Zum Motiv der Geheimen Gesellschaft in Goethes Wilhelm-Meister-Romanen


Tesis de Maestría, 2002

120 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Geheimgesellschaften im Deutschland des 18. Jahrhunderts
2.1. Gesellschaft im Umbruch
2.2. Schwärmerei und politisches Kalkül: Zwischen Rosenkreuzern und dem Illuminatenorden
2.3. Aufklärung und Freimaurerei

3. Der Bund der „wahren“ Maurer
3.1. Vom Steinmetzen zum Freimaurer
3.2. Konstitution und „Alte Pflichten“
3.3. Logenarbeit
3.3.1. Freimaurerische Symbole
3.3.2. Ritual und Geheimnis

4. Goethe und die geheimen Gesellschaften
4.1. Goethes Aufnahme in die Loge „Amalia“
4.2. Goethes Einblicke in den Geheimbund der Illuminaten
4.3. Freimaurerei und der Dichter Goethe
4.3.1. Reden, Gedichte und Logenlieder an die Brüder
4.3.2. Freimaurerisches Gedankengut in Goethes Werken
4.4. Forschung im Zwiespalt: Freimaurer oder Überwacher Goethe

5. Das Motiv der Geheimen Gesellschaft in Goethes „Wilhelm-Meister“-Romanen
5.1. Die Turmgesellschaft in den „Lehrjahren“
5.2. Erdichtete oder erlebte Rituale und Symbole in den „Lehrjahren“
5.3. Erziehung und Entwicklung: freimaurerische Vorstellungen in den Romanen
5.4. Geselligkeit, Freundschaft und Gemeinschaft im Logenleben und in der Romanwelt
5.5. Handwerk und Kunst in der Freimaurerei und den Romanen
5.6. Das sittliche Ideal: Zur Idee der Humanität in den Romanen und im Verständnis der Freimaurerei

6. Schlußbemerkung

7. Anhang: Protokolle der Loge „Amalia“

8. Quellen- und Literaturverzeichnis
8.1. Primärliteratur
8.2. Sekundärliteratur (Monographien, Sammelwerke, Lexika)
8.3. Abbildungen

1. Einleitung

„Des Maurers Wandeln, Es gleicht dem Leben, Und sein Bestreben, Es gleicht dem Handeln Der Menschen auf Erden.“

Diese erste Strophe des von Goethe mit großer Wahrscheinlichkeit im Anschluß an eine Meisterloge ersonnenen Gedichtes mit dem Titel „Symbolum“[1] ist tatsächlich ein verbor- gener Hinweis auf jenen geheimnisvollen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Leben, dem sittlichen Streben und der durchgeistigten Tätigkeit in den Bruderschaften der Freimaurer, den der Dichter mit zunehmender Lebenserfahrung empfunden haben mochte. In der Vorstellung von der Lebensmeisterung des Einzelnen innerhalb einer auf das Subjekt bezogenen und von diesem wiederum mitgestalteten Welt, formuliert das Gedicht zugleich den ideellen Kern von Goethes „Wilhelm-Meister“-Romanen[2].

Bereits zu einem früheren Zeitpunkt, im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit zu dem Thema: Interpretation des Gedichtes „Selige Sehnsucht“[3] aus Goethes großartiger alters- lyrischen Sammlung „West-Östlicher Divan“ aus dem Jahre 1819, war ich auf dichteri- sche Elemente gestoßen, die bei intensiverer Beschäftigung mit dem Wesen der Freimau- rerei zunehmend an freimaurerischer Substanz gewonnen haben. In ähnlicher Weise wie Goethe in Vers 18 seines Gedichtes, seiner Aufforderung zu „Stirb und Werde!“, unsere gewöhnlichen Vorstellungen von Leben und Tod umkehrt und das Sterben zur Bedin- gung des menschlichen Lebens macht, bereitet der Dichter auch den Wilhelm der „Wan- derjahre“ durch die Gebote der Entsagung auf das wahre, erfüllte Leben vor. Allein die Gelassenheit des Weisen vermag in dieser Selbstüberwindung das zu erkennen, was man gewinnt, wenn man scheinbar Bedeutendes verliert. Inwieweit die Freimaurerei den Ge- danken der maßvollen Lebensgestaltung als Grundlage sittlicher Vervollkommnung ihr eigen nennen darf, aufgrund welcher gesellschaftlichen Voraussetzungen die moralischen Ideale zu freimaurerischen erhoben wurden und von welchem Einfluß auf das dichteri- sche Schaffen Goethes die Symbolik dieser vom Geist der Aufklärung geprägten, im Handwerk begründeten Bruderschaften gewesen war, soll in der folgenden Arbeit unter- sucht werden. Die Berücksichtigung von Goethes Tätigkeit innerhalb des Bundes der Freimaurerei ist dabei ebenso erforderlich wie die Abgrenzung des ursprünglichen Mau- rerwesens von anderen, mysteriösen Geheimbünden dieser Zeit. Erst im rein sittlichen Gedanken, liegt die geistige Verbundenheit Goethes mit diesen gesellschaftlichen Krei- sen begründet.

2. Geheimgesellschaften im Deutschland des 18. Jahrhunderts

2.1. Gesellschaft im Umbruch

Sie scheinen sich auszuschließen und doch erst zu bedingen: Aufklärung und Geheimnis. Kaum einer Epoche in der europäischen Geschichte wurde eine derart transzendentale Bezeichnung zuteil wie jener umfassenden Bewegung im 18. Jahrhundert, die seit ihrer Entstehung den kultur- und gesellschaftspolitischen Tenor der Rationalität in sich trug. Staat und Mensch waren in den Augen ihrer Anhänger von überflüssiger Traditions- und Obrigkeitshörigkeit zu befreien. Regionale, nationale und konfessionelle Dogmen sollten dem „Lichte der Vernunft“ weichen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ver- ständnis anderer europäischer Kulturen knüpfte sich diese geistesgeschichtliche Epoche an die höchsten Erwartungen, bezogen auf die künftige Menschheit. Die englisch- bzw. französischsprachigen Ausdrücke „Enlightenment“ und „eclaircissement“ bedeuteten nichts anderes als den Bruch mit einer überholten Gesellschaftsordnung, mit Aberglaube und übersteigerter Gottesfürchtigkeit. Als ein soziales und geistiges Betätigungsfeld der „Aufklärer“ fungierten die sogenannten Geheimgesellschaften. So verschiedenartig sie ihrer Form und ihres Inhalts nach waren, so sahen sie ihre Daseinsberechtigung unter anderem darin, ein vernunftsbedingtes Gegengewicht zum absolutistischen Staatssystem zu bilden, einen moralischen und sittlichen Freiraum zu schaffen, ein Forum des geisti- gen Austausches.[4] Daß sich unter diesen offiziell apolitischen Gesellschaften durchaus auch aufklärungshemmende bzw. politisch orientierte Gruppierungen formierten, war sowohl für Untertan und Bürger als auch für Fürsten und Staatsbeamte Grund für un- durchschaubare Verwirrungen. Die Gemeinschaft der Freimaurer, speziell ihre anerkann- ten Logen, spielten nicht selten eine legitimierende Rolle für jene Geheimbünde, die sich häufig selbst, an vergangene Traditionen anknüpfend, ins Leben gerufen hatten. Daß auch innerhalb dieser suspekt erscheinenden Kreise unvorteilhafte Verwicklungen für öffentlichen Aufruhr sorgten - oftmals hervorgerufen durch das Auftreten von Hochstap- lern, die behaupteten, Zeugen vergangener Orden zu sein[5] -, war ein weiterer Brenn- punkt, demzufolge Staat und Kirche derartigen Organisationen vorwiegend kritisch ge- genüberstanden. Die herrschenden Institutionen konnten nicht sicher sein, welche Ideen hinter den sogenannten Geheimnissen reiften. Auch wenn die Mehrheit der Geheimge- sellschaften vorgaben, ausschließlich Moral und Sittlichkeit des Menschen zu erstreben, wurde eines gar zu bald offensichtlich, daß nämlich „durch die Universalisierung der Moral die Grenzziehung zur Politik an Trennschärfe“[6] verlor. „So schuf sich im Schutze des absolutistischen Staates die neue Gesellschaft ihre Institutionen, deren Aufgaben - ob vom Staate geduldet, gefördert oder nicht - ‚gesellschaftliche‘ waren.“[7] Ja „es gehörte geradezu zum guten Ton“, einer dieser geheimen Verbindungen anzugehören.[8]

2.2. Schwärmerei und politisches Kalkül: Zwischen Rosenkreuzern und dem Illuminatenorden

Unter den verschiedenen Geheimgesellschaften, die im 18. Jahrhundert auf das geistes- geschichtliche und gesellschaftspolitische Aktionsfeld traten, ist zunächst der (anti- aufklärerische) Orden der Gold- und Rosenkreuzer hervorzuheben, dem es vor allem „in den achtziger und neunziger Jahren“ dieses Jahrhunderts gelang, seinen politischen Ein- flußbereich in erheblichem Maße auszuweiten.[9] Neben Bayern war es hauptsächlich Preußen, das den „politisch aktiven Rosenkreuzer[n] im Sinne einer politisch-religiösen Reaktion gegen die Aufklärung“[10] Vorschub leistete, so daß der Höhepunkt des Ordens einherging mit „der Herrschaft Friedrich Wilhelms II. von Preußen“[11] und dessen Auf- nahme in den Orden am 8. August 1781. Daran wird deutlich, daß es häufig die Mitglied- schaft von Angehörigen der Fürstenhäusern in den Orden selbst war, die in jener Zeit den Auslöser gesellschaftlicher und politischer Verwirrungen bildete. Dabei waren es weni- ger spezifische, diesem zugrundeliegenden Ideen, die für allgemeine Be(ob)achtung sorg- ten, als vielmehr die Tatsache, daß der Orden als „Symptom und Medium einer zuneh- menden Verbreitung von Mystizismus, Wunderglaube, Geheimniskrämerei, kurz des Irrationalismus“[12], eine geistige Haltung der Aufklärung wiedergab oder auch forcierte und zu einem Zeitpunkt, als aufklärerisches Gedankengut in unüberschaubarer Weise in der Gesellschaft gärte, das nicht greifbare „unterirdische“ Pendant bildete zu den eher moralisch orientierten Kreisen, in denen man Handlungsspielraum suchte und auch zeit- weise fand.

