Unterschiede im Einfluss der gesellschaftlichen Lebensbedingungen auf die Sozialisation in der Familie in der BRD und DDR von 1960 - 1989


Mémoire (de fin d'études), 1998

147 Pages, Note: 1,0


Extrait


GLIEDERUNG

Einleitung

1. Was ist Sozialisation ?
1.1. Sozialisation als Personlichkeits-und Identitats- entwicklung
1.2. Was ist Familie und welchen Stellenwert nimmt sie in der Sozialisation ein?
1.3. Familienforschung in der BRD und DDR

2. Wesentliche politische,okonomische und sozio- kulturelle Systemmerkmale in der BRD und DDR von 1960-1989 im Vergleich
2.1. Politik und Okonomie der Bundesrepublik
2.1.1. Das Bildungswesen in der BRD
2.2. Die Diktatur der SED in der DDR
2.2.1. Die zentralistischen Bildungsziele in der DDR
2.3. Familienleitbilder und Familienpolitik in beiden deutschen Staaten
2.3.1. Familienleitbilder
2.3.2. Das zentrale Familienleitbild und Erziehungsziel in der DDR
2.3.2.1. Familienpolitische MaSnahmen und das Ziel des neuen Geschlechterverhaltnisses in der DDR
2.3.3. Das burgerliche Familienleitbild in der BRD
2.3.3.1. Familienpolitische Leitlinien und Mafinahmen in der BRD
2.4. Aspekte der identitatsstiftenden Funktion der Berufstatigkeit in beiden deutschen Staaten
2.4.1. Der zentrale Stellenwert der Arbeit in der DDR
2.4.2. Die Arbeitsmarktbedingungen in der BRD
2.5. Wohnungspolitik-und situation

3. Die auEerfamilialen Beziehungsstrukturen in beiden deutschen Staaten
3.1. Der Umfang der staatlichen Krippenerziehung in der DDR
3.2. Der EinfluE der erzieherischen Funktion der Schule auf die Familie in der DDR
3.3. Die Bedeutung der auEerfamilialen Erziehung in der BRD
3.4. Der EinfluE der auEerfamilialen Freizeitgestaltung in der BRD
3.5. Die organisierte auEerfamiliale Freizeitgestaltung in der DDR

4, Familiare Lebensfuhrung in der BRD und DDR von 1960-1989 im Vergleich
4.1. Formen privater Lebensfuhrung in der DDR
4.1.2. Formen privater Lebensfuhrung in der BRD
4.2. Alltagshandeln- und beziehungen in der Familie in der Familie in der BRD und DDR
4.2.1. Familienalltag,Freizeitgestaltung und Massenmedien in der DDR
4.2.2. Familienalltag,Freizeitgestaltung und Massenmedien in der BRD
4.3. Die Eltern-Kind -Beziehung in BRD und DDR
4.3.1. Die Mutter-Kind-Beziehung in der DDR
4.3.2. Die Eltern-Kind-Beziehung in der DDR
4.3.3. Der Wandel von Erziehungskonzepten in der BRD
4.4. Die Paarbeziehung in der DDR
4.4.1. Aspekte der Paarbeziehung in der BRD
4.5. Der Wandel von der Einstellung zur Ehe, Familie und Sexualitat in der DDR
4.5.1. Die Einstellungen zu Ehe, Familie und Sexualitat in der BRD

5. Herausbildung von Identitaten
5.1. Identitatsbildung in der DDR
5.2. Identitatsbildung in der BRD Zusammenfassung

1.Einleitung

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges haben sich in Deutschland unter dem EinfluS der Besatzungsmachte zwei Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung entwickelt.

Seitdem konnen die Menschen aus einer Diktatur und der bestehenden demokratischen Gesellschaft wieder zusammenleben.

