Chancen und Probleme des Ethnotourismus

Dargestellt an zwei Fallbeispielen bei den San in Namibia


Diploma Thesis, 2006

176 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


GLIEDERUNG

Vorwort

Abbildungsverzeichnis

Fotoverzeichnis

Kartenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Hintergrundinformationen im Anhang

Schreibweise und Aussprache von San Sprachen

Abkürzungs- und Akronymverzeichnis

1 EINLEITUNG
1.1 Relevanz des Themas
1.2 Problemstellung und Ziele
1.3 Aufbau der Arbeit

2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN: ETHNOTOURISMUS UND INDIGENE VÖLKER
2.1 Ethnotourismus
2.1.1 Definition und Einordnung
2.1.2 Motive der beteiligten Akteure
2.1.3 Auswirkungen des Ethnotourismus
2.1.4 Communitiy-based Tourism als Umsetzungsstrategie
2.2 Indigene Völker
2.3 Ethnotourismus bei Indigenen Völkern

3 METHODISCHE AUSRICHTUNG
3.1 Auswahl des Untersuchungsgebietes
3.2 Auswahl der Untersuchungsinstrumente
3.2.1 Literatur- und Internetrecherche
3.2.2 Befragungen
3.2.3 Beobachtungen
3.2.4 Analyse und Bewertung
3.3 Bewertung der gewählten Vorgehensweise

4 CHARAKTERISIERUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES
4.1 Namibia und seine Regionen Omaheke und Otjozondjupa
4.1.1 Lage und Naturraum
4.1.2 Kulturräumliche Strukturen
4.1.3 Tendenzen touristischer Entwicklung
4.1.4 Politische Rahmenbedingungen
4.1.5 Sozioökonomische Situation
4.1.6 Infrastruktur
4.2 Die San
4.2.1 Geschichtlicher Überblick
4.2.2 Die Kultur der San
4.2.3 Der Buschmann Mythos
4.2.4 Die aktuelle Situation
4.2.5 Ethnotourismus bei den San in Namibia

5 FALLBEISPIELE: OMATAKO VALLEY REST CAMP UND SÃA TA KO COMMUNITY-BASED CAMPSITE
5.1 Ursprüngliches Angebot
5.1.1 Lage und (Basis-) Infrastruktur
5.1.2 Kultur
5.1.3 Flora und Fauna
5.2 Abgeleitetes Angebot
5.2.1 Aktivitäten und Attraktionen
5.2.2 Touristische Infrastruktur
5.2.3 Vermarktung
5.3 Akteure
5.3.1 Gastgeber
5.3.2 Besucher
5.3.3 Anbieter
5.4 Umweltverträglichkeit
5.5 Touristische Planungen und Perspektiven

6 EXKURS: AUTHENTIZITÄT UND FOTOGRAFIEREN IM ETHNOTOURISMUS
6.1 Authentizität im Ethnotourismus
6.2 Fotografieren im Ethnotourismus

7 SWOT - ANALYSE: OMATAKO VALLEY REST CAMP UND SÃA TA KO COMMUNITY-BASED CAMPSITE
7.1 Ressourcen und Perspektiven
7.2 Bewertung des abgeleiteten kulturellen Angebotes
7.3 Maßnahmen
7.4 Resümee

8 FAZIT: ETHNOTOURISMUS BEI DEN SAN IN NAMIBIA
8.1 Bewertung und Perspektiven
8.2 Übertragbarkeit

9 ZUSAMMENFASSUNGEN
9.1 Deutsche Zusammenfassung
9.2 English Summary

10 BIBLIOGRAPHIE
10.1 Literaturverzeichnis
10.2 Internetverzeichnis

ANHANG

Interviewte Experten

Hintergrundinformationen

Fragebögen

Werbebroschüren

VORWORT

Die Idee zu dieser Arbeit entsprang zunächst meinem großen Interesse für Indigene Völker, das ich schon seit meiner Kindheit hege. Die faszinierende Kultur der San lernte ich in Seminaren von Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer (Institut für Soziologie/ Universität Gießen) kennen.

Mit einer Exkursion des Geographischen Instituts der Universität Gießen kam ich im Jahr 2003 nach Namibia. Doch von der spannenden Lebenswelt der San war dort nichts zu sehen. Nur ein paar Bettler waren in den Städten als Mitglieder dieses Volkes zu erkennen. Das weckte meine Neugier und ich wollte erfahren, was dahinter steckt - wie viel von dieser uralten Kultur noch übrig ist. Besonders spannend war es, den eigenen Vorurteilen und Klischees zu begegnen, die durch die Literatur und Medien geprägt waren. Diese glorifizieren die Vergangenheit der San mit dem Verweis darauf, dass ihre Kultur heute längst in Vergessenheit geraten ist. Häufig werden die San auch auf das Klischee der rückständigen Jäger und Sammler reduziert, die in Harmonie mit ihrer Umwelt leben und kaum Kontakt zur westlichen Zivilisation haben. Gerade das interessante Zusammenspiel zwischen Authentizität und Inszenierung lässt sich fast nirgendwo so gut ergründen wie im Tourismus.

Mit dem Thema Tourismus bin ich durch Seminare und durch zahlreiche eigene Reiseerfahrungen in Berührung gekommen. Inspirierend war zudem die Teilnahme am Tourismus Forum International (TFI) 2005 in Hannover, kurz vor meiner Abreise nach Namibia. Besonders die zahlreichen Fachvorträge halfen mir bei dem Einstieg in die Thematik.

Bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Arbeit wurde ich von einigen Personen in Deutschland und Namibia maßgeblich unterstützt, bei denen ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Ulrich Scholz (Institut für Geographie / Universität Giessen), der mich während meines gesamten Studiums stets gefördert und unterstützt hat und die Betreuung meiner Diplomarbeit übernommen hat.

Meinem Bruder Stefan bin ich für seine exzellente fachliche und mentale Unterstützung sehr dankbar.

Eine wertvolle Hilfe war auch Dr. Thomas Christiansen mit seiner engagierten Betreuung und der Leitung des Diplomandenkolloquiums.

Einen Rückhalt bildeten meine Freundin Kristina und meine Familie. Sie hatten stets ein offenes Ohr für Probleme, immer wertvolle Tipps und Anregungen und halfen mit ihrer kritischen Durchsicht der Arbeit.

Auch Julia Schwinghammer danke ich für ihre sprachlichen Korrekturen.

Bei meinem dreimonatigen Aufenthalt in Namibia hatten ebenso einige Personen ihren Anteil am Gelingen der Arbeit. Das Team von WIMSA leistete wertvolle fachliche und organisatorische Unterstützung. Hier sind besonders Axel Thoma, Ian Agnew und Magdalena Brörmann hervorzuheben. Ebenso standen mir das Team vom Omaheke San Trust und Susanne Albl vom Geographischen Institut der UNAM hilfreich zur Seite.

Ein ganz besonderer Dank gilt den San im Omatako Camp und im Sãa Ta Ko Camp für ihre Geduld. Sie gaben mir die Möglichkeit, Einblicke in ihren fremden und faszinierenden Alltag zu erhalten. Hier waren besonders die Manager des Camps N||ame Kxao, Joseph und Fritz Isaaks eine große Hilfe. Sie übersetzten für mich und stellten das Vertrauen zur Bevölkerung her.

Gießen, im Juni 2006 ACHIM SIEHL

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Einordnung des Ethnotourismus im Gesamtgefüge des Tourismus

Abbildung 2: Einordnung des Ethnotourismus im Gesamtgefüge des Tourismus

Abbildung 3: Motive der Gastgeber und Besucher im Ethnotourismus

Abbildung 4: Intensität interkultureller Kontaktformen

Abbildung 5: Entwicklung der Touristenzahlen in Namibia

Abbildung 6: Entwicklung der Besucherzahlen des Omatako Camps

Abbildung 7: Herkunftsländer der Camp-Besucher

Abbildung 8: Die beliebtesten Reiseziele der Camp-Besucher

Abbildung 9: Die Wünsche der Camp-Besucher

Abbildung 10: Bewertungssystem des abgeleiteten kulturellen Angebots

FOTOVERZEICHNIS

Foto 1: Titelbild: Diastreifen - Ethnotourismus in Namibia

Foto 2: Ausstellung von „wilden Buschmännern“ 1952 in Kapstadt

Foto 3: Lasershow im Tjapukai Cultural Park

Foto 4: Nahua-Indianer in Cuetzalan

Foto 5: Die Farben der Etosha Salzpfanne

Foto 6: Baobab in der Kalahari

Foto 7: Elefant im Etosha Nationalpark

Foto 8: Fotokollage der beliebtesten Reiseziele in Namibia

Foto 9: Himba - die „roten Nomaden“

Foto 10: Ein typischer Highway in Namibia

Foto 11: Postkarte von 1914

Foto 12: Die traditionelle Kleidung der San

Foto 13: Die Lebensbedingungen der San

Foto 14: Vegetation im Omatako Camp

Foto 15: Vegetation im Sãa Ta Ko Camp

Foto 16: Bushwalk im Omatako Camp

Foto 17: Bushwalk im Sãa Ta Ko Camp

Foto 18: Tanzvorführung im Omatako Camp

Foto 19: Tanzvorführung im Sãa Ta Ko Camp

Foto 20: traditional village tour I

Foto 21: traditional village tour II

Foto 22: Beschilderung im Omatako Camp

Foto 23: Eingangsbereich im Omatako Camp

Foto 24: Zeltplatz im Omatako Camp

Foto 25: Dusche im Omatako Camp

Foto 26: Toilette im Omatako Camp

Foto 27: Zeltplatz im Sãa Ta Ko Camp

Foto 28: Dusche im Sãa Ta Ko Camp

Foto 29: Warmwasserboiler im Sãa Ta Ko Camp

Foto 30: Expo-Stand 2005 vom OST

Foto 31: Expo-Stand 2005 von NACOBTA

Foto 32: Omatako-Manager N||ame Kxao (Christian)

Foto 33: Sãa Ta Ko-Manager Joseph und Fritz Isaaks

Foto 34: Müllentsorgung im Sãa Ta Ko Camp I

Foto 35: Müllentsorgung im Sãa Ta Ko Camp II

Foto 36: Guide Charles Jakobs dienstlich

Foto 37: Guide Charles Jakobs privat

Foto 38: Fotografieren im Ethnotourismus I

Foto 39: Fotografieren im Ethnotourismus II

Foto 40: Visualisierung interkultureller Begegnung

Foto 41: Fotokollage der beiden Fallbeispiele

Foto 42: Wohin führt der Weg der San im Ethnotourismus?

Satellitenfoto 1: Namibia und seine touristischen Attraktionen

KARTENVERZEICHNIS

Karte 1: Durchschnittliche jährliche Niederschlagswerte in Namibia

Karte 2: Regionale Verteilung der Unterkünfte in Namibia

Karte 3: Lage und Infrastruktur

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Soziokulturelle Auswirkungen des Ethnotourismus

Tabelle 2: Entwicklung der Einnahmen im Omatako Camp

Tabelle 3: Verteilung der Einnahmen im Omatako Camp

Tabelle 4: Verteilung der Einnahmen im Sãa Ta Ko Camp

Tabelle 5: SWOT-Analyse: Omatako Valley Rest Camp

Tabelle 6: SWOT-Analyse: Sãa Ta Ko Community-based Campsite

Tabelle 7: Maßnahmen zur Verbesserung der Situation im Omatako Camp

Tabelle 8: Maßnahmen zur Verbesserung der Situation im Sãa Ta Ko Camp

HINTERGRUNDINFORMATIONEN IM ANHANG

Info 1: Besiedlungsgeschichte Namibias

Info 2: Sozioökonomische Indizes der San

Info 3: Die San im Ethnotourismus - Der Fall Intu Africa Lodge

Info 4: Die San und die Pharmaindustrie - Der Hoodia Kaktus

Info 5: Die San und Namibias Regierung

Info 6: Die Trance-Tänzer der San

SCHREIBWEISE UND AUSSPRACHE VON SAN SPRACHEN

In der vorliegenden Arbeit kommt es immer wieder vor, dass Worte in San-Sprachen auftauchen. Um dem Leser unbekannte Zeichen zu erklären und wenn notwendig eine möglichst authentische Aussprache zu gewährleisten, werden im Folgenden die Klicklaute der relevanten San-Sprachen mit ihrer schriftlichen Ausprägung und ihrer Aussprache erklärt.

