Der "BGH hebt Freisprüche im Berliner Ehrenmord Prozess auf" ist in der heutigen Ausgabe der Saarbrücker Zeitung zu lesen. Demnach muss der Prozess um den Mord an der 23jährigen Hatun Sürücü neu aufgerollt werden. Die junge Mutter musste im Februar 2005 sterben, weil sie sich von ihrem traditionell-islamischen Elternhaus und Umfeld lossagte und selbstbestimmt ihr eigenes Leben leben wollte. Der Fall "Hatun" löste eine breite politische und gesellschaftliche Debatte aus über die gesellschaftlichen Umstände, die zu ihrer Ermordung führten. Der Tod der jungen Frau ist ein tragisches Beispiel für die verschärften Lebensbedingungen denen zahlreiche junge Menschen innerhalb der islamischen Alltagskultur ausgesetzt sind. Ausgehend von dieser Erkenntnis werde ich in der vorliegenden Arbeit Ansatzpunkte für die Soziale Arbeit und hier insbesondere der Kinder- und Jugendhilfe in der Auseinandersetzung mit Adressaten aus einem Umfeld mit islamistischen Orientierungen erörtern. Zunächst werde ich eine Fallbestimmung vornehmen und sowohl dessen gesellschaftliche als auch rechtliche Einbettung ansprechen um dann die Akteure in diesem Feld zu benennen.
Nachdem ich kurz auf den Koran als Grundlage islamischer Alltagskultur eingehe, wird von mir eine theoretische Rahmung des Falls vorgenommen werden. Heitmeyers Konzept der Gruppenbezogenen
1 Postkartenaufschrift Rückseite "Ehre ist die Freiheit meiner Schwester zu verteidigen"; MaDonna Mädchenkult.Ur e.V. 4
Menschenfeindlichkeit? und Überlegungen zum "Ehr-" Begriff werden darin genauso zu finden sein wie Überlegungen zum kritischen Universalismus und zum Relativismus.
Schließlich werde ich ausführlich auf das Berliner Mädchenprojekt "MaDonna" eingehen, das ich im Rahmen meiner Arbeit zum Studienschwerpunkt besuchen durfte und welches bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Dabei werde ich sowohl Geschichte und Konzeption des Projekts vorstellen, als auch dort entwickelte allgemeine Leitsätze für die Arbeit in der Islamismusprävention präsentieren.
Abschließend wird eine Postkartenaktion des Projekts von mir in Anlehnung an die objektiv-hermeneutische Bildanalyse exemplarisch analysiert werden.
In der Bearbeitung des Themas haben sich neben Heitmeyers ?Deutsche Zustände? vor allem die Veröffentlichungen Gabriele Heinemanns und das im Nischenverlag "ça-ira" erschienene Werk "Die Macht der Mullahs" von Thomas Maul als in besonderem Maße als hilfreich und erkenntniserweiternd erwiesen.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Worte
- Die Bestimmung des Falls und seine Einbettung
- Fallbestimmung
- Einbettung des Falls
- Kirche, Staat und Religionszugehörigkeit in der Bundesrepublik Deutschland
- Gesellschaftlich-diskursive Einbettung
- Rechtliche Einbettung des Falls
- Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
- SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe)
- BGB
- Akteure
- Der Koran
- Theoretische Rahmung
- Das Konzept der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ nach Heitmeyer
- Überlegungen zum „Ehr-“ Begriff
- Überlegungen bei Thomas Maul zum kritischen Universalismus und zum Relativismus
- Projektvorstellung: „Der MaDonna - Mädchentreff"
- Kurzer Abriss über die Geschichte des MaDonna Mädchentreffs
- Die Konzeption des MaDonna - Mädchentreff
- Islamismusprävention aus der Sicht des MaDonna-Mädchentreffs
- Quartiersmanagement und Jugendhilfe
- Politische und kulturelle Bildung in der kieznahen Kinder-, Jugend- und Elternarbeit
- Die Postkartenaktion „Ehre ist…“
- Objektiv-hermeneutische Bildanalyse des Postkartenmotivs
- Kontextuelle Vorbemerkungen
- Interpretation der bildnerischen Elemente
- Interpretation der Textelemente
- Kurzes Fazit zur Postkarte
- Objektiv-hermeneutische Bildanalyse des Postkartenmotivs
- Fazit
- Literatur und benutzte Internetseiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und wie die Kinder- und Jugendhilfe wirksam in der Auseinandersetzung mit Adressaten aus einem Umfeld mit islamistischen Orientierungen werden kann. Der Fall „Hatun“ dient als Ausgangspunkt, um die Problematik der islamistischen Orientierungen und deren Auswirkungen auf junge Menschen zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die Akteure im Feld der Islamismusprävention und die theoretischen Konzepte, die zur Erklärung des Phänomens beitragen können. Darüber hinaus wird das Berliner Mädchenprojekt „MaDonna“ als Beispiel für eine erfolgreiche Praxis der Islamismusprävention vorgestellt.
- Die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext islamistischer Orientierungen
- Die Rolle des Korans und islamischer Alltagskultur in der Entstehung von islamistischen Orientierungen
- Die Bedeutung von theoretischen Konzepten wie der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ und dem „Ehr-“ Begriff für das Verständnis islamistischer Orientierungen
- Die Praxis der Islamismusprävention am Beispiel des Berliner Mädchenprojekts „MaDonna“
- Die Analyse einer Postkartenaktion des „MaDonna“-Projekts im Hinblick auf die Bedeutung von Symbolen und Sprache in der Islamismusprävention
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitenden Worte, die den Fall „Hatun“ als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit islamistischen Orientierungen in der Kinder- und Jugendhilfe einführt. Im zweiten Kapitel wird der Fall „Hatun“ bestimmt und in seinen gesellschaftlichen und rechtlichen Kontext eingebettet. Dabei werden die Rolle der Kirche, des Staates und der Religionszugehörigkeit in der Bundesrepublik Deutschland, die gesellschaftliche Debatte um den Fall „Hatun“ sowie die relevanten rechtlichen Grundlagen beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich den Akteuren im Feld der Islamismusprävention, während das vierte Kapitel einen kurzen Einblick in den Koran als Grundlage islamischer Alltagskultur bietet.
Kapitel 5 stellt die theoretische Rahmung der Arbeit dar. Hier werden Heitmeyers Konzept der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“, Überlegungen zum „Ehr-“ Begriff sowie die Positionen von Thomas Maul zum kritischen Universalismus und zum Relativismus vorgestellt. Kapitel 6 widmet sich ausführlich dem Berliner Mädchenprojekt „MaDonna“, das als Beispiel für eine erfolgreiche Praxis der Islamismusprävention dient. Die Geschichte und Konzeption des Projekts werden vorgestellt, und es werden allgemeine Leitsätze für die Arbeit in der Islamismusprävention präsentiert. Abschließend wird in Kapitel 7 eine Postkartenaktion des Projekts in Anlehnung an die objektiv-hermeneutische Bildanalyse exemplarisch analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen islamistische Orientierungen, Kinder- und Jugendhilfe, Islamismusprävention, „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, „Ehr-“ Begriff, kritischer Universalismus, Relativismus, „MaDonna“-Projekt, Postkartenaktion, Symbolanalyse, gesellschaftliche Einbettung, rechtliche Rahmenbedingungen, Koran, Alltagskultur.
- Quote paper
- Dipl. Sozialpädagoge Andreas Schmitt (Author), 2007, Islamistische Orientierungen - Kann die Kinder- und Jugendhilfe wirksam werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186396