Konzeption des Naturerlebnispfades "Herkules" im Naturpark Habichtswald


Tesis, 1999

75 Páginas, Calificación: 1.3


Extracto


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1 Einleitung und Ziel der Arbeit

Einerseits ist das heutige Verhältnis des Menschen zur Umwelt von rücksichtsloser Ausbeutung der Ressourcen, wachsender Umweltverschmutzung und damit einer Vergewaltigung der Natur geprägt. Andererseits sehnen sich die Menschen nach intakter Natur.

Spätestens seit den Schreckensmeldungen des Waldsterbens (Anfang der 80er Jahre) kennen die meisten Menschen die zentrale Bedeutung unserer Natur. Sehr gering ist die Zahl derer, die bereit sind, etwas zum Schutz der Natur beizutragen. Ein möglicher Grund für die Inaktivität vieler Menschen wird in der Unwissenheit über Zusammenhänge und Bedeutung der Ökosysteme zu finden sein. Gleichgültigkeit, Gedankenlosigkeit und Ignoranz müssen um unserer Zukunft Willen in mehr Verantwortung, Liebe und Schutz unserer Natur gegenüber umgesetzt werden.

Seit mehr als 20 Jahren versuchen deshalb eine stetig zunehmende Anzahl von Verbänden, Schulen und privaten Initiativen durch Umwelterziehung und -bildung auf umweltbezogenes Denken und Handeln Einfluß zu nehmen. Dabei setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, daß für eine dauerhafte Lösung der ökologischen Krise ein Bewußtseinswandel in der Beziehung des Menschen zur Natur dringend notwendig ist. Nur so läßt sich eine Handlungsbereitschaft erreichen, die auf innerer Einsicht basiert und nicht nur auf äußeren Druck hin zustande kommt.

Ein derartiger Bewußtseinswandel läßt sich jedoch nur schwer in traditionellen Unterrichtsmethoden und Bildungsformen herbeiführen. Vor allem außerhalb der Schulen hat sich in den letzten Jahren eine dynamische Art der Umweltbildung entwickelt, die Schwerpunkte im Bereich des Naturerlebens und der direkten, originalen Begegnung mit der Natur setzt. Dabei werden emotional-sinnlich und ganzheitlich geprägte Naturerfahrungen mit Sachinformationen koppelt.

„Nur wenn die Menschen lernen, die Welt sinnlicher zu betrachten, werden sie lernen, sich ihrer anzunehmen.“ (John Passmore)

Ein Element dieser neuen naturbezogenen ökologischen Pädagogik ist der Naturerlebnispfad. Bei der Entwicklung des Erlebnispfades ist es, im Gegensatz zu den klassischen Lehrpfaden, das Ziel, mehr Naturverständnis zu fördern (nicht belehrend) und durch seine attraktive Gestaltung Neugier auf die Natur zu wecken. Deshalb hat jede Station eine Botschaft.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Konzeption eines Naturerlebnispfades mit dem Schwerpunkt ,Wald‘, die am Forstamt Kassel umgesetzt wird. Der Pfad soll ein ganzheitliches, positives und eigenes Naturerlebnis vermitteln sowie Naturliebe wecken. Auf der Grundlage dieser Erlebnisse kann speziell das Interesse für den Wald, das Verständnis für seine Gesetzmäßigkeiten, seine biologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen geweckt und vertieft werden. Der Pfad soll jedoch nicht alleinig vermitteln, sondern auch zu eigenem Forschen und Handeln auffordern. Die Einbeziehung lokaler Besonderheiten, wie beispielsweise der Bergbau, eine große Sukzessionsfläche oder Hutebäume, sollen dem Pfad seine Eigenständigkeit und Einzigartigkeit verleihen. Der Aufbau der Arbeit gliedert sich in drei große Bereiche: Der theoretische Teil beinhaltet Grundlagen zur Forstlichen Öffenlichkeitsarbeit, Umwelt- und Waldpädagogik. Hier werden nicht nur die Aufgaben und Ziele, sondern auch die Notwendigkeit herausgestellt. Ferner werden Lehr-, Lern- und insbesondere Erlebnispfade charakterisiert und deren Unterschiede herausgearbeitet. Anschließend wird das Gebiet um den geplanten Pfad mit Hilfe betrieblicher Daten aus dem Forstamt Kassel sowie einer Veranschaulichung des Habichtswaldes und bestehender Erholungseinrichtungen beschrieben. Auf diesen Teil folgt die ausführliche Darstellung der Konzeption des Naturerlebnispfades. Der Schwerpunkt liegt in der Beschreibung der Stationen. Es folgen kritische Betrachtungen zum Entwurf im Diskussionsteil und eine Zusammenfassung.