In den meisten San-Sprachen gibt es gibt es vier zusätzliche Konsonanten für Klicklaute. Diese Laute sind für die San-Sprache ebenso wichtig, wie jeder einzelne Buchstabe für die deutsche Sprache. Die Klicks werden produziert, indem die Zunge stark von verschiedenen Stellen des Gaumens nach vorne geschnalzt wird1 (Lee, Hitchcock & Bisele 2002: 11):

1. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] dentaler Klick, ähnlich einem „tsk“; wird erzeugt, indem die Zunge hinter die Schneidezähne geschnalzt wird.
2. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ein weiches „plop“; wird erzeugt, indem man ebenfalls die Zunge hinter die Schneidezähne schnalzt.
3. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ein scharfes „plop“, als wenn eine Sektflasche entkorkt würde; wird erzeugt, indem man die Zunge schnell vom Gaumen herunter schnalzen lässt.
4. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Schnalzen mit der Zunge, als wenn man ein Pferd antreiben würde; wird erzeugt, indem die Zunge seitlich an die obere Zahnreihe gedrückt wird und von dort herunter schnalzt.

Im Folgenden wird die Aussprache einiger Buchstaben im Wortlaut (Suzman 1999: xxvii) genauer erläutert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABKÜRZUNGS- UND AKRONYMVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Relevanz des Themas

„Alle zwei Wochen verschwindet irgendwo auf der Welt eine Sprache“ (Davis 2002: 280).

Das Aussterben von Sprachen und Kulturen hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Von den beispielsweise in den USA ca. 150 existierenden Sprachen werden über ein Drittel nur noch von weniger als zehn Menschen gesprochen (Davis 2002: 280). Immer mehr Experten mahnen, dass die kulturelle und sprachliche Vielfalt für die Evolution der Zivilisation genauso wichtig sei, wie etwa die Biodiversität für den Fortbestand der Pflanzen- und Tierwelt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR a) können ¾ der weltweiten Sprachen den Indigenen Völkern zugeschrieben werden1. Diese Annahmen verdeutlichen, wie eng die Existenz der kulturellen Vielfalt mit dem Überleben der Indigenen Völker verbunden ist.

Eine der großen zukünftigen Aufgaben der Menschheit ist die Bewahrung des kulturellen Erbes vor dem Untergang. Davis (2002: 281) nennt es die „Ethnosphäre“, die den Planeten umgibt und schützt. Dieses intellektuelle und spirituelle Netz des Lebens bestehe aus der Gesamtsumme aller Gedanken, Glaubenssätze, Träume, Intuitionen und Mythen der Menschheit. Während sich Wissenschaftler der Industrieländer damit beschäftigen, wie man das Vorrücken einer globalen Einheitskultur aufhalten kann, steht für viele indigene Gemeinschaften der Kampf um das eigene tägliche Überleben im Vordergrund. Mangelhafte Ausbildung, Diskriminierung und räumliche Isolation stellen die Realität dieser Menschen dar. Eine soziale und ökonomische Integration in die nationalen Gesellschaften ist für sie bislang kaum möglich. Doch sie alle sind im Besitz einer äußerst wertvollen Ressource - ihrer eigenen Kultur. Wie könnte es den Indigenen Völkern gelingen, diese Ressource vorteilhaft zu nutzen und gleichzeitig ihren Anteil am kulturellen Welterbe zu sichern?

Seit Mitte der 60er Jahre gehört der Fremdenverkehr zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der Weltwirtschaft (Vorlaufer 2003: 4). Jede Sekunde schafft er weltweit einen neuen Arbeitsplatz (Friedel 2002: 68). Besonders in den Ländern der Dritten Welt wird der internationale Tourismus immer wichtiger. Angesichts des fortschreitenden Verlustes sprachlicher und kultureller Vielfalt nimmt besonders das Interesse an exotischen, außer- gewöhnlichen ethnischen Gruppen zu. Trotz der sehr reizvollen finanziellen Aussichten wird der Tourismus dennoch wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig kontrovers diskutiert.

Gerade der Tourismus in Entwicklungsländern wird von zahlreichen Experten eher kritisch beurteilt. Neben der ungleichen Verteilung der erwirtschafteten Gewinne und einem hohen Devisenabfluss aus den Entwicklungsländern auf Grund teurer Luxus-Importwaren, trüben der Energieverbrauch und die hohe Umweltbelastung das positive Bild des Fremden. Ebenso werden negative soziokulturelle Auswirkungen durch den touristischen Ausverkauf religiöser und mythischer Riten und Gegenstände beanstandet. In diesem Zusammenhang steht besonders der Ethnotourismus in der Kritik. Mit der Kommerzialisierung von materi- ellen und immateriellen Kulturgütern verbinden viele Experten den Verlust der kulturellen Identität (Cohen 1988; Scherrer 1986: 10; Kievelitz 1989: 35f). Steht der verständliche Wunsch indigener Gruppen, aus ihrer Kultur einen finanziellen Gegenwert zu erlangen, im unvereinbaren Konflikt mit dem Erhalt von traditionellem Wissen und kultureller Vielfalt?

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Ethnotourismus am Fallbeispiel der San in Namibia. Auf Grund ihrer tragischen Geschichte und den aktuellen Problemen, dem reichen Fundus an Mythen und ihrem einmaligen Wissen über die Natur, sind die San ein typischer Vertreter der Indigenen Völker. Zugleich ist Namibia eine spannende Tourismusdestination, die sich seit ihrer Unabhängigkeit im Jahre 1990 zu einem international gefragten Reiseziel gemausert hat. Namibia und die San ergeben ein reizvolles Beispiel, um verschiedene Chancen und Probleme des Ethnotourismus zu untersuchen.

1.2 Problemstellung und Ziele

Betrachtet man die wichtigsten Beiträge der Anthropogeographie zum Entwicklungsländer- tourismus, so fällt auf, dass der überwiegende Teil einen makroanalytischen Betrachtungs- winkel von globaler bis nationaler Ebene gebraucht (Rothfuß 2004: 16). Bei der vorliegenden Arbeit wird bewusst ein mikroanalytischer Ansatz ausgewählt, um hier die komplexe Struktur der lokalen Ebene darzustellen. Im Zentrum der Untersuchung steht die bereiste Bevölkerung und die auf sie wirkenden Effekte des Ethnotourismus. „Erst die Entdeckung sozialer Realität im Lokalen erlaubt verallgemeinerbare Rückschlüsse und nicht umgekehrt.“ (Rothfuß 2004: 16).

Durch die Konzentration auf die Mikroebene werden zahlreiche Implikationen des Tourismus ausgeblendet. So werden beispielsweise weder die ökologischen Folgen der Flugreisen im Ferntourismus auf den globalen Klimawandel thematisiert, noch werden Multiplikatoreffekte für die nationale Volkswirtschaft genauer betrachtet. Dies wird aber in der vorliegenden Arbeit in Kauf genommen, um explizit den Lebensumständen der San in Namibia gerecht zu werden. Im Detail werden sozioökonomische und kulturelle Auswirkungen für die lokale Bevölkerung und ökologische Folgen für den Naturraum diskutiert.

Die Ziele dieser Arbeit lassen sich in drei Hauptziele untergliedern. Diese sind:

1. Kultur: Bewahrung bzw. Revitalisierung vs. Kommerzialisierung

Anhand zweier Fallbeispiele wird überprüft, ob der Ethnotourismus eine kulturelle Revitalisierung oder eher die Kommerzialisierung kultureller Elemente und damit langfristig den Verlust der kulturellen Identität bewirkt.

2. Sozioökonomie: pro & contra

Es wird begutachtet, ob aus sozioökonomischer Sicht positive oder negative Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft überwiegen.

3. Empfehlungen und Ü bertragbarkeit

Schließlich werden Empfehlungen für die Camps ausgesprochen und die Übertragbarkeit der gewonnen Erkenntnisse auf andere Fallbeispiele diskutiert.

Zur Erreichung der drei Hauptziele sind weitere Teilziele erforderlich:

Allgemeine Situation:

- Darstellung allgemeiner Merkmale und Probleme des Ethnotourismus
- Darstellung der Gesamtsituation Indigener Völker und ihrer Rolle im Ethnotourismus

Spezielle Situation:

- Darstellung der Situation der San und ihrer Rolle im Ethnotourismus
- Analyse und Beurteilung der beiden ausgewählten Camps

Verknüpfung der allgemeinen mit der speziellen Situation:

- vergleichende Beurteilung der beiden Untersuchungsgebiete mit der allgemeinen Einschätzung in der Fachliteratur

Die Nachforschungen wurden von einigen Problemstellungen bestimmt, die sich teilweise erst in der Feldphase ergaben. Es stellten sich Fragen wie: Greift der Ethnotourismus auf vorhandene Hierarchiestrukturen zurück oder müssen neue gebildet werden? Werden diese innerhalb der Gemeinschaft akzeptiert? Kommt es zu einer Spaltung der Gemeinschaft durch soziale Spannungen auf Grund der ungleichen Verteilung der Gewinne?

Die vorliegende Diplomarbeit versucht diese und weitere Fragen zu beantworten.

1.3 Aufbau der Arbeit

Die Diplomarbeit untergliedert sich in neun Kapitel. Es folgt eine kurze Zusammenfassung des Inhalts der einzelnen Kapitel.

Das zweite Kapitel liefert den theoretischen Hintergrund der Arbeit. Zunächst wird der Ethnotourismus als ein Nischenprodukt in der internationalen Tourismusbranche betrachtet. Es folgen die Motive der beteiligten Akteure zur Partizipation am Ethnotourismus und dessen Auswirkungen auf die bereiste Bevölkerung. Anschließend wird der Community-based Tourism (CBT) als eine alternative Umsetzungsstrategie dargelegt. Schließlich wird auf die Indigenen Völker eingegangen und ihre Rolle im weltweiten Ethnotourismus erläutert.

Die methodische Vorgehensweise ist der Kernpunkt im dritten Kapitel. Im Einzelnen werden die Auswahl des Untersuchungsgebiets, die Konzeption und die Durchführung der empirischen Untersuchungen beschrieben. Zum Abschluss wird eine kritische Bewertung der angewandten Methoden vorgenommen.

Im vierten Kapitel wird zunächst die Kalahari als Untersuchungsgebiet aufgezeigt. Im Anschluss daran werden die San als untersuchte Volksgruppe vorgestellt. Neben ihrer Geschichte werden ihre Kultur, der Buschmann-Mythos und die aktuelle Situation behandelt.

