Telelernen via elektronisches Netz am Beispiel der beruflichen Weiterbildung


Mémoire (de fin d'études), 1999

80 Pages, Note: 1


Extrait


Gliederung

Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Ziele der Arbeit

3. Begriffsbeschreibung
3.1 Telelernen im allgemeinen
3.2 Telelernen im Netz
3.2.1 WBT
3.2.2 Business-TV
3.2.3 Verwandte Begriffe des Telelernens

4. Einsatzkriterien des Netzes in Telelernangeboten
4.1 Technische Voraussetzungen
4.1.1 Das Netz
4.1.1.1 Nutzungsmöglichkeiten
4.1.1.1.1 Kommunikation
4.1.1.1.2 Information
4.1.1.2 Probleme
4.1.2 Hardware
4.1.3 Benutzeroberfläche
4.1.3.1 Standardoberflächen
4.1.3.2 Lernoberflächen
4.1.3.2.1 Organisation der Lerninhalte
4.1.3.2.2 Utensilien
4.2 Entwicklung und Umsetzung von WBT
4.3 Lernziele
4.4 Lernort
4.5 Zielgruppe
4.6 Methodik

5. Beispiele netzbasierender Lernarrangements
5.1 Übersicht der untersuchten Lernarrangements
5.2 Didaktische Untersuchung
5.2.1 Festlegung der Gesichtspunkte
5.2.2 Ergebnis

6. Bedeutung von Telelernen via Netz
6.1 Potentiale und Grenzen von netzbasierenden Telelernen (anhand eines Projektmanagement-Seminars für Projektleiter)
6.1.1 Ziele und Inhalte des Beispielseminars
6.1.2 Umsetzung des Seminars in ein netzbasierendes Lernarrangement
6.2 Zusammenfassung
6.2.1 Potentiale
6.2.2 Grenzen

7. Aussicht

8. Glossar [Fluckiger, F.; S. 699]

9. Abbildungsverzeichnis

10. Quellenverzeichnis

Inhaltsangabe

In den letzten Jahren nahm die Zahl von computerunterstützenden bzw. –basierenden Lernangeboten (CUL bzw. CBT) stark zu. Ob als Lehrmittel oder Unterrichtshilfe, der PC gewinnt in der schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung zunehmend an Bedeutung. Er dient als Abspielgerät für Lernsoftware oder steht als Lernobjekt im Mittelpunkt, um den Umgang zu erlernen.

Durch die Vernetzung der PCs eröffnen sich dem Lehrenden und Lernenden neue Möglichkeiten, die über die einfache Wissensvermittlung hinausgehen. Mit Hilfe des Internets kann der Lernende nicht nur sich informieren, sondern auch mit anderen und dem Lehrenden kommunizieren. Somit bekommt CUL eine neue Bedeutung.

Die Bekanntheit und die Nutzung von CBT-Angeboten nehmen in Deutschland stetig zu. Bereits 55 Prozent der Bundesbürger haben vom Begriff CBT schon gehört und 19 Prozent haben oder wollen CBT nutzen. Dabei beträgt der Anteil der Internet- oder Intranetbasierenden Lernangebote (WBT) in den Unternehmen im Durchschnitt 1,5 Prozent und soll in den nächsten zwei Jahren auf etwa 10 Prozent steigen.

Diese Zahlen zeigen, daß CBT-Angebote und darunter wiederum die WBT-Angebote immer wichtiger für die Aus- und Weiterbildung werden. Sie werden nach der oben genannten Studie den Lernmarkt nicht beherrschen, doch sie gewinnen an Bedeutung.

Welche Gründe dieser Bedeutungszuwachs hat, versucht unter anderem diese Arbeit versuchen zu klären. Es wird die Frage beantwortet was Telelernen via Netz im allgemeinen bedeutet. Dazu werden die verschiedenen Begriffe beschrieben, die unter die Bezeichnung Telelernen fallen, versucht den Begriff des netzbasierenden Lernens zu definieren und die wesentlichen formalen Unterschiede dargestellt. Es werden die wichtigsten Einsatzkriterien genannt, die bei der Verwendung des Netzes zum Telelernen zu beachten sind. Um via Netz lernen zu können, sind wichtige Voraussetzungen zu beachten. Darauf soll genauso eingegangen werden wie auch auf die Einsatzmöglichkeiten.

