Pharmakologisches kognitives Enhancement bezeichnet den Einsatz von Medikamenten bei gesunden Personen zur Verbesserung kognitiver Funktionen. Ursprünglich zur Behandlung von Krankheiten entwickelt, stehen als Nebenprodukt biomedizinischer Forschung eine Vielzahl von Psychopharmaka zur Verfügung, die auch von Gesunden verwendet werden können und tatsächliche oder vermeintliche Wirkungen zeigen.
Modafinil ist der Wirkstoff des verschreibungspflichtigen Medikaments Vigil®, welches in Deutschland seit 1998 zur Behandlung der übermäßigen Tagesschläfrigkeit bei der Schlafkrankheit Narkolepsie zugelassen ist. Da es sich pharmakologisch von den anderen Psychostimulanzien unterscheidet, wurde es als vielversprechender, neuartiger Wirkstoff wahrgenommen, der spezifisch nur die Wachheit fördert und im Gegensatz zu herkömmlichen Stimulanzien nicht zu einer zentralen Erregung des vegetativen Nervensystems führt, welche die bekannten nervösen Nebenwirkungen verursachen. Der mit Modafinil erzielte Umsatz des Herstellers Cephalon wird in den USA zu etwa 90 % auf den Einsatz außerhalb der zugelassenen Indikation zurückgeführt.
In jüngster Vergangenheit wurde vielfach in den populären Medien über einen vermeintlich stark zunehmenden Trend zum Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente zum Zweck einer kognitiven Leistungssteigerung, darunter auch Modafinil, berichtet. Demnach soll der Gebrauch besonders unter Schülern und Studenten weit verbreitet sein. Sind die dargestellten Szenarien realistisch und der zunehmende Missbrauch von Medikamenten zum kognitiven Enhancement tatsächlich so verbreitet wie in den Medien dargestellt? Ist vielleicht sogar zu befürchten, dass dieser Trend zunimmt und eventuell weitreichende soziale und gesellschaftliche Folgen mit sich bringt?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich zunächst einen Blick auf Modafinil selbst werfen und die tatsächliche Wirksamkeit und Sicherheit beleuchten. Anschließend werde ich, um die Diskussion nicht auf reine Hypothetizität zu gründen, den empirischen Befund bezüglich eines nichtmedizinischen Gebrauchs von leistungssteigernden Medikamenten untersuchen und hier wichtige fördernde Trends und Einflüsse herausarbeiten. Schlussendlich möchte ich die ethischen Implikationen, eventuelle Risiken und Potenziale sowie Argumente diskutieren, die für und gegen eine Verwendung von Modafinil als kognitiven Enhancer sprechen und mögliche Wege eines sinnvollen Umgangs aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Modafinil
- 2.1 Struktur und Wirkung
- 2.2 Klinische Wirksamkeit
- 2.3 Off-Label-Gebrauch
- 2.4 Wirkmechanismus
- 2.5 Abhängigkeitspotential
- 2.6 Risiken und Nebenwirkungen
- 2.7 Langzeitfolgen
- 2.8 Wirkungen bei Gesunden
- 3 Einsatz als kognitiver Enhancer
- 3.1 Kognitives Enhancement
- 3.2 Medienpräsenz
- 3.3 Häufigkeit von kognitivem Enhancement
- 3.4 Zwischenfazit
- 3.5 Prognose
- 4 Ethische Aspekte
- 4.1 Enhancement vs. Treatment
- 4.2 Rolle der Ärzte
- 4.3 Medikalisierung
- 4.4 Kosten-Nutzen-Abwägung
- 4.5 Ethische Diskussion
- 5 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die ethischen Aspekte des kognitiven Enhancements am Beispiel des Medikaments Modafinil. Ziel ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Modafinil zu beleuchten, den empirischen Befund zum nicht-medizinischen Gebrauch leistungssteigernder Medikamente zu untersuchen und die ethischen Implikationen, Risiken und Potenziale einer Verwendung von Modafinil als kognitiven Enhancer zu diskutieren.
- Wirksamkeit und Sicherheit von Modafinil
- Empirische Befunde zum nicht-medizinischen Gebrauch von Modafinil
- Ethische Implikationen des kognitiven Enhancements
- Risiken und Potenziale von Modafinil als kognitiver Enhancer
- Diskussion von Argumenten für und gegen die Verwendung von Modafinil
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des pharmakologischen kognitiven Enhancements ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem realistischen Ausmaß des Modafinil-Missbrauchs und seinen potenziellen gesellschaftlichen Folgen. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich aus einer Analyse von Modafinil, der Untersuchung empirischer Befunde zum nicht-medizinischen Gebrauch leistungssteigernder Medikamente und der Diskussion ethischer Implikationen zusammensetzt.
2 Modafinil: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Darstellung des Medikaments Modafinil, beginnend mit seiner Struktur und Wirkung, über seine klinische Wirksamkeit bei verschiedenen Schlafstörungen bis hin zu seinem Off-Label-Gebrauch, Wirkmechanismus, Abhängigkeitspotential, Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen. Es beleuchtet auch die spezifischen Wirkungen bei gesunden Personen, um den Kontext für dessen Anwendung als kognitiver Enhancer zu schaffen.