Es war daher nicht verwunderlich, daß alle im 18. Jahrhundert auftauchenden Geheim- bünde sich auf eine lange Tradition beriefen, um ihre Existenz zu legitimieren und ihren Machtanspruch gegenüber den Kontrahenten zu behaupten. Als sehr fragwürdig wird vor diesem Hintergrund in der heutigen Forschung der Ursprung der Rosenkreuzer des abso- lutistischen Zeitalters angesehen. Nicht nur, daß die Mitglieder dieses Ordens dessen Entstehung „bis in Moses Zeiten zurückdatieren“[13], sondern auch der Glaube an eine direkte Abkunft von dem höchst mysteriös entstandenen Rosenkreuzer-Orden, der 1614 erstmals von dem „würtembergischen Pastor Johann Valentin Andreae“[14] erwähnt, sein Entstehen, seine „geheimen Weisheiten und Erkenntnisse“[15] dem „angeblich 1378 gebo- renen Christian Rosenkreutz“[16] verdankt, muß in Anbetracht der nichtvorhandenen „be- weiskräftige[n] Zeugnisse“[17] stark zweifelhaft erscheinen. Ohne nun im einzelnen auf eine solch spekulierte Chronologie des Rosenkreuzer-Ordens einzugehen, soll hier nur noch festgehalten werden, daß verschiedene im 18. Jahrhundert auftauchende Schriften über den Orden[18] darauf hinweisen, „daß sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Bru- derschaft der Gold- und Rosenkreuzer neu- oder auch wiederbegründet haben könnte, deren Gedankengut allerdings von den Vorstellungen Andreaes stark abweicht.“[19] Doch auch diese Quellen, die neue Ordensgründung im Jahre 1757 betreffend, sind nicht genau rekonstruierbar. Öffentlich bekannt wurde die Existenz des Ordens der Rosenkreuzer erst mit der „Aufhebung des Prager Zirkels im Jahre 1764“[20]. Die ebenfalls diesem Zirkel geltende Bezeichnung „Loge zur schwarzen Rose“ machte offensichtlich, was in zuneh- mendem Maße zu einer Krise der Aufklärung führen sollte: die Vermischung von Frei- maurerei und anderen geheimen Gesellschaften. Eine solche Entwicklung wurde begüns- tigt durch das schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte Eindringen des französi- schen Hochgradsystems „in die deutschen Orden“, was die eigentlich aufgeklärten Frei- maurerer mit Widerwillen betrachteten. Der Rosenkreuzer-Orden ging sogar so weit, das Eintreten in die Freimaurerei zur Voraussetzung für eine Mitgliedschaft im eigenen Or- den zu machen, wodurch sie sich dem Wesen und Ansehen nach über erstere zu erheben versuchten. Es ist eine erklärbare Schlußfolgerung, eine solche Vereinnahmung der Freimaurerei für Zwecke des Rosenkreuzer-Ordens als „Unterwanderung“ und eine dar- aus folgenden „Umfunktionierung“[21] zu begreifen.

Die straffe Organisation ermöglichte es dem Orden überhaupt erst, in einem größeren Maße an Macht und Einfluß zu gewinnen, da „das notwendige Spitzel- und Denunziati- onswesen [...] fest institionalisiert“[22] war. Ohne im folgenden detailliert auf die Ordens- strukturen eingehen zu wollen, möchte ich aber doch auf ein paar zentrale Punkte hin- weisen. Zu den Pflichten eines Rosenkreuzers gehörte neben dem absoluten Gehorsam gegenüber den Oberen „das Gelöbnis der Verschwiegenheit“[23], unbedingte Einordnung in die strikte Ordenshierarchie und eine beinahe asketische Lebenseinstellung.[24] „Dieses [aus neun Graden bestehende] Herrschaftssystem des Ordens wurde ideell abgesichert in einer Hierarchie des Wissens, die vom freimaurerischen Hochgradsystem beeinflußt worden war.“[25] Es stellte aber gerade das Charakteristikum des Rosenkreuzer-Ordens dar, daß es einen inhaltlichen Kern überhaupt nicht gab; aufgrund der vielfältigen, oft- mals wunderbar verklärten Überlieferungen auch nicht geben konnte. Dennoch bestehen zwischen den tradierten Quellen und mannigfaltigen moderneren Schriften über die Leh- re des Ordens Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge, darunter mystische Traditionen „auf der Basis des Neuplatonismus [...], von denen vor allem christlich-kabbalistische, theosophische, pansophische, magische und alchymistische Ideen zu nennen sind.“[26] Obwohl demnach die Mehrheit der Mitglieder von einer „religiöse[n]“ bzw. „quasi- religiöse[n]“ Grundidee ausgingen, der zufolge die „Erforschung der Natur“ und die „Er- kenntnis Gottes“ als zusammengehörig das wichtigste menschliche Anliegen sein sollte, vernachlässigte man bewußt die naturwissenschaftlichen Fortschritte und wandte sich ganz „der neuplatonisch bestimmten spiritualistischen Naturbetrachtung des 16. und 17. Jahrhunderts“[27] zu. Diese „ideologische Ignoranz“[28] verweist auf den eigentlichen An- spruch des Ordens, der auch in der Reform Wöllners von 1777 offensichtlich wird: „die Abwendung der bloß mystisch-religiösen Zielsetzung zugunsten einer praktisch- politischen Wirksamkeit“[29]. Wurde eingangs erwähnt, daß der Orden der Rosenkreuzer seinen Höhepunkt in den achtziger Jahren hatte, läßt sich der Beginn seines Niedergangs ebenfalls in dieser Zeit feststellen, ein Umstand, „der nicht zuletzt durch die Wandlung vom mystischen zum politischen Ordenszweck mitverursacht worden ist.“[30] Auch die Desillusionierung in den eigenen Reihen aufgrund mangelnder versprochener Wunder führten unter anderem dazu, daß die im Rahmen des Zehnjahres-Zyklus 1787 fällige Re- formation ausblieb. Doch bereits einige Jahre zuvor, mit dem „Wilhelmsbader Konvent von 1782, der das Hochgradsystem innerhalb der Freimaurerei beseitigte“[31] war man bestrebt gewesen, den Einfluß des Rosenkreuzer-Ordens auf die Maurerei zu unterbin- den. So schien der Orden seit 1787 immer mehr an gesellschaftspolitischer Relevanz zu verlieren. Dennoch darf nicht übersehen werden, daß der Orden trotz seines zeitlich stark begrenzten Einflusses auf seine Umwelt, mit der „Auflösung des gegnerischen Illumina- ten-Ordens“[32] einen politischen Erfolg zu verzeichnen hatte. Dabei waren diese Erfolge vor allen Dingen einzelnen führenden Mitgliedern des Ordens der Rosenkreuzer zuzu- schreiben, wie ein Blick auf die „Politik Bischoffwerders und Wöllners“ in Preußen deut- lich macht.[33]

In scharfem Gegensatz zum anti-aufklärerischen Rosenkreuzer-Orden stand der Bund der Illuminaten bzw. der Perfektibilisten, wie er sich bei seiner Gründung am 1. Mai 1776 zunächst nannte.[34] Das Wissen um seine Entstehungsgeschichte hat die Forschung zum Großteil der im Rahmen der Verfolgungen stattgefundenen Hausdurchsuchungen zu ver- danken, „bei denen umfangreiches Ordensmaterial beschlagnahmt wurde.“[35] Sowohl aus diesem als auch aus den staatlichen Maßnahmen gegen das Fortbestehen dieses Geheim- bundes im Jahre 1786 läßt sich heute mit fast vollständiger Sicherheit ein Bild nach- zeichnen, daß dem realen Ordenswesen ziemlich genau zu entsprechen scheint. Begrün- der des Illuminatenordens war der Ingolstädter Professor für Natur- und kanonisches Recht Adam Weishaupt (1748-1830)[36]. Schon sehr früh, in seinen Studienjahren, richtete sich sein aufklärerischer Geist gegen die die Ingolstädter Universität stark beherrschen- den Jesuiten. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 und den in der Folge zuneh- menden „Auseinandersetzungen mit Jesuiten und orthodoxen Kräften“ schuf Weishaupt drei Jahre später „eine geheime akademische Studienvereinigung“, die sich eng an den damaligen Formen der Freimaurerorden orientierte und seinen Mitgliedern neben der Möglichkeit ungestörten aufklärerischen Studiums vor allem „Schutz vor jesuitischen Intrigen bieten [...] sollte.“[37] Zunächst blieb dem Orden der Perfektibilisten bzw. Illumi- naten eine überregionale Einflußerweiterung jedoch versagt. Erst 1778 gelang es ihm aufgrund des Engagements Franz Xaver von Zwacks (1755-1843) in der Residenzstadt München und somit auch in Bayern Fuß zu fassen und seine Mitgliederzahl deutlich zu vergrößern. „[D]ie bedeutendste Zäsur in der Geschichte des Bundes“[38] stellte aber der Eintrittt des Freiherrn Adolf von Knigge (‚Philo‘, 1752-96)“[39] im Jahre 1780 dar, da sein „liberal-demokratisch[er]“ Geist anregend auf „die auf unmittelbar politisches Wirken gerichteten Kräfte des Ordens“[40] wirkte. An der Seite Weishaupts befaßte er sich mit der Ausarbeitung der Ordenspläne und ließ den Orden von seinen „weitläufigen Verbindun- gen“ profitieren. Aber noch eine andere Entwicklung kam dem Bund der Illuminaten sehr gelegen: der „Zusammenbruch des Systems der ‚Strikten Observanz‘ und seiner abstrusen Tempelritterlegende auf dem Wilhelmsbader Konvent von 1782“[41] hatte ein Machtvakuum hinterlassen, daß der Ausbreitung des Ordens förderlich war, so daß seine Verbindungen in der Folge „[b]is in das benachbarte Österreich und in die Schweiz reichten“[42]. Doch dem aufklärerisch gesinnten Knigge mußten von Anfang an die „schulmeisterlichen Anordnungen Weishaupts“ widerstreben, was in zunehmendem Maße zu inneren Streitigkeiten führte, deren Gipfel, die Selbstauflösung allein durch das staatliche Verbot von 1784/1785 verhindert wurde.[43]

