Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bildungsstandards und Kompetenzerwerb
2.1 Bildungsstandards
2.1.1 Hintergrund
2.1.2 Aufbau/Struktur/Inhalte
2.1.3 Bedeutung
2.2 Theorien zur Lesekompetenz
2.2.1 Begriff
2.2.2 Lesekompetenz im Rahmen der Bildungsstandards
3. Lehrwerk
3.1 Aufbau und Konzept
3.1.1 Aufbau
3.1.2 Didaktisches Konzept
3.2 Analysekriterien allgemein
3.2.1 Analysekriterien nach Ehlers
3.2.2 Analysekriterien nach Hoppe
3.3 Analysekriterien hinsichtlich der Bildungsstandards und des Lesekompetenzerwerbs
3.4 Eigene Anmerkungen zu den Analysekriterien
3.4.1 Überblick
3.4.2 Exemplarische Beispiele
3.5 Auswertung der Analyse
4. Auswertung hinsichtlich der Fragestellung aus 1
4.1 Gegenüberstellung der Kompetenzen aus 2.2 und der Analyse- ergebnisse aus 3.5
4.2 Beurteilung
5. Wurden in „deutsch.kombi 4“ die Bildungsstandards in einem so so ausreichenden Maß berücksichtig, dass dadurch die die Lese- kompetenz der Schüler gestärkt wird?
1. Einleitung
Die PISA-Studie von 2000 hat bestätigt und populär gemacht, was viele Lehrer und Fachdidaktiker längst wussten: Die Lesekompetenz der deutschen Schüler ist viel zu schwach ausgeprägt. Im Jahr 2004 lag dann sogar der Schwerpunkt auf der Lesekompetenz, was den Rang der Deutschen noch brisanter machte. (Vgl. Artelt, 2004, 140)
Um einen Weg zu finden, der die Schüler ihrer Lesekompetenz effektiver befähigt, suchten die Kultusminister der 16 Bundesländer nach Lösungen und verabschiedeten letztendlich die Bildungsstandards, die dafür Sorge tragen sollten, dass die deutschen Schüler im internationalen Vergleich konkurrenzfähig werden.
Viele Schulen arbeiten noch immer mit veralteten Schulbüchern, die das Alter der Schüler oft übersteigen. Aber nach dem schlechten Abschneiden bei PISA wurden auch viele neue Lehrwerke auf den Markt gebracht, die auf den Bildungsstandards basieren. In der folgenden Arbeit soll das Lehrwerk „deutsch.kombi 4“ auf die Bildungsstandards und insbesondere auf die Förderung der Lesekompetenz untersucht werden, um festzustellen, ob die Schüler durch die Arbeit mit diesem Buch ihre Lesekompetenz verbessern können bzw. ob die Autoren dieses Buches die Bildungsstandards ausreichend berücksichtigt haben.
2. Bildungsstandards und Kompetenzerwerb
An dieser Stelle sollen zunächst die Bildungsstandards mit ihrem Hintergrund, in ihrer Konzeption und ihrer Bedeutung erläutert werden.
2.1 Bildungsstandards
„Die von der Kultusministerkonferenz verabschiedeten bundesweiten Bildungsstandards beschreiben fachbezogene Kompetenzen, über die Schülerinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Schullaufbahn verfügen sollen. Diese in der Schule zu erwerbenden Kompetenzen entsprechen den Lehrplanvorgaben und werden durch zentrale Vergleichsarbeiten in verschiedenen Klassen/Jahrgängen überprüft.“ (IQSH) Die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz stellen durch die Einteilung in inhaltliche Standards, Standards für Lehr- und Lernbedingungen, Leistungs- oder Ergebnisstandards und unterschiedliche Niveauanforderungen somit eine Mischung aus Inhalts- und Outputstandards dar.