Das fünfte Kapitel ist der Hauptteil der Arbeit und bildet die empirische Basis. Hier werden die beiden ausgewählten Fallbeispiele vorgestellt. Im Einzelnen werden das ursprüngliche und das abgeleitete Angebot der Camps erläutert und die beteiligten Akteure analysiert. Zum Abschluss des Kapitels werden die Umweltverträglichkeit und die touristischen Planungen und Perspektiven genauer betrachtet.

Im sechsten Kapitel wird eine SWOT-Analyse2 der beiden Fallbeispiele vorgenommen. Hierfür werden die Stärken, Schwächen, Gefahren und Chancen der beiden Camps tabellarisch zusammengetragen und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung genannt.

Im siebten Kapitel wird die Essenz aus den dargestellten theoretischen Konzepten und den in Namibia beobachteten und gewonnen Erkenntnissen gezogen. Nach einer Bewertung der Fallbeispiele und der ihnen eingeräumten Perspektiven wird diskutiert, inwiefern eine Übertragbarkeit aus den gewonnenen Erkenntnissen auf andere ethnotouristische Vorhaben Indigener Völker gewährleistet ist.

2 Theoretische Grundlagen: Ethnotourismus und Indigene Völker

Dieses Kapitel bildet die theoretische Basis der vorliegenden Arbeit. Es befasst sich mit dem Hintergrund von Ethnotourismus, Community-based Tourism, Indigenen Völkern und deren Rolle im weltweiten Ethnotourismus.

2.1 Ethnotourismus

Die zunehmende Individualisierung in der westlichen Gesellschaft hat, wie auch in anderen Branchen, im Tourismus ihre Spuren hinterlassen. Neben einer wachsenden Anzahl ver- schiedener Tourismusformen ist es vor allem der Hybridtourismus1, der auf diesen gesell- schaftlichen Trend zurückzuführen ist. Friedel (2000: 40ff) weist daraufhin, dass es im Hybridtourismus zu einer Kombination heterogener, zum Teil widersprüchlicher Reiseformen (beispielsweise die Kombination von Sex- und Bildungstourismus) kommen kann. Die Touris- musbranche bemüht sich darum, immer vielseitigere Reiseangebote zu kreieren, um den verschiedenen Kundenwünschen nachzukommen. Schulze (1992) erklärt die zunehmende Individualisierung der westlichen Gesellschaft mit der Befreiung der Bevölkerung von öko- nomischen Zwängen und existenziellen Bedrohungen. Dadurch haben sich für einen Großteil der Menschen in den Industrienationen die individuellen Wahlmöglichkeiten vervielfacht. Der Urlaub ist laut Friedel (2000: 40ff) im Zuge des veränderten Lebensgefühls heute nicht mehr nur Ausgleich und Erholung und damit ein Gegenpol zur Arbeitswelt, sondern auch eine lustvolle Identitätserweiterung. Der Tourist ist nicht mehr auf Einzelaspekte festgelegt, will nicht nur Sport, nur Kultur oder nur Unterhaltung. Vielmehr will er die Urlaubswelt in seiner Gesamtheit erleben. Das Ergebnis einer Expertenbefragung prognostiziert eine weiter ansteigende Differenzierung des Marktes für den globalen Tourismus im Angebots- und Nachfragebereich. Schon ein Vergleich zwischen den 80er und 90er Jahren zeigte einen deutlichen Anstieg der Reiseerwartungen und der Anzahl verschiedener Reisemotive für eine Urlaubsreise bei westdeutschen Dritte-Welt-Touristen (Vorlaufer 1996: 43).

Für den Ethnotourismus2 hat sich durch diese Entwicklung die Anzahl der potentiellen Kunden stark erhöht. Vor einigen Jahren war er noch ein Nischenprodukt für kulturinteress- ierte Alternativtouristen, Bildungsreisende oder Kunden von speziellen Reiseanbietern. Für Kievelitz (1989: 29) stellte der Ethnotourismus Ende der 80er Jahre noch eine Sonderform des Tourismus dar. Seine Aussage sah er durch die Präsenz spezialisierter Veranstalter auf dem Reisemarkt bestätigt, die ein Angebot für ganz bestimmte Zielgruppen zusammen- stellten. Längst hat der Hybridtourist auch den Ethnotourismus für sich entdeckt. Als Folge dessen bieten viele Reiseveranstalter Ethnotourismus auch in Kombination mit anderen Tourismusformen in ihrem Sortiment an. Besonders beliebt ist eine Verknüpfung mit Natur-, Abenteuer- oder Ökotourismus3, da diese Reiseformen meist auch in abgelegenen Destina- tionen stattfinden.

2.1.1 Definition und Einordnung

„Unter Ethnotourismus versteht man jede spezielle Form der freizeitbezogenen Orts- veränderung über einen begrenzten Zeitraum hinweg, deren Ziel der Aufenthalt bei einer fremden ethnischen Gruppe, speziell einer politisch und ökonomisch marginalen - oft tribalen - Gruppe ist.“ (Kievelitz 1989: 29). Vorlaufer (1996a: 47) betont bei seiner Definition den Aspekt der Exotik, der in dieser Tourismusform einen dominierenden Faktor darstellt. Er bezeichnet den Ethnotourismus als „Reisen zu exotischen, von der Zivilisation scheinbar oder anscheinend noch unberührten Völkern und Kulturen“. Hinch und Butler (1996: 9) be- tonen wiederum die Tatsache, dass Indigene Völker auf die eine oder andere Art direkt im Tourismus involviert sind. Dies kann durch die Kontrolle über touristische Aktivitäten und/ oder die Präsentation der eigenen Kultur als touristische Attraktion geschehen. Moscardo (1999) definiert den Ethnotourismus aus Sicht der Touristen und betont ihr Interesse an einem direkten Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung. Der Wunsch, die Praktiken einer anderen Kultur aus erster Hand zu erleben, steht also im Vordergrund.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Ethnotourist den Kontakt zu fremden ethnischen Gruppen sucht. Den Mittelpunkt des Ethnotourismus bildet immer die einheimische Bevölkerung und ihre für uns fremde Kultur.

Einordnung in das Gesamtgefüge des Tourismus

In den letzten Jahrzehnten sind immer wieder neue Arten und Bezeichnungen in der Tourismusbranche wie z.B. Sanfter, Alternativer und Nachhaltiger Tourismus aufgetaucht. Kultur-, Ethno- und Abenteuertourismus wird genauso angeboten wie Sprach-, Trekking- oder Jagdreisen. Für ein besseres Verständnis bietet sich an, eine Einordnung des Ethno- tourismus in das Gesamtsystem des Tourismus vorzunehmen, wie dies in den beiden folgenden Grafiken geschieht. Dabei werden zwei ungleiche Einteilungen vorgenommen.

Abbildung 1: Einordnung des Ethnotourismus im Gesamtgefüge des Tourismus I

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung

Anmerkungen zu Abbildung 1:

Die Abbildung zeigt die Einordnung des Ethnotourismus in eine ideologisch geprägte, weit verbreitete Grobeinteilung des Tourismus. Der Tourismus wird hier nach dem unterstellten Grad der Verantwortung der Reisenden und der Konzentration ihres Auftretens in Massentourismus, Alternativtourismus und Sanften Tourismus unterteilt (Friedel 2002: 22). Der Ethnotourismus lässt sich allgemein sowohl im Sanften als auch im Alternativen Tourismus ansiedeln. Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ 1995: 36) kann der Ethnotourismus den Prinzipien des Sanften Tourismus zugeordnet werden. Zu begründen ist das mit der Tatsache, dass die meisten Ethnotourismusdestinationen auf Grund der peripheren Lage und der angebotenen Attraktionen nicht für eine große Anzahl von Touristen konzipiert sind. Außerdem legen viele Besucher von Destinationen aus dem Ethno-, genauso wie aus dem Ökotourismus, Wert auf eine Minimierung der von ihnen verursachten negativen Implikationen. Ebenso wird der Ethnotourismus häufig mit dem Alternativtourismus in Verbindung gebracht. Am Anfang der Entwicklung einer Ethnotourismusdestination steht laut Gormsen (1996: 33) häufig der Alternativtourist. Auf seiner Suche nach neuen Zielen und Attraktionen abseits der Touristenrouten ebnet er oft den Weg für Veranstalter, die dann mit kleinen Gruppen in die Gebiete nachfolgen.

Abbildung 2: Einordnung des Ethnotourismus im Gesamtgefüge des Tourismus II

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach: BMZ (1995: 35f.)

Anmerkungen zu Abbildung 2:

In Abbildung 2 werden die existierenden Tourismusformen in drei Kategorien zusammengefasst. Bei dieser Einteilung wird deutlich, dass die verschiedenen Tourismusformen jeweils unterschiedliche Aspekte beschreiben. Einige Formen beziehen sich auf die Beschaffenheit der Zielgebiete, andere auf die Art der Auswirkungen und wieder andere lassen sich bestimmten Interessen oder Aktivitäten der Touristen zuordnen (BMZ 1995: 35f). Eine solche Kategorisierung ermöglicht eine bessere Übersicht über die vielen kursierenden Begriffe in der Tourismusbranche.

Über das Verhältnis des Kulturtourismus zum Ethnotourismus bzw. über die Definition des Begriffs Kulturtourismus gibt es in der Literatur unterschiedliche Meinungen. Wesche (Wesche 1995: 11ff) sieht den Ethnotourismus als eine Variante des Kulturtourismus. Er be- zeichnet den Kulturtourismus als Oberbegriff, dem neben dem Ethnotourismus weitere Reisearten, wie der Soziotourismus oder der Agrotourismus, untergeordnet werden können. Vorlaufer (1996a: 47) bezeichnet im Gegensatz zu Wesche den Ethnotourismus und den Kulturtourismus als zwei unterschiedliche Tourismusformen. Er charakterisiert Kulturtouris- mus als kultur- und/ oder religiös orientierte Reisen zu Kultur- und Kultstätten. Durch diese Definition wird bei Vorlaufer eine klare Abgrenzung zum Ethnotourismus erkennbar. Die vor- liegende Arbeit orientiert sich an dieser Sichtweise. Es erscheint sinnvoll, die Besichtigung von Kulturstätten vergangener Kulturen oder Museumsbesuche als Kulturtourismus zu be- zeichnen und diesen vom Ethnotourismus abzugrenzen, bei dem der Mensch und seine lebendige Kultur im Zentrum stehen.

Auch der Bildungs- oder Besichtigungstourismus soll hier auf Grund seiner Bedeutung für den Ethnotourismus Erwähnung finden. Schon immer waren es gerade Bildungsreisende, die am Ethnotourismus besonderes Interesse zeigten. Laut Gormsen (1996: 19) standen Rundreisen zu Kultur- und Naturattraktionen, der klassische Besichtigungstourismus, am Anfang des internationalen Tourismus in den Ländern der Dritten Welt. Für zahlreiche Länder stellt der Besichtigungstourismus nach wie vor die überwiegende oder auch einzige Form des Reiseverkehrs dar. So spielt diese Reiseart auch in Namibia eine wichtige Rolle.