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2 Material und Methoden

Bei der Erstellung der vorliegenden Arbeit stellte sich insbesondere das Problem, daß nur in sehr geringem Umfang auf bisher veröffentlichte Literatur aus dem Bereich Lehr- und vor allem Erlebnispfade zurückgegriffen werden kann. Es finden sich zwar einige (ältere) Veröffentlichungen zu Lehrpfaden und der klassischen forstlichen Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftlich fundierte Werke zu den recht „jungen“ Erlebnispfaden und aktueller Öffentlichkeitsarbeit sind jedoch noch relativ selten. Die in dieser Arbeit verwendete Literatur besteht vornehmlich aus verschiedenen Fachbüchern. Inhaltlich sind sie anwendungsbezogen und weniger streng wissenschaftlich. Sie beruhen vielfach auf unterschiedlichen wald- und umweltpädagogischen Konzepten. Auch Publikationen über schon bestehende Lehr-, Lern- und Erlebnispfade sowie Diskussionen über neue umweltpädagogische Ansätze ab den 70er Jahren, die in diversen Fachzeitschriften, Diplomarbeiten, Broschüren und Büchern erschienen sind, werden berücksichtigt. Es ist noch keine allgemeingültige Definition von Erlebnispfaden vereinbart. Fernerhin ist nicht festgelegt, welche Elemente diese Pfade beinhalten und wie deren Aufbau gestaltet sein soll. Dennoch wird in Kapitel 4.2 im Zusammenhang mit der didaktischen Umsetzung an Hand von Kriterien festgestellt, ob der hier konzipierte NEP verschiedene wichtige pädagogische Vorgaben erfüllt. Ergänzend dazu ist festzuhalten, daß derzeit lediglich eine geringe Anzahl von entsprechenden Anlagen existiert (laut EBERS ET AL. (1998) sind lediglich 3% aller Pfadtypen in Deutschland Naturerlebnispfade). Daher basiert diese praxisbezogene Arbeit in ihrer Konzeption, vor allem auf eigenen Vorstellungen und teilweise auf in anderen Pfaden umgesetzte Ideen. Diese wurden insoweit verändert, daß sie an die speziellen Verhältnisse in Kassel und an die Voraussetzungen dieser Arbeit angepaßt sind. So ist eine eigenständige, in vollem Umfang umzusetzende Ausarbeitung entstanden.

Der Konzeption vorangegangen sind intensive Begutachtungen des Geländes am „Herkules“, Kassel-Wilhelmshöhe. Das Gelände ist aufgrund seiner Eignung als Standort für einen Naturerlebnispfad untersucht worden. Zahlreiche Besichtigungen der geplanten Strecke, Gepräche mit den zuständigen Forstbeamten und die Auswertung von Fotos der Gegend waren notwendig.

Einige wenige existierende Erlebnispfade in NRW, Hessen und Niedersachsen wurden zum Vergleich besucht und bewertet. Erfahrungen der am Entwurf und Bau beteiligten Personen fließen teilweise in die Überlegungen ein.