Seit dem Schuljahr 2004/05 arbeiten die schleswig-holsteinischen Schulen mit Bildungsstandards. Am 1.8.2004 sind die Bildungsstandards für den mittleren Bildungsabschluss verbindlich eingeführt worden. Diese umfassen die Fächer Deutsch, Mathematik und die erste Fremdsprache. Am 1.8.2005 kamen die Bildungsstandards für Physik, Biologie und Chemie hinzu. Sie gelten bundesweit und werden von der Kultusministerkonferenz verabschiedet. (Vgl. http://www.kmk.org/schul/home1.htm)
Auch die Lehrkräfte setzen sich mit den Standards auseinander und nutzen sie zur besseren Gestaltung des Unterrichts. Standards sind damit auch ein Impuls zur Unterrichtsentwicklung. Zugleich wird die Vergleichbarkeit schulischer Abschlüsse im föderativen System erhöht. (http://www.schleswig-holstein.de/Bildung/DE/SchulischeBildung/SchwerpunkteBildungspolitik/Bildungsqualitaet/Bildungsstandards/bildungsstandards__node.html__nnn=true)
2.1.1 Hintergrund
Schon vor über zehn Jahren im Oktober 1997 kam erstmals die Idee auf, das deutsche Schulsystem einem internationalen Vergleichstest zu unterziehen, um heraus zu finden, wo sowohl die Stärken als auch die Schwächen der deutschen Schüler liegen. Durch verschiedene Vergleichsstudien wurde letztendlich deutlich, dass das vorherrschende System in seiner bestehenden Konzipierung, die überwiegend durch Inputsteuerung ausgemacht wurde, nicht zu dem gewünschten Ergebnis führte. Deshalb sollten nun die Leistungen genauer festgelegt werden, die die Schüler bringen sollten. Außerdem sollte es eine konkrete Leistungsüberprüfung geben. Dieser Beschluss basierte unter anderem auf der Tatsache, dass in Ländern, in denen diese Aspekte bereits fest in das Bildungssystem integriert waren, wesentlich bessere Ergebnisse bei den Vergleichsstudien erreichen konnten.
Die Kultusministerkonferenz verlangte nach klaren Richtlinien für die Qualität der Bildung an den Schulen und entwickelte auf diesen Entschluss hin die Bildungsstandards. (Vgl. http://www.kmk.org/schul/home1.htm)
Um zu gewährleisten, dass diese neu entwickelten Standards landesweit und länderübergreifend eingehalten werden, wurde das IQB, das so genannte Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, gegründet, das seit 2004 für diese Aufgabe verantwortlich ist. Außerdem ist es für die Weiterentwicklung der Bildungsstandards zuständig.
Neben der Überprüfung hat das IQB noch andere Aufgaben wie zur Verbesserung der schulischen Bildung beizutragen. Außerdem soll es unterstützend tätig sein, wenn es darum geht, das Leistungsniveau konkurrenzfähig zu machen. Auch die Bemühungen der Länder um qualitativ hochwertigeren Unterricht soll es unterstützen und letztendlich für eine bessere Vergleichbarkeit im Bildungswesen sorgen. Darunter fällt auch die Erweiterung eines Aufgabenpools zur vergleichenden Überprüfung der Standards. (Vgl. http://www.kmk.org/schul/home1.htm)
2.1.2 Aufbau/ Struktur/ Inhalte
Die Bildungsstandards greifen in ihrer schriftlichen Ausführung jeweils die Grundprinzipien des jeweiligen Faches auf. In einer Präambel wird dann für jedes Fach erläutert, welche Bedeutung und welchen Stellenwert es für die Bildung der Schüler hat.
Im weiteren Verlauf werden fachbezogene Kompetenzen aufgezählt und erläutert. Hierbei geht es nicht nur um die Kompetenzen allein, sondern auch um den zeitlichen Rahmen, in dem die Schüler diese Kompetenzen erworben haben sollten. Die Basis für die Standards bilden fachspezifisch definierte Kompetenzmodelle, die Erfahrungen aus der Schule und auch theoretische Grundlagen der PISA-Studien berücksichtigen
Die Bildungsstandards folgen dem Prinzip des kumulativen Kompetenzerwerbs, da sie auf systematisches und vernetztes Lernen abzielen.
Sie beschreiben erwartete Leistungen im Rahmen von Anforderungsbereichen und beziehen sich auf den Kernbereich des jeweiligen Faches. Durch diese Art von Vorgabe bleibt den Lehrern in der Umsetzung ein gewisser Spielraum und Freiheit in der Unterrichtsgestaltung.