Welche unterschiedlichen netzbasierenden Lernarrangements am deutschen Markt angeboten werden, soll eine aktuelle Übersicht ausgewählter Anbieter zeigen. Es werden die einzelnen Arrangements vorgestellt und eine Übersicht der Didaktik gegeben. Das Netz als Telelernmedium steht hier im Mittelpunkt, da es auch als Unterrichtsmedium eingesetzt wird.

Nachdem berichtet wurde welche Möglichkeiten beim Lernen via Netz gegeben sind und wie sie in der Praxis umgesetzt werden, wird anschließend der Versuch unternommen die Potentiale und Grenzen dieser Lernform anhand eines Seminars aus der Praxis unter den momentanen Verhältnissen zu betrachten.

Diese Arbeit soll einen Überblick für alle Interessierten bieten, die sich mit beruflicher Aus- und Weiterbildung beschäftigen und netzbasierende Telelernarrangements verwenden oder entwickeln wollen. Der Leser wird nicht nur die positiven Seiten erfahren, sondern auch die Grenzen des Netzes als Lernmedium kennenlernen. Diese Arbeit erhebt nicht den Anspruch ausführlich und vollständig zu sein. Hierfür ist zum einen das Thema zu komplex, zum anderen es stehen noch keine ausreichenden Erkenntnisse zum Telelernen via Netz zur Verfügung.

Dabei greift die Arbeit auf verschiedene Quellen zurück, die sich vor allem mit CBT, Lernsoftware und beruflicher Weiterbildung beschäftigen.

1. Einleitung

Als das Internet 1969 als ein Forschungsprojekt namens ARPANet ins Leben gerufen wurde, wußte damals noch keiner welche Möglichkeiten in diesem Netz stecken. Am Anfang stand die Idee, ein Netzsystem, das auch partielle Ausfälle verkraften konnte, zu entwickeln. Sehr schnell schlossen sich Netzwerke verschiedener Forschungseinrichtungen und Universitäten an und nutzten es zum Austausch von Informationen. Anfang der 70er Jahre nutzen erste deutsche Hochschulen das Internet zum Datenaustausch und zur Kommunikation.

Mit der Entwicklung des Web als eine Art Benutzeroberfläche im CERN Ende der 70er Jahre begann der Siegeszug des Internets. Immer mehr Institutionen und Firmen nutzten das Netz für ihre Bedürfnisse. Das Netz war nicht mehr nur eine fast unbeschränkte Informationsquelle und Spielzeug von Technikbegeisterten, sondern es entwickelte sich zu einem Marketinginstrument und Marktplatz für verschiedenste Angebote, es wurde eine Informations- und Kommunikationsplattform für jeden der Zugang zum Internet hat. Die Zahl der Internetanschlüsse nahm in den letzten Jahren fast explosionsartig zu. Ob über Online-Dienste, Internetprovidern oder Unternehmensnetze (Intranet) mit Zugang zum Netz, immer mehr Menschen haben die Möglichkeit das Internet zu nutzen.

Der Erfolg des Internets basiert auf der Idee eines übergeordneten Netzes. Es nutzt bereits vorhandene Verbindungsstrukturen. Die Verbindung der Rechner untereinander besteht bereits, z. B. durch Ethernet-Kabel, Satellitenverbindung oder auf eine beliebige andere Weise. Es wird nur noch eine Software benötigt, die es ermöglicht, daß die Rechner sich untereinander verstehen können.

Laut einer Studie [SZ vom 17.08.98] wird der Umsatz von Online-Diensten von 1996 mit drei auf 38 Milliarden DM im Jahre 2001 in Deutschland zunehmen. Das Angebot und vor allem die Nachfrage nach Online-Diensten, wie Teleshopping oder das Abonnieren von elektronischen Zeitungen wird somit um etwa das 13-fache zunehmen. Darüber hinaus werden das Internet und vergleichbare Netze immer mehr als Plattform für Teleworking, Telebanking oder Telelearning genutzt. Mit einer verbesserten Netzstruktur und einer steigender Akzeptanz in der Gesellschaft werden Netze, wie das Internet als Kommunikations- und Informationsplattform immer mehr an Bedeutung zunehmen.

Durch das Zusammenwachsen verschiedener Technologien und der verbesserten Leistungsfähigkeit wird der vernetzte PC zum universalen Kommunikations- und Informationsgerät. Der Alltag und die Menschen werden sich immer stärker verändern, da sie Bedürfnisse weltweit, zu jeder Zeit und ohne direkten Kontakt befriedigen können. Welche Auswirkungen dies auf die Gesellschaft haben wird, läßt sich heute nur schwer sagen. Die Prognosen gehen vom anonymen Individualisten, der in Informationen ertrinkt bis zum gut informierten, kontaktfreudigen Weltbürger.

