Lese-Rechtschreibstörung - Im Fokus: Migrantenkinder und deren Schwierigkeiten


Seminararbeit, 2010

24 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinition Lese- und Rechtschreibstörung

3. Die allgemeinen Ursachen einer Lese-Rechtschreibstörung
3.1. Die Ursachen einer Lese-Rechtschreibstörung bei Migrantenkindern

4. Die Entwicklung von Lesen und Schreiben bei Migrantenkindern
4.1. Das phonetische Problem beim Lese- und Schreiberwerb
4.2. Das Wortschatzproblem beim Lese-Schreiberwerb
4.3. Das Grammatikproblem beim Lese-Schreiberweb
4.4. Das Motivationsproblem beim Lese-Schreiberwerb

5. Die Diagnose von Lese-Rechtschreibstörungen
5.1. Diagnostische Arbeit an Schulen bei Kindern mit Migrationshintergrund

6. Die Förderung von Lese-Rechtschreibstörungen bei Kindern mit Migrationshintergrund .
6.1. Die Förderung der phonetischen Bewusstheit der Migrantenkinder
6.2. Die Förderung des phonetischen Schreibens der Migrantenkinder
6.3. Die Förderung des Wortbildlernens der Migrantenkindern

7. Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Lesen ist für den Geist das, was Gymnastik für den Körper ist.“1

Zu Problemen kommt es in der Schullaufbahn und dem weiteren Lebensweg immer dann, wenn diese geistige Gymnastik nicht ausreichend funktioniert und somit eine Lese-und Rechtschreibstörung vorhanden ist.

Im deutschen Bildungssystem gibt es zum momentanen Stand große Schwierigkeiten, da die Leistungen der Schüler sich entweder auffällig am oberen oder am unteren Leistungsniveau orientieren. Problematischer sind hierbei mehr die schlechteren Leistungen, unter denen häufig viele Kinder mit einer Lese-und Rechtschreibstörung zu finden sind. So ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich beim Lesen und Schreiben auf den hinteren Rängen zurückbleibt. Zusätzlich ist es bei diesen schlechten Leistungen auffällig, dass es immer häufiger Kinder mit Migrationshintergrund sind, die an einer Lese- und Rechtschreibstörung leiden, da diese am Rande des Gesellschaft sozialisiert und nicht vollständig integriert werden.2

Zum aktuellen Zeitpunkt ist in Deutschland bei etwa „4% aller Kinder mit einer Lese- Rechtschreibstörung zu rechnen. Dabei sind Jungen etwa dreimal häufiger als Mädchen betroffen.“3 Trotz dieser konkreten Zahl bleibt es schwierig, die Häufigkeit einer LRS4 genau anzugeben, da die Grenze zum Normalbereich fließend ist. Die Ursachen liegen nicht erst in der eigentlichen Schullaufbahn, in der die Schwierigkeiten auftreten, sondern bereits viel früher, denn nur noch knapp jedes zweite Kind mit Migrationshintergrund besucht eine Institution frühkindlicher Bildung.5 Für die Kinder mit Migrationshintergrund, die eine Lese- und Rechtschreibstörung aufweisen und keine spezifische und individuelle Förderung erhalten, ist es nahezu unmöglich, eine gehobene Schullaufbahn zu absolvieren oder einen qualifizierenden Bildungsabschluss zu erzielen.

In dieser Arbeit soll erarbeitet werden, in wiefern eine Diagnose an einem möglichst frühen Zeitpunkt der Schullaufbahn möglich ist, auf welche einzelnen Parameter es bei dieser Diagnose ankommt und welche Probleme bei Migrantenkinder beim Erlernen von Lesen und Schreiben typisch sind. Spezifisch dazu soll erläutert werden, welche Möglichkeiten der Förderung es speziell für die Kinder mit Migrationshintergrund gibt und an welcher Stelle diese Förderung sinnvoll und effektiv ist.