Meinungsumfragen belegen, wie stark sich Ost-und Westdeutsche in ihrer Befindlichkeit unterscheiden und wie gegensatzlich sie Geschichte und Gegenwart der jeweils anderen Seite einschatzen.

„Vierzig Jahre Zweistaatlichkeit haben jedoch differentielle politische, kulturelle und lebensweltliche Erfahrungsraume konstituiert und die kulturellen und mentalen Verschiedenheiten der Ost-und Westdeutschen, trotz fortbestehender Geraeinsamkeiten, zunehmend vertieft" (Schneider,1994,S.12).

Ein Beispiel dazu ist das Ergebnis einer Studie gemeinsam mit jugendlichen Schulern aus Ost und West im Gesprach, aus der ersichtlich wird, daE heute, 7 Jahre nach dem Mauerfall, bei Jugendlichen in Ost und West immer noch gegenseitig Vorurteile dominieren (Studie der Gesellschaft fur angewandte Jugendforschung, 1995-1997). Diese Vorurteile der Jugendlichen sind Verall- gemeinerungen und eifrige Wertungen, die weder durch Wissen urn Fakten noch durch Erfahrungen zureichend abgesichert sind und zu destruktivem Verhalten fuhren konnen.

In den Medienmeldungen kann ein starkere Tendenz zu Gewalt und Rechtsextremismus in den neuen Bundeslandern beobachtet werden, die auf Fakten beruhen und von den Medien gleichzeitig auf eine Gefahr aus dem Osten hinweisen.

So besteht eine ge.sellschaftspolitische Notwendigkeit, sich mit dem Unbekannten, Unverstandlichen des anderen auseinanderzusetzen.

Die befragten Schuler der o.g. Studie leben zum groJSten Teil noch im Elternhaus, und Gesprache uber Ost und West mit den Eltern beeinflussen auch die Meinungsbildung.

Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Sozialisationsbedingungen und Biographien der Eltern der heutigen Jugendlichen ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Unbekannten des anderen.

So beeinhaltet meine Diplomarbeit das Herausarbeiten des unterschiedlichen Einflusses der jeweiligen Gesell- schaftssordnung auf die Sozialisation der Kinder und Jugendlichen in der Familie, die von 1960 bis 1989 in der BRD und in der DDR aufgewachsen sind.

Wahrend meiner Tatigkeit als Familienhelferin habe ich beruflich erfahren, daS der EinfluiS der Familie grund- legend fur die weitere Personlichkeitsentwicklung ist, z.B. fur Problemlosungsmuster-und strategien, Lebens- vorstellungen, Denk-und Verhaltensmuster, Weltanschauung, Lebensziele, Abwehrmechanismen u.s.w..

Von dieser Vorannahme aus mochte ich den verschiedenen EinfluE der jeweiligen Gesellschaftsordnung auf die Primarsozialisation in der Familie von 1960-1989 mittels wis'senschaftlicher Forschungsergebnisse nachweisen und eventuelle Unterschiede in den Tendenzen, Richtungen der Personlichkeits-und Identitatsentwicklung in Ost und West aufzeigen.

Um sich in dieser differenzierten Phase der gesellschaft- lichen Entwicklung in Deutschland zurechtzufinden, finde ich es personlich und auch als derzeitig tatige Familien- helferin in Berlin-Neukolln und Berlin-Mitte wichtig, mehr voneinander zu erfahren und zu verstehen.

Da ich auch beruflich nach dem Studium mit Familien arbeiten mochte, ist es notwendig, die unterschiedlichen Bedingungen und Prozesse des Aufwachsens in Ost und West verstehen zu lernen, um auf die Menschen und ihr Verhalten besser eingehen zu konnen.

Diese Diplomarbeit soil auch dazu beitragen, meine eigenen Lebenserfahrungen zu reflektieren und differenzierter zu betrachten.