Worum handelte es sich nun aber bei den besagten „Anordnungen Weishaupts“? Als Gründer und oberstes Mitglied des Bundes, als „Ordensgeneral“, war Weishaupt gleich- zeitig Erfinder und Herrscher über ein ausgefeiltes „Bildungs- und Kontrollsystem, das seine Mitglieder in einer einheitlichen Ideologie zu verbinden suchte und einer straffen Führung unterwarf, was sie befähigen sollte in den staatlichen Mechanismus der beste- henden Gesellschaft einzugreifen und ihn zu verändern.“[44] Obwohl auch der Illuminate- norden - ähnlich wie die klassische Freimaurerei - seinen Zweck darin sah, innerhalb des Bundes die Gleichheit unter den Mitgliedern zu forcieren und vernunftsmäßige Erkennt- nis und Sittlichkeit zu fördern, so bestand das Besondere dieser Vereinigung in einem praktischen Moment, das sich über die von der Freimaurerei geachtete apolitische Hürde hinwegsetzte und jenseits der „moralischen Maxime[]“[45] gesellschaftlich und politisch zu agieren trachtete. Um jenen Widerständen, denen die Aufklärung ausgesetzt war, ange- messen begegnen zu können, verfügte der Bund der Illuminaten über eine streng geglie- derte Ordenshierarchie. Stufenweise sollte der Illuminat seinen „Weg vom Noviziat zur höchsten Weisheit der oberen Mysterienbünde, von der Subordination zur Freiheit“ be- schreiten, sich auf diese Weise „dem Ideal vollständiger sittlich-moralischer Selbst- und Weltkenntnis“ [46] nähern, sich dabei aber stets durch „verständige Offenherzigkeit“[47] und Folgsamkeit gegenüber die Ordensoberen auszeichnen. Schließlich diente auch die be- wußt funktionalisierte traditionelle Organisationsform einer geheimen Verbindung dem illuminatischen Ziel, sowohl äußere als auch innere „Störfaktoren aufklärerischer Tätigkeit institutionell zu antizipieren und zu überwinden [...].“[48]

Das Ordensgeheimnis, das als solches eigentlich Wesensmerkmal jedes Geheimbundes war, wurde aber bei den Illuminaten eben nicht - wie bei der klassischen Freimaurerei - zum bloßen Symbol stilisiert, sondern angesichts des gesteigerten Interesses der „aufge- klärten Intelligenz“ an „intersubjektiv-geselliger Kommunikation“[49], mit einer funktiona- len Komponente versehen, wodurch in der Tat ein von den staatlichen Obrigkeiten ge- fürchteter „Staat im Staate“[50] zu entstehen drohte oder bereits bestand. Nicht nur das Ge- heimnis nach außen, sondern auch und vielleicht erst recht die Verschwiegenheit im In- neren des Ordens[51], d. h. der Mitglieder untereinander und besonders gegenüber denen der höheren Grade, sollte die Arbeit und die Fortexistenz des Ordens sichern. Daß gerade das ausgeklügelte Kontrollsystem und das strikte Beharren auf der Anonymität des Obe- ren der Geheimorganisation genau das Gegenteil von dem zu implizieren schien, was der Orden als seine eigentliche Aufgabe ansah, nämlich den Selbsterziehungsprozeß seiner Mitglieder zu fördern, ihnen zu „freie[r] sittliche[r] Selbstbestimmung“[52] zu verhelfen, gehört zu den Mängeln dieses Systems, die in ihrer Häufung zu dessen Zusammenbruch führen mußten. Es war folglich in der inneren Struktur des Ordens selbst angelegt, daß letzterem eine ernstzunehmende, staatsgefährdende politische Brisanz nicht zuteil wurde. Die janusköpfige Ordenspolitik, besonders Weishaupts, der ein „Aufklärungsinstitut“[53] schaffen wollte, um „die systematische Umlenkung und Veredelung der menschlichen Triebnatur“ zu gewährleisten, indem der Illuminat auf diesem seinen Weg fremdgeleitet, das heißt „wie von unsichtbarer Hand geführt“[54] wurde, geriet schließlich auch ins Kreuzfeuer der eigenen Mitglieder. So zeugt letztendlich auch die Rekrutierungspolitik der Oberen von der Radikalität ihrer politischen Bestrebungen. Ziel war es, eine „Macht- ergreifung“ vorzubereiten, indem man die „wichtigsten Positionen in Staat, Kirche und Wissenschaft mit Anhängern des Geheimbundes“[55] zu besetzen suchte. Mit derartigen Bestrebungen wagte sich der Orden „in Grenzbereiche vor, in denen ihm die Politizität seines sittlich-moralischen Reformanspruchs unterstellt werden konnte.“[56] Den Illumina- tenorden „als konspirative Umsturzpartei“[57] zu bezeichnen, wäre allerdings etwas übertrieben. Eher muß man diesem Orden wie den meisten seiner Zeit einen gewissen Hang zur Utopie nachsagen, da eine weltabgewandte Selbsterziehung des Menschen ohne einen objektiven Bezug zur Welt nicht realisierbar sein kann.[58]

2.3. Aufklärung und Freimaurerei

Habe ich einleitend zu diesem Kapitel darauf hingewiesen, daß die Entstehung und starke Verbreitung von Geheimgesellschaften eng mit den Aufklärungsbestrebungen des gebildeten Bürgertums verflochten war, so läßt sich dies in Bezug auf „die Affinität von Aufklärung und Freimaurerei“[59] in besonderem Maße feststellen.

Trugen also die unterschiedlichsten Geheimorganisationen - waren sie nun politischer oder esoterischer Art - dazu bei, das gesellschaftliche Leben des 18. Jahrhunderts stark zu verunsichern, so waren es doch die Freimaurerlogen, die oftmals die strukturelle Grund- lage für derartige Erscheinungen bildeten. Durch das Eindringen der aus Frankreich stammenden „komplizierte[n] Formen mit ausgedehnten Ritualen und zahlreichen Hoch- graden“, zusammen mit „eine[r] konstruierte[n] und mystifizierte[n] Tempelritterorden- Tradition“, in Deutschland um die Mitte des Jahrhunderts wurde das „relativ einfache[] englische[] System[]“[60], das in den drei sogenannten Johannisgraden Lehrling, Geselle und Meister[61] lehrte, zurückgedrängt bzw. ersetzt. Es war vor allem das System der Strik- ten Observanz, „1761 unter Herzog Ferdinand von Braunschweig als Hochmeister über- regional ‚ordensmäßig‘ zusammengefaßt“[62], das dem klassischen Maurerwesen eine Or- (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, Jahrgang 1987, Heft 4), S. 20. densform aufzwang, die aufgrund der Vielzahl ihrer geheimen Grade eine gesteigerte Aufmerksamkeit seitens der staatlichen Obrigkeiten erfuhr.

Sieht man jedoch bei der Beschäftigung mit dem Wesen der wahren Freimaurerei einmal von derartigen Einflüssen ab, dann zeigt sich, daß der freimaurerische Geist und das Ge- dankengut der Aufklärung nicht nur voneinander antizipieren, sondern in ihren jeweili- gen Vorstellungen Parallelen aufzuweisen haben. An dieser Stelle möchte ich Rudolf Vierhaus zitieren, der in seiner Einschätzung der Gemeinsamkeiten von freimaureri- schem und aufklärerischen Anspruch zusammenfassend bemerkt hat: „Ablehnung der exklusiven Inanspruchnahme des Menschen für eine Nation, einen Staat, eine Religion und einen Stand; Betonung der prinzipiellen Überlegenheit der moralischen Persönlich- keit über die Zugehörigkeit zu Staat, Konfession, Stand; Glaube an ein Gemeinsames aller Menschen vor ihrer Partikularisierung im praktischen Leben; Aufruf zur Menschen- freundlichkeit, zur Achtung der Tugend, zur religiösen Toleranz: das gehörte zum Pro- gramm auch der Aufklärung und ist in zahllosen Variationen immer wieder vorgetragen worden, und nicht selten waren es dieselben Personen, die als Aufklärer und als Freimau- rer sprachen.“[63] Was hieraus deutlich wird, ist die Tatsache, daß die Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge allein noch keinen sittlichen Menschen ausmachte und daß anderer- seits das Bekennen zu aufklärerischen Idealen nicht zwangsläufig dazu führte, Mitglied einer Loge zu werden. Wie wir gesehen haben, waren es ja gerade die Mischformen im Schutze der Freimaurerei, die innerhalb ihrer esoterischen Utopien Mystizismus mit wah- rer Menschenveredelung verwechselten. Diese aufklärungshemmenden Tendenzen dür- fen aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß das neu entstandene Selbstbewußtsein - von einer ernstzunehmenden Schicht geistiger Kräfte dieses Staates getragen - Ausdruck neuer Ideen war, die als „Antwort auf ein Zeitalter religiöser Bürgerkriege und konfessi- oneller Orthodoxie“[64], aber auch auf das alles erdrückende absolutistische Staatssystem und einer vorherrschenden Adelskultur verstanden werden mußten, der Ideen der Ver- nunft, der Toleranz und der Humanität. Diese bedeutende Wende im Denken der Men- schen, deren erste Impulse im 17. Jahrhundert von so bedeutenden Männern wie René Descartes (1596-1650), Thomas Hobbes (1588-1679), John Locke (1632-1704), Gott- fried Wilhelm Leibnitz (1646-1716) und vielen anderen ausgegangen waren[65], offenbarte sich in fast allen Bereichen, die der bürgerlichen Intelligenz zugänglich waren. Daß auch hier eine Minderheit der Staatsbürger die Vorreiterrolle übernahmen, ist in der Geschichte keine Einmaligkeit.