2. Begriffsdefinition Lese- und Rechtschreibstörung

„Die Legasthenie ist eine umschriebene und schwerwiegende Beeinträchtigung des Erlernens von Lesen und Rechtschreibung, die in Besonderheiten von Hirnfunktionen begründet ist. Diese in allen Schriftsprachen vorkommende Teilleistungsstörung ist veranlagt und nicht die Folge von unzureichender Beschulung, einer Intelligenzminderung oder anderen körperlichen, neurologischen oder psychischen Erkrankungen.“6

Vereinfacht bedeutet dies, dass Kinder ein spezielles Versagen beim Erlernen des Lesens und der Rechtschreibung aufweisen. Laut WHO wird die Lese-Rechtschreibstörung zu den „umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“7 gezählt. Diese Beeinträchtigungen oder Entwicklungsstörungen sind nicht auf eine verminderte Intelligenz zurückzuführen. Die Probleme im Lese- und Rechtschreiberwerb „bestehen von Anfang an und werden nicht erst später während der Schullaufbahn erworben“8 Somit muss eine Lese- und Rechtschreibstörung nicht unbedingt in der Schule auftreten. Sie kann sich auch erst im Erwachsenenalter ausprägen.

Die spezifischen Ursachen und Gründe für eine Entwicklung einer Lese-Rechtschreibstörung speziell bei Kindern mit Migrationshintergrund werden im folgenden Kapitel erläutert.

3. Die allgemeinen Ursachen einer Lese-Rechtschreibstörung

Das Auftreten einer Lese-Rechtschreibstörung beinhaltet mehrere unterschiedliche Faktoren, wie zum Beispiel eine erheblich genetisch bedingte Veranlagung, ungünstige familiäre Familienverhältnisse oder unzureichende schulische Bedingungen.

Zum aktuellen Stand der Wissenschaft, speziell der Hirnforschung, ist bekannt, dass biologische Risiken für die cerebrale Entwicklung von Kindern ein zusätzlich bedeutender Faktor sind, eine eventuelle Lese-Rechtschreibstörung auszubilden, wenn die genetischen Anlagen vorhanden sind.9 „Nach heutiger Auffassung bilden genetische Faktoren die Hauptkomponente, psychosozialen Faktoren wird ein moderierender Einfluss zugeschrieben, während hirnorganische Risiken […] nur eine untergeordnete Bedeutung zukommt.“10

Nach der ersten Feststellung einer Lese-Rechtschreibstörung im 19. Jahrhundert fiel beim Vergleich von mehreren Familienstammbäumen auf, dass es Familien gibt, in denen ungewöhnlich viele Mitglieder von LRS betroffen sind. Die Erblichkeit war damit jedoch nicht bewiesen, denn zu der Häufung an Fällen kann es auch dadurch gekommen sein, dass die Eltern durch mangelnde Lese- und Rechtschreibkenntnisse ihren Kindern beim Erwerb von sprachlichen Kompetenzen nicht ausreichend helfen konnten. Erst durch spätere Zwillingsforschungen konnte sicher nachgewiesen werden, dass es sich tatsächlich um eine biologisch begründete Erblichkeit handelte.11

3.1. Die Ursachen einer Lese-Rechtschreibstörung bei Migrantenkindern

Heutzutage haben Lehrer in allen Schularten immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund in ihren Klassen. So ist auch verständlich, dass häufiger unter eben diesen Kindern eine LeseRechtschreibstörung auftreten kann.

Bei diesen Kindern zeigen sich häufig Entwicklungsverzögerungen im Erweb von Lese-oder Schreibkompetenz, da „die Alphabetisierung von Kindern in ihrer zweiten oder in ihrer dritten Sprache bzw. ein Wechsel in eine fremde Sprachumgebung nach der Alphabetisierung mit zusätzlichen Entwicklungsaufgaben verbunden“12 ist. An dieser Entwicklung scheitern manche Kinder, und eine Lese-Rechtschreibstörung kann auftreten.

Nach den Ergebnissen der PISA-Studie wurde bekannt, dass zum aktuellen Zeitpunkt „9,9% der untersuchten Fünfzehnjährigen nicht die unterste Stufe der Gesamtlesestufe der Skala“13 erreichen. Das bedeutet, dass diese Kinder erhebliche Schwierigkeiten haben, aus den Texten angegebene Informationen, die Intention des Autors oder bekannte Themen zu erlesen. „20% der Jugendlichen, die aus einem Elternhaus kommen, in dem beide Eltern zugewandert sind, bleiben unter Stufe І der Lesekompetenz, 50% überschreiten nicht die Stufe І. Insgesamt kommen 52,6% der Jugendlichten, die unter Stufe І der Lesekompetenz bleiben, aus Familien mit Migrationshintergrund. “14 So ist es umso erschreckender, dass sich bei den Ergebnissen von PISA 2000 und PISA 2003 in diesem Bereich keine nennenswerte Veränderung vollzogen hat.