Die Bildungsreisen haben in den letzten Jahren ein neues Erscheinungsbild bekommen. Wie in anderen Segmenten wird das Angebot zunehmend vielfältiger. Man versucht, den Erwart- ungen des Hybridtouristen gerecht zu werden. Friedel (2000: 46) erläutert, dass inzwischen im Besichtigungstourismus das Erlebnis im Mittelpunkt steht und neben Inhalten zudem Erholung, Abenteuer, Unterhaltung, Einkauf und Geselligkeit geboten wird. Die Modernisier- ung bzw. Anpassung an die neuen Erwartungen der Reisenden hat, laut Friedel, dieser Tourismussparte zu neuen Höhenflügen verholfen4. Für den Ethnotourismus bedeutet dies eine positive Entwicklung, da besonders diese Tourismusform sich in Angebot und Nachfra- ge stark an Kultur- und Ethnotourismus bindet. Der zunehmende hybridtouristische Trend im Besichtigungstourismus kann dem Ethnotourismus vor allem in Ländern zugute kommen, in denen traditionell Attraktionen aus dem Kultur- oder Naturtourismus dominieren. Hier kann der Ethnotourismus als Vervollständigung des bestehenden Angebotes dienen. So bestätigt Moscardo (1999), dass gegenwärtig die meisten Besucher von Ethnotourismusdestinationen diese nur als Ergänzung zu anderen Attraktionen der Region, meistens spektakuläre Natur- gebiete, betrachten. Es wird deutlich, wie wichtig es für den Ethnotourismus ist, in Besichti- gungstouren integriert oder in der Nähe weiterer touristischer Attraktionen lokalisiert zu sein.

Spezielle Merkmale des Ethnotourismus

Überschneidungen und Unschärfen verschiedener Tourismusformen sind nach Ellenberg (1997: 44) eher die Regel, als die Ausnahme. Trotzdem gibt es spezielle Merkmale, die den Ethnotourismus gegenüber anderen Tourismusarten abgrenzen (Kievelitz 1989: 29ff.):

- eine geringe Besucherzahl
- die Konzentration auf Exotik, Abenteuer und fremde Kulturen
- die Intensität der Begegnung
- Destinationen, die in Rückzugsräumen gelegen sind

Diese Merkmale weisen einige Gemeinsamkeiten mit anderen Tourismusformen auf. Die geringe Anzahl an Touristen ist auch ein Kennzeichen des Abenteuertourismus oder des Alternativtourismus, die sich dadurch ebenfalls vom Massentourismus abgrenzen. Die Konzentration auf Abenteuer ist natürlich auch das zentrale Motiv der Tourismussparte, die dies schon im Namen trägt. Genauso ist die Suche nach Exotik sicherlich ein hervorstechendes Merkmal aller Fernreisen. Das Interesse an fremden Kulturen und die intensive Begegnung mit der einheimischen Bevölkerung hingegen sind Faktoren, die den Ethnotourismus eindeutig gegenüber anderen Tourismusformen abgrenzen.

Die Destinationen im Ethnotourismus unterscheiden sich laut Kievelitz (1989: 29) wesentlich von anderen touristischen Zielen. Sie liegen in sogenannten Rückzugsräumen, also marginalen Gebieten wie z.B. Regenwäldern oder Inseln. Allerdings ist diesem Merkmal nicht ohne weiteres zuzustimmen. Zum einen suchen auch andere Formen des Tourismus, wie Abenteuer-, Natur- oder Ökotourismus, bewusst abgelegene, möglichst ursprüngliche Gebiete. Zum anderen wird der Ethnotourismus aus logistischen Gründen auch zunehmend in der Nähe anderer touristischer Attraktionen angeboten.

2.1.2 Motive der beteiligten Akteure

Die Hauptakteure des Ethnotourismus sind Gastgeber und Besucher, ohne die diese Tourismusform nicht existieren würde. Die bereiste Bevölkerung ist im Gegensatz zu vielen anderen Reiseformen, bei denen die Einheimischen lediglich als Arbeitskräfte eingesetzt werden, nicht einfach austauschbar. Die Menschen und ihre Kultur stehen im Mittelpunkt des Interesses. Es ist daher besonders aufschlussreich, die Motive und Interessen der Besucher und Gastgeber miteinander zu vergleichen. In der folgenden Graphik werden diese dargestellt, um speziell auch gemeinsame Motive herauszustellen.

Abbildung 3: Motive der Gastgeber und Besucher im Ethnotourismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen: eigene Darstellung nach Informationen aus: Cohen (1988), Friedel (2000), Hatton (1999: 4), Hennig (1997: 21), Johnston (1990), Kievelitz (1989: 34), Moscardo (1999), mündl. Ausk. Thoma (03.06.2005), Vorlaufer (1996: 204)

Vergleicht man die Motive von Besuchern und Bereisten miteinander, so wird deutlich, dass sie mit Ausnahme des sozialen Motivs Neugier weitgehend inkompatibel sind. Während bei den Touristen psycho-soziale und kulturelle Anreize überwiegen, dominieren bei den Einheimischen üblicherweise ökonomische Beweggründe (Kievelitz 1989: 33).

Motive der Touristen

In der Abbildung 3 wird deutlich, dass die Motive der Besucher im Ethnotourismus sehr unterschiedlich ausfallen können. Es handelt sich um eine Vielzahl sozialer, kultureller und psychischer Beweggründe. Im Zusammenhang mit den Motiven und Interessen von Ethnotouristen sind die Ergebnisse einer Besucherbefragung in einem australischen Ethnotourismuspark5 (Moscardo 1999) aufschlussreich. Die Besucher des Parks wurden bei der Auswertung nach den Motiven und Interessen in vier Gruppen eingeteilt. Die größte Gruppe (36 %) war vor allem an einem persönlichen Kontakt mit der Indigenen Bevölkerung interessiert. 24 % gaben „kulturelles Lernen“ als wichtigstes Motiv an. Für 18 % war die Teilnahme an traditionellen Aktivitäten wichtiger als das Lernen oder der persönliche Kontakt. Nur 16 % zeigten kein besonderes Interesse am Park, sie hatten sich lediglich einer Reisegruppe angeschlossen (Moscardo 1999). Auffällig ist auch die Erfahrung der meisten Besucher im Bereich des Ethnotourismus. Bereits 43 % der Befragten hatten Erfahrungen mit Ethnotourismus in anderen Ländern gemacht.

Motive der Gastgeber

Die Motive der Gastgeber werden auf Grund der oftmals sehr schlechten ökonomischen Basis und der fehlenden Alternativen von finanziellen Interessen dominiert (Kievelitz 1989: 34f/ Cohen 1988). Da der Ethnotourismus überwiegend bei marginalisierten Indigenen Völkern stattfindet, ist aber auch das Motiv des sozialen Aufstiegs von zentraler Bedeutung. Sie erhoffen sich durch das Mitwirken an einem Ethnotourismus-Projekt ein höheres An- sehen inner- und außerhalb der Kommune (mündl. Ausk. Thoma 03.06.2005).

Motive der Veranstalter

Reiseveranstalter sind im Ethnotourismus besonders in der Anlaufphase einer Destination wichtig. Meist reicht der Bekanntheitsgrad noch nicht aus, um genügend Individualreisende anzulocken. Das Gleiche gilt für abgelegene und schwer zugängliche Zielgebiete.

Das Hauptmotiv aller Reiseveranstalter ist natürlich der Verkauf von Reisen. Da viele Kunden von Veranstaltern im Öko-, Abenteuer- oder Ethnotourismus viel Wert auf eine nachhaltige Firmenideologie legen, sind die Veranstalter auf ein ökologisch und sozial positives Image bedacht. Viele unterstützen Hilfsprojekte in den Zielgebieten und betonen ihren ökologisch- und sozialverträglichen Reisestil. So präsentiert der Reiseveranstalter Touromundo6 (2006) auf seiner Homepage soziale Projekte, die in den Zieldestinationen gefördert werden und bietet den Kunden die Möglichkeit, diese mit einer Spende zu unterstützen. Sie verkünden: „Auf diese Weise bemühen wir uns, eine Form des Reisens zu schaffen, dessen Umwelt- und Sozialverträglichkeit den einzelnen Ländern und deren Menschen zugute kommt und deren kulturelle Identität bewahrt.“ Neben dem Engagement in sozialen Projekten betonen Hauser Reisen7 (2006) auf ihrer Website auch ihre aktive und faire Partnerschaft mit der lokalen Bevölkerung. Im Umgang mit ihr setzt Hauser auf die Respektierung angestammter Gesetze, Sitten und der jeweiligen Bräuche sowie die kulturellen Eigenarten. Die Reisephilosophie steht unter dem Motto: „Die Folgen eines falsch verstandenen, zerstörenden Tourismus werden zunehmend deutlich und mehr denn je müssen wir Verantwortung übernehmen für unser Tun in der Welt.“. Neben dem sozialen Engagement locken Veranstalter im Ethnotourismus vor allem mit der Exotik und Faszination, die von den Indigenen Völkern ausgeht.

2.1.3 Auswirkungen des Ethnotourismus

Viele Kritiker aber auch Befürworter des Tourismus lassen in ihren Arbeiten eine ausgewogene Darstellung positiver und negativer Auswirkungen des Fremdenverkehrs vermissen. Daher sollen in der vorliegenden Arbeit sowohl die Sonnen- als auch Schattenseiten der Tourismusbranche aufgezeigt werden.

Soziokulturelle Auswirkungen

Die meisten Tourismusexperten sind sich einig, dass eine universelle Aussage über die soziokulturellen Auswirkungen des Tourismus nicht möglich sei (Vorlaufer 1996a: 201). Zahlreiche Merkmale der gastgebenden Gesellschaft, wie kulturelle oder religiöse Rahmenbedingungen, führen zu einer unterschiedlichen Verarbeitung der von außen einströmenden Einflüsse. Vorlaufer betont sehr unterschiedliche Einflüsse selbst innerhalb einer touristischen Destination auf die verschiedenen sozialen Schichten und Altersgruppen. Hinzu kommt, dass es keine allgemein anerkannte wissenschaftlich akzeptierte Methode zur Analyse kultureller Auswirkungen gibt (Maurer 1992: 87). Die Subjektivität der Empfindung und Beurteilung soziokultureller Auswirkungen hat laut Rothfuß (1992: 87) zu einer stark variierenden Einschätzung unter den Tourismusexperten geführt.

In der Fachliteratur wurden besonders in den 70er Jahren zahlreiche Arbeiten aus soziologischer und anthropologischer Sicht verfasst, die die soziokulturellen Auswirkungen des Tourismus bewerteten. In dieser Zeit wurden vor allem Negativwirkungen herausgearbeitet. Erst einige Jahre später begannen Autoren, ein ausgeglicheneres Bild von Kosten und Nutzen soziokultureller Effekte darzustellen (Vorlaufer 1996: 202).

Die soziokulturellen Auswirkungen unterscheiden sich, im Vergleich zu ökonomischen und ökologischen Folgen, beim Ethnotourismus gegenüber anderen Formen des Fremden- verkehrs am prägnantesten. Die Gründe liegen im intensiven Kontakt zwischen Touristen und Einheimischen und dem gezielten Interesse der Besucher an Kultur und Alltagswelt der Gastgeber. In Abbildung 4 wird die Intensität interkultureller Kontaktformen verglichen. Kievelitz hat hier nur den Massentourismus als Vergleichsform aus dem Fremdenverkehr herangezogen, man kann jedoch davon ausgehen, dass der Ethnotourismus eine der intensivsten interkulturellen Kontaktformen der Tourismussparte darstellt.

Abbildung 4: Intensität interkultureller Kontaktformen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach Kievelitz (1989: 33)

Die nachfolgende Tabelle trägt die in der Fachliteratur dominierenden Aussagen über soziokulturelle Folgen des Ethnotourismus auf die Destinationen zusammen8.