Neben der Gründung von Lese- und Literaturzirkeln und der neu entstandenen lierari- schen Gattung der Korrespondenzen[66] versuchten die aufgeklärten Kreise auch direkten Einfluß im Bereich Presse, im Bildungswesen oder auch in staatlichen Ämtern auszu- üben, dies aber vor allem auf reformerischem Wege.[67] Parallel dazu bildete die Freimau- rerei als „außerstaatliche Interessensphäre“[68] genügend Freiraum für das zwischen- menschliche Gespräch, jenseits konfessioneller, nationaler oder Standesschranken, ein Forum „der Meinungsbildung“[69] und der Geselligkeit, nicht zuletzt für aufgeklärte Fürs- ten und Minister[70]. Verstärkt wurde ihre Attraktivität durch das Logengeheimnis, durch besondere Aufnahmerituale und eine feststehende Ordenshierarchie; alles Dinge, die den nach Wahrheit Suchenden ungeahnte Weisheiten zu verbergen schienen bzw. ihnen eine gewisse Ehrfurcht abforderten. Darüber hinaus vermittelten die Logen ihren Mitgliedern das Gefühl von Zugehörigkeit und Exklusivität; beides bestimmende Elemente einer Ge- sellschaft im Umbruch und auf dem Wege zur eigenen Emanzipation. „Die Logen der Maurer sind die für das neue Bürgertum typische Bildung einer indirekten Gewalt im absolutistischen Staat.“[71] Das absolutistische Prinzip der machtpolitischen Ausschließ- lichkeit und Unantastbarkeit des Monarchen, hatte, so Koselleck, eine Trennung zwi- schen politischer und moralischer Gesellschaftsstruktur zur Folge. Dabei wurde das mo- ralische Wertesystem in dem Moment zum Politikum, wo man sich aus dem Staatsleben in eine institutionalisierte Innerlichkeit zurückzog.[72] Dem absolutistischen Monarchen stand der selbsternannte „Souverän“ der Tugend gegenüber.[73]

Daß es bei der Benennung des Übels des Staates nicht bleiben konnte, daß das Erkennen des Unzulänglichen ein Verbessern geradezu forderte, ist schon im Wesen der freimaure- rischen Gesinnung selbst angelegt, das darauf drängt, zum Guten hin tätig zu sein. Auch Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) hat das erkannt und die Freimaurer in seinen literarischen Gesprächen „Ernst und Falk“ aus dem Jahre 1778 für diejenigen Leute ge- gehalten, „die es freiwillig über sich genommen haben, den unvermeidlichen Übeln des Staates entgegenzuarbeiten.“[74] Auf diese Art und Weise wird die moralische Arbeit poli- tisch.[75] Lessing, der ebenfalls zu den Freimaurern gehörte und „in dem die deutsche Auf- klärung ihre feinste Ausprägung erreichte“[76], erkannte diesen doppelten Charakter der Freimaurerei, ohne die Moral von vornherein politisieren zu wollen. Dennoch sah er in derartigen Zusammenschlüssen von Menschen (Logen), eine besondere Wichtigkeit für die Gesellschaft, für die Förderung der Humanität.[77] In diesem Sinne heißt es in „Ernst und Falk“ weiter: „Falk. Wie, wenn es die Freimaurer wären, die sich mit zu ihrem Ge- schäfte gemacht hätten, jene Trennungen wodurch die Menschen einander so fremd wer- den, so eng als möglich wieder zusammen zu ziehen?“[78] Seine eigene scharfe Kritik ge- genüber jeglicher Form von Autorität, sei sie kirchlicher oder staatlicher Art, ebenso wie seine objektive Einschätzung der „selbstgerechte[n] enge[n] Welt des Kleinbürger- tums“[79] und des Hofes finden sich in allen seinen Werken wieder. Sein lebenslanges geistiges Streben galt der Veredelung der Menschheit bzw. Menschlichkeit. Dem Aufklä- rer und Freimaurer Lessing war das Maß aller Dinge oberste Priorität des Lebens. Ge- nauso gehörte auch für den wahren Maurer das Maßhalten zu seinen wesentlichsten Pflichten und tut es noch heute.[80] In diesem Kontext ist nicht zuletzt die Selbstbeschrän- kung der wahren Freimaurerei zu sehen, ihre humanitären Ziele „ohne Nachteil dieses Staats, und dieser Staaten“[81] zu verfolgen. Pseudomystische und machtorientierte Misch- formen hatten zur Folge, daß man die wahrhaft hohen Ideale als nichtig und staatsbedro- hend diffamierte. Aber es waren eben nicht die „Geheimbündler und Konventikler“, die die Aufklärung in Deutschland vorantrieben, sondern jene „Weltbürger und Menschen- freunde“[82],die im ernsthaften Dialog, durch Freundschaft und Brüderlichkeit die Forde- rungen der Zeit zu erfüllen suchten. Unangefochten bleibt daher jene Bedeutung, die die Freimaurerei als sittlich motivierte Vereinigung und als privater Raum einer künftigen Öffentlichkeit für den Prozeß des Selbstdenkens und Selbstwollens zur Zeit der Aufklä- rung besaß.

3. Der Bund der „wahren“ Maurer

3.1. Vom Steinmetzen zum Freimaurer

Die Freimaurerlogen im 18. Jahrhundert sahen ihre Ursprünge in jenen mittelalterlichen Gesellschaften, deren Mitglieder, zumeist Steinmetze, sich etwa um 1300 bzw. vorher - einer gemeinsamen handwerklichen Arbeit verpflichtet - zusammengeschlossen hatten. In die Geheimnisse der Baukunst eingeweiht, bestand ihre gemeinschaftliche Aufgabe darin, an den architektonisch bewundernswerten Bauwerken, zumeist Sakralbauten, tätig zu sein. Daß diese, allgemein unter dem Namen Dombauhütten bekannten, Handwerker- vereinigungen möglicherweise von den „hohen bautechnischen und handwerklichen Tra- ditionen der römischen collegiis fabrorum“[83] beeinflußt worden sind, kann nur vermutet werden. Diese Überlegung gewinnt aber an Glaubwürdigkeit, wenn man der For- schungsmeinung folgt und annimmt, daß am Bau des Aachener Münsters unter Karl dem Großen „die bedeutende Baugenossenschaft der magistri comacini“ bzw. die „Meister von Como“[84] aus der gleichnamigen italienischen Gegend in der Lombardei beteiligt waren. Nebenbei ist der Einfluß „lombardische[r] Baurotten“[85] auf die mittel- und nieder- rheinische Handwerkstätigkeit noch bis ins 12. Jahrhundert bezeugt, jener Zeit, in der Handwerksspezialisten, aus dem Norden Italiens kommend, die Kunst „des romanischen Kirchenbaus“ über ganz Mitteleuropa verbreiteten.[86] Dabei bleibt die Frage offen, in- wieweit die ersten Bauhütten sich im Schutze der klösterlichen Fürsorge, das heißt im Rahmen der von Klöstern betriebenen Förderung der Baukunst sowie des Bauhandwerks formiert hatten. Denkbar wäre eine Entstehung der „weltlichen Bauhütten“ in der Zeit „zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert in enger Zusammenarbeit mit Klöstern und Kir- chen“[87]. Dafür spräche auch die für die Abteien St. Gallen und Hiersau bezeugte Existenz von Bauschulen im 9. Jahrhundert, „wo die ersten Architekten nach heutigen Vorstellun- gen herangebildet wurden.“[88] Mit der Ausbreitung des gotischen Baustils in Deutschland hatte auch die Zunahme der Zusammenrottung von Steinmetzen in den Bauhütten be- gonnen. Die neuen Erkenntnisse auf den Gebieten Religion, Philosophie, Geometrie und Kunst trugen ihrerseits bedeutend dazu bei, in einem Bereich, der all diese Wissenschaf- ten in sich vereinte, Höchstleistungen zu vollbringen, wozu selbstverständlich das mo- numentale Straßburger Münster gerechnet werden muß, ein Bauwerk, von dem auch Goethe sichtlich begeistert war.[89] Akribisch genau wurden in den Bauhütten „die archi- tektonischen Pläne festgelegt, Berechnungen angestellt und die Gesamtdurchführung des Baus organisiert.“[90]

Jedoch mit dem Wandel der geistigen und politischen Verhältnisse in Deutschland, mit der Verdrängung der gotischen Baukunst durch die Renaissance um 1520, dem abneh- menden Einfluß der Kirchen als Folge der Reformation, der Machterweiterung der welt- lichen Fürsten und dem Ausbau des Zunftwesens, nicht zu vergessen die „ökonomi- sche[n] Auswirkungen durch den Hundertjährigen Krieg“[91], um nur ein paar Beispiele zu nennen, „verloren die Bauhütten ihre wirtschaftlichen Existenzgrundlagen“[92] und wurden größtenteils aufgelöst. Erst im 17. Jahrhundert sollten sie erneut aber in verändertem „Lichte“ wiedererscheinen, und zwar in England, dem Land, in dem die deutschen Steinmetzen im Rahmen der um 1350 in Mitteleuropa wütenden Inquisition Zuflucht gefunden hatten und auch Arbeit, da im britischen Inselreich jener Tage „die Hochgotik in ihrem Prunkstil, the decorated style, mit den Kathedralen von Exeter, York und West- minster ihre höchste Blüte erfahren hatte.“[93] Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Zeugnisse für die Bezeichnung „Freemason“[94]. Über die Bedeutung dieses Begriffes las- sen sich nur Vermutungen anstellen. Man kann aber wohl davon ausgehen, „daß die ‚Freemasons‘ im Gegensatz zu den ‚Roughmasons‘ hochqualifizierte Steinmetzen wa- ren“ oder anders ausgedrückt, „[d]er bildhauerisch tätige englische Steinmetz war der Freimaurer.“[95] In ihrem neuen Selbstverständnis, das in der eigenen historischen Traditi- on seine Basis hatte, ergab sich, ausgehend von der Notwendigkeit des handwerklichen Zusammenschlusses, nun eine erweiterte Aufgabe. Aus der tatsächlichen „Arbeit am Stein“ wurde eine symbolisch überhöhte, der Bau am Menschen, seine Veredelung und „humane[] Entfaltung“.[96] Trotz dieser neuen Zielsetzung haben die Freimaurerlogen sehr viel von dem Brauchtum der handwerklichen Bruderschaften in ihr maurerisches Ritual und in ihre Symbolik übernommen.