Am Ende werden Beispielaufgaben genannt, die die Grundsätze der Standards verdeutlichen sollen und verschiedenen Anforderungsbereichen zugeordnet sind. (Vgl. http://www.kmk.org/schul/Bildungsstandards/Argumentationspapier308KMK.pdf).
Für das Fach Deutsch sind die Standards unterteilt in die Kompetenzbereiche 1. Sprechen und zuhören, 2. Schreiben, 3. Lesen- mit Texten und Medien umgehen, 4. Sprache und Sprachgebrauch untersuchen.
2.1.3 Bedeutung
Als Stellvertreter der Idee eines neuen Grundgedankens des deutschen Schulsystems, sind die Bildungsstandards sehr wichtig. Tatsächlich beinhalten sie auch sinnvolle Aspekte, die zur Verbesserung der deutschen Schüler im internationalen Vergleich beitragen können. Allerdings sind sie allein auch nicht die Lösung aller Probleme. Von Vorteil ist, dass man die Leistungen der Schüler regelmäßig vergleichend überprüfen kann und die Lehrkräfte einen Leitfaden an die Hand bekommen, um ihren Unterricht neu zu gestalten und neue Ideen umzusetzen. Denn die Arbeit der Lehrkräfte, also die Umsetzung der guten Vorsätze, muss richtig durchgeführt werden, damit diese greifen können.
Die Bildungsstandards bilden so gesehen die Grundlage des Unterrichts, da jeder Lehrer angewiesen ist, seinen Unterricht nach den Standards auszurichten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Bildungsstandards eine Überprüfung durch Vergleichsarbeiten ermöglichen, sodass jede Schule die Möglichkeit einer internen Evaluationsdurchführung hat. Lehrpläne sowie Bildungsstandards basieren auf einem gemeinsamen Nenner und vergleichbaren Grundprinzipien des Lernens, beide orientieren sich am Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die Lehrpläne geben einen Rahmen vor, wie der Unterricht auszusehen hat, wohingegen sich die Bildungsstandards mehr an Resultaten als an konkreten Zielen orientieren. Sie folgen dem Prinzip der systematischen Annäherung an ein Ziel. Die Lehrpläne stecken nur den Rahmen ab und geben so dem Lehrer den Freiraum an der Unterrichtsgestaltung. Zur Bedeutung der Bildungsstandards allgemein kann man also sagen, dass sie Lehrpläne keinesfalls ersetzen, diese aber ergänzen, indem sie allgemeiner auf das Ergebnis schulischen Lernens abzielen und nicht Lernziele und Lerninhalte auflisten. (Vgl. IQSH)
Für die Schüler sind sie insofern von Bedeutung, als dass sie durch die Bildungsstandards mehr Freiheit im Lernen bekommen und meiner Meinung nach kompetenter im Umgang mit alltäglichen Situationen gemacht werden, da das Beherrschen der Kompetenzen sich nicht nur auf das Schulische anwenden lässt.
2.2. Theorien zur Lesekompetenz
2.2.1 Begriff (theoretische Positionen)
Aber was genau versteht man nun eigentlich unter Lesekompetenz? Das, was bei PISA getestet wurde (im internationalen Lesekompetenztest) war nicht nur die reine Fertigkeit des Lesens, sondern noch viel mehr. Getestet wurde die Fähigkeit der Schüler, aus lebensnahen Materialien bzw. Texten gezielt Informationen zu entnehmen und diese zu reflektieren. (Vgl. Artelt, 2004, 141) Denn nur wenn Schüler dazu in der Lage sind, haben sie einen Text richtig verstanden und können damit sicher umgehen.
