Modernität oder Rückständigkeit des aristotelischen Bürgerbegriffes?
Eine moderne Gesellschaft, die sich durch fortwährende materielle sowie soziokulturelle Veränderungen stetig neu definieren muss, sich also in einem „kaum entwirrbaren Netz von Interdependenzen“ gefangen sieht, muss sich letztlich diesen Herausforderungen des modernen Regierens stellen, um ihre Zukunftsfähigkeit unter Beweis zu stellen.1
Der berühmte Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas beschrieb dieses Phänomen moderner Gesellschaften eindrucksvoll als „neue Unübersichtlichkeit“2, die nicht nur die Frage aufwirft, wie man der steigenden Interdependenz staatlicher Aufgaben mächtig werden, sondern auch vonseiten des Bürgers, wie man der Spirale wachsender Zukunftsangst und Ohnmacht, gegenüber der sich der Wahrnehmung enthebenden Umwelt begegnen kann.
Da der Staat vor allem seine Legitimität daraus bezieht, den Willen des Staatsvolkes zu artikulieren und die Interessen der Bürger zu vertreten3, ergibt sich als Problem, dass das Beziehungsgefüge von Bürger und Staat in der ständig im Wandel begriffenen Gesellschaft fortwirkenden Veränderungen unterworfen ist, und so auch das beiderseitige Gleichgewicht aus Rechten und Pflichten aus den Bahnen geworfen wird. Als Folge erscheint es logisch, dass auch die Legitimität des Staates, schon angesichts der Diagnose stetig steigender Politikverdrossenheit in Demokratien, durch diese modernen gesellschaftlichen Herausforderungen infrage gestellt wird.
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Inhaltsverzeichnis
- Modernität oder Rückständigkeit des aristotelischen Bürgerbegriffes?
- Der Staatsbürgerbegriff nach Aristoteles
- Das Wesen des Bürgers
- Definition des Staatsbürgers nach Aristoteles
- Aristotelische Bestimmung des Staatsbürgers in der Demokratie
- Überblick über die Elemente des aristotelischen Staatsbürgerbegriffs
- Der Staatsbürgerbegriff moderner Demokratien
- Anthropologische Grundlagen des modernen Bürgerbegriffs nach Hobbes
- Bürgerbegriff und Staatsbürgerverständnis der modernen Demokratien
- Versuch eines Vergleiches: Aristotelische Traditionen im Staatsbürgerbegriff moderner Demokratien
- Fazit: Aristoteles als Ideengeber des modernen Bürgerbegriffes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Staatsbürgerbegriff des Aristoteles und dessen Relevanz für das moderne Staatsbürgerverständnis. Sie untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem aristotelischen Bürgerbild und dem der modernen Demokratien, um zu beurteilen, ob Aristoteles als ein relevanter Denker für die heutige Zeit angesehen werden kann.
- Analyse des aristotelischen Bürgerbegriffs im Kontext der attischen Demokratie
- Untersuchung der anthropologischen Grundlagen des modernen Bürgerbegriffs
- Vergleich des Staatsbürgerverständnisses in der Antike und Moderne
- Bewertung der Aktualität des aristotelischen Bürgerbegriffs
- Beurteilung der Relevanz von Aristoteles als Ideengeber für das moderne Staatsbürgerverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet das Staatsbürgerverständnis des Aristoteles im Kontext der attischen Demokratie. Es analysiert die anthropologische Grundlage des aristotelischen Bürgerbegriffs und seine Definition im Rahmen der Demokratie.
Kapitel 2 skizziert das Staatsbürgerverständnis moderner Demokratien und beleuchtet die anthropologischen Grundlagen des modernen Bürgerbegriffs nach Hobbes.
Kapitel 3 setzt den Staatsbürgerbegriff des Aristoteles in Beziehung zum modernen Staatsbürgerverständnis und untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konzepte.
Schlüsselwörter
Staatsbürgerbegriff, Aristoteles, moderne Demokratien, attische Demokratie, Bürgerrecht, politische Partizipation, Legitimität, Politikverdrossenheit, anthropologische Grundlagen.
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- Sascha Walther (Autor), 2003, Historischer Längsschnitt: Der aristotelische Bürgerbegriff im Vergleich mit dem Staatsbürgerverständnis der modernen Demokratien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18875