Nach der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert leben wir heute in der Informationstechnischen Revolution. Noch nie hatte der Mensch Zugang zu solch großen Mengen von Informationen, die ihm heute das Internet anbietet. Diese Unmengen von Daten zu lesen und zu verarbeiten, bedarf es neuer Kompetenzen. Der Mensch muß lernen die benötigten Informationen selbständig zu suchen, zu filtern und entsprechend zu verarbeiten. Dazu muß er mit dem PC und den verschiedenen Werkzeugen, wie Agenten (Software, die im Internet nach bestimmten Informationen sucht) umgehen können. Was im 19. Jahrhundert die unterschiedliche Verteilung der Produktionsgüter war, wird in Zukunft die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten zu Informationen sein. Die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten werden durch die Ausbildung und das Einkommen bestimmt, da bestimmte Kenntnisse und ausreichende finanzielle Mittel für die Informationsbeschaffung und –verarbeitung benötigt werden.

Der PC ist aber nicht nur ein Gerät der Informationstechnik, sondern auch der Kommunikationstechnik. Der Computer hat sich in Laufe der Jahre von einer einfachen

Rechenmaschine über eine elektronische Schreibmaschine zum multimedialen Kommunikations- und Informationsgerät entwickelt. Ob über E-Mail oder Videokonferenz, der PC wird mit Hilfe von Netzen, wie dem Internet zur Kommunikationseinheit. Die Menschen müssen nicht mehr mit anderen in direkten Kontakt treten, sie können über große Distanzen und in unterschiedlichen Sprachen kommunizieren. Dabei besteht die Gefahr, daß wichtige Elemente der non-verbalen Kommunikation verloren gehen und zu Mißverständnissen führen könnten.

2. Ziele der Arbeit

In den letzten Jahren nahm die Zahl von computerunterstützenden bzw. –basierenden Lernangeboten (CUL bzw. CBT) stark zu. Ob als Lehrmittel oder Unterrichtshilfe, der PC gewinnt in der schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung zunehmend an Bedeutung. Er dient als Abspielgerät für Lernsoftware oder steht als Lernobjekt im Mittelpunkt, um den Umgang zu erlernen.

Durch die Vernetzung der PCs eröffnen sich dem Lehrenden und Lernenden neue Möglichkeiten, die über die einfache Wissensvermittlung hinausgehen. Mit Hilfe des Internets kann der Lernende nicht nur sich informieren, sondern auch mit anderen und dem Lehrenden kommunizieren. Somit bekommt CUL eine neue Bedeutung.

Die Bekanntheit und die Nutzung von CBT-Angeboten nehmen in Deutschland stetig zu. Bereits 55 Prozent [CBT 1/98; S. 1] der Bundesbürger haben vom Begriff CBT schon gehört und 19 Prozent haben oder wollen CBT nutzen. Dabei beträgt der Anteil der Internet- oder Intranetbasierenden Lernangebote (WBT) in den Unternehmen im Durchschnitt 1,5 Prozent [multiMEDIA 12/98; S. 8] und soll in den nächsten zwei Jahren auf etwa 10 Prozent steigen.

Diese Zahlen zeigen, daß CBT-Angebote und darunter wiederum die WBT-Angebote immer wichtiger für die Aus- und Weiterbildung werden. Sie werden nach der oben genannten Studie [multiMEDIA 12/98; S. 8] den Lernmarkt nicht beherrschen, doch sie gewinnen an Bedeutung.

Welche Gründe dieser Bedeutungszuwachs hat, versucht unter anderem diese Arbeit versuchen zu klären. Es wird die Frage beantwortet was Telelernen via Netz im allgemeinen bedeutet. Dazu werden die verschiedenen Begriffe beschrieben, die unter die Bezeichnung Telelernen fallen, versucht den Begriff des netzbasierenden Lernens zu definieren und die wesentlichen formalen Unterschiede dargestellt. Es werden die wichtigsten Einsatzkriterien genannt, die bei der Verwendung des Netzes zum Telelernen zu beachten sind. Um via Netz lernen zu können, sind wichtige Voraussetzungen zu beachten. Darauf soll genauso eingegangen werden wie auch auf die Einsatzmöglichkeiten.