Zur Verfügung standen darüberhinaus Unterlagen des Hess. Forstamtes Kassel, wie z.B. Einrichtungswerk und verschiedenes Kartenmaterial.

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3 Theoretische Grundlagen zum Thema

3.1 Aufgaben und Ziele der Forstlichen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Forstliche Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations = PR) besteht aus verschiedenen Maßnahmen (Kommunikationsstrategien) seitens der Forstverwaltungen, mit der Gesellschaft in Kontakt zu treten. Sie ist zwingend erforderlich, um Botschaften zu vermitteln, öffentliche Akzeptanz zu finden und gesellschaftspolitisch wirksam zu sein (HÄRLE 1996). Sie dient der Aufklärung der Bevölkerung, dem Schaffen von Vertrauen, der Vermeidung von Konflikten und der Förderung von Ansehen und Sympathie. Zielgruppen von PR-Maßnahmen sind (nach HÄRLE 1996):

Mitarbeiter, Entscheidungsträger, Bürger, Schulen, Parteien, Verbände und Vereine, Kommunen, Behörden, Kunden (Holzkäufer, Nebennutzer...), Wissenschaft, Medien. Die Forstwirtschaft steht stark im öffentlichen Interesse, da der Wald jederzeit jedermann öffentlich zugänglich ist. Keine Veränderung oder Beeinflussung des Waldes kann vor der Öffentlichkeit versteckt werden. Daher lauten die Ziele der PR (DÜSSEL 1998):

- Abbau von Vorurteilen und alten überholten Klischees

- Aufklärung und Information

- Verständnis für die Probleme der Forstwirtschaft und -verwaltung

- Image-Verbesserung und Erhöhung des Bekanntheitsgrades

- Werbung für Ziele und Leistungen der Forstwirtschaft und Forstverwaltungen

- Förderung des Umweltbewußtseins und der Handlungsbereitschaft in Umwelt- und Naturaspekten bei der Bevölkerung

Rückblick: Öffentlichkeitsarbeit im klassischen Sinn ist der schon seit Jahrzehnten praktizierte „Spaziergang“ mit dem Förster (Waldführung). Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat u.a. mit der Errichtung von Jugendwaldheimen ab Ende der 40er Jahre frühzeitig geregelte PR-Arbeit geleistet. In den 60er und 70er Jahren wurde die Anlage von Lehrpfaden sehr populär. In den 80er Jahre wurde vor allem viel Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit der Aufklärung über das „Waldsterben“ betrieben. In den 90er Jahren sind folgende Probleme thematisiert: Stürme (1990)/Klima, Tropenwälder und Zertifizierung von Holz.

Weitere Möglichkeiten und Formen Forstliche Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben:

a) I n t e r n (in den Forstverwaltungen):

Fortbildung des Forstpersonals aller Ebenen

Festlegung der PR als Dienstaufgabe in den Landesforstverwaltungen

Corporate identitiy (Selbstverständnis einer Organisation; Identifizieren der Mitarbeiter

mit dem Unternehmen, z.B. Steigerung des Engagements und Informationsflusses)

b) E x t e r n (nichtbetriebliche Kommunikation)

Medien- und Pressearbeit

Veröffentlichungen (Broschüren, Faltblätter, Anzeigen, Werbung)

Vorträge, Seminare, Tagungen, Projekte, Aktionen (z.B. Bäume pflanzen)

Zusammenarbeit mit Schulen, Verbänden, Kommunen, Umweltgruppen, Hochschulen

Wanderungen, Waldführungen

Sprechstunde beim Förster, Tag der Offenen Tür, Waldfeste, Ausstellungen

Erlebnispfade u. -wanderungen, Naturerkundungen, Naturerlebnis- u. -erfahrungsspiele

Die Wald- und Umweltpädagogik (siehe auch Kap. 3.2) als Feld der Forstlichen Bildungssarbeit expandiert in jüngster Zeit stark und wird zunehmend strukturiert entwickelt. Neben bestehenden Schwerpunkteinrichtungen, z.B. Haus des Waldes und Jugendwaldheime, wird gleichzeitig über relativ neue Ansätze (Naturerleben und Naturerfahrungen durch Spiele, Erlebnispfade, Rucksackschule...) versucht, eine Änderung

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des gesellschaftlichen Bewußtseins zu erreichen. Diese waldpädagogischen Konzepte sind ein wesentlicher Beitrag, um einen schonenden und nachhaltigen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen zu erwirken.

