Auf den ersten Blick scheint das Zusammenleben zwischen Juden und Palästinensern in Israel geregelt zu sein und in gegenseitig akzeptierten Bahnen zu verlaufen: Die israelischen Palästinenser besitzen ebenso wie die Juden die israelische Staatsbürgerschaft und damit die vollen Bürgerrechte einschließlich aktivem und passivem Wahlrecht und partizipieren entsprechend am politischen Geschehen. Tatsächlich ist das Verhältnis beider Völker weit weniger von gewaltsamen Konflikten geprägt als jenes zwischen Juden und Palästinensern in den besetzten Gebieten. Eine Intifada der israelischen Palästinenser hat es nie gegeben, auch die Zahl gewalttätiger Auseinandersetzungen blieb ver-gleichsweise marginal. Die israelischen Palästinenser haben sich vielmehr schon in den fünfziger Jahren mit dem Staat Israel abgefunden, wenn auch nicht unbedingt freiwillig. Trotzdem bleiben Zweifel, ob sie tatsächlich integraler und gleichberechtigter Bestandteil des Staates sind. Anlaß dazu gibt die Tatsache, daß Israel sich selbst als jüdischer Staat definiert. Die Folge: Die palästinensische Minderheit existiert im Selbstverständnis Israels gar nicht. Die Palästinenser werden somit vom Staat ausgeschlossen. Zwar sind sie dessen Bürger mit allen Rechten, nur: Der Staat versteht sich selbst gar nicht als der ihrige, sondern ausschließlich als Staat und Heimstätte des jüdischen Volkes. Deshalb stellt sich die Frage: Impliziert dieses Selbstverständnis Israels nicht automatisch eine vom Staat ausgehende Ungleichbehandlung, also Diskrimi-nierung der Minderheit? Müssen sich die Politik der Regierungen und die Ar-beit der staatlichen Institutionen aufgrund der jüdischen Staatsdefinition nicht zwangsläufig vorrangig oder sogar ausschließlich den Interessen des jüdischen Volkes widmen? Kann ein ausschließlich jüdischer Staat gleichzeitig auch die Gleichberechtigung seiner nicht-jüdischen Bürger gewährleisten? Das sind die zentralen Fragen, der in dieser Arbeit nachgegangen werden soll. Ziel ist es zu untersuchen, ob und welche Formen der Diskriminierung vom Staat aufgrund seiner jüdischen Definition gegenüber der Minderheit ausgeht.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Politischer und rechtlicher Rahmen der Minderheit
- 1. Der Zionismus und seine Konzepte für den Umgang mit der arabischen Palästinensern
- 2. Die Verfassung des Staates
- 3. Die Unabhängigkeitserklärung
- 4. Das Rückkehrgesetz und das Nationalitätengesetz
- 5. Gesetze zur Landenteignung
- 6. Notstandsgesetze
- 7. Status der zionistischen Organisationen
- 8. Das Militär
- C. Politische und gesellschaftliche Partizipation Wandel der Minderheit
- 1. Die britische Mandatszeit
- 2. Von der Staatsgründung bis zum Junikrieg 1967
- 2.1 Gesellschaftliche Situation und Identität
- 2.2 Die palästinensische Minderheit in der Sicht der jüdischen Mehrheit und der Regierung
- 2.3 Politische Partizipation
- 2.3.1 Die Arbeiterpartei (Mapai)
- 2.3.2 Die Vereinigte Arbeiterpartei (Mapam)
- 2.3.3 Die Kommunisten (Maki)
- 2.3.4 Die palästinensische Al Ard-Bewegung
- 2.3.5 Kommunalräte und lokale Verwaltung
- 2.4 Die wirtschaftliche Lage der Minderheit
- 3. Die Situation nach 1967: Wachsendes Selbstbewußtsein
- 3.1 Gesellschaftliche Situation und Identität
- 3.2 Politik gegenüber der Minderheit
- 3.3 Politische Partizipation
- 3.3.1 Die kommunistische Phase
- 3.3.2 Gründung neuer palästinensischer Parteien
- 3.3.3 Wachsende politische Bedeutung der Minderheit
- 3.3.4 Kommunalpolitik
- 4. Die wirtschaftliche Lage der Minderheit
- D. Resümee
- Literatur
- Lebenslauf
- Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Situation der palästinensischen Minderheit in Israel. Sie analysiert den politischen und rechtlichen Rahmen, in dem die Minderheit lebt, und untersucht die Entwicklung ihrer politischen und gesellschaftlichen Partizipation. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte der Minderheit von der britischen Mandatszeit bis in die Gegenwart und analysiert die Herausforderungen, denen sie sich gegenübersieht.