3 Einsatz als kognitiver Enhancer: Das Kapitel untersucht den Einsatz von Modafinil als kognitiver Enhancer. Es beschreibt das Konzept des kognitiven Enhancements, analysiert die Medienpräsenz des Themas und die Häufigkeit seines Gebrauchs. Ein Zwischenfazit wertet die bisher gesammelten Informationen aus und versucht eine Prognose für zukünftige Entwicklungen abzugeben. Der Fokus liegt auf der Verbreitung und dem gesellschaftlichen Verständnis des nicht-medizinischen Gebrauchs.
4 Ethische Aspekte: Dieses Kapitel widmet sich den zentralen ethischen Fragen des kognitiven Enhancements mit Modafinil. Es diskutiert die Abgrenzung zwischen Enhancement und Treatment, die Rolle der Ärzte, die Aspekte der Medikalisierung und die Kosten-Nutzen-Abwägung. Die ethische Diskussion umfasst Argumente für und gegen die Einnahme von Modafinil als kognitiven Enhancer, wobei sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Ebenen berücksichtigt werden.
Schlüsselwörter
Kognitives Enhancement, Modafinil, Ethische Aspekte, Medikalisierung, Leistungssteigerung, Nebenwirkungen, Off-Label-Gebrauch, Risiken, Wirkmechanismus, Narkolepsie.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Ethische Aspekte des kognitiven Enhancements mit Modafinil
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Diese Diplomarbeit untersucht die ethischen Aspekte des kognitiven Enhancements am Beispiel des Medikaments Modafinil. Der Fokus liegt auf der Wirksamkeit und Sicherheit von Modafinil, dem nicht-medizinischen Gebrauch leistungssteigernder Medikamente und den ethischen Implikationen, Risiken und Potenzialen der Verwendung von Modafinil als kognitiven Enhancer.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunktthemen: die Wirksamkeit und Sicherheit von Modafinil, empirische Befunde zum nicht-medizinischen Gebrauch von Modafinil, ethische Implikationen des kognitiven Enhancements, Risiken und Potenziale von Modafinil als kognitiver Enhancer sowie eine Diskussion von Argumenten für und gegen dessen Verwendung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel über Modafinil (inklusive Struktur, Wirkung, klinischer Wirksamkeit, Off-Label-Gebrauch, Wirkmechanismus, Abhängigkeitspotential, Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen), ein Kapitel zum Einsatz von Modafinil als kognitiver Enhancer (inkl. Medienpräsenz und Häufigkeit des Gebrauchs), ein Kapitel zu den ethischen Aspekten (inkl. Enhancement vs. Treatment, Rolle der Ärzte, Medikalisierung und Kosten-Nutzen-Abwägung) und abschließend eine Zusammenfassung und einen Ausblick.
Was sind die zentralen ethischen Fragen, die behandelt werden?
Die Arbeit befasst sich mit zentralen ethischen Fragen wie der Abgrenzung zwischen Enhancement und Treatment, der Rolle der Ärzte bei der Verschreibung von Modafinil, den Aspekten der Medikalisierung und der Kosten-Nutzen-Abwägung im Kontext des kognitiven Enhancements. Es werden Argumente für und gegen die Einnahme von Modafinil als kognitiver Enhancer aus individueller und gesellschaftlicher Perspektive diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Kognitives Enhancement, Modafinil, Ethische Aspekte, Medikalisierung, Leistungssteigerung, Nebenwirkungen, Off-Label-Gebrauch, Risiken, Wirkmechanismus und Narkolepsie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung der Arbeit ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Modafinil zu beleuchten, den empirischen Befund zum nicht-medizinischen Gebrauch leistungssteigernder Medikamente zu untersuchen und die ethischen Implikationen, Risiken und Potenziale einer Verwendung von Modafinil als kognitiven Enhancer zu diskutieren.
Welche Informationen bietet das Kapitel zu Modafinil?
Das Kapitel zu Modafinil bietet eine umfassende Darstellung des Medikaments, beginnend mit seiner chemischen Struktur und Wirkung, über seine klinische Wirksamkeit bei Schlafstörungen bis hin zu seinem Off-Label-Gebrauch, Wirkmechanismus, Abhängigkeitspotential, Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen. Es beleuchtet auch die spezifischen Wirkungen bei gesunden Personen.
Wie wird der Einsatz von Modafinil als kognitiver Enhancer behandelt?
Das Kapitel zum Einsatz als kognitiver Enhancer beschreibt das Konzept des kognitiven Enhancements, analysiert die Medienpräsenz und die Häufigkeit seines Gebrauchs. Ein Zwischenfazit wertet die Informationen aus und versucht eine Prognose für zukünftige Entwicklungen abzugeben. Der Fokus liegt auf der Verbreitung und dem gesellschaftlichen Verständnis des nicht-medizinischen Gebrauchs.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Biol. Sabine Kira Salowsky (Autor:in), 2010, Ethische Aspekte des kognitiven Enhancements am Beispiel von Modafinil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188987