3.2 Umweltbildung und Waldpädagogik: Definition und Inhalte

Für den Begriff der Umweltbildung läßt sich in der Literatur keine eindeutige Definition finden. Er wird häufig im umfassenden Sinn verwendet und schließt in diesem Zusammenhang verschiedene pädagogische Ansätze zur Vermittlung von ökologischem Wissen ein. In diesem allgemeinen Verständnis wird häufig der Begriff ,Umwelterziehung‘ als Synonym verwendet.

Als Sammelbegriff verstanden, umfaßt die Umweltbildung beispielsweise folgende deutsche Modelle: Umweltlernen (FIETKAU/KESSEL 1981), Naturbezogene Pädagogik (GÖPFERT 1987), Naturerleben (JANßEN/TROMMER 1988) und Ökologische Pädagogik (KLEBER 1993). Zwischen den genannten Modellen gibt es sowohl Überschneidungen, als auch Abweichungen. Auf die Unterschiede soll im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden. Gemeinsames Ziel der genannten Ansätze ist, in der Bevölkerung eine Verhaltensänderung in Richtung auf ein umweltgerechtes Bewußtsein u n d Handeln zu bewirken.

Die ,klassische‘ Umwelterziehung der 70er Jahre dagegen erzeugte mit kognitiver Informations- und Wissensvermittlung lediglich nach und nach eine Änderung des Umweltbewußtseins in der Bevölkerung, n i c h t aber des eigentlich darauffolgenden entsprechenden Handelns. Dieser Zustand des Wissens aber nicht angemessenen Handelns, ist vielfach bis heute verankert. „Die bloße Illustration einzelner gefährdeter Arten, z.B. auf einem Lehrpfad, schafft jenen Druck zum umweltgerechten Handeln und den damit verbundenen Veränderungen in Produktionsabläufen (..) und Lebensgewohnheiten nicht“ (FRESE/KALKUHL 1997). Diese Form der Umwelterziehung geht davon aus, daß der Mensch im Mittelpunkt der Natur steht und daß das Überleben des Menschen allein mit Hilfe technologischen Fortschritts gesichert wird. Die Umwelt wird als Ressource und nicht als Mitwelt betrachtet, die es vernunftgeleitet zu nutzen gilt (GÖPFERT 1994). Moderne Umweltbildung beinhaltet wesentlich mehr als reine Informationsvermittlung; sie will nach JANßEN und TROMMER (1988) sowie JANßEN (1997) auch folgende Kriterien erfüllen:

Originale Begegnung mit der Natur (Natur erleben „vor Ort“)

Bewußtes Wahrnehmen mit allen Sinnen (und nach PESTALOZZI „mit Herz, Kopf und

Hand“)

Naturerkenntnis, Naturverständnis

Individuelles, ganzheitliches, handlungsorientiertes Lernen

Einbeziehung aller Lebensbereiche (fächerübergreifend)

Verhaltensänderung zur aktiven Teilnahme an Lösungen der Umweltkrise

„Ohne Naturerleben muß die Umwelterziehung ihre Aufgabe völlig verfehlen, allein mit Naturerleben aber ebenfalls“ (WINKEL 1993).