Welche unterschiedlichen netzbasierenden Lernarrangements am deutschen Markt angeboten werden, soll eine aktuelle Übersicht ausgewählter Anbieter zeigen. Es werden die einzelnen Arrangements vorgestellt und eine Übersicht der Didaktik gegeben. Das Netz als Telelernmedium steht hier im Mittelpunkt, da es auch als Unterrichtsmedium eingesetzt wird.

Nachdem berichtet wurde welche Möglichkeiten beim Lernen via Netz gegeben sind und wie sie in der Praxis umgesetzt werden, wird anschließend der Versuch unternommen die Potentiale und Grenzen dieser Lernform anhand eines Seminars aus der Praxis unter den momentanen Verhältnissen zu betrachten.

Diese Arbeit soll einen Überblick für alle Interessierten bieten, die sich mit beruflicher Aus- und Weiterbildung beschäftigen und netzbasierende Telelernarrangements verwenden oder entwickeln wollen. Der Leser wird nicht nur die positiven Seiten erfahren, sondern auch die Grenzen des Netzes als Lernmedium kennenlernen. Diese Arbeit erhebt nicht den Anspruch ausführlich und vollständig zu sein. Hierfür ist zum einen das Thema zu komplex, zum anderen es stehen noch keine ausreichenden Erkenntnisse zum Telelernen via Netz zur Verfügung.

Dabei greift die Arbeit auf verschiedene Quellen zurück, die sich vor allem mit CBT, Lernsoftware und beruflicher Weiterbildung beschäftigen.

3. Begriffsbeschreibung

Im Laufe der Jahre entstand eine Vielzahl von Begriffen im Zusammenhang mit Telelernen. Oft werden die amerikanischen Begriffe ins Deutsche übernommen oder mit deutschen Wörtern verbunden. Dies führte dazu, daß in den Publikationen und in der Presse verschiedene Bezeichnungen verwendet werden, die dasselbe bedeuten oder falsche Verwendung finden.

Am Anfang dieser Arbeit ist es daher notwendig den Begriff des Telelernens mittels Netz zu beschreiben und zum herkömmlichen Telelernen abzugrenzen. Zuerst wird der Begriff des Telelernens im allgemeinen und anschließend auf die netzbasierende Form übertragen und dargestellt. Zusätzlich werden die verwandten Begriffe des Telelernens und die verschiedenen Funktionen des Netzes beschrieben.

3.1 Telelernen im allgemeinen

Das Wortbestandteil „Tele...“ hat in unserer Sprache in verschiedenen Verbindungen wie in Telearbeit, Teleshopping oder Telelernen Einzug gehalten. Laut Duden kommt „Tele...“ aus dem Griechischen und bedeutet „Fern...“. Es wird nicht direkt im Büro gearbeitet oder im Laden eingekauft, sondern mit Hilfe der Technik weit weg vom eigentlichen Aufenthaltsort gearbeitet oder eingekauft. Somit wird beim Telelernen nicht im Klassenzimmer oder Schulungsraum gelernt, sondern entfernt von Daheim oder vom Arbeitsplatz kann sich der Lernende Kenntnisse aneignen. Dabei kann ein kompletter Studiengang oder eine Schulungsmaßnahme in Form des Telelernens durchgeführt werden oder phasenweise, z. B. zur Erarbeitung von Basiswissen oder zur Wiederholung des Gelernten, eingesetzt werden.

Mit dieser deutschen Übersetzung wird Telelernen in einzelnen Publikationen als Fernlernen verwendet. Aus dem Amerikanischen wurden Telelearning oder Distance- oder Long-Distance-Learning übernommen. Im Kern beschreiben alle Begriffe eine besondere Form des Lernens: der Lernende eignet sich Kenntnisse an, ohne direkten (Angesicht-zu-Angesicht) Kontakt zum Lehrenden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Konventionelle Form des Telelernens

In der konventionellen Form bedeutet Telelernen, sich via Studienbrief, Rundfunk- oder Fernsehsendung ortsunabhängig Kenntnisse selbständig anzueignen. Die bekanntesten Beispiele dafür sind die Fernuniversität Hagen und das Telekolleg im Fernsehen. Die Fernuniversität Hagen bietet verschiedene Studienangebote via Studienbrief an. Der Studierende erhält per Post die nötigen Informationen in Form von schriftlichen Studienunterlagen mit ergänzenden Literaturhinweisen. Er arbeitet selbständig die Unterlagen durch und erledigt die Übungen dazu. Für Fragen hat er die Möglichkeit sich telefonisch oder schriftlich an den Lehrenden zu wenden. Das Fernstudium erfolgt normalerweise in der Freizeit wann und wo der Studierende will. Er kann mit Mitstudierenden aus seiner Umgebung eine Lerngruppe bilden und gemeinsam die Aufgaben lösen. Das Studium endet mit einer Prüfung unter Aufsicht der Fernuniversität und man erhält bei Bestehen einen staatlich anerkannten Abschluß.