Ich bin selbst in Ostdeutschland aufgewachsen und habe in dieser Gesellschaftsordnung 26 Jahre gelebt, so da£ es aufierordentlich interessant ist, zwei vollig verschiedene Gesellschaftsordnungen miteinander vergleichen zu diirfen, die man beide mehr oder weniger auch personlich erfahren hat,

Ich mochte mir Wissen dariiber aneignen, welche unterschiedlichen Werte, Normen, Muster, Lebens­erfahrungen und Identitaten durch die 40-jahrige Aufteilung und Trennung der deutschen Menschen in Ost und West fur das Wiederzusammenleben miteingebracht worden sind.

Als erstens stellt sich mir die Frage, ob die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen fur die Familien in Ost und West sich unterschiedlich auf die Personlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden ausgewirkt haben, also ob es iiberhaupt Unterschiede in der Primarsozialisation in der BRD und DDR gab im Zeitraum von 1960 -1989.

Gegenwartige Forschungsergebnisse deuten ja meist auf geringe Unterschiede bei Wertvorstellungen, Einstellungen und Lebensorientierungen der Jugendlichen in Ost und West hin.

Die Familie steht in ihrer Sozialisationsfunktion in Wechselbeziehungen zur Gesellschaft und zum Individuum. Das bedeutet, daS die Familie von gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen determiniert wird und individuelle Einstellungen, Deutungsmuster und Verhaltensweisen von verschiedenen Personlichkeiten ebenfalls auf die Entwick- lung der Familie und zusammen mit dieser auf Struktur und Dynamik der Gesellschaft wirken (Schneider,a.a.0.,S.103). Es werden nicht bestimmte Personlichkeiten und Identitaten in der Familie produziert, sondern die subjektive Verarbeitung ist unterschiedlich.

Also konnen eventuell nur unterschiedliche Tendenzen in der Verarbeitung der Sozialisationsbedingungen in der Familie in Ost und West festgestellt werden.

Weiterhin gehort die Gesamtheit aller Umweltbedingungen zu den EinfluSfaktoren auf den SozialisationsprozeJS in der Familie, jedoch kann ich nicht umfassend auf die gesamten Umweltbedingungen eingehen, sondern mochte mich nur auf einige EinfluSfaktoren konzentrieren, die mir wesentlich erscheinen.

Im SozialisationsprozeS tritt dem Einzelnen die ihn umgebene Gesellschaft nicht in seiner Totalitat und Komplexitat gegenuber, sondern nur in bestimmten sozialen Umwelten, die auch in groJSere Zusammenhange eingebunden sind, wie z.B. in der Familie . (Tillmann,1996,S.16) . Soziale und okonomische Grundstrukturen wirken nicht direkt auf den Heranwachsenen ein, sondern werden uber z.B. familiare Lebensbedingungen, elterliches Handeln, spielerisches Lernen im Kindergarten vermittelt (ebd.). Umgekehrt wirkt individuelles Handeln in der Familie nicht direkt auf die Gesellschaft ein.

Die Familie ist also in ein System von Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaftsstruktur, vermittelnden Insti- tutionen und individuellem Handeln eingebunden, was den SozialisationsprozeS beeinfluSt.

Dabei ist die Familie kein passives Opfer gesellschaft- licher Strukturen und Entwicklungen und auch keine selbstgenugsame Institution (Schneider, 1994,S.103) .

Das kann auch anhand dieser Arbeit uberpruft werden. Jedoch inwieweit die der Familie gesellschaftlich zugeschriebenen Sozialisationsleistungen tatsachlich erbracht wird, ist noch nicht ausreichend bekannt, was an grundsatzlichen Mefiproblemen und Privatheit geschutzter familiarer Vorgange liegt (Schneider,a.a.0S.231).

Im Kapitel 1 wird zuerst der Begriff der Sozialisation und der Stellenwert der Familie in diesem Zusammenhang erklart.

Urn die Frage zu beantworten, ob es Unterschiede beim Aufwachsen in Ost und West von 1960-1989