Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Einsatz von Weblogs in der Bildungswissenschaft
2.1 Funktionen und Motive von Weblogs in der Bildungswissenschaft
2.2 Konzept und Instruktionsdesign von Weblogs als Medium im Bildungswesen
3. Das Lernaufgabenblog – Lernmedium
3.1 Funktion und Motiv des Weblogs Lernmedium - Lernaufgaben
3.2 Konzept und Instruktionsdesign des Lernaufgabenblogs
3.3 Funktionalität und Aufbau des Weblogs Lernmedium - Lernaufgaben
4. Reflexion
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Heutige Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften definieren sich in hohem Maße über die in ihnen zirkulierenden Informationen, die vielfach über Medien vermittelt werden. Im Zeitalter globalisierter Märkte sind Medien und Medienentwicklungen allerdings nicht mehr auf einseitige Wissens- und Informationsweitergaben beschränkt und können daher auch nicht isoliert betrachtet werden; dies gilt auch in weiterer Folge für eine bildungswissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Medien. Deshalb sind die Gründe neue Medien in die Bildungslandschaft zu integrieren vielfältiger denn je. So kann die Implementierung von Medien und Netzpublikationen auch als Teil eines gesellschaftlichen und bildungspolitischen Strukturwandels aufgefasst werden.
E- learning, also das Lernen mit neuen Medien, eröffnet in der gegenwärtigen Bildungslandschaft – auch in der beruflichen Weiterbildung – wesentliche und neue Perspektiven. Diese bieten eine notwendige und sinnvolle Ergänzung zum heutigen Bildungsangebot und sind insbesondere in Bezug auf das lebenslange Lernen für individualisierbare Lernangebote unerlässlich. Dabei ist jene Betrachtungsweise nicht auszuschließen, inwieweit der Einsatz neuer Medien einen Mehrwert für die Lehr- und Lernprozesse in der Weiterbildungspraxis mit den meist heterogenen Teilnehmergruppen haben kann, um Lehr- und Lernziele effektiv und effizient zu vermitteln (de Witt & Czerwionka, 2007, S. 8).
Ungeachtet der Tatsache, dass Medien sowohl technische als auch inhaltliche Entwicklungen beinhalten, beschäftigt sich die Bildungswissenschaft über die Möglichkeiten ihrer pädagogischen Potentiale und der Nutzbarmachung der Bildungsinhalte für den Lernalltag. Dies führt zu einem neuen Aufschwung bildungstechnologischer Innovationen und fordert dazu heraus, sowohl mediendidaktische Fragen zu stellen, als auch Fragen zur Medienkompetenz im kritischen und erfolgsversprechenden Umgang und Handeln mit dem Wissen den neue Medien vermitteln.
Hinter den übereinstimmenden Forderungen nach (mehr) Lern- und Medienkompetenz beim Lernenden[1], bedarf es zudem einer geeigneten fachdidaktischen Aufbereitung des Lerngegenstandes von Seiten der Lehrenden (Kübler, 2008, S. 97). Nach gängiger didaktischer Vorstellung gehört die internetgerechte Gestaltung zur pädagogischen Professionalität und bedient sich immer mehr bestimmter Medienformate, die als Träger oder Vermittler kognitiver Wissensbestände eingesetzt werden (Ludwig & Petersheim, 2004, S. 1).
Weblogs stellen dabei eine herausragende Rolle dar. Im Rahmen dieser Hausarbeit sollen die Vorzüge des Lernaufgabenblogs[2] mit seinen Lehr und Lerninhalten (learning content) als bildungsrelevantes Informations- und Kommunikationsmedium herausgestellt werden und wie diese in Lehr- und Lernmöglichkeiten bestmöglich eingesetzt werden können.
