verbundene große Verbreitung dieser Art Literatur scheinen den Autoren Recht zu geben: Heute steht dem interessierten Leser eine kaum zu bewältigende Flut von Büchern über das Drehbuchschreiben zur Verfügung, das, jedes für sich, das Geheimnis eines guten Drehbuchs zu enthüllen verspricht.
Ironischerweise wird einer Vielzahl dieser Bücher von ihren Rezipienten, darunter eine lange Reihe professioneller Drehbuchautoren , vorgeworfen, nicht nur keine besseren Drehbücher hervorzubringen, sondern durch ihre vereinfachenden, normierten Verfahren gerade eine schablonenhafte Erzählweise zu begünstigen. Die Handbuchautoren würden ”Rezept”- oder ”Kochbuch”-Dramaturgien herstellen, die jeden Stoff, jede Idee, jeden originären Geschichtenentwurf in ein dramaturgisches Prokrustesbett zwängen, und damit dem ”Einheitsbrei” in der Filmproduktion Vorschub leisten.
Aus mehr als dreißig dieser Bücher über das Drehbuchschreiben wurden nun sechs Autoren ausgewählt, deren Theorien in dieser Arbeit untersucht werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte des Drehbuchs in Deutschland
- Zeitgenössische Drehbuchliteratur
- Drei amerikanische Dramaturgien
- Das dramaturgische Konzept von Syd Field
- Struktur
- Figuren
- Kritik
- Das dramaturgische Konzept von Christopher Vogler
- Struktur
- Figuren
- Kritik
- Das dramaturgische Konzept von Robert McKee
- Struktur
- Figuren
- Kritik
- Das dramaturgische Konzept von Syd Field
- Drei europäische Dramaturgien
- Das dramaturgische Konzept von Oliver Schütte
- Struktur
- Figuren
- Kritik
- Das dramaturgische Konzept von Michel Chion
- Struktur
- Figuren
- Kritik
- Das dramaturgische Konzept von Ari Hiltunen
- Struktur
- Figuren
- Kritik
- Das dramaturgische Konzept von Oliver Schütte
- Drei amerikanische Dramaturgien
- Vergleich und Bewertung
- Merkmale der untersuchten dramaturgischen Konzepte
- Merkmale der populären Dramaturgie
- Die Merkmale des geschlossenen Dramas
- Die Merkmale des offenen Dramas
- Unterscheidung der Dramenformen
- Bewertung der populären Dramaturgie
- Vergleich mit anderen dramaturgischen Formen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht verschiedene dramaturgische Konzepte aus der Drehbuchliteratur und bewertet deren Anwendung in der Filmproduktion. Der Fokus liegt auf der kritischen Analyse der vorgestellten Theorien und dem Vergleich amerikanischer und europäischer Ansätze.
- Analyse verschiedener dramaturgischer Konzepte
- Vergleich amerikanischer und europäischer Dramaturgien
- Bewertung der Anwendung der Konzepte in der Praxis
- Untersuchung der Vor- und Nachteile von "Kochbuch"-Dramaturgien
- Kritisches Hinterfragen von Vereinfachungen in Drehbuchhandbüchern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Frage nach dem Wesen eines guten Drehbuchs. Die Kapitel zur Geschichte des Drehbuchs in Deutschland und die Vorstellung der sechs ausgewählten dramaturgischen Konzepte (drei amerikanische und drei europäische) bilden den Kern der Arbeit. Jedes Konzept wird in Bezug auf Struktur, Figurenzeichnung und allgemeine Kritikpunkte detailliert analysiert. Der Vergleich der untersuchten Konzepte und die Auseinandersetzung mit den Merkmalen der populären Dramaturgie werden ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Drehbuch, Dramaturgie, Filmproduktion, amerikanische Dramaturgie, europäische Dramaturgie, Syd Field, Christopher Vogler, Robert McKee, Oliver Schütte, Michel Chion, Ari Hiltunen, "Kochbuch"-Dramaturgie, Geschlossenes Drama, Offenes Drama.
- Quote paper
- Thomas Wörther (Author), 2003, Drehbuchliteratur - Kochbücher für Einheitsbrei?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183135