Über diese Fähigkeiten zu verfügen, wird als äußerst wichtig angesehen, da sich dadurch den Schülern viele Lebensbereiche erschließen. Interkulturell gesehen gewinnt die Lesekompetenz an Bedeutung, weil durch sie Informationen, Ideen, Fakten, Wertvorstellungen und vor allem kulturelle Inhalte für die Schüler transportiert werden. Wie im Text von Artelt etc. gesagt wird, stellt die Lesekompetenz ein universelles Kulturwerkzeug dar. Auch die Entwicklung der neuen Medien lässt diese Bedeutung nicht geringer werden, da man gerade für den Umgang zum Beispiel mit dem Internet unbedingt über die Fähigkeit verfügen muss, Texte zu verstehen und die für einen relevanten Informationen zu abstrahieren. (Vgl. Artelt, 2004, 141)
„PISA versteht Lesekompetenz somit als wichtiges Hilfsmittel für das Erreichen persönlicher Ziele, als Bedingung für die Weiterentwicklung des eigenen Wissens und der eigenen Fähigkeiten und als Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.“ (Artelt, 2004, 141)
Lilian Streblow nennt in ihrem Text unterschiedliche Determinanten der Lesekompetenz, die teilweise beeinflussbar sind und so im positiven Fall zu einer Förderung dieser beitragen können. Nach ihr sind die ersten drei Faktoren, die zur Lesekompetenz notwendig sind das Arbeitsgedächtnis, die Dekodierfähigkeit und die Intelligenz. Das Arbeitsgedächtnis ist an dieser Stelle für die Reduktion der Makropropositionen verantwortlich (Informationsentnahme, anschließende Propositionsbildung, Überprüfung der Kohärenz und ggf. für das Schließen von Kohärenzlücken). Weiterhin findet im Arbeitsgedächtnis die globale Kohärenzbildung statt. Allerdings ist die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses nicht zu trainieren, sodass man an dieser Stelle nicht fördernd ansetzen kann.
Als stärkster Faktor, der die Lesekompetenz beeinflusst, erwies sich die Dekodierfähigkeit. Das Erkennen von Wörtern und ihrer Zuordnung zu Bedeutungen ist durch Strategien und Trainings verbesserungsfähig und somit ein wichtiger Punkt, an dem die Förderung ansetzen sollte.
In Studien hat sich ergeben, dass fluide Intelligenzkomponenten wie das induktive Denken so weit trainierbar sind, dass sich mittlere positive Ergebnisse erzielen lassen.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass die Lesemotivation von großer Bedeutung ist, wenn es darum geht, einen kompetenten Leser auszubilden. Durch die Motivation wird nämlich die Häufigkeit des Lesens gesteigert, die einen wichtigen Multiplikator für die Lesekompetenz darstellt.
Auch das Selbstkonzept hat sich bei PISA als gewichtiger Einflussfaktor für die Lesekompetenz gezeigt. Hilfreich hierfür sind Leistungsrückmeldungen zur besseren Selbsteinschätzung. Auch dieser Punkt lässt sich beeinflussen und bietet damit eine weitere Chance, die Lesekompetenz gezielt zu schulen. Aus Platzgründen wird hier die Aufzählung beendet. Es sollte an dieser Stelle nur deutlich werden, dass sich die Lesekompetenz aus vielen verschiedenen einzelnen Aspekten zusammensetzt.
2.2.2 Lesekompetenz im Rahmen der Bildungsstandards
In den Bildungsstandards stellt der Bereich „Lesen- mit Texten und Medien umgehen“ einen von vier Kompetenzbereichen dar. Dieser ist noch mal in fünf Bereiche aufgeteilt, die unterschiedlich viele Kompetenzen beinhalten:
1.Verschiedene Lesetechniken beherrschen (eine Kompetenz: über grundlegende Lesefertigkeiten verfügen).
2. Strategien zum Leseverstehen kennen und anwenden (fünf Kompetenzen. Bsp.: Verfahren zur Textstrukturierung kennen und anwenden).
3. Texte verstehen und nutzen (literarische Texte: elf Kompetenzen. Bsp.: Zentrale Inhalte erschließen. Sach- und Gebrauchstexte: sieben Kompetenzen. Bsp.: Informationen zielgerichtet entnehmen, ordnen, vergleichen, prüfen und ergänzen).
4. Medien verstehen und nutzen (sieben Kompetenzen. Bsp.: Wesentliche Darstellungsmittel kennen und deren Wirkung einschätzen).
5. Methoden und Arbeitstechniken (dieser Bereich ist kein Kompetenzbereich. Er beschreibt Methoden und Arbeitstechniken, die innerhalb der vier Kompetenzbereiche angewendet werden sollen.)
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