Beim Telekolleg kann man die Fachhochschul- bzw. fachgebundene Hochschulreife der verschiedenen Fachrichtungen erlangen. Das Klassenzimmer ist der Fernsehapparat, über den, wie aus der Schule bekannt, der Lehrer seinen Unterricht mit Hilfe von modernen Medien und begleitenden Versuchen abhält. Somit wird das selbständige Lernen des Lernenden durch die Sendungen unterstützt. Er hat auch die Möglichkeit ortsnahe Lerngruppen zu bilden oder mit Hilfe von E-Mails (elektronische Mitteilung über das Netz) oder Newsgroups (Diskussionsforen zu bestimmten Themen im Internet) mit anderen Lernenden oder dem Lehrenden über seine Probleme zu diskutieren. Wie bei der Fernuni Hagen kann man am Ende des Kollegs eine Prüfung ablegen und den Nachweis der Studienbefähigung erlangen.

In der Regel werden über diese Form des Lernens fachliche Kompetenzen vermittelt. Teilweise wird aber auch versucht, dem Lernenden Methodenkompetenz beizubringen. In Deutschland reicht die Angebotspalette dieser Form des Telelernens [Schönherr, K.; S. 113] von Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der Berufsbildung (wie staatlich geprüfter Betriebswirt), Fremdsprachenqualifikationen (wie staatlich geprüfter Übersetzer), IHK-Abschlüssen der mittleren Ebene im Bereich der branchen- und der funktionsorientierten Weiterbildung (wie Industriefachwirt IHK) bis hin zur beruflichen Anpassungsweiterbildung zur Vermittlung aktueller Kenntnisse wie in der Datenverarbeitung. Im allgemeinbildenden Bereich hat man die Chance das Abitur oder die Mittlere Reife nachzuholen. Und im Bereich der persönlichen Weiterbildung reicht das Angebot von deutscher Literatur über technikorientierte Lehrgänge bis zu Hobbykursen.

3.2 Telelernen im Netz

Diese Form des Telelernens ist neu. Der wesentliche Unterschied zur konventionellen Form ist der Einsatz des PCs oder Fernsehgeräts als vernetzte „Lernplattform“. Damit bieten sich mehr Möglichkeiten für den Lernenden und Lehrenden. Der Lernende kann nicht nur computerunterstützt lernen (CUL), sondern es besteht ebenso die Möglichkeit des computerunterstützenden Unterrichtens (CUU). Telelernen via Netz verbindet letztendlich die Möglichkeit, sich Kenntnisse per Telelernen und mit Hilfe eines vernetzten PCs oder Fernsehgeräts anzueignen.

Es gibt zwei verschiedene Formen des Telelernens via Netz: das WBT (web based training = netzbasierenes Training oder Lernen) und das Business-TV. Abgrenzend zum herkömmlichen Telelernen werden nachfolgend die formalen Unterschiede und Funktionen des Netzes beschrieben.

3.2.1 WBT

WBT ist die bedeutenste Form des netzbasierenden Telelernes. Es bietet im Vergleich zum Business-TV mehr Möglichkeiten hinsichtlich der Art der Kompetenz (nicht nur Fach- oder Methodenkompetenz), deren Vermittlung und der Hilfestellung. Die Netze, die dazu verwendet werden, sind das Internet und Intranet. Das Intranet ist von der Technologie und der Struktur vergleichbar mit dem Internet und ist ein begrenztes Netz innerhalb einer Firma.