Hatte ich im vorherigen Kapitel auf die durchaus produktive Wechselbeziehung zwi- schen Aufklärung und Freimaurerei hingewiesen, so möchte ich an dieser Stelle auch die nicht unwichtige Rolle der Aufklärung betonen, die diese schon bei der Konstituierung der Logen gespielt hatte. Die Ideen der Vernunft, der Freiheit, Toleranz und Menschen- liebe vereinigten sich zusammen mit den für eine höhere Erkenntnisstufe unentbehrlichen metaphysischen Elementen zu dem wahren Wesen der Freimaurerei. Daß dieser Über- gang von der praktischen Werkmaurerei zur geistig motivierten Freimaurerei in England vonstatten gegangen war, ist nicht so verwunderlich, bedenkt man, daß jene Geisteskräf- te, die die Aufklärungsbewegung gewissermaßen erst ins Leben gerufen hatten, ebenfalls Engländer waren. Der Siegeszug des Rationalismus wäre ohne einen Francis Bacon (1561-1626), einen Thomas Hobbes oder David Hume (1711-1776)[97] gar nicht möglich gewesen, und der unter den Freimaurern so hochgeschätzte Toleranzgedanke geriet erst mit John Locke und „ seinen ‚Letters of toleration‘“[98] in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Diese neuen philosophischen Gedanken wurden natürlich auch oder gerade in den gesell- schaftlichen Kreisen diskutiert, in denen künftig auch gebildete Nichtmaurer als soge- nannte angenommene („‚accepted masons‘“) Zutritt hatten und die daher als „spekulative oder kontemplative Maurerei“[99] bezeichnet wurde. Vermehrt traten nun Geistliche, Ade- lige, Gelehrte und andere Bürger in diese Verbindungen mit ihren „bedeutungsvoll ange- sehenen Gebräuchen“[100] und dem zwanglosen geistigen Austausch ein.[101] Hinzu kam auch im England des 17. Jahrhunderts, ähnlich der Entwicklung in Deutschland, ein Rückgang des eigentlichen Steinmetzhandwerks aufgrund des fehlenden kirchlichen Auf- traggebers im Rahmen der Reformation und dem damit verbundenen Ende des Kathedra- lenbaus. „Fortan baute man keine Dome und Schlösser mehr. Man baute am geistigen ‚Tempel der Humanität‘.“[102] Die am 24. Juni 1717 (Johannistag) gegründete „erste[] Großloge der Freimaurer in London“[103], zu der sich vier Bauhütten bzw. Freimaurerlo- gen - Lodges[104] - zusammengeschlossen hatten, bestätigte offiziell die erfolgte Umwand- lung. Diesem Logenverbund traten bis 1722 sechzehn weitere Logen bei. Im Jahre 1723 war die Zeit dann reif für eine eigene Konstitution, „in der der geistig-sittliche Bauge- danke als der eigentliche Auftrag der Freimaurerei verankert“ wurde.[105] Den ungeheuren Aufschwung, den die Londoner Loge seit ihrer Gründung erfahren hatte, verdankte sie zum Großteil einem Mann, der, 1719 zum dritten Großmeister gewählt, vor allem den englischen Hochadel für seine Vorstellungen begeistern konnte, Dr. John Desaguliers (1683-1744).[106] Da die folgenden Großmeister sich immer häufiger aus diesen Kreisen rekrutierten, schien die Fortexistenz der Freimaurerei als Institution gesichert.

Die erste deutsche Loge mit englischem Patent wurde dann 1737 von Charles Sarry in Hamburg gegründet, was natürlich mit den engen Handelsbeziehungen zwischen Eng- land und der Hansestadt zusammenhing.[107] Dieser „Loge d’Hambourg“ oder „Absalom zu den drei Nesseln“, wie sie später hieß, der „Mutterloge aller deutschen Logengrün- dungen“[108], trat im Jahre 1738 auch Kronprinz Friedrich von Preußen bei, der sich „nach seiner Thronbesteigung“1740 „öffentlich zur Freimaurerei bekannte“[109] und 1741 Schirmherr der 1744 zur „Große[n] Königliche[n] (National-) Mutterloge zu den drey Weltkugeln“ ernannten „Bauhütte ‚Aux trois globes‘“ wurde.[110] Durch den engagierten Freimaurer Friedrich den Großen „war der Weg für die ‚Königliche Kunst‘“ in Preußen geebnet.[111] Doch bereits vorher hatte sich die Unbeirrbarkeit des freimaurerischen Stre- bens bewiesen. Als nämlich am 7. März 1738 der Bannfluch gegen dieselbe von Papst Clemens XII ausgesprochen und in der „berühmte[n] Bulle ‚In eminenti apostolatus spe- culae‘“[112] schriftlich verankert wurde, war zwar der Krieg zwischen ihr und der katholi- schen Kirche ausgebrochen[113], aber es gab keinen Verlierer.

Neben der wahren Maurererei oder Johannismaurerei, die „auch blaue oder symbolische Maurerei genannt“[114] wurde und nur in den drei (Johannes-)Graden Lehrling, Geselle und Meister lehrte, existierte aber eine Vielzahl anderer Lehrarten, darunter „die in Frankreich entstandene[] schottische Maurerei“, die die eigentliche Bausymbolik zu einer Art Ritterspiel degradierte[115] oder jegliche Formen der Hochgradmaurerei, der sogenann- ten roten Maurerei, wozu das System der Strikten Observanz zu zählen ist.[116] Von Reichsfreiherr von Hund und Altengrotkau[117] ins Leben gerufen, gelangte letzteres im Deutschland des 18. Jahrhunderts zu enormem Einfluß. Von Hund, der seine Abkunft vom wahren Templerorden, welcher in Schottland angeblich fortexistieren würde, als Tatsache publik gemacht hatte, schien gerade in der Zeit des zunehmenden Rationalis- mus eine große Zahl Anhänger für sein System gefunden zu haben. Sein Einfluß in der VII. Ordensprovinz (Deutschland)[118] ließ erst mit dem am 16. Juli 1782 in Wilhelmsbad einberufenen Konvent nach, auf dem die Tempelritterlegende endgültig als Phantasterei abgetan wurde. Ich möchte es an dieser Stelle bei einer kurzen Einführung in die ausge- sprochen differenzierte Welt der geheimen Riten belassen, abschließend aber soviel fest- stellen: Die damalige deutsche Kleinstaaterei bot den verschiedenen Lehrarten bzw. den Großlogen genügend Ansatz- und Wirkungsmöglichkeiten. Hier dennoch den Überblick zu behalten, war daher beinahe unmöglich, nicht nur für den Profanen.

3.2. Konstitution und „Alte Pflichten“

Bereits sehr früh hatte man in den Bauhütten [119] Reglementierungen eingeführt und Satzun- gen erlassen, die vorrangig dazu bestimmt waren, den Arbeitsablauf der Steinmetzen zu organisieren. Die frühesten überlieferten sogenannten Ordnungen[120] stammen aus Straß- burg aus den Jahren 1459 und 1563, sowie aus Torgau aus dem Jahre 1462. Doch auch diese Bauhüttensatzungen schienen ihre Vorgänger gehabt zu haben, beispielsweise die „Ordinacio facta pro caementariis“ der „Fabric Rolls von York“ aus dem Jahre1352 oder die „Ordonance, das Landsdowne Manuscript Orders“ der Loge von Kilwinning von 1599.[121] Die im Zunftwesen verwendete „Sammelbezeichnung“ für jene allgemein ver- bindlichen „Gesetze und Ordnungen“, constitution[e]s, taucht „schon im ältesten frei- maurerischen Gedicht, der Halliwell-Handschrift um 1390“[122] auf. Sie hat sich gegenüber anderen ebenfalls auftretenden Bezeichnungen wie Articles, Statutis oder „Laws and Re- gulations“ durchgesetzt und wurde im Sprachgebrauch der angelsächsischen sowie der ihr verbundenen sonstigen Freimaurerei beibehalten. Nur bei der Übersetzung lassen sich innerhalb der einzelnen Großlogen in Deutschland kleinere Unterschiede erkennen; ne- ben Verfassung spricht man auch von Grundgesetz bzw. Grundverfassung.[123] Jene in der Frühphase der englischen Maurerei schriftlich fixierten Satzungen, wie die um 1600 in York niedergeschriebenen „Constitutions of Masonry“[124], galten so lange, bis sich die für die ehemaligen Werkbauhütten notwendigen Bestimmungen vor dem Hintergrund einer gewandelten maurerischen Gesinnung als zu beschränkt erwiesen haben. Aber nicht nur die Regulations, also die allgemeinen Anordnungen, haben sich geändert, auch die Char- ges oder Pflichten und die Geschichte der Maurerei. Vor allem letztere mußte von allerlei überflüssigen phantastischen Ausschmückungen befreit werden, um die Glaubwürdigkeit der Königlichen Kunst zu unterstreichen.

Während sich die 1717 neu gegründete Großloge „zunächst keine eigene Verfassung“ gab, existierten parallel zu ihr andere aus Bauhütten entstandene Freimaurerlogen, die sich noch an „ältere Handwerksordnungen“[125] hielten. Erst im Jahre 1723, auf Veranlas- sung des 1721 zum Großmeister der Londoner Loge gewählten Herzogs von Montagu, der die überlieferten „alten gotischen Konstitutionen der Steinmetzbruderschaften“ als überholt ansah, verfaßte der Prediger James Anderson eine eigene Konstitution - „The Constitutions of the Free-Masons. Containing the History, Charges, Regulations, &c. of that most Ancient and Right Worshipful Fraternity.“ -, die im Laufe der Zeit verschiede- ne Male abgeändert, unter den Freimaurern noch heute gültig ist und zwar in ihrer an- fänglichen Fassung. „Die erste gedruckte Konstitution“ war dennoch eine andere: „The Old Constitution belonging to the Ancient and Honourable Society of free and accepted Masons, Taken from a Manuscript wrote above Five Hundred Years since“[126], die in der Zwischenzeit um 1722 in Warwick Lane von J. Roberts ausgearbeitet worden war. Auf- grund ihrer geringen Relevanz für die weitere Entwicklung der freimaurerischen Verfas- sungen richten wir unsere gesamte Aufmerksamkeit auf die bereits erwähnten „constitu- tions“ von 1723.