Tabelle 1: Soziokulturelle Auswirkungen des Ethnotourismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Zusammenstellung nach Kievelitz 1989: 36/ Ojeda-Macias 1996/ Prahl 2002: 287f

Psychische Wirkungen

Besonders bei jungen Menschen in den touristischen Destinationen ruft der Fremdenverkehr einen Normen- und Wertewandel hervor. Durch Imitation und Identifikation mit den Denk- und Verhaltensmustern der Besucher steigt ihr Bedürfnis nach Konsum und sozialem Aufstieg (Studienkreis für Tourismus 2000: 37). Dies wird beim Ethnotourismus, im Vergleich zu anderen Tourismusarten, durch den intensiven Kontakt mit den Touristen zusätzlich verstärkt. Ein großes Problem dieses intensiven Kontakts ist das einseitige Eindringen der Touristen in den Alltag der einheimischen Bevölkerung (Kievelitz 1989: 32). Diese unter- schiedliche Transparenz in der Begegnung kann zu vielen negativen Folgen, wie dem ver- stärkten Aufkommen von Neid, Vorurteilen und der Bildung oder Bestätigung von Stereo- typen, in der einheimischen Bevölkerung führen. Allgemein beschreibt Opaschowski (1996: 57) die psychischen Wirkungen des Tourismus folgendermaßen: „Tourismus macht die Reisenden, nicht unbedingt die Bereisten glücklicher.“.

Soziale Wirkungen

Die Abwanderung von Arbeitskräften wird von Kievelitz (1989: 36) als Auswirkung des Ethnotourismus deklariert. Dies tritt allerdings wohl eher bei anderen Formen des Fremdenverkehrs auf. So ist es doch überwiegend der Massentourismus, der die meist jungen Arbeitskräfte aus den ländlichen Gebieten anlockt. Ein wichtiges Merkmal des Ethnotourismus ist eben gerade der Besuch der indigenen Bevölkerung in ihrer heimischen Umgebung. Ist dies gegeben, kommt es zur Schaffung lokaler Arbeitsplätze, die eine Abwanderung der Jugend sogar verhindern kann.

Kulturelle Wirkungen

Mit der Einführung eines Ethnotourismusprojektes kann es zum Verlust der traditionellen Bedeutung von Riten und Gebräuchen kommen. Wenn Tänze oder Gesänge vorgeführt werden, die früher eine religiöse, gesellschaftliche oder rituelle Funktion hatten, besteht die Gefahr, dass diese zur bloßen Show degradiert werden. Auch die Öffnung von privaten oder heiligen Orten für den Tourismus bringt Probleme mit sich, da irgendwann zwischen heilig oder profan und privat oder öffentlich keine klare Trennung mehr gemacht werden kann (Prahl 2002: 287). Vorlaufer (1996a: 203) verweist dagegen auf zahlreiche Feldstudien, die belegen, dass das Interesse der Touristen an der einheimischen Kultur nicht generell zu einem Verlust kultureller Identität führen muss. Oft ist auch eine Rückbesinnung auf das kulturelle Erbe zu beobachten.

Die Begriffe Tourist Art oder auch Ethno Kitsch (Friedel 2002: 80) beschreiben die Veränderung traditioneller Handwerksprodukte indigener Gruppen zum Verkauf an Touris- ten. Hatten sie ursprünglich religiöse oder sakrale Bedeutung beziehungsweise waren Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, wurden sie mit dem Eintreffen des Tourismus immer mehr den Vorstellungen der Besucher angepasst. Ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Kauf von Kunsthandwerk ist die Größe der Gegenstände. Der Begriff Airport Art (Vorlaufer 1996a: 203) steht für die zunehmende Fertigung von Produkten, die beim Heimflug im Handgepäck verstaut werden können.

Wenn man Tabelle 1 betrachtet, so dominieren die negativen soziokulturellen Auswirkungen, die dem Ethnotourismus in der Literatur zugeschrieben werden. Rothfuß (2004: 56) gibt allerdings zu bedenken, dass der soziale und kulturelle Wandel in den Ländern der Dritten Welt ein so komplexes Phänomen darstellt, das von sehr vielen, vor allem gesellschaftlichen Faktoren abhängt, die nichts mit dem Ethnotourismus zu tun haben. Vorlaufer (1996a: 201) zählt zu diesen Faktoren Industrialisierung, Verstädterung, zunehmende Schulausbildung westlicher Prägung auch in abgelegenen Gebieten, verbesserte Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten, zunehmende soziale und räumliche Mobilität und natürlich die Massenmedien. Einige Autoren kritisieren ferner die einseitige Perspektive in der allge- meinen Diskussion um die soziokulturellen Auswirkungen des Tourismus in der Dritten Welt. Zu oft dominiert eine rein westliche oder wissenschaftliche Betrachtungsweise. Kainbacher (1995: 150f) wirft die Frage auf, ob die aus westlicher Sicht betrachteten negativen Auswirk- ungen immer deckungsgleich mit der öffentlichen Meinung in der Dritten Welt seien. Zum Beispiel betrachten viele Bewohner der Dritten Welt Betteln als einfache und lukrative Einkommensquelle, in der westlichen Welt wird es hingegen sehr negativ gesehen.

Ökonomische Auswirkungen

Wie am Anfang der Arbeit erwähnt, wird der internationale Tourismus von Vielen als der große Wirtschaftsmotor der Gegenwart und Zukunft gepriesen. Besonders für die Entwick- lung der Dritten Welt wird er von Befürwortern als Heilsbringer angesehen. Allerdings fließen zwei Drittel der Gewinne aller weltweit getätigten Reisen in die Industrieländer, da dort die meisten großen Touristikunternehmen beheimatet sind (Kreib & Ulbrich 1997: 125). Dennoch erhoffen sich viele Entwicklungsländer eine ganze Reihe positiver ökonomischer Impulse durch den Tourismus. Die Hauptargumente sind die Verbesserung der Zahlungsbilanz, die Schaffung von Arbeitsplätzen, Einkommenssteigerungen und der Abbau von sozialen und räumlichen Disparitäten. Tourismusbefürworter und die Eliten der Dritten Welt sehen in ihm die einzige Chance, aus der Schuldenfalle zu gelangen. Kritiker halten dagegen, ein Großteil der Deviseneinnahmen werde durch die enormen Importkosten für Luxusgüter weitgehend aufgebraucht. Zusätzlich kommen die Gewinne überwiegend nur einer kleinen, bereits wohlhabenden Schicht in den Entwicklungsländern zugute (Rothfuß 2004: 55).

Kievelitz (1989: 36) betrachtet besonders die Bildung einer Monokultur des Ethnotourismus sehr kritisch. Die Kommunen werden vollkommen abhängig vom Tourismus und sind somit leicht von Reiseveranstaltern unter Druck zu setzen. Ebenso schreibt Kievelitz (1989: 36) dem Ethnotourismus die Verstärkung regionaler Disparitäten zu. Für Vorlaufer (1996a: 173) bildet der Dritte-Welt-Tourismus dagegen gerade ein Instrument zur Abschwächung räumlicher Disparitäten. Seiner Meinung nach findet die Tourismusbranche dort günstige Standorte, da andere Wirtschaftszweige auf Grund der peripheren Lage oder dem Fehlen nutzbarer Ressourcen dort nicht investieren wollen. Gerade im Ethnotourismus, der oft in sehr abgelegenen Regionen stattfindet, scheint Vorlaufers Argument zutreffend zu sein.

Das Zusatzeinkommen ländlicher Kommunen aus dem Ethnotourismus kann nach Meinung von Harron und Weiler (1992) nationale Entwicklungsziele befriedigen und gleichzeitig kultu- rellen Stolz und Autonomie fördern. Insgesamt hat der Ethnotourismus das Potential, alther- gebrachte, nachhaltige Wirtschaftsformen ökonomisch zu stützen und somit den Zerfall traditioneller Lebensweisen zu verhindern (HENNIG 1997: 117). Diese kann jedoch auch negative Folgen haben. So kommt es zum Beispiel bei Masai, die im Ethnotourismus involviert sind, viel häufiger zu einer Überstockung der Viehherden und den damit verbundenen ökologischen Folgen als bei fernab vom Tourismus lebenden Gruppen. Die Bewohner der vom Tourismus besuchten Gebiete klammern sich an die traditionelle Lebens- weise als Hirten, auch weil die Touristen das so erwarten (Vorlaufer 1996b: 142).

Ökologische Auswirkungen

Eine intakte Umwelt ist eine der wichtigsten Grundlagen des Tourismus. Ursprüngliche Landschaften und eine artenreiche Fauna und Flora bilden insbesondere für viele Entwicklungsländer das Grundkapital. Aber gerade der Fremdenverkehr selbst trägt häufig durch Fehl- oder Übernutzung der natürlichen Ressourcen zu einer Gefährdung dieser Umwelt bei (Rothfuß 2004: 56). Tourismusbefürworter verweisen gerne auf die im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen geringen Umweltbelastungen. Der Tourismus wird von ihnen als Industrie ohne Emission bezeichnet (Rothfuß 2004: 56). Kritiker sehen das anders. Allein die globalen ökologischen Folgen durch den Flugverkehr bei Fernreisen sind immens hoch9.

Auch auf der Mikroebene sind zahlreiche ökologische Auswirkungen des Tourismus zu beobachten. Die Erschließung bisher unberührter Landstriche und die damit einhergehende Zersiedelung der Landschaft sowie die Versiegelung von Boden durch touristische Infra- struktur scheinen im Einzelfall nicht gravierend zu sein. Die Konzentration und Kombination solcher Faktoren kann jedoch fatale Folgen haben (Prahl 2002: 292). Oftmals führen Aspekte in Entwicklungsländern zu massiven Problemen, die in dieser Form in den Industrie- staaten nicht auftreten. So sind Produkte aus Kunststoff und anderen zersetzungsresistenten Materialien relativ neu, die üblichen Abfälle sind zumeist kompostierbar. Es mangelt an der nötigen Infrastruktur zur Entsorgung dieser Abfälle(Friedel 2002: 62).

Es ist Fakt, dass Umwelteinwirkungen durch den Tourismus nie ganz zu vermeiden sind. Sie sind allerdings entscheidend davon abhängig, wie viele Touristen ein Gebiet besuchen und wie hoch die Intensität der Nutzung ist (Müller 1996: 55). Beim Ethnotourismus wirkt sich in diesem Zusammenhang „die üblicherweise geringe Zahl von Reisenden“ (Kievelitz 1989: 32) positiv aus. Viele der für den Massentourismus typischen Auswirkungen fallen weg oder sind nur in stark abgeschwächter Form wirksam. In Gebieten, in denen andere Wirtschafts- systeme an ihre ökologischen Grenzen stoßen, kann der Ethnotourismus den Umweltschutz unterstützen, indem er Indigenen Völkern eine wirtschaftlich lukrative und ökologisch nachhaltige Alternative bietet (Anderson 5). Kievelitz (1989: 35) sieht die ökologischen Fol- gen des Ethnotourismus hingegen sehr kritisch. Seiner Meinung nach sind ökologische Auswirkungen ein typisches Problem des Ethnotourismus, da die ethnischen Gruppen oft in ökologisch sensiblen Rückzugsräumen leben. Die steigende Belastung des Ökosystems durch zunehmende Ausbeutung natürlicher Ressourcen (z.B. Beschaffung von Nahrungs- mitteln und Wasser für Touristen, ansteigende Belastung mit schwer abbaubaren Stoffen durch Abfälle und Schadstoffe) kann in Grenzräumen schnell tolerierbare Obergrenzen über- schreiten. Zudem kann es durch die vom Tourismus ausgelösten Wandlungsprozesse im lokalen Gesellschaftssystem zum Verlust der Balance des Humanökosystems kommen. Dies bedeutet eine Schieflage im Zusammenhang von Mensch und Natur (Kievelitz 1989: 35).

Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Fachwelt sehr gespalten über die Auswirkungen des Ethnotourismus diskutiert. In der vorliegenden Arbeit wird anhand zweier Fallbeispiele dargestellt, wie soziokulturelle, ökonomische und ökologische Implikationen vor Ort zu beurteilen und gegeneinander abzuwägen sind.

2.1.4 Community-based Tourism als Umsetzungsstrategie

Beim Community-based Tourism (CBT) handelt es sich um eine Umsetzungsstrategie in der Tourismusbranche. Da dieses Konzept für beide behandelten Fallbeispiele von Bedeutung ist, werden im Folgenden theoretische Hintergründe dieser Strategie erläutert.

Es gibt keine allgemein anerkannte Definition für den Begriff Community-based Tourism. Ashley (1995: 8f) definiert ihn sehr grundlegend als: „involvement of residents of communal areas in tourism“. Für den Namibia Tourism Board (2005b) steht zuerst einmal der ökonomische Aspekt im Mittelpunkt: Es geht um die Verwirklichung des grundlegenden Rechtes einer jeden Gemeinde von den touristischen Einkünften aus dem Gemeindeland zu profitieren. Nach Häuslers (2005) Meinung müssen mehr Voraussetzungen vorhanden sein, um von einem CBT-Projekt sprechen zu können. Sie sieht den CBT als eine Form des Tourismus, die die Mehrheit der einheimischen Bevölkerung an der Entwicklung und am Management ihrer Destination beteiligt. Nur so bleibt der Großteil der Gewinne in der lokalen Gemeinschaft. Somit können alle Mitglieder durch einen Community Fond oder durch Multiplikatoreffekte, z.B. durch den Verkauf von Kunsthandwerk an Touristen, profitieren.

Einordnung im Gesamtgefüge des Tourismus

Im Ethnotourismus kann man laut Anderson (1994: 3) die Umsetzungsstrategien in drei Kategorien unterteilen:

- Nationale oder private Projekte ohne Integration der lokale Bevölkerung an Planung und Organisation
- Projekte, die von außenstehenden Organisationen angeregt und unterstützt werden
- Tourismusprojekte der einheimischen Bevölkerung ohne Hilfe von außen.

Die zuletzt genannte Variante stimmt mit den Zielen des Community-based Tourism überein. Häufiger trifft allerdings die zweite Variante im CBT auf, da die wenigsten Gemeinschaften genug Know-how und Kapital besitzen, ein Tourismusprojekt alleine aufzuziehen. Der CBT bietet also eine Alternative zu nationalen und privaten Tourismusprojekten, die die lokale Bevölkerung nicht integrieren (Anderson 1994: 2).

Im Gesamtgefüge des Tourismus wird der Community-based Tourism häufig dem Prinzip des Nachhaltigen Tourismus zugeordnet (BMZ 1995: 36). Durch die Integration der einheim- ischen Bevölkerung wird versucht, negative Effekte, besonders im soziokulturellen Bereich, zu verhindern und so eine nachhaltige Grundlage für das Bestehen des Projekts zu schaffen.

Merkmale des CBT

Der Community-based Tourism funktioniert nach dem sogenannten „Bottom-up-“ oder „Grassroots-Ansatz“. Hier wird im Gegensatz zum „Top-down-Prinzip“ die Planung einer Tourismusdestination nicht durch eine obere Instanz durchgeführt. Vielmehr werden die „Beplanten“ in die Entscheidungsfindung aktiv einbezogen. Der Grad der Partizipation fällt von Fall zu Fall unterschiedlich aus (Lexikon der Geographie: 360). Die ausgeprägteste Form ist die Erstellung des Konzepts durch die Betroffenen selbst. Oft ist dies allerdings auf Grund mangelnder Bildung und Erfahrung in der Tourismusbranche nicht möglich. Das Ob und Wie externer Hilfe ist ein viel diskutierter Punkt des CBT. Auf der einen Seite kann sie viele Ideen und vor allem das benötigte Kapital liefern, auf der anderen Seite können auch Probleme entstehen. Ein Beispiel hierfür ist der Tourismus bei den Toraja im Süden von Sulawesi, die bei Planung, Vermarktung und Infrastruktur ihres CBT-Projektes von der Regierung unterstützt werden. Sie erhalten einen Großteil der Gewinne und sind auch im Management involviert. Dennoch hat das Einschreiten der Regierung negative Folgen. Die Kommunen, die früher zusammengearbeitet haben, sind nun zerstritten, da die Tourismus- planung der Regierung einige Gemeinschaften zu bevorzugen scheint (Anderson 1994: 2).

Die autonome Planung und Durchführung eines Tourismusprojektes ist für die Kommune mit einigen Vorteilen verbunden. Diese erlaubt nämlich dem CBT-Projekt, sich auf dem Fundament der existierenden sozialen Ordnung zu entwickeln und die Grenzen der natürlichen und kulturellen Tragfähigkeit nicht zu überschreiten. Natürlich kann aber auch ein aus der Gemeinschaft entwickelter Projektansatz nicht ausschließen, dass es zu einer ungleichen Verteilung der Gewinne und zu einer Spaltung der Kommune kommt (Anderson 1994: 2f). Ein Beispiel für die Vorteile eines aus der Kommune entwickelten Tourismus- Projektes ist ein von Silver (1992) beschriebener Fall aus Ecuador. Die Einwohner des kleinen Dorfes Capirona am Napo Fluss wollten Bedingungen wie in vielen der Nachbardörfer verhindern. Diese hatten sich zu Touristen-Zoo s entwickelt. Aus diesem Grund plante die Dorfgemeinschaft selbst eine Tour und leitet sie heute alleine. Somit haben sie mehr Kontrolle über die Anzahl und Unterbringung der Touristen sowie über die Verteilung der Gewinne. Die Kommune kooperiert durchaus mit anderen Gruppen, aber das Tourismusprojekt entstand auf Wunsch der Einwohner von Capirona und wurde ihnen nicht von Außenstehenden aufgedrängt (Silver 1992). Trotz vieler ähnlicher positiver Beispiele darf man nicht außer Acht lassen, dass den meisten Kommunen das nötige Know-how für eine vollständig eigenständige Entwicklung fehlt.

Eines der Hauptziele des CBT ist laut Hatton (1999: 2) die soziale Nachhaltigkeit. Vorraussetzung dafür ist die Entwicklung und Leitung der Tourismusaktivitäten durch die lokale Kommune oder zumindest deren Zustimmung und Unterstützung. Zwingend sind jedoch Möglichkeiten zur Entscheidungsfindung und zur Mitbestimmung, die die Mitglieder der Gemeinschaft zum Mitwirken motivieren. Außerdem sollten Kooperationen und Joint Ventures vornehmlich mit solchen Firmen und Gruppen eingegangen werden, die Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung garantieren (Hatton 1999: 2).

Festzuhalten bleibt, egal wie man Community-based Tourism definiert, dass die Integration der einheimischen Bevölkerung von entscheidender Bedeutung ist. Der strittige Punkt ist, inwieweit diese an der Planung, Umsetzung und am Profit beteiligt sein sollte. Die aktive Partizipation der lokalen Gemeinschaften an der Entscheidungsfindung im CBT kann helfen, einen Großteil der negativen Auswirkungen des Tourismus zu vermeiden. Laut Ashley (1995: 8f) hat der CBT ein großes Potential, nachhaltige Entwicklung in den Kommunen zu fördern und diese darin zu unterstützen, ihre natürlichen Ressourcen zu managen. Außerdem kann er dabei helfen, der Tourismusbranche ein besseres Image zu verleihen.

2.2 Indigene Völker

Wenn man in der Geschichte des Menschen zurückgeht, kommt man auf eine Gesamtzahl von ca. 10.000 gesprochenen Sprachen. Von diesen werden heute immerhin noch 6.000 gesprochen. Doch die Hälfte der Sprachen wird schon bald verschwunden sein, da sie nicht an die nächste Generation weitergegeben werden10. Der Verlust der kulturellen Vielfalt hat weit reichende Folgen. Die Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR a) weisen darauf hin, dass die biologische Vielfalt nicht ohne die kulturelle geschützt werden könne. Auf lange Sicht hänge die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medizin vom Beste- hen dieser komplexen Beziehung ab. Es ist eine klare Korrelation zwischen Verbreitungsge- bieten der Indigenen Völker und Gebieten mit hoher Biodiversität zu erkennen. Mit dem Verlust sprachlicher Vielfalt geht zudem ein immenser Schatz an ökologischem Wissen ver- loren, da dieses in den meisten indigenen Kulturen nur mündlich überliefert wird (OHCHR a).

Definition

Die Indigenen Völker werden teilweise immer noch als Naturvölker bezeichnet. Angesichts der Tatsache, dass es kein Volk ohne Kultur gibt, ist eine Unterteilung in Kultur- und Naturvölker als irreführend oder schlichtweg als falsch zu bezeichnen (Hirschberg 1988: 337). Auch andere Bezeichnungen wie Eingeborene, Ureinwohner, Stammesvölker oder autochthone Völker finden manchmal Verwendung. Inzwischen hat sich aber der Begriff Indigene Völker international in der wissenschaftlichen Literatur durchgesetzt, weshalb er in der vorliegenden Arbeit auch verwendet wird.

Die Definition eines Indigenen Volkes setzt sich üblicherweise aus den vier folgenden Kennzeichen zusammen (Kraas 2002):

- historische Kontinuität
- Selbstidentifikation
- Marginalisierung, Unterdrückung, Entrechtung und/oder Enteignung
- freiwillige Bewahrung von besonderen Merkmalen

Mit dem Begriff historische Kontinuit ä t ist verbunden, dass das Indigene Volk vor der Besiedlung durch andere Gruppen schon in dem Gebiet lebte. Die Selbstidentifikation besagt, dass sich das Volk selbst als indigen bezeichnen muss, um auch als ein solches anerkannt zu werden. Die Marginalisierung, Unterdrückung, Entrechtung und Enteignung kann entweder in der Vergangenheit oder noch fortlaufend auf die Gruppen wirken. Die freiwillige Bewahrung von besonderen Merkmalen kann sich auf die Bereiche Sprache, Kultur, Wirtschaftsweise, Wertesystem und Spiritualität beziehen (Kraas 2002: 8).

Indigene Völker leben bis heute auf allen Kontinenten: von den Inuit oder den nordskandinavischen Saamis, über die Pygmäen im Zentralafrikanischen Regenwald bis zu polynesischen Völkern im Pazifik. Nach Schätzung der Gesellschaft für bedrohte Völker (2003) gibt es weltweit noch ca. 5000 Indigene Völker mit insgesamt ungefähr 300 Millionen Angehörigen.