Dabei kann das Netz verschiedene Funktionen übernehmen. Es kann als Informations- und Kommunikationsmedium dienen, es kann als Lernmedium eingesetzt werden oder es kann als Unterrichtsmedium verwendet werden. Es kann aber auch verschiedene Funktionen gleichzeitig im Lernarrangement übernehmen. Das Netz als Informationsmedium dient zur Übermittlung der Lerninhalte und Übungen, in Form von elektronischen Studienbriefen oder als Bezugsquelle von zusätzlichen Informationen. Bei der Verwendung des Netzes als Kommunikationsmedium kann sich der Lernende mit dem Lehrenden, mit anderen Lernenden oder auch mit Externen mittels Newsgroups oder auch E-Mail kommunizieren. Als umfassendes Lernmedium bietet das Internet dem Lernenden grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten wie das CBT (computer based training = computerbasierendes Training oder Lernen). Es kann zusätzlich durch die Funktion als Informations- und/oder Kommunikationsmedium ergänzt werden. Der Lehrende hat auch die Möglichkeit eines computerunterstützten Unterrichts mit Hilfe von Videokonferenzschaltung (Übertragung einer Konferenz oder eines Vortrages mittels digitaler Bildübertragung) oder Application-Sharing (jeder Teilnehmer hat den gleichzeitigen Zugriff auf eine Anwendung oder Programm). Das Netz kann aber auch als Unterrichtsmedium wie ein Buch oder Film im Präsenzunterricht verwendet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 WBT

Telelernen via Netz ermöglicht dem Lernenden orts- und zeitunabhängig zu lernen. Doch im Unterschied zum konventionellen Telelernen haben der Lernende und Lehrende mehr Möglichkeiten und Freiheiten. Der Lernende kann nicht nur alleine oder in ortsnahen Gruppen lernen, sondern er kann sich mit Lernenden zu weit entfernten Lerngruppen zusammenschließen und gemeinsam lernen. Zusätzlich kann er sich mit anderen Lernenden per E-Mail oder Chat „treffen“ oder mit dem Lehrenden ohne größere Zeitverzögerung (Brief) kommunizieren. Aktuelle Unterlagen oder Informationen für die Lernenden stehen jederzeit zur Verfügung. Änderungen im Seminarablauf oder der Seminarinhalte können mittels Netz schnell und direkt an den Lernenden versendet werden. Somit kann eine größere Aktualität gewährt werden.

Durch die immer größere Verbreiterung des Internets und Intranets nimmt die Ortsungebundenheit immer mehr zu. Verbunden mit der steigenden Leistungsfähigkeit der mobilen Informations- und Kommunikationstechnik kann an den verschiedensten Orten und zu den unterschiedlichsten Zeiten gelernt werden. Liegen die Schulungsunterlagen in elektronischer Form zur Verfügung, ist auch ein Lernen am Arbeitsplatz möglich. Der Lernende kann nicht nur mit anderen Lernenden kommunizieren, er hat auch die Möglichkeit mit Spezialisten oder Interessenten über seine Fragen oder Probleme zu reden. Er kann aber auch zusätzlich Informationen zur Unterstützung oder Hinweise zu ergänzenden Publikationen im Internet finden.

Dies bedeutet auch, nicht nur Fach- oder Methodenkompetenz vermitteln zu können, sondern auch Medien- oder soziale Kompetenz weitergeben zu können. Es ist unübersehbar, daß der Computer unser Privat- und Arbeitsleben immer mehr beeinflußt. Darum ist es wichtig den Umgang mit dem Computer zu lernen, um ihn als Informations- und Kommunikationsgerät verwenden zu können. Damit verbunden sind die Kenntnisse der effektiven Informationsbeschaffung und –auswahl, die für den einzelnen unentbehrlich werden. Das Netz erlaubt den Menschen auf verschiedenste Weise miteinander in Kontakt zu treten. Dies ist oft keine direkte Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Wichtige Informationen, die normalerweise durch Gestik oder Mimik übermittelt werden, gehen verloren und führen zu Veränderungen in der Haltung und Erwartung des einzelnen. Es bedarf einer entsprechenden sozialen Kompetenz, um damit umgehen zu können.

3.2.2 Business-TV

Diese Form des netzbasierenden Telelernens wird hauptsächlich innerhalb von Firmen angeboten. In Kooperation mit TV-Produktionsfirmen wird ein fünf- bis fünfzehnminütiges Programm mit wichtigen firmeninternen und branchenrelevanten Informationen produziert und live ausgestrahlt. Die Mitarbeiter können die Sendungen via Fernsehgerät oder multimediafähigem PC verfolgen. Viele Mitarbeiter, die im Verkauf oder Vertrieb tätig sind, haben oft keine andere Möglichkeit sich über neue Produkte oder aktuelle Trends zu informieren. Darum sind viele dieser Produktionen wie gewöhnliche Sendungen aus dem täglichen Fernsehprogramm gestaltet, um die Mitarbeiter besser anzusprechen. Eine unmittelbare Möglichkeit in das Geschehen in Form von z.B. Fragen einzugreifen, ist nicht immer möglich. Meist wird in den nachfolgenden Sendungen auf Fragen und Anregungen der Mitarbeitern eingegangen.