2. Der Einsatz von Weblogs in der Bildungswissenschaft
Im weltweiten Netz, dem Internet und den aktuellen Web 2. 0 Technologien entwickelt sich zunehmend eine Bündelung von Diensten, Funktionen und Kommunikations-werkzeugen für die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch von lehr- und lernbezogenen Lernumgebungen. Die Einsatzzwecke von Weblogs differenzieren sich ebenso rasant, wie das quantitative Wachstum fortschreitet. Mit diesem onlinebasierten Medienformat verbinden sich medientheoretische Hoffnungen, die Stimmen an die Öffentlichkeit bringen und den kooperativen Austausch zwischen Menschen mit geteilten Interessen und Lebenswelten fördern (Schmidt, 2006, S. 9). Speziell Weblogs werden heutzutage für die Präsentation eigener Inhalte und Meinungen und zum Austausch von Wissen genutzt und eröffnen aufgrund ihrer technischen und interaktiven Möglichkeiten auch eine Vielzahl an (medien-)päda-gogischen Möglichkeiten (Bastiaens, Schrader & Deimann, 2010, S. 8).
Darüber hinaus gewährt die Integration von Weblogs in Lernumgebungen lern- und lehrbezogene Einsatzmöglichkeiten, die den Verfasser bei der Erstellung, Steuerung und Organisation von Lehrtexten unterstützen sollen Diese werden in den nächsten Kapiteln vorgestellt.
2.1 Funktionen und Motive von Weblogs in der Bildungswissenschaft
Der Begriff Weblog ist eine Wortkreuzung aus „Web“ und „Log“ und wurde 1997 erstmals von der amerikanischen Blogger-Legendengestalt J Ø rn Barger geformt. Dabei spannen sich sowohl technische als auch inhaltliche Dimensionen der Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten auf (Blood, 2004, S. 54).
Am häufigsten verbreitet sind autobiografische Online-Tagebücher mit dialogischen Elementen, die Einträge in umgekehrter Chronologie auf einer einzigen Webseite anbieten. Rein technisch gesehen handelt es sich bei Blogs um einfache Content Management Systeme, die ohne große Programmierkenntnisse und schnelle Pflege von Webinhalten erstellt werden können und unproblematisch das Publizieren von Inhalten im Internet ermöglichen (Zerfaß & Boelter, 2005, S. 36). Unter „Content“ werden hier lehrveranstaltungsrelevante Inhalte, Informationen und weiterführende Materialien verstanden. Verschiedene Designvorlagen (Templates) erlauben eine freie gestalterische Anpassung an die Vorlieben des Bloggers.
Parallel zur steigenden Anzahl von Weblogs wächst die Aufmerksamkeit für ihre viel-fältigen Einsatzmöglichkeiten und Nutzungsformen. Ebenso hat sich das pädagogische Interesse in den letzten Jahren verstärkt diesen Prinzipien der Vernetzung und Kommunikation zugewandt. Somit unterliegen Weblogs nicht nur einer technischen Betrachtungsweise, sondern erfüllen auch die Funktion einer Partizipation und multi-medialen Gesamtartikulation. Diese kommt vorwiegend in der Option der schriftlichen Artikulation zu tragen und lässt erkennen, dass ein großes Potential interaktiver Nutzung durch dieses Medium besteht. Diese diskursive Bezugnahme ist charakteristisch für Weblogs (Jörissen & Marotzki, 2009, S.189).
Vor allem der Anspruch auf Selbstbestimmung sowie freie Zeiteinteilung und Themenwahl unterscheidet das Weblog von den traditionellen Massenmedien. Starre Organisationsstrukturen stehen der fluiden Form von Weblogformaten entgegen (Ebersbach, Glaser & Heigl, 2008, S. 71). Diese (Re-) Etablierung eines sozio-kulturellen Netzwerkes geht daher deutlich über die bloße Selbstinszenierung hinaus. Aufgrund der Vernetzung mit anderen Bloggern und einer Community des Lesens, Gegenlesens, Kommentierens und Diskutierens werden komplexe Bildungseffekte geschaffen. Der konstruktivistisch angelegte Ansatz des Arbeitens mit Weblogs bezieht explizit kontextuelle Informationen mit ein und bereichert so den Lernprozess und kann als unterstützende Funktion für Lern- und Gestaltungskompetenzen angemessen eingesetzt werden (Bastiaens et al., 2010, S. 35).