Probleme Indigener Völker

In der Diskussion um die Probleme Indigener Völker argumentieren viele, das Verschwinden unangepasster Kulturen sei ein Naturgesetz. Davis (2002: 280) verweist aber darauf, dass keine Kultur statisch sei, egal wie isoliert sie auch ist. Traditionelle indigene Kulturen haben gerade wegen ihrer Fähigkeit, mit Veränderungen fertig zu werden, überlebt. Kulturen verschwinden nach Davis Meinung nur, wenn sie von äußeren Kräften überwältigt werden und es ihnen von außen auferlegte drastische Bedingungen unmöglich machen, sich an neue Möglichkeiten anzupassen. Leider sind das aber genau die Bedingungen, denen die meisten Indigenen Völker in der Welt ausgesetzt sind. Konkret sind sie vom Genozid (Völker- mord), Ethnozid (Auslöschung kultureller Grundlagen und traditioneller Lebensweisen) und Ökozid (Zerstörung der naturräumlichen Grundlagen) bedroht (Kraas 2002: 11). Es ist ein weltweites Phänomen, dass indigene Gruppen überproportional an schlechtem Gesundheits- zustand, Hunger und Misshandlungen leiden. Alkoholprobleme und hohe Selbstmordraten sind für sie charakteristisch (Staehelin 2001: 145). Der Großteil der Indigenen Völker ist aus gesellschaftlichen Arbeits- und Kommunikationsprozessen ausgegliedert. Sie befinden sich zumeist in einem Zustand der ökonomischen, psychosozialen und physischen Verelendung, aus dem sie sich selbst kaum befreien können (Heckmann 1992: 70f).

Abadian (1999: 9ff) sieht in nicht behobenen Traumata einen oft übersehenen, aber sehr entscheidenden Grund für die Probleme Indigener Völker. Das selbstzerstörerische Ver- halten lässt sich auf kollektive und individuelle Traumata zurückführen (Abadian 1999: 186). Studien bei den Nordamerikanischen Indianern belegen, dass Kinder die Bürde ungelöster Probleme und Schmerzen ihrer Eltern weitertragen. Es entwickelt sich eine endlose Spirale der Gewalt und Traumata, ein destruktives Vermächtnis, das von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird, entsteht (Staehelin 2001: 148). Die Traumata lassen zusammen mit der Armut und Apathie des täglichen Lebens eine Weltsicht entstehen, die von Fatalismus, Resignation und Freudlosigkeit bestimmt ist (Abadian 1999: 230).

Viele Entwicklungsprojekte sind in indigenen Gemeinschaften gescheitert, weil Alkohol- missbrauch, Gewalt und fehlende Motivation alle Fortschritte zunichte machten. Abadian (1999: 17) sieht in der Integration kultureller Elemente einen Ausweg aus diesem Teufels- kreis. In ihrer Trauma-These nennt die Autorin als ersten Schritt die Wiedereinführung einer vertrauenswürdigen Autorität innerhalb der Gemeinschaft. Des Weiteren soll die Revitali- sierung kultureller Aktivitäten und besonders traditioneller Heilmethoden die geistige Gesundheit von Individuen und Gemeinschaft durch gemeinsame Erlebnisse wiederher- stellen (Abadian 1999: 428). Auf der Grundlage dieser Theorie stellt sich die Frage, ob durch die Einführung des Ethnotourismus in einer indigenen Kommune eine Wiederbelebung des kulturellen Erbes und damit verbunden eine Reduzierung aktueller Probleme möglich ist.

2.3 Ethnotourismus bei Indigenen Völkern

Ein grundlegendes Element von Fernreisen ist die Exotik11. Die von den Touristen gesuchte Exotik beschränkt sich aber nicht nur auf die Natur. Sie stellt auch im Ethnotourismus ein zentrales Motiv dar. Für Kievelitz (1989: 29) geht es im Ethnotourismus darum, die Exotik an den wenigen verbliebenen Randpunkten der Zivilisation, die einen Gegenpol zur modernen Gesellschaft darstellen, zu genießen. Indigene Völker repräsentieren durch ihre Wirtschafts- und Lebensweisen oder ihr Aussehen sehr häufig für Besucher aus der westlichen Welt genau dieses Bild des exotischen, ursprünglichen Menschen. Graburn (1989) betrachtet das Interesse der westlichen Welt an den Indigenen Völkern aus einer philosophischen Sicht- weise. Für ihn liegt in der angestrebten Verwandlung des eigenen Ichs ein grundlegendes Motiv der Reise zu Indigenen Völkern. Die als „natürlich und einfach“ angesehenen Völker sollen als Kontaktstelle zur unberührten Natur dienen und so der modernen, entwurzelten Seele des Touristen zur Heilung verhelfen. Der Ethnotourist sucht nach der „heilen Welt“, die noch nicht vom Kapitalismus und Materialismus unserer Gesellschaft bestimmt wird (Ojeda Macias 1996).

Wurzeln des Ethnotourismus

Das Interesse an Indigenen Völkern ist wesentlich älter als der Ethnotourismus in seiner heu- tigen Form. Bevor es einer großen Zahl von Menschen möglich war, in weit entfernte Länder zu reisen, wurden die „Exoten“ einfach nach Europa gebracht. Die Historikerin Anne Drees- bach (Süddeutsche Zeitung 30.09.2003) arbeitet an dem interdisziplinären Projekt Kulturelle Inszenierung von Fremdheit im 19. Jahrhundert an der Universität München. Sie berichtet, dass das Zurschaustellen „exotischer Menschen“ im 19. Jahrhundert in jeder deutschen Großstadt üblich war. Um erfolgreich zu sein, mussten die Spektakel gängige Klischees bedienen. Präsentationen von Indianern richteten sich immer an den durch Karl May geprägten Stereotypen aus, bei Völkern aus Zentralafrika stellte man deren Wildheit und Ungehemmtheit in den Mittelpunkt (Süddeutsche Zeitung 30.09.2003). Auch die Präsentation der San orientierte sich am gängigen Buschmann Mythos (siehe Foto 2). Die Besucher wollten in fremde Traumwelten entführt werden. Teilweise wurden Eingeborenendörfer nach- gebaut, durch die die Besucher flanierten, einheimische Gerichte kosteten und den Hand- werkern zusehen konnten. Am besten verkauften sich Völker, die bei Besuchern als exotisch, malerisch und pittoresk galten (Süddeutsche Zeitung 30.09.2003). Ab den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden solche Vorführungen weitestgehend durch den auf- kommenden Film abgelöst, in dem sich das Idealbild fremder Kulturen weit besser vorführen ließ. Es ist zu beobachten, dass sich einige der beschriebenen Erwartungen, Klischees und Arten der Präsentation von den Schaustellern aus dem 19. Jahrhundert über den nachfol- genden Film bis in den heutigen Ethnotourismus kaum verändert haben.

Foto 2: Ausstellung von „wilden Buschmännern“ 1952 in Kapstadt

Im Rahmen einer Ausstellung begut- achten weiße Städt- er die exotischen „Wilden“ aus der Kalahari. Die Szene- rie erinnert an einen Zoo. Sie spiegelt die Einstellung der weiß- en Bevölkerung ge- genüber den San anno 1952 im Südlichen Afrika wieder.

Quelle: Fotoarchiv von Cape Argus (In: Gordon 1992: 164)

Welche Bedeutung hat der Ethnotourismus für die Indigenen Völker?

Die Frage nach der Bedeutung des Ethnotourismus für Indigene Völker wird vor allem durch mangelnde finanzielle Grundlagen bestimmt. Häufig fehlen Indigenen Völkern alternative Einkommensmöglichkeiten, um die Teilnahme an einem Tourismusprojekt abzulehnen.

Wenn man die Auswirkungen des Ethnotourismus betrachtet, bietet sich der Vergleich zu anderen Tourismusformen an, um die Alternativen für Indigene Völker beurteilen zu können. Besonders der Natur- und Ökotourismus hat in den letzten Jahren für viele Indigene Kommunen weltweit schwerwiegende Folgen gehabt. Viele mussten ihr Land verlassen, um Platz für Schutzgebiete und Touristen zu machen. Besonders dem Ökotourismus mit seiner Suche nach neuen „unberührten“ Naturparadiesen stehen die Indigenen Völker oft im Weg. Die Entwicklung des Ökotourismus wird häufig von nationalen Regierungen und internatio- nalen Institutionen und Banken unterstützt. Diesen mächtigen Gegnern stehen die indigenen Gemeinschaften allenfalls mit Unterstützung der einen oder anderen NRO entgegen.

Beispiele: Indigene Völker und Ökotourismus

Wheat (2002) hat sich intensiv mit diesem Thema befasst und einige Beispiele aus aller Welt zusammengetragen. Er berichtet von schweren Zusammenstößen in der Batangas-Provinz auf den Philippinen im Jahr 2002 zwischen Polizei und einheimischer Bevölkerung, da diese sich weigerte, ihr Land für ein Ökotourismusprojekt zu räumen. Im Moulivibaza District von Bangladesh mussten 1000 Familien der indigenen Khasi und Garoare-Völker einem 1500 ha großen Ökopark weichen. Für die Regierungen in Entwicklungsländern stehen, laut Wheat, die „primitiven“, auf Subsistenz ausgerichteten Aktivitäten der indigenen Bevölkerung dem Fortschritt und Naturschutz im Weg. Viele Indigene Völker leben in für den Natur- tourismus attraktiven Gebieten. Diese wecken das Interesse von Landspekulanten. Um Landrechtsklagen zu vermeiden, wird die einheimische Bevölkerung oft von der Regierung in andere Gebiete umgesiedelt.

Der Ethnotourismus ist auf das Mitwirken der indigenen Bevölkerung angewiesen. Den Inter- essen des Natur- oder Ökotourismus stehen sie, wie eben beschrieben, oft nur im Weg. Es muss diskutiert werden, wie die negativen Implikationen des Ethnotourismus für die einheim- ische Bevölkerung minimiert und eine angemessene Partizipation an Planung und Gewinn gesichert werden können. Die Verhandlungsbasis scheint in diesem Segment für Indigene Gemeinschaften ungleich vielversprechender zu sein, als im Öko- und Naturtourismus.

Es gibt allerdings auch Beispiele für Nationalparks, die konzipiert wurden, um sowohl Natur als auch Indigene Gruppen zu schützen. Beispiele hierfür sind der Odzalla National Park im Kongo, der Manu Nationalpark in Peru, der Kluane Park im Yukon (Kanada) oder der Kakadu National Park in Australien (Clad 1984:70). Dies verdeutlicht, dass auch ein Miteinander von Naturtourismus und Indigenen Völkern möglich ist. Allerdings handelt es sich hierbei immer noch um Ausnahmen.

Wie wichtig sind die Indigenen Völker für den Ethnotourismus?

Relativ viele indigene Gemeinschaften sind in Ethnotourismusprojekte involviert. In vielen Industriestaaten, wie Australien, USA, Kanada oder Neuseeland ist der Ethnotourismus sogar komplett auf die indigene Bevölkerung beschränkt. In Afrika hingegen sind auch viele nichtindigene Volksgruppen am Ethnotourismus beteiligt. Eine Studie des Centre de Hautes Etudes Touristique of France aus dem Jahr 1996 bestätigt die Bedeutung Indigener Völker für die Tourismusbranche. Demnach wünschen sich über die Hälfte aller international reisenden Europäer in ihrem Urlaub Kontakt zu Indigenen Völkern (Johnston 1999). Diese Studie verdeutlicht die große Bedeutung der Indigenen Völker für den Fernreiseverkehr. Zeppel (1998: 60) bringt das komplexe Verhältnis zwischen indigenen Gruppen und dem Tourismus auf einen Nenner: Die Notwendigkeit der Indigenen Völker, ökonomischen Nutzen aus ihrem Land und ihren kulturellen Ressourcen zu ziehen, trifft auf das zunehmende Verlangen der Touristen nach kulturellen Erfahrungen bei indigenen Gruppen.

Beispiele für Indigene Völker im Ethnotourismus

Im Folgenden werden zwei Projekte bei den australischen Aborigines und den Nahua Indianern in Mexiko vorgestellt, um einen Einblick in den Ethnotourismus bei verschiedenen Indigenen Völkern zu geben.