Einige Unternehmen speichern ihre Sendungen auf Servern für einige Wochen, damit der Mitarbeiter mit Hilfe des PCs, die für ihn interessantesten Beiträge und Informationen noch einmal ansehen kann. Die zukünftige Planung sieht vor, die Inhalte der Sendungen in abgewandelter Form von POI (Point-of-Infomation-System = Automaten zur Abrufung von Informationen) auch für Kunden bereitzuhalten [pr magazin; 11/97; S. 45]. Ziel ist es, vor allem die Mitarbeiter schnell zu informieren und eine Corporate Identity zu schaffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Business-TV

Eine preiswerte Alternative zur TV-Ausstrahlung ist das Web-TV. Als Übertragungsmedium wird das firmeninterne Intranet oder sogar das Internet verwendet. Die Nutzungsmöglichkeiten sind die gleichen wie beim Business-TV mit dem Satelliten oder der Antenne als Übertragungsmedium. Von einigen Unternehmen wird das Web-TV zur Live-Übertragung ihrer Hauptversammlungen im Internet genutzt. Andere Unternehmen wie z.B. Boeing [Blumenschein, P.; Handelsblatt vom 13.07.98] setzen Web-TV zur Versorgung ihrer Mitarbeiter mit Informationen ein. Momentan ist der Einsatz aufgrund der dafür notwendigen Highspeednetze beschränkt. Für die Zukunft aber wird dem Web-TV eine gute Zukunft vorausgesagt, da sich die Netztechnologie verbessern wird und immer mehr Menschen, ob privat oder in der Arbeit, einen multimediafähigen PC haben werden.

3.2.3 Verwandte Begriffe des Telelernens

In dieser Arbeit wird nur der Begriff des Telelernens verwendet. Trotzdem sollen einige verwandte Begriffe des Telelernens nachfolgend beschrieben werden. Sie beschreiben besondere Szenarien im Rahmen des Telelernens.

- Teletutoring [http://www.tele-ak.fh-furtwangen.de/ta_info/texte/ta_tutor.html]

Teletutoring betont den Aspekt des (aktiven) Lernens. Es läßt sich als betreutes Fernstudium unter Verwendung moderner Telekommunikationsmittel umschreiben, bei dem sich der Lernende mit Hilfe unterschiedlicher Medien ein Thema online oder offline unter Anleitung eines Lehrenden erarbeitet. Der Lernende hat die Möglichkeit der direkten Kommunikation mit anderen Lernenden und damit zur Bildung ortsunabhängiger Lernteams. Dem Lehrenden kommt nicht nur die Rolle des Wissensvermittlers, sondern auch die des Moderators zu. Eine konkrete Umsetzung kann in Form eines Online-Seminars erfolgen, das per Internet im zeitlich festgelegten Rahmen unter Nutzung von Kommunikations- und Diskussionswerkzeugen durchgeführt wird.

- Teleteaching [http://www.freinet.de/op/distlear/op_1.htm]

Das Teleteaching ist vergleichbar mit einer Vorlesung an einer Hochschule. Der Dozent nutzt Netztechnologien, um dem Studierenden Wissen zu vermitteln. Der Lernende, der räumlich getrennt ist, ist in erster Linie rezipierend am Lernprozeß beteiligt. Mit Hilfe von Videokonferenz- oder Mailboxsystemen hat er die unmittelbare Möglichkeit mit dem Lehrenden zu kommunizieren. Teleteaching wird in Form der Übertragung von Vorlesungen, Vorträgen oder Kongressen realisiert.

4. Einsatzkriterien des Netzes in Telelernangeboten

Um das Netz in Telelernangeboten einsetzen zu können, sind einige Voraussetzungen zu beachten, die die Einsatzmöglichkeiten beeinflussen. Wie im herkömmlichen Präsenzunterricht besteht eine gewisse Wechselwirkung der zu vermittelnden Lernziele und der Unterrichtsmittel und –methoden. Der Leser soll einen Überblick der wichtigsten Voraussetzungen und Einsatzmöglichkeiten erhalten. Dabei wird vom momentanen Stand der Technik ausgegangen und es werden die derzeitigen Möglichkeiten aufgezeigt.