All das bedeutet jedoch nicht, dass nur Kinder mit Migrationshintergrund eine LeseRechtschreibstörung aufweisen können. Im Unterschied zu deutschen Kindern ist das Ziel, die Integrationshürde zu nehmen, eben für diese Kinder aus Migrantenfamilien enorm wichtig und ausschlaggebend für ihre gesamte Schullaufbahn. Dabei ist ein wichtiger Faktor das Alter der Kinder bei ihrer Einwanderung. Aus Studien geht hervor, dass „sich ein massiver Abfall der Lerneffizienz etwa ab dem 10. Lebensjahr“15 feststellen lässt. Zudem wurde festgestellt, dass die Sprache in der Familie enorm wichtig für den Erweb der Zweitsprache Deutsch ist. So erhöht sich der Lernaufwand der Kinder, wenn sie in ihrer Familie die Muttersprache der Eltern sprechen, denn sie werden meist nur in Deutsch alphabetisiert.

Erschwerend kommt hinzu, dass weitaus weniger Kinder aus Migrantenfamilien Kitas oder andere vorschulische Einrichtungen besuchen und somit erst in der Schule mit der deutschen Sprache in Kontakt kommen. So sind es „88,2 % der deutschen Kinder […]“ im Vergleich zu „70,2 % der Kinder aus Migrantenfamilien“, die eine vorschulische Betreuung besuchen.16 Das bedeutet, dass nach dem neuesten Stand des Statistischen Bundesamtes nur noch knapp jedes zweite Kind aus einer Familie mit Migrationshintergrund eine Institution für frühkindliche Erziehung besucht.17 Dies sind lediglich ausgewählte Ergebnisse aus Studien zu diesem Thema. Im Anhang unter Anlage 1 findet sich ein Schema, das alle Forschungsergebnisse kurz darstellt.

[...]


1 Zitat Joseph Addison

2 Mand, Lese- und Rechtschreibförderung in Kita, Schule und in der Therapie, S. 7

3 Von Suchodoletz, Lese-und Rechtschreibstörung (LRS) - Fragen und Antworten, S. 30

4 bedeutet Lese-Rechtschreibschwäche

5 Südwest Presse, Die Neckarquelle, Migrantenkinder gehen seltener in Kitas, 11.März 2010

6 Warnke, Hemminger, Roth, Schneck, Legasthenie, Leidfaden für die Praxis, S. 14

7 Von Suchodoletz, Lese-und Rechtschreibstörung (LRS) - Fragen und Antworten, S. 17

8 Von Suchodoletz, Lese-und Rechtschreibstörung (LRS) - Fragen und Antworten, S. 17

9 Von Suchodoletz, Lese-und Rechtschreibstörung (LRS) - Fragen und Antworten, S. 34

10 Von Suchodoletz, Lese-und Rechtschreibstörung (LRS) - Fragen und Antworten, S. 34

11 Von Suchodoletz, Lese-und Rechtschreibstörung (LRS) - Fragen und Antworten, S. 34

12 Mand, Lese- und Rechtschreibförderung in Kita, Schule und in der Therapie, S. 22

13 Mand, Lese- und Rechtschreibförderung in Kita, Schule und in der Therapie, S. 22

14 Mand, Lese- und Rechtschreibförderung in Kita, Schule und in der Therapie, S. 22

15 Mand, Lese- und Rechtschreibförderung in Kita, Schule und in der Therapie, S. 23

16 Mand, Lese- und Rechtschreibförderung in Kita, Schule und in der Therapie, S. 25

17 Südwest Presse, Die Neckarquelle, Migrantenkinder gehen seltener in Kitas, 11.März 2010

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Lese-Rechtschreibstörung - Im Fokus: Migrantenkinder und deren Schwierigkeiten
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Note
1,5
Autor
Jahr
2010
Seiten
24
Katalognummer
V189165
ISBN (eBook)
9783656131182
ISBN (Buch)
9783656132998
Dateigröße
941 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leserechtschreibschwäche, Migrationshintergrund, Migrantenkinder, Leserechtschreibstörung, Entwicklung von Lesen und Schreiben, phonetisches Problem, Wortschatzproblem, Grammatikproblem, Motivationsproblem, Diagnose, Förderung
Arbeit zitieren
Bettina Kruckenberg (Autor:in), 2010, Lese-Rechtschreibstörung - Im Fokus: Migrantenkinder und deren Schwierigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189165

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