Tjapukai Aboriginal Cultural Park

In Australien wird seit den 90er Jahren verstärkt mit dem kulturellen Erbe der Ureinwohner um die Gunst der Touristen geworben. Jedoch steht massiven Werbekampagnen nur eine sehr geringe Anzahl erfolgreicher ethnotouristischen Destinationen gegenüber. Die meisten Destinationen sind von bescheidenem Umfang und wenig profitabel. Eine Ausnahme ist der Tjapukai Aboriginal Cultural Park im Norden von Queensland (Moscardo 1999). Mitte der 80er Jahre entwickelte ein amerikanisch-kanadisches Paar ein Tanztheater, um das kulturelle Selbstbewusstsein der Aborigines zu stärken (Glesner 2002: 76ff). Daraus entstand der Tjapukai Aboriginal Cultural Park, der 1996 eröffnete wurde. Dort berichten die Tjapukai über die Mythen ihrer Kultur (Reiseglobus 1999). Der Einsatz von Hightech, wie etwa Lasershows oder Kinovorführungen soll die Attraktivität der Darbietungen erhöhen. Aktivitäten, wie Speer- und Boomerangwerfen, Kochen von Buschnahrung und Didgeridoounterricht erweitern das Angebot (Moscardo 1999).

Der Park bietet vielen Aborigines aus der

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Foto 3: Lasershow im Tjapukai Cultural Park

Umgebung eine Verdienstmöglichkeit. Des Weiteren sind einige Aborigines auch als Teilhaber involviert (Reiseglobus 1999). Trotz dieser Integration ist der Showdirektor ein Amerikaner (Schlehe 2004: 313). Der Erfolg der Show ist jedoch unbestritten. Sie ist inzwischen die am längsten bestehende Aufführung in Australien. Atmosphärisch erinnert der Park ein wenig an Disney World. So muss der Zuschauer auch nicht auf eine Klimaanlage im Multimedia- Theater verzichten (Reiseglobus 1999). Inso- fern bildet er einen Gegensatz zu vielen Low- Budget-Projekten Indigener Völker, die mit mini-

Quelle: Queensland Holidays (2006)

maler Infrastruktur ausgestattet sind. Der Tjakupai Park ist mit bisher 1,2 Mio. Besuchern in eine andere Dimension vorgedrungen (Reiseglobus 1999). Der kommerzielle Erfolg des Parks ist auch darauf zurückzuführen, dass man sich darum bemüht, den Publikumserwartungen, auch auf Kosten der kulturellen Authentizität, gerecht zu werden. So wird die dargestellte Kultur auf eine imaginäre Vorstellung der Vergangenheit beschränkt (Schlehe 2004: 313).

Ethnotourismus in Cuetzalan/ Mexiko

Mexiko hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem enormen Tourismusmarkt etabliert. Über sechs Millionen Reisende besuchen jährlich das Land. Mit ca. 90% dominiert der Badeurlaub, der sogenannte Sun, Sand and Sea Tourism, den Fremdenverkehr. Die restlichen 10% sind dem Kultur- und Ethnotourismus zuzuordnen (Ojeda-Macias 1996).

Foto 4: Nahua-Indianer in Cuetzalan

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie in anderen Teilen der Welt leben auch in Mexiko Indigene Gruppen in relativ abgelegen- en Gebieten, wie Gebirgs- oder Regenwald- regionen, da sie nur auf diese Weise den Spaniern und später der nationalen Kontrolle entgehen konnten.

Ojeda-Macias (1996) beschreibt den Ethno- tourismus in der Region Cuetzalan, in der über 70% der Bevölkerung Nahua-Indianer sind. Eine wichtige Rolle im Ethnotourismus Cuetza- lans spielt jedoch die nicht-indianische Be- völkerung, die so genannten Mestizen. Sie profitieren finanziell von Vermittlungsgebühren

Quelle: Mexico Child Link (2003)

und haben entscheidenden Einfluss auf die kulturelle Präsentation der Indianer. Ihr Wissen über die westliche und indianische Welt bringt sie in eine privilegierte Position. Sie haben die Möglichkeit, kulturelle Symbole der Nahua für eine bessere kommerzielle Nutzung zu verändern und die Kultur insgesamt kompatibler für die touristische Vermarktung zu gestalten. Die für den Tourismus strategischen Städte der Umgebung sind fest in der Hand der Mestizen. Ebenso besitzen sie die nötigen Finanzmittel, um die touristische Infrastruktur zu stellen. Den Nahua-Indianern bleibt weder die Kontrolle über den Ethnotourismus, noch ein angemessener Teil der Profite. Ihre Verdienstmöglichkeiten liegen darin, Kunsthandwerk zu verkaufen, als Guides zu arbeiten und von den Touristen Geld für Fotos zu verlangen. Die erhobenen Touristen-Steuern fließen zwar teilweise wieder in die Region zurück, allerdings profitiert vornehmlich die nichtindianische Bevölkerung von den Maßnahmen der Regierung.

Neben dem Ethnotourismus basiert auch der Kulturtourismus in der Region auf der Kultur der Indianer. Archäologische Orte und Museumseinrichtungen fußen auf historischer und moderner indianischer Kultur. Da aber die Regierung die Besitzrechte hält, bleiben der indianischen Bevölkerung auch im Kulturtourismus keine Profite. Die Nahua sind eines von zahlreichen Beispielen für Indigene Völker, bei denen die Kontrolle und der Großteil der Gewinne aus dem Ethnotourismus in die Hände anderer fließen (Ojeda-Macias 1996).

3 Methodische Ausrichtung

In diesem Kapitel erfolgt die Beschreibung der Arbeitsmethoden. Zuerst wird die Auswahl des Untersuchungsgebietes begründet, anschließend werden die Untersuchungsinstrumente erläutert. Die Bewertung der gewählten Vorgehensweise bildet den Abschluss des Kapitels.

3.1 Auswahl des Untersuchungsgebietes

Die Auswahl des Untersuchungsgebietes wurde von mehreren Faktoren bestimmt. Ein Vorteil für den Autor war die thematische und regionale Wahlfreiheit, da die vorliegende Arbeit nicht mit fremdbestimmten Zielvorgaben - wie etwa in einem Projekt oder Praktikum - behaftet war.

Diese Freiheit brachte aber auch einige Probleme mit sich: Weitgehend auf das Internet als Informationsquelle beschränkt, wurde von Deutschland aus eine erste Auswahl verschiedener Tourismusdestinationen vorgenommen. Da der Fokus der zu untersuchenden Volksgruppe auf die San gelegt war, schränkte dies die Anzahl möglicher Destinationen ein. Um eine Vergleichbarkeit gewährleisten zu können, sollten zwei Fallbeispiele gefunden werden, die dem Community-based Tourism -Ansatz entsprechen und ähnliche Voraus- setzungen in Größe, Investitionsvolumen und Organisationsform aufweisen. Andererseits sollten aber auch gewisse Unterschiede zwischen den beiden Fallbeispielen bestehen, um den Einfluss verschiedener Aspekte (wie z.B. Lage, Verkehrsanbindung oder Laufzeit) besser einordnen und beurteilen zu können. Ein weiterer wesentlicher Gesichtspunkt in der Entscheidungsfindung sollte auch die Kooperationsbereitschaft und das Interesse der lokalen Bevölkerung an den Untersuchungen sein. Durch die jahrelange Zusammenarbeit mit den San im Südlichen Afrika schien die NRO Working Group of Indigenous Minorities in Southern Africa (WIMSA) ein geeigneter Ansprechpartner für die Auswahl der beiden Destinationen zu sein. Nach Rücksprache mit WIMSA wurden schließlich zwei Fallbeispiele ausgesucht, die die genannten Kriterien weitgehend erfüllten. Da WIMSA und die Tochter- NRO Omaheke San Trust (OST) in den Kommunen sehr großes Ansehen genießen, war es so für den Autor wesentlich einfacher, das Vertrauen der beteiligten Personen in den Camps zu gewinnen.

[...]


1 Für weitere Informationen siehe: Dickens, P. & The Ju Language Committee (1994): An Orthography of the Ju Language. - Windhoek.

1 Demnach sind von den ca. 6000 noch existierenden Kulturen zwischen 4000 und 5000 indigen.

2 Die SWOT-Analyse ist eine anerkannte Methode, um komplexe Themen anschaulich darzustellen. Sie bietet sich besonders zum Vergleich verschiedener Fallbeispiele an. Hierbei werden die Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Gefahren (Threats) aufgezeigt. Der Name dieser Analyseart bezieht sich also auf die Anfangsbuchstaben der einzelnen Elemente.

1 Der von Rotpart (1995) geprägte Begriff bezeichnet die Verknüpfung verschiedener Tourismusformen innerhalb einer Urlaubsreise.

2 Der Ethnotourismus wird manchmal auch als Anthropologischer Tourismus (BMZ 1995: 46) bezeichnet. Da der Begriff Ethnotourismus in der Fachliteratur aber gängig ist, wird er in der vorliegenden Arbeit verwendet.

3 Müller (1996: 59) bezeichnet Ethnotourismus als eine Ergänzung zum Naturtourismus.

4 Der Anteil der Besichtigungsreisen am internationalen Tourismus hat sich seit den achtziger Jahren auf inzwischen fast 40 % verdoppelt (Friedel 2000: 46).

5 Bei der Untersuchung des Cooperative Research Centre for Tropical Rainforest Ecology and Management (Queensland / Australien) wurden fast 1500 Besuchern eines Ethnotourismusparks im Norden Queenslands befragt. Das Besondere an dieser Untersuchung ist, dass sie die erste dieser Art war, die das Geschehen aus Sicht der Besucher und nicht aus Sicht der Reiseveranstalter betrachtet (Moscardo 1999).

6 Touromundo ist ein Reiseveranstalter, der Natur- und Kulturreisen auf fast alle Kontinente anbietet. (www.touromundo.de)

7 Das 1973 gegründete Unternehmen Hauser ist inzwischen einer der bekanntesten und größten Reiseveranstalter für Trekkingreisen in Deutschland. Es werden viele Reisen mit kulturellen Schwerpunkten angeboten. (www.hauser-exkursionen.de)

8 Da die Argumente verschiedener Autoren zusammengetragen wurden, widersprechen sie sich teilweise.

9 So macht der Transport zum Urlaubsziel 90% des gesamten Energieverbrauchs einer Urlaubsreise aus (Friedel 2002: 57f).

10 Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir innerhalb eines Jahrhunderts 97 Prozent der noch bestehenden Sprachen verlieren und nur noch 200 überleben werden (Davis 2002: 279).

11 Beispielsweise wecken weiße Sandstrände, die von Kokospalmen gesäumt sind, Sehnsüchte und Fernweh bei vielen Menschen.

Excerpt out of 176 pages

Details

Title
Chancen und Probleme des Ethnotourismus
Subtitle
Dargestellt an zwei Fallbeispielen bei den San in Namibia
College
Justus-Liebig-University Giessen  (Institut für Geographie)
Grade
1,0
Author
Year
2006
Pages
176
Catalog Number
V187229
ISBN (eBook)
9783656106418
ISBN (Book)
9783656106241
File size
9027 KB
Language
German
Keywords
Geographie, Tourismus, Indigene Völker, Nachhaltiger Tourismus, Namibia, San, Community-based Tourism, Kalahari
Quote paper
Achim Siehl (Author), 2006, Chancen und Probleme des Ethnotourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187229

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Title: Chancen und Probleme des Ethnotourismus



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