In dieser Arbeit werden Einsatzkriterien beschrieben, die sich vom herkömmlichen Unterricht ableiten lassen. Zusätzlich werden Einsatzkriterien von Lernsoftware und CBT (computer based training = computerbasierendes Training oder Lernen) verwendet und hinsichtlich der momentanen Möglichkeiten des Internets erweitert und ergänzt. Dieser Ansatz ist aufgrund vieler Gemeinsamkeiten von CBT und netzbasierendem Lernens anwendbar. Beiden ist gemeinsam, daß Computer und Software verwendet werden.

Aufgrund der größeren Bedeutung des WBT (web based training = netzbasierendes Training oder Lernen) hinsichtlich Nutzbarkeit und Zukunftschancen, wird auf diese Form des netzbasierenden Telelernens eingegangen.

Dabei soll noch mal darauf hingewiesen werden, daß die Begriffe Netz und Internet/Intranet in dieser Arbeit die gleiche Bedeutung haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Einsatzkriterien des Netzes in Telelernangeboten

Die ersten beiden folgenden Einsatzkriterien, Technik und Entwicklung sind die Voraussetzungen für den Einsatz des Netzes in netzbasierenden Lernarrangements. Sie beeinflussen die Einsatzmöglichkeiten des Netzes in diesen Arrangements entscheidend. Auf diesen Einfluß wird bei der Beschreibung der Einsatzmöglichkeiten (wenn möglich) hingewiesen. Aufgrund der Komplexität und des Anspruchs der Arbeit, einen Überblick zu geben, werden nicht alle Einsatzkriterien ausführlich beschrieben.

4.1 Technische Voraussetzungen

Eine wesentliche Grundlage des netzbasierenden Telelernens ist die Technik. Sie kann in drei Blöcke aufgeteilt werden: das Netz, die Hardware (HW), d. h. der Computer und seine Peripherie, und die Software (SW), vor allem ihre Benutzeroberfläche. Die einzelnen Bestandteile haben großen Einfluß auf die Einsatzmöglichkeiten des WBT.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 drei wichtige technischen Einflußfaktoren

4.1.1 Das Netz

„Es ist das größte Computernetz der Welt. Es ist die einzige real existierende „Datenautobahn“. Es ist der Name für eine Gruppe von weltweit verteilten Informations- und Kommunikationssystemen. Die Größe und Komplexität dieser Systeme liegt außerhalb menschlicher Vorstellungskraft. Das Internet ist mehr als ein Computernetz – es ist ein soziales Gebilde mit einer eigenen Kultur.“ [Sander-Beuermann, W. u. Yanoff, S.; S. 27]

Eine technische Definition ist: „Als „Das Internet“ wird die Verbindung aller Rechner bezeichnet, die über das TCP/IP-Protokoll miteinander kommunizieren.“ [Plate, J.; S. 10]

Damit die einzelnen Rechner in diesem Netz von Netzwerken miteinander kommunizieren und Daten austauschen können, bedarf es der Kommunikations-protokolle. Die beiden wichtigsten sind das Internet Protocol (IP) und das Transmission Control Protocol (TCP). Das TCP teilt die Datenpakete auf und setzt sie wieder zusammen, während das IP für die Zustellung an ihren Empfänger verantwortlich ist, d. h. die Informationen werden in einzelne Pakete aufgeteilt, zu ihrem Bestimmungsort geschickt und dort zu ihrer ursprünglichen Form wieder zusammengesetzt.

Damit die Informationen ihren Empfänger erreichen, verwendet das IP Internet-Adressen. Sie setzten sich aus hierachisch angeordneten Domänen zusammen. Z. B. die Internet-Adresse musterabteilung.musterfirma.com hat als niedrigste Domäne musterabteilung, als Sub-Domäne musterfirma und als Top-Level-Domäne com. Com heißt commercial und steht für Firmen. Bei E-Mail-Adressen wird dem Domain-Namen des Rechners der Name der Person vorangestellt und mit dem Symbol @ (at/bei) verbunden, wie z. B. mustermann@musterabteilung.musterfirma.com.

[...]

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Résumé des informations

Titre
Telelernen via elektronisches Netz am Beispiel der beruflichen Weiterbildung
Université
Technical University of Munich
Note
1
Auteur
Année
1999
Pages
80
N° de catalogue
V185294
ISBN (ebook)
9783668325104
ISBN (Livre)
9783867462303
Taille d'un fichier
863 KB
Langue
allemand
Mots clés
CBT, Computer, lernen übers Netz, internetbasierte lernangebote
Citation du texte
Michael Peuntner (Auteur), 1999, Telelernen via elektronisches Netz am Beispiel der beruflichen Weiterbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185294

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