Diese Grundsätze der Naturerlebnis-, und Naturerfahrungspädagogik (auch bei z.B. CORNELL (1991) zu finden) sind ebenfalls Merkmale und Inhalte der Waldpädagogik, einer Form der Umweltbildung. Die Anregung und Anleitung zu eigener Forschertätigkeit, zu eigenem Beobachten und Untersuchen stehen im Vordergrund, sie werden mit spielerischen und kreativen Elementen ergänzt. Eine weitere Form ist die Wissensvermittlung z.B. durch praktische Waldeinsätze an Jugendwaldheimen. Ziel der Waldpädagogik ist, der Öffentlichkeit das komplexe Lebensgefüge Wald näher zu bringen, ein Bewußtsein für die Leistungen des Waldes zu schaffen, Wissen über die ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge im Wald und seine naturverträgliche

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nachhaltige Nutzung zu vermitteln und den Menschen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur anzuhalten (BÖCKHELER 1998).

Die Arbeit der Waldpädagogik ist ein erlebbarer Teil der Umweltbildung, die uns hilft zu erfahren, w o f ü r wir unser Verhalten überdenken und ändern müssen. Der technische Umweltschutz (Umwelterziehung) versucht dagegen, die Fragen zu beantworten, w i e und w a s wir ändern können.

Die Waldpädagogik richtet sich an alle Personen- und Altersgruppen und paßt ihre Aktivitäten und Veranstaltungen entsprechend an.

Der Wald bietet sich nach HÄRLE (1996) insbesondere aus folgenden Gründen als „Medium“ für die Umweltbildung an:

Freies Betretungsrecht, fast überall vorhanden und leicht erreichbar

Vielfältiges, natürliches und abwechslungsreiches Ökosystem

Genießt hohe Sympathie und Faszination

Eine waldpädagogische Einrichtung ist der Walderlebnispfad, der als Naturerlebnispfad schwerpunktmäßig das Ökosystem Wald thematisiert.

3.3 Lehr-, Lern- und Erlebnispfade

Zum besseren Verständnis und zur Abgrenzung des Naturerlebnispfades von anderen Pfadtypen soll im folgenden der Versuch unternommen werden, die Entstehung und die Entwicklung von verschiedenen Pfaden, ausgehend vom klassischen Lehrpfad, über den Lernpfad bis hin zum Erlebnispfad darzustellen.

Ein Lehrpfad kann definiert werden als ein „Weg, der angelegt ist, um Informationen über eine Landschaft oder bestimmte Tiere oder Pflanzen zu vermitteln“ (ZIMMERLI 1980, zit. nach EBERS 1996). Nach SCHULTE (1991) sind Lehrpfade Einrichtungen, die in Form von (zumeist schriftlichen) Hinweisen entlang eines Rundweges auf besonders bemerkenswerte Naturerscheinungen aufmerksam machen. Thematische Schwerpunkte können z.B. die Geologie, Vögel, der Wald oder neuerdings auch die Stadtökologie sein. Der erste Lehrpfad entstand 1925 im Palisade Interstate Park in den USA mit der Absicht, die Spaziergänger zum Beachten der Natur zu erziehen. 1930 wurde der erste deutsche Naturlehrpfad bei Nauen (Mark Brandenburg) vom Direktor des zoologischen Museums in Berlin geschaffen. Der noch heute bestehende erste Waldlehrpfad wurde vom Forstamtsleiter O. FUCHS zwischen 1930 und `32 bei Zell am Harmersbach, zwischen Freiburg und Freudenstadt, angelegt. Bis 1960 folgten nur wenige diesen Beispielen. Nachdem aber die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald die Initiative ergriff und Mitte der 60er Jahre die Einrichtung von Waldlehrpfaden forderte, änderte sich die Situation rasch. Bis 1972 entstanden bereits ca. 600 Naturlehrpfade in Deutschland (HEDEWIG 1985). Heute kann von weit über 1.000 Lehrpfaden ausgegangen werden, wovon rund 60 % das Thema Wald (i.w.S.) behandeln (EBERS 1996).