Obwohl die geschichtliche Einleitung zu Andersons „Constitutions“ eine eher unwichtige Rolle für das eigentliche Wesen der Bruderschaften spielt, da sie jeglicher historischer Tatsachen entbehrt, wurden die von ihm teils aus alten Aufzeichnungen entnommenen, teils neuformulierten „Alten Pflichten“ (The old charges)[127] um so bedeutungsvoller für die gesamte Freimaurerei. Sie bilden sozusagen deren geistiges und sittliches, neben ih- rem rituellen Fundament. Die in sechs Bereiche untergliederten masonischen Pflichten sind weniger als feststehende Dogmen anzusehen, sondern eher als Richtlinien für einen tugendhaften Maurer. Die erste Pflicht steht eigentlich in engem Zusammenhang mit den Ideen der Aufklärung. Danach hat die Gemeinschaft der Maurer ihr Fundament in der Wahrung des sogenannten „Sittengesetz[es]“[128]. Der Verzicht auf religiöse Dogmen be- günstigt die logeninterne Harmonie und eine nationenübergreifende Freundschaft. Zu tiefe Spuren hatten in Deutschland die Kriege um des Glaubens Willen hinterlassen. Ein weiterer Punkt betont die gemäßigte Haltung des Maurers gegenüber den Obrigkeiten in Behörde und Staat. Dabei wird nicht vergessen, dem einen oder anderen fürstlichen Schirmherren einer Loge zu gedenken, der allein oft erst deren Existenz gesichert hatte. Trotz dieser „Treue zum Gesetz“[129] wird der Zusammenhalt der Bruderschaft betont, die auch politischen Aufrührern die Mitgliedschaft nicht entziehen darf. Im dritten Abschnitt werden die Bedingungen einer Logenaufnahme aufgezählt, die der angehende Maurer zu erfüllen hat, wozu unter anderem Aufrichtigkeit, Freiheit der Geburt und die Zugehörig- keit zu dem männlichen Geschlecht zählen. Vor allem aber geht es hierin um die „Pflicht“ des Maurers, ordnungsgemäß an der Logenarbeit teilzunehmen. Im Zusammen- hang mit der Ordenshierarchie wird dem „persönliche[n] Verdienst“ und dem „wahren Wert“[130] des Maurers größte Gewichtung beigemessen. Weder der Lehrlings- noch der Meistergrad können auf theoretischem Wege erreicht werden; vielmehr hat der aufge- nommene Maurer alle Grade stufenweise zu durchwandern, stets gehorsam seinem Vor- gesetzten, dem jeweils höher im Grad Stehenden gegenüber. Das fünfte und vorletzte Kapitel weist auf die Notwendigkeit einer gut organisierten Arbeit hin. Höflichkeit ge- genüber den Brüdern, Gehorsam gegenüber den Aufsehern bzw. dem Logenmeister bil- den die Voraussetzung für den Erfolg der Tätigkeit. Die Zusammenarbeit aller Maurer mit dem Ziel, dem Bauherrn gute Leistungen zu erbringen, das Beenden einer begonne- nen Arbeit, sowie die Zufriedenheit mit dem am individuellen Verdienst gemessenen eigenen Lohn, sind eine Selbstverständlichkeit für jedes Logenmitglied. Bei diesem so- eben beschriebenen Punkt ist der traditionelle Gehalt noch beibehalten; es wird die Ko- ordinierung der Arbeit am Bau klar umrissen. Abgesehen vom Lohn im eigentlichen Sin- ne läßt sich aber alles übertragen auf den Bau am „geistigen Tempel Salomons“[131]. Die sechste Pflicht, die wiederum in sechs Unterpunkte gegliedert ist, handelt vom Betragen des Maurers sowohl innerhalb der geöffneten oder geschlossenen Loge als auch außer- halb und in Anwesenheit von Profanen, Familienmitgliedern oder Mitgliedern anderer Logen. Das Vermeiden von Auseinandersetzungen, die Gewährleistung einer angeneh- men und erfolgreichen Logenarbeit sowie Höflichkeit, Hilfsbereitschaft aber auch die Wahrung des Logengeheimnisses sind einzuhaltende Pflichten bzw. anzustrebende Tu- genden. Letztere umfassen auch das Maßhalten in allen Bereichen des täglichen Lebens und die Wahrung der Ehre, sowohl der eigenen als auch die der Loge.

3.3. Logenarbeit

3.3.1. Freimaurerische Symbole

Abgesehen von den eben betrachteten „Alten Pflichten“ gibt es für die Freimaurer keine weiteren Gesetze, die zu befolgen eng an die Logenmitgliedschaft geknüpft wäre. Selbst die „Alten Pflichten“ sind, wie wir gesehen haben, eher aus der Handwerkstradition abge- leitete arbeitskoordinierende Rahmenrichtlinien und so etwas wie ein Tugendkatalog, als festgeschriebene Dogmen. Darin besteht ja gerade die Eigenart und Besonderheit der freimaurerischen Tätigkeit. Sie offenbart ihr Wesen nicht durch fortwährendes Zitieren und Kontrollieren bestimmter Glaubensbekenntnisse, sondern sie macht solche durch Symbole anschaulich und damit nachvollziehbar. Diese Symbole beziehen sich „in erster Linie auf ethische Verhaltensweisen“ und müssen, da sie nirgends schriftlich manifestiert sind, vom Maurer selbständig, „durch eigene geistige Tätigkeit gedeutet werden“[132]. Das Irren auf diesem individuellen Pfad der Wahrheit, der Wahrheitssuche, kann dabei „im Austausch mit der Vernunft anderer“[133] korrigiert werden und verhindert vor allem ein Ausarten in geistiger Willkür. Um sich in Ansätzen ein Bild zu machen von der Arbeitsweise und der Ideenwelt der Freimaurerei, erscheint es sinnvoll, an dieser Stelle verschiedene Beispiele maurischer Symbolik herauszugreifen und einen Bezug herzustellen zwischen dieser gehaltvollen Bildlichkeit, dem mit ihr verbundenen Ritual und dem aufs strengste gewahrten Logengeheimnis.

Da es in der Freimaurerei keine Dogmen gibt, braucht es auch keinen fest im Geiste des Maurers etablierten und namentlich benannten Gott, dem zu dienen die Anerkennung anderer, in fremden Kulturen verehrten, allmächtigen Schöpfer, ausschließt. Vielmehr sucht der Bruder sich in seinem unaufhörlichen Streben nach Wahrheit dem „‚Große[n] Baumeister‘ aller Welten“[134] zu nähern. Deshalb wird auch die eigentliche freimaureri- sche Zusammenkunft in der Loge als Arbeit bezeichnet und ist vor dem Hintergrund der tatsächlichen, einst ausgeübten handwerklichen Tätigkeit, von der noch die „Alten Pflich- ten“ sprechen, symbolisch aufzufassen. Arbeit und Lohn bilden das kontemplative Pen- dant zu den Ursprüngen der Maurerei. Die unter dem Begriff Arbeit zusammengefaßten, sich im Geiste vollziehenden Entwicklungsschritte erscheinen nun wiederum als Symbo- le. Das Ziel der Arbeit, die Errichtung des Salomonischen Tempels - selbst symbolischer Verweis auf das höchste menschheitliche Lebensziel[135] - läßt sich nur über die einzelnen, in der sogenannten blauen Freimaurerei üblichen drei Johannisgrade erreichen. Jedem dieser Grade wird dabei eine ihm angemessene Aufgabe zugewiesen, die als Arbeit am Rohen bzw. Rauhen Stein, später als Arbeit am Kubischen Stein und am Reißbrett ihre symbolische Ausprägung erfährt. Der rauhe Stein ist versinnbildlicht der Inbegriff der „eigenen Unvollkommenheit“[136] aber auch Unverdorbenheit des aufgenommenen Stein- metzen. Aufgabe des Lehrlings ist es nun, den unbehauenen Stein, der demnach mit dem Menschen selbst verglichen wird, sorgfältig „und nach Maß rechtwinklig“ zu bearbeiten, „damit er wohlgeformt mit anderen zum Tempelbau, das heißt zum Bau der menschli- chen Gemeinschaft taugt.“[137] Diese dem Lehrling zugeordnete Tätigkeit bleibt für den wahren Maurer zeit seines Lebens eine sittliche Herausforderung. „Sinnbild der zu er- strebenden, wenn auch nie ganz erreichbaren Vollkommenheit“[138] ist der Kubische Stein, auffallend durch seine maßgerechte Form und seine geglättete Oberfläche. Als Diamant, Gold, Platin und als lebensnotwendiges Steinsalz in der Natur vorkommendes höchstes symmetrisches Gebilde erhält dieser würfelförmige Stein nachahmenswerte Bedeutung für den nach Formvollendung strebenden Gesellen. Der höchsten, der Meisterstufe, wird das Reißbrett zugeschrieben, „das Symbol schöpferischen Handelns nach Maß und Kunst.“[139] Dieses, in der Architektur für die Konstruktionszeichnungen verwendete rechteckige Brett gewinnt für den Eingeweihten durch die auf ihm abgebildeten „geomet- rische[n] Figuren“[140] bzw. durch den „Lehrsatz des Pythagoras“[141] an symbolischer Wirksamkeit. Tauchen in den einzelnen Logen auch verschiedene Varianten von Reiß- brettern auf, so ist ihnen dennoch eines gemein: die Betonung der besonderen Begabung und der Erkenntnisse des Meisters, der „am Reißbrett sitzt“, um „seine Entwürfe zu ferti- gen, den Arbeitern am Werk den Bauriß vorzuzeichnen.“[142] Neben diesen „sogenannten drei unbeweglichen Kleinodien der Loge“[143] seien noch der Arbeitsteppich in Form eines „länglichen Vierecks“ und das „musivische[] Pflaster“[144] im Zusammenhang mit der freimaurerischen Logenarbeit erwähnt. Ersterer hatte sich aus der alten Freimaurerei entwickelt, wo man vor der eigentlichen Logenversammlung Kreidezeichnungen auf den Boden malte, deren symbolische Bedeutung anschließend von dazu bestimmten Maurern erklärt wurden. Diese auf dem Arbeitsteppich abgebildeten, größtenteils aus dem Bau- handwerk stammenden Gegenstände sind je nach den in den Logen herrschenden Lehrar- ten durchaus verschieden; ihr Sinn ist aber überall derselbe. Die Deutung der Symbolik eröffnet dem Bruder den geistigen Bereich der Freimaurerei. Räumlich zentriert bildet der Teppich somit für alle Brüder sichtbar den geistigen Mittelpunkt der Loge, was noch durch die an drei Seiten des Teppichs torartig unterbrochene Umrandung verstärkt wird, wodurch eine gewisse Exklusivität des Eintritts in das Reich der gebündelten geistigen Kräfte, in das Reich des Lichtes und der Wahrheit bei dem Betrachter evoziert wird. Das Musivische Pflaster, das im unteren Bereich des Arbeitsteppichs abgebildet ist und op- tisch an ein Schachbrett erinnert, gewinnt seinen Symbolgehalt durch die gewissermaßen ineinander verwobenen bzw. sich jeweils gegenüberstehenden und sich dennoch ergän- zenden schwarzen und weißen Felder. Diese stellen das menschliche Leben und den Kosmos dar, vor allem in seinen Gegensätzen „Licht und Schatten, Freude und Schmerz, Kommen und Vergehen [...]. Die Regelmäßigkeit der Anordnung zeigt indessen, daß dieser Wechsel nicht ein Spiel des blind waltenden Zufalls ist, sondern die Wirkung ewi- ger Gesetze, die uns in die Bahnen der Entwicklung zur Vollendung hin geleiten wol- len.“[145] Nur durch die Ausbildung seiner Persönlichkeit kann es dem menschlichen We- sen möglich sein, jenen Einflüssen standzuhalten, „das Rechte auf rechte Weise [zu] tun, das Unabwendbare gefaßt an[zu]nehmen und [...] zwischen den widerstreitenden Polen die rechte aristotelische Mitte zu finden.“ [146] Gleichzeitig weisen diese Felder darauf hin, daß die Polarität die Grundlage allen Seins ist und notwendigerweise immer bleiben wird, selbst wenn das Bestreben nie enden wird, aus Entgegengesetztem eine höhere Einheit machen zu wollen. Es werden sich ständig neue Pole ergeben. Nur ein höheres Wesen, sei es Gott oder ein anderer Ausdruck für Wahrheit, Glückseligkeit, Menschen- liebe usw. kann um die höchste Einheit wissen, die zu suchen und in Ansätzen zu erken- nen auf ewig das Ziel aller Sterblichen sein wird. Demnach werden auch immer wider- streitende Gefühle und Kräfte den Menschen in seinem Innersten beherrschen „wie Ver- nunft und Sinnlichkeit, Wissenschaft und Phantasie, Rationalität und Mystik, Theorie und Erfahrung“[147], Liebe und Haß, Mut und Angst, Sorge und Hoffnung, um die zu wis- sen und sie in ihrem Doppeldasein zu akzeptieren den Menschen der Wahrheit nä- herbringt. Denken wir an „Winckelmann, Hölderlin und Nietzsche“ und das von ihnen aufgezeigte „Spannungsfeld der Kulturen“, in welchem „apollinische [ordnende] und dionysische [leidenschaftliche] Mächte um die Seele der Menschen kämpfen.“[148] Für den in sich ruhenden, zufriedenen Menschen und eine funktionierende Gemeinschaft ist das Gleichgewicht beider unumgänglich, und es ist deshalb einer der größten Herausforde- rungen des „wahren“ Freimaurers und Menschen, in allem Maß zu halten. Die Bedeutung des Musivischen Pflasters wird für die Brüder noch dadurch erhöht, daß es nach freimau- rerischer Legende den Vorhof des Salomonischen Tempels bildete[149], so daß der Eintritt in die Königliche Kunst nur mit dem vorherigen Überschreiten dieses Pflasters erfolgen kann.