- Der politische und rechtliche Rahmen der palästinensischen Minderheit in Israel
- Die Entwicklung der politischen und gesellschaftlichen Partizipation der Minderheit
- Die Herausforderungen, denen sich die Minderheit gegenübersieht
- Die Rolle des Zionismus im Umgang mit der arabischen Bevölkerung
- Die Auswirkungen der israelischen Staatsgründung auf die palästinensische Minderheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die palästinensische Minderheit in Israel im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts vor und erläutert die Bedeutung der Minderheit für den Friedensprozess. Sie hebt die Unterschiede zwischen den Palästinensern in den besetzten Gebieten und den israelischen Palästinensern hervor und betont die Bedeutung der Minderheit für die Zukunft Israels.
Das Kapitel "Politischer und rechtlicher Rahmen der Minderheit" analysiert die rechtliche Situation der palästinensischen Minderheit in Israel. Es beleuchtet die Rolle des Zionismus im Umgang mit der arabischen Bevölkerung und untersucht die wichtigsten Gesetze und Verordnungen, die die Minderheit betreffen. Das Kapitel beleuchtet die Verfassung des Staates, die Unabhängigkeitserklärung, das Rückkehrgesetz und das Nationalitätengesetz sowie Gesetze zur Landenteignung, Notstandsgesetze, den Status der zionistischen Organisationen und das Militär.
Das Kapitel "Politische und gesellschaftliche Partizipation Wandel der Minderheit" untersucht die Entwicklung der politischen und gesellschaftlichen Partizipation der palästinensischen Minderheit in Israel. Es analysiert die Situation der Minderheit in der britischen Mandatszeit, von der Staatsgründung bis zum Junikrieg 1967 und nach 1967. Das Kapitel beleuchtet die gesellschaftliche Situation und Identität der Minderheit, die Sicht der jüdischen Mehrheit und der Regierung auf die Minderheit sowie die politische Partizipation der Minderheit in verschiedenen Phasen ihrer Geschichte. Es analysiert die Rolle der Arbeiterpartei (Mapai), der Vereinigten Arbeiterpartei (Mapam), der Kommunisten (Maki), der palästinensischen Al Ard-Bewegung, der Kommunalräte und der lokalen Verwaltung sowie die wirtschaftliche Lage der Minderheit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die palästinensische Minderheit in Israel, den Zionismus, die israelische Staatsgründung, die politische und gesellschaftliche Partizipation, die rechtliche Situation, die Herausforderungen der Minderheit, die gesellschaftliche Situation und Identität, die Sicht der jüdischen Mehrheit und der Regierung, die politische Partizipation, die wirtschaftliche Lage, die Geschichte der Minderheit, die britische Mandatszeit, der Junikrieg 1967, die Situation nach 1967, die Rolle der Arbeiterpartei (Mapai), der Vereinigten Arbeiterpartei (Mapam), der Kommunisten (Maki), der palästinensischen Al Ard-Bewegung, der Kommunalräte und der lokalen Verwaltung.
- Quote paper
- Thorsten Ramm (Author), 1999, Die palästinensische Minderheit in Israel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185373