Die Lehrpfade bestehen meist nur zum Zwecke der Aufklärung und Wissensvermittlung und sollen vielfach als Lenkung von Besucherströmen im Wald dienen. Meist bestehen die Pfade nur aus einfachen, standardisierten Lehrtafeln mit z.T. übertrieben wissenschaftlichen Texten, ohne Bezug zum realen Objekt. Eine Untersuchung von OBERBECK (1991) im Jahre 1990 hat ergeben, daß rein rezeptorisches Lernen durch Schautafeln auf einem Lehrpfad keineswegs zu dem gewünschten Erfolg führt: die Tafeln waren ebenso schnell vergessen wie gelesen. Außerdem fiel es den Besuchern schwer, einen Zusammenhang zwischen standardisierten Schilderinhalten und Umgebung zu knüpfen. Damit blieb der beabsichtigte Lerneffekt aus. In den 80er Jahren wurde die Kritik an bestehenden Pfaden daher immer lauter, auch weil zusammen mit der Anlage von Schutzhütten, Grill- und Spielplätzen, Trimm-dich-Pfaden sowie Parkplätzen von einer Möblierung des Waldes Diplomarbeit 5 Naturerlebnispfad „Herkules“

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gesprochen werden konnte (AMMER 1983). Viele derartige Einrichtungen wurden zerstört, nicht gepflegt oder verwitterten. Daher sollten diese Reste unbedingt aus der Landschaft entfernt werden. Abgesehen davon, sind die Lehrpfade der ersten Generation didaktisch weitgehend überholt (STICHMANN 1985).

Deshalb hat STICHMANN (1976, 1981, 1985) ein neues Konzept vorgestellt: den Lernpfad. Nach EBERS ET AL. (1998) ist ein Lernpfad ein Nummernpfad mit einer Begleitbroschüre. Entlang eines Weges befinden sich „an geeigneten Stellen mit Nummern oder Symbolen gekennzeichnete Pfähle. Mit Hilfe einer Karte und eines Begleitheftes sind die Stationen zu finden und entsprechende Informationen zu erhalten.“ Die Broschüren zu den Lernpfaden enthalten Anregungen zur Beschäftigung mit der Natur. Es werden Informationen mit Beobachtungsaufgaben verknüpft, was in vielen Fällen zu einer intensiven Zuwendung und einer aktiven Auseinandersetzung mit der Natur führt. Bei diesen Pfaden ist das Objekt im Gelände Bezugspunkt, Demonstrationsbeispiel und Anlaß für Eigenaktivität und Erkundigungen. Ein weiterer Vorteil des Lernpfades gegenüber dem Lehrpfad ist, daß die Begleitbroschüren schnell an zielgruppenspezifische oder aktuelle Bedürfnisse angepaßt werden können. Ein Nachteil dieses Pfadtyps ist allerdings, daß die Hefte immer bereitzuhalten sind und daß ohne diese der Pfad nicht nutzbar ist. Mit den Naturerlebnispfaden sind die Ideen der Lernpfade aufgegriffen und weiterentwickelt worden. Durch attraktiv gestaltete visuelle und manuelle Erlebnisbereiche (Informations- und aktive Erlebnisstationen) wird den Besuchern die Möglichkeit gegeben, sich Informationen zum Umwelt- und Naturschutz durch eigenes Erleben, Ertasten und Erkennen zu erschließen.

Final del extracto de 75 páginas

Detalles

Título
Konzeption des Naturerlebnispfades "Herkules" im Naturpark Habichtswald
Universidad
University of Applied Sciences and Arts Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Calificación
1.3
Autor
Año
1999
Páginas
75
No. de catálogo
V185582
ISBN (Ebook)
9783656990864
ISBN (Libro)
9783867464826
Tamaño de fichero
1427 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
konzeption, naturerlebnispfades, herkules, naturpark, habichtswald
Citar trabajo
Jens Bramenkamp (Autor), 1999, Konzeption des Naturerlebnispfades "Herkules" im Naturpark Habichtswald, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185582

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