Da es den Rahmen meiner Arbeit sprengen würde, ginge ich auf jedes Einzelne der un- zähligen maurerischen Symbole so detailliert ein wie bisher, beschränke ich mich in der Folge nur mehr auf die Nennung der wichtigsten masonischen Zeichen mit einigen kur- zen Bemerkungen. Da wären zunächst die „Beweglichen Kleinodien“[150] oder auch Ab- zeichen des Meisters vom Stuhl und der beiden Aufseher, das Senkblei, die Setz-, Blei- oder Wasserwaage und der rechte Winkel. Das erste dient der Prüfung des eigenen Ge- wissens auf „Wahrheit und Wahrhaftigkeit“[151], das zweite ist Sinnbild für die Gleichheit unter den Menschen bei Wahrung der persönlichen Würde und individuellen Freiheit, wie sie innerhalb der Logen als moralische Idee geübt wird; diese beiden zusammen bil- den „den rechten Winkel, aber auch den Kreuzbalken von Leben und Vergehen, des ewi- gen ‚Stirb und Werde‘.“[152] Zu den Werkzeugen des Lehrlings gehört neben dem Spitz- hammer der 24-zöllige Maßstab.[153] Mit ihm wird, wie schon der Name andeutet, auf die Wahrung des Maßes, sowohl im geistigen und seelischen als auch im körperlichen, als „Voraussetzung[] aller Kunst und Lebensgestaltung“[154] achtgegeben. Es geht nicht zu- letzt darum, die Zeit, jene 24 Stunden des Tages, sorgsam zu nutzen. Von besonderer Wichtigkeit sind auch die drei „Großen Lichter“ der Freimaurerei. Sie bestehen aus Bi- bel, Winkelmaß und Zirkel. Das Licht an sich, vielleicht das wichtigste und weitverbrei- tetste Sinnbild allen irdischen Lebens und Erhellung des Geistes, hat im Bereich der I- deen „zwei Schwerpunkte“. Es taucht auf „als lumen naturale (oder intellectuale), das Licht der Vernunft und als lumen supranaturale, das Licht des Glaubens.“[155] Obwohl in den Logen der Freimaurer über Religion nicht gesprochen werden darf, betrachten viele der Brüder das heilige Buch der Christen als ihr wichtigstes Symbol. Die enge Verbin- dung mit einem übernatürlichen Schöpfer und die geheimnisvolle Fülle an überlieferten Geschichten und Wahrheiten entsprechen ganz dem suchenden Geist eines Freimaurers. Daneben verdient das Buch als solches, als Hüter des „kristallisierten Menschen- geist[es]“[156] in den Augen der Brüder, verehrt zu werden.

[...]


[1] Vgl. Goethes Gedichte zur Loge, in: Goethes Poetische Werke, vollständige Ausgabe, Bd. 1: Gedichte, hrsgg. von Liselotte Lohrer, Augsburg o. J., S. 429.

[2] Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, in: Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Ge- spräche, Bd. 7, hrsgg. von Ernst Beutler, Nachwort und Textüberwachung von Wolfgang Baumgart, Zürich 1949, S. 7-653. Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre oder Die Entsagenden, in: Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, Bd. 8, hrsgg. von Ernst Beutler, Einführung und Textüberwachung von Gerhard Küntzel, Zürich 1949, S. 7-521. Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Theatralische Sendung, in: ebd., S. 522-879.

[3] Johann Wolfgang Goethe, West-östlicher Divan, hrsgg. und erläutert von Hans-J. Weitz. Mit Essays zum ‚Divan‘ von Hugo von Hofmannsthal; Oskar Loerke; Larl Krolow, Frankfurt am Main; Leipzig 1998, S. 21.

[4] Vgl. Reinhart Koselleck, Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt, Frankfurt am Main 81997. Vgl. auch Helmut Reinalter (Hrsg.), Freimaurer und Geheimbünde im 18. Jahrhundert in Mitteleuropa, Frankfurt am Main 1983.

[5] Dazu gehörte beispielsweise Georg Friedrich von Johnssen (Johnson), der auf dem „Konvent von Alten- berga (bei Jena)“ eine bedeutende Rolle gespielt hatte, vor allem im Zusammenhang mit dem System der Strikten Observanz. W. Daniel Wilson, Unterirdische Gänge. Goethe, Freimaurerei und Politik, Göttingen 1999, S. 27. Zu dem Hochstapler Cagliostro vgl. Goethes „Aufzeichnungen und Vorarbeiten“ zu seiner Italienischen Reise „Palermo und Gagliostro“, in: Goethes Poetische Werke, vollständige Ausgabe, Bd. 9: Autobiografische Schriften. Zweiter Teil, hrsgg. von Gerhart Baumann, Augsburg o. J., S. 490-495. Vgl. außerdem „Die Italienische Reise“. Zweiter Teil, Briefe aus Palermo vom 13. und 14. April 1787, in: ebd., S. 267-275.

[6] Norbert Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten - Aufklärung, Geheimnis und Politik, S. 284-318, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 300/301.

[7] Koselleck, Kritik und Krise, S. 53.

[8] Ebd., S. 61.

[9] Horst Möller, Die Bruderschaft der Gold- und Rosenkreuzer. Struktur, Zielsetzung und Wirkung einer anti-aufklärerischen Geheimgesellschaft, S. 199-239, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 199.

[10] Ebd.

[11] Ebd., S. 204.

[12] Ebd., S. 199.

[13] Ebd., S. 200.

[14] Eugen Lennhoff; Oskar Posner, Internationales Freimaurerlexikon, unveränderter Nachdruck, München; Wien 1932, S. 1331.

[15] Ebd.

[16] Er soll im 14. Jahrhundert „eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen“ haben und „in die uralten geheimen Weisheiten und Erkenntnisse der Araber“ in Damaskus und Fez „eingeweiht worden“ sein. Dazu ebd.

[17] Möller, Die Bruderschaft der Gold- und Rosenkreuzer, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 200.

[18] Vgl. unter anderem die „Schrift von Sincerus Renatus (d. i. Samuel Richter)“ von 1710. Ähnliche Vor- stellungen sind auch einem gleichzeitigen Ritual einer Bruderschaft in Frankreich zu entnehmen. Dazu ebd., S. 201.

[19] Ebd.

[20] Ebd., S. 203.

[21] Ebd.

[22] Ebd., S. 208.

[23] Ebd., S. 206.

[24] Vgl. ebd., S. 207.

[25] Ebd., S. 208.

[26] Ebd., S. 211.

[27] Ebd., S. 212.

[28] Ebd., S. 212.

[29] Ebd., S. 213.

[30] Ebd., S. 204.

[31] Ebd., S. 204.

[32] Ebd., S. 205.

[33] Ebd., S. 205.

[34] Vgl. Jan Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten. Quellen und Texte zur Aufklärungsideologie des Illuminatenordens (1776-1785), Berlin 1984 (= Philosophiehistorische Texte), S. 13.

[35] Ebd., S. 17/18.

[36] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurerlexikon, S. 1678.

[37] Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten, S. 13.

[38] Ebd., S. 15.

[39] Vgl. Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 287.

[40] Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten, S. 15.

[41] Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 292.

[42] Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten, S. 16.

[43] Vgl. ebd.

[44] Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten, S. 15.

[45] Ebd.

[46] Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 293.

[47] Zu den „Statuten der Illuminaten“ von 1776/1778 weiteres in : Einige Originalschriften des Illuminatenordens, welche bey dem gewesenen Regierungsrath Zwack durch vorgenommene Hausvisitation zu Landshut den 11. Und 12. Oktober etc. 1786 vorgefunden worden. Auswahl, München 1787, in: Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten, S. 38.

[48] Ebd., S. 289.

[49] Ebd., S. 292.

[50] Rachold (Hrsg.), Die Illuminaten, S. 14.

[51] Vgl. Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 294.

[52] Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 296.

[53] Ebd., S. 295.

[54] Ebd., S. 296.