Durch diese Erweiterung der Lernperspektive fungiert der Blogger nicht nur als rezeptiver Nutzer, sondern wird im Rahmen dessen auch Anbieter von Informations- und Wissensbeständen (ebd., S. 30). Der Blogger muss die Inhalte des Blogs selbst erschließen und erzeugen, und folglich einen Übergang von der reinen Wissensrepräsentation in die eigene Wissenskonstruktion vornehmen. In der lern-psychologischen Begründung wird dieses Lernen auch als problemorientiertes Lernen formuliert und stellt eine Ergänzung zum Wissenstransfer dar. Dies begünstigt ein selbstbestimmtes und exploratives Lernen, indem sich der Blogger kritisch und kreativ mit den geschriebenen Bloginhalten auseinandersetzt und neues Wissen erarbeitet. Doch auch die Blogbesucher, die sich nicht aktiv am Meinungsaustauch oder Diskussion bestimmter Themen beteiligen, können sich mit gewissen Spielregeln und Prozessen vertraut machen, um somit langsam von der Peripherie zum aktiven Kern des Geschehens vorzudringen (vgl. Bastiaens, 2010, S. 32 f.). Nach Auffassung von Kerres (2003, S. 32 f.) trägt der Einsatz webbasierter Kommunikationsmöglichkeiten zu einer besseren Lernmotivation bei, in der sich motivationale Effekte vorerst auf den technischen Aspekt beziehen, demgegenüber auch langfristig positives Interesse am Lerninhalt bewirken können.
2.2 Konzept und Instruktionsdesign von Weblogs als Medium im Bildungswesen
Der erfolgreiche Einsatz von Weblogs in der Lehre setzt eine mediendidaktische Konzeption, Implementation und Evaluation voraus (de Witt, 2005, S. 207). Ausgangspunkt für die Gestaltung von E-learning Angeboten sind aus medien-didaktischer Sicht nicht nur die technischen Systeme, sondern bildungs-wissenschaftliche Zielvorstellungen und didaktische Entscheidungen (de Witt & Czerwionka, 2007, S. 96). Deshalb muss vor der Erstellung und Verwendung eines Weblogs zu Bildungszwecken sichergestellt werden, wie das Weblog für die ausgewählten Bildungsinhalte genutzt werden kann. Die Qualität eines Lernmediums ist vor allem davon abhängig, ob das Angebot des Bildungsanliegens zielgerichtet adressiert ist. Dazu sind vor allem konzeptionelle Überlegungen hinsichtlich der Lerninhalte für eine Zielgruppe zu treffen. Nach Kerres, Ojstersek & Stratmann (2011, S. 265 ff.) besteht die Herausforderung darin, „eine Passung herzustellen, d. h. der Fokus der Mediendidaktik verschiebt sich von den Merkmalen des Medienproduktes bis hin zu dem Prozess der Gestaltung der Lernangebote und zur Zielgruppenanalyse.“ Der Lehrende ermittelt, wie die entsprechenden Bildungsziele und -inhalte mit einem Weblog erreicht werden können und zieht unterschiedliche methodische Varianten und Optionen der medialen Umsetzung in Betracht (ebd., S. 268). Die alleinige Benennung und Bereitstellung der Lerninhalte für die lernende Gemeinschaft reicht dabei nicht aus. Ein didaktisch reflektiertes Lernangebot entsteht erst dann, wenn Lerninhalte für die entsprechende Zielgruppe methodisch aufbereitet werden, um somit die Qualität eines Lernmediums zu sichern und die mediale Informationspräsentation den Wissenserwerb fördern kann (ebd., S. 266).
Der Blick fällt zunächst auf die Inhalts- und Gestaltungspräsentation eines Weblogs, wie die Integration von Kodierungsformen Bild oder Text, von Modalitäten (auditiv oder visuell) und zuletzt auf die Möglichkeit statischer oder dynamischer Präsentationen. Damit werden die Bildungsinhalte den Nutzern einfach zugänglich und kontextuell stimmig bereitgestellt. Den Lernenden werden durch diese multiplen Repräsentations-formen zusätzliche Hilfestellungen angeboten, um die Aufnahme und Verarbeitung von Wissen zu unterstützen (Weidenmann, 2011, S. 83).
Demgegenüber steht nicht nur die Weitergabe von kodifiziertem Wissen, sondern die Bildung einer aktiven, selbstorganisierten Lerngemeinschaft unter tutorieller Begleitung. Aufgrund des aktuellen und informativen Gehalts den der Autor bzw. Blogger veröffentlicht, sollen die Lernenden angeregt werden sich mit der vorgegebenen Thematik intensiver auseinanderzusetzen. Der Vorteil dabei ist, dass es den Lernenden vorbehalten ist, selbst zu entscheiden, wie und mit welchem Lerntempo sie bestimmte Informationen erarbeiten, um sie so für ihre individuellen Lernziele und Lernzwecke einzusetzen (vgl. Bastiaens et al., 2010, S. 45).
Die Lernenden werden daher gleichzeitig zu Produzenten ihrer Lerninhalte und rücken infolgedessen ins Zentrum der Lehre. Damit grenzt sich dieser Lehr- und Lernansatz deutlich von der traditionellen Didaktik ab, da sich dieser Ansatz nicht nur auf schulischen Wissensaustausch begründet, sondern verschiedene Arrangements von Lernumgebungen miteinschließt. Interessant ist, dass sich das Lernen dadurch von raumzeitlichen und personellen Zwängen befreit und damit einen weltweit vernetzten Raum des Wissens und der Kommunikation bildet. Dies erfordert vom Lernenden eine hohe Eigeninitiative und fördert „nicht nur den Zugriff auf eine bestimmte und vorgegebene Lernmaterie, sondern unterstützt die aktive Vernetzung aller netzgestützten Ressourcen und Informationen, die auf diesem Weg für jeden
verfügbar gemacht werden können“ (e-teaching.org, 2008). Die Integration contentorientierter Weblogs in die Lernumgebung stellt eine solche Möglichkeit dar. Das Weblog ist somit ein zentrales Mittel Lerninhalte zu veröffentlichen. Neben der Bereitstellung von Informationen werden in der Lehre auch Weblogs mit inhalts- und diskursorientierten Charakter eingesetzt. Diese Varianten ermöglichen neben der Bereitstellung von Informationen, die Lernergebnisse einer Gruppe in das Weblog einzustellen und zu diskutieren. Zur besseren Übersicht ist es hilfreich, einen Hauptblog anzubieten, der sowohl Inhalte des Lehrenden, als auch über Verlinkungen auf individuelle Weblogs der Lernenden verweist. Mit Hilfe dieser daraus entstehenden Learning Communities können Gruppenergebnisse besser präsentiert und gegenseitig Bezug auf die erarbeiteten Lösungen genommen werden. Gemeinsame Lernprozesse und Lernziele werden somit besser dargestellt und reflektiert (Bastiaens et al., 2010, S. 56 ff).
Eine besondere Bedeutung hat das persönliche Weblog für den Lernenden als individuelles Lernjournal, um Gelerntes regelmäßig niederzuschreiben und so Lernprozesse- bzw. Lernerfolge zu dokumentieren. Als Reflexionsmedium der eigenen Lerngeschichte und dem persönlichen Wissensmanagement unterstützen und dokumentieren sie die eigenen Lernprozesse im Verlauf der Zeit (Röll, 2005, S. 15).
[...]
[1] Aus Gründen der verbesserten Lesbarkeit wird in diesem Text die männliche Form als geschlechtsübergreifende Bezeichnung für Lernerinnen und Lerner, Bloggerinnen und Blogger etc. verwendet.
[2] http://www.lernmedium.com/