[55] Eberhard Weis, Der Illuminatenorden (1776-1786). Unter besonderer Berücksichtigung der Fragen sei- ner sozialen Zusammensetzung, seiner politischen Ziele und seiner Fortexistenz nach 1786, München 1987

[56] Schindler, Der Geheimbund der Illuminaten, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 300.

[57] Ebd.

[58] Vgl. Weishaupts Vorstellungen der „politischen Zwecke [...] geheimer Verbindungen“, in: Rachold, Die Illuminaten, S. 322 ff. Sein Zweck war „immer derselbe“; daß er „durch geheime Verbindungen die Sitt- lichkeit vermehren und für den Menschen anziehender machen wollte, indem [er] sie als das Mittel darge- stellt habe, um seine edleren irdischen Wünsche zu erreichen, als ein Mittel, unverdientem Druck zu entge- hen, zur Macht zu gelangen, das Mangelhafte der bürgerlichen Verfassung zu verbessern.“, in: ebd., S. 346/347.

[59] Rudolf Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, S. 115-139, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 125.

[60] Ebd., S. 116.

[61] Mehr zu dem freimaurerischen Gradsystem in Kapitel 3.3.1 Freimaurerische Symbole.

[62] Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 116/117.

[63] Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 119.

[64] Ebd., S. 120.

[65] Vgl. Bertrand Russel, Philosophie des Abendlandes. Ihr Zusammenhang mit der politischen und der sozialen Entwicklung, aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Fischer-Wernecke; Ruth Lillischewski, durchgesehen von Rudolf Kaspar, München; Wien 92000, S. 567 ff.; S. 555 ff.; S. 613 ff.; 590 ff.

[66] Vgl. zu République des lettres, Koselleck, Kritik und Krise, S. 49.

[67] Vgl. Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbün- de, S. 122.

[68] Koselleck, Kritik und Krise, S. 52.

[69] Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 124.

[70] Vgl. die Liste aller freimaurerischen Fürsten, in: Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 546 ff.

[71] Koselleck, Kritik und Krise, S. 55.

[72] Vgl. Koselleck, Kritik und Krise, S. 58.

[73] Koselleck, Kritik und Krise, S. 59/60.

[74] Lessing, Ernst und Falk. Gespräche für Freimaurer, drittes Gespräch, in: Gotthold Ephraim Lessing, Die Erziehung des Menschengeschlechts. Gespräche über Freimaurer. Mit einer Einführung von Pierre Grappin und einem Anhang, Hamburg-Wohldorf 1948, S. 81.

[75] Vgl. Koselleck, Kritik und Krise, S. 71.

[76] Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 129. Vgl. zu Lessings Aufnahme in die Loge „Zu den drei Rosen“ in Hamburg am 14. 10. 1771 auch Gün- ter Pflanzl, Die Bruderschaft der Freimaurer, hrsgg. von der Freimaurerloge „Zum hellleuchtenden Stern“, Celle 1998, S. 63-65.

[77] Vgl. Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in: Reinalter, Freimaurer und Geheimbün- de, S. 129.

[78] Ernst und Falk, zweites Gespräch, in: Lessing, Die Erziehung des Menschengeschlechts. Gespräche über Freimaurer, S. 79.

[79] Koselleck, Kritik und Krise, S. 130.

[80] Vgl. zu Maßhalten und dem Symbol des vierundzwanzigzölligen Maßstab Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1009.

[81] Lessing, Ernst und Falk, drittes Gespräch, in: Lessing, Die Erziehung des Menschengeschlechts. Gespräche über Freimaurer, S. 83.

[82] Vierhaus, Aufklärung und Freimaurerei in Deutschland, in Reinalter, Freimaurer und Geheimbünde, S. 133.

[83] Günter Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, o. O. 2001, Kapitel ( Kap.) 2, S. 1.

[84] Paul Naudon, Geschichte der Freimaurerei, aus dem Französischen übersetzt und bearbeitet von HansHeinrich Solf, Frankfurt am Main; Berlin; Wien 1982, S. 16.

[85] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 2, S. 1.

[86] Marcel Valmy, Die Freimaurer. Arbeit am Rauhen Stein. Mit Hammer, Zirkel und Winkelmaß, Köln 1998, S. 19.

[87] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 2, S. 1.

[88] Valmy, Die Freimaurer, S. 19.

[89] Vgl. zu Goethes Bewunderung dieses gotischen Meisterwerks seine Schrift: Von Deutscher Baukunst (1773), in: Goethe Werke, Jubiläumsausgabe, hrsgg. von Friedmar Apel; Hendrik Birus u. a., Bd. 6: Vers- epen. Schriften. Maximen und Reflexionen, hrsgg. von Friedmar Apel; Hendrik Birus u. a., Darmstadt 1998, S. 193 ff.

[90] Valmy,Die Freimaurer, S. 19.

[91] Helmut Reinalter, Die Freimaurer, München 2000, S. 11.

[92] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 3, S. 1.

[93] Valmy, Die Freimaurer, S. 22.

[94] „1375 wird in einer Londoner Urkunde zum ersten Mal der Ausdruck ‚Freemason‘ erwähnt, 1396 erneut auf einer Werkleute-Liste beim Bau der Kathedrale von Exter.“ Dazu ebd.

[95] Ebd.

[96] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 3, S. 1.

[97] Vgl. Russel, Philosophie des Abendlandes, S. 550 ff. ; S. 668 ff.

[98] Valmy, Die Freimaurer, S. 23.

[99] Ebd. Vgl. auch Reinhold Dosch, Deutsches Freimaurer-Lexikon, mit Unterstützung und Förderung durch die Freimaurerische Forschungsgesellschaft e. V. und die Forschungsloge Quatuor Coronati, Bonn 1999, S. 118.

[100] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 3, S. 1.

[101] Vgl. Dosch, Deutsches Freimaurer-Lexikon, S. 118.

[102] Valmy, Die Freimaurer, S. 23.

[103] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 3, S. 1.

[104] Aus der englischen Bezeichnung für Bauhütten „lodges“ wurde „im französisch orientierten 18. Jahrhundert allgemein [...] ‚Loge‘.“ Dazu Valmy, Die Freimaurer, S. 22.

[105] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 3, S. 1.

[106] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 3, S. 2.

[107] Vgl. Dosch, Deutsches Freimaurer-Lexikon, S. 118.

[108] Valmy, Die Freimaurer, S. 29.

[109] Ebd., S. 30.

[110] Ebd. Auch Dosch, Deutsches Freimaurer-Lexikon, S. 118.

[111] Valmy, Die Freimaurer, S. 30.

[112] Ebd.

[113] Dieser päpstliche Bannfluch ist „bis heute ohne Friedensschluß geblieben“. Dazu Valmy, Die Freimau- rer, S. 30.

[114] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1549.

[115] Ebd., S. 1547.

[116] Ebd., S. 1549.

[117] Ebd., S. 719.

[118] Ebd., S. 720.

[119] Die Alten Pflichten von 1723, in neuer Übersetzung hrsgg. von der Großloge A. F. u. A. M. v. D., Hamburg 71979.

[120] Vgl. Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 856.

[121] Ebd.

[122] Ebd.

[123] Ebd., S. 856/857.

[124] Ebd., S. 856.

[125] Reinalter, Die Freimaurer, S. 54.

[126] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 857.

[127] Die Alten Pflichten sind jener zweite Teil der freimaurerischen Verfassung, vgl. S. 7-17, die sich in Geschichte, Pflichten und Anordnungen unterteilt. Sie haben gewissermaßen in Kürze die freimaurerischen Gesinnungen zum Inhalt.

[128] Die Alten Pflichten, S. 10.

[129] Ebd., S. 11.

[130] Ebd.

[131] Vgl. Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1373/1374.

[132] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 1, S. 1.

[133] Ebd.

[134] Reinalter, Die Freimaurer, S. 35.

[135] „Der von König Salomo von Judäa und Israel (etwa 965-926 v. Chr.) betriebene Bau eines Tempels auf dem Berge Moria war den alten Werkleuten das Sinnbild ihrer Arbeit.“ Für die Freimaurer „ist dieser als nie vollendbar gedachte Bau das Symbol menschlichen Strebens zu einem höchsten Lebensziel“, heiß das nun das Reich Gottes, „humane menschliche Gemeinschaft“ oder „gerechter Staatenbund“. Dazu Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 7, S. 3. Über die Rolle des großen Bauherrn hinaus ist König Salomo auch aufgrund seiner Antwort, „die er seinem Gott gab, als dieser ihm im Traum eine Bitte zu erfüllen versprach“ eine Symbolgestalt, da er sich „ein verständiges Herz“ wünschte, damit er gut und böse unterscheiden könne. Dazu ebd., Kap. 7, S. 4.

[136] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 7, S. 1. 23

[137] Ebd.

[138] Ebd., Kap. 7, S. 2.

[139] Ebd., Kap. 7, S. 3.

[140] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1298.

[141] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 7, S. 3.

[142] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1298.

[143] Ebd.

[144] Ritual I der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, hrsgg. von Hjalmar Vollkammer; Klaus Horneffer; u. a., Hamburg 1981, S. 61/62.

[145] Ebd., S. 62.

[146] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 7, S. 4/5.

[147] Ebd., Kap. 7, S. 5.

[148] Johann Joachim Winckelmann (1717-1768); Friedrich Hölderlin (1770-1843); Friedrich Nietzsche (1844-1900) Ebd.

[149] Ritual I der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, S. 63.

[150] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1711; 837.

[151] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 8, S. 1.

[152] Ritual I der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, S. 63.

[153] Lennhoff; Posner, Internationales Freimaurer-Lexikon, S. 1697.

[154] Pflanzl, Freimaurerei. Ursprung, Weg und Ziele, Kap. 8, S. 3.

[155] Ebd., Kap. 9, S. 1.

[156] Ebd., Kap. 9, S. 3.

Final del extracto de 120 páginas

Detalles

Título
Zum Motiv der Geheimen Gesellschaft in Goethes Wilhelm-Meister-Romanen
Universidad
Technical University of Braunschweig
Calificación
2
Autor
Año
2002
Páginas
120
No. de catálogo
V186509
ISBN (Ebook)
9783656994909
ISBN (Libro)
9783869432502
Tamaño de fichero
1254 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
motiv, geheimen, gesellschaft, goethes, wilhelm-meister-romanen
Citar trabajo
M.A. Aneka Schult (Autor), 2002, Zum Motiv der Geheimen Gesellschaft in Goethes Wilhelm-Meister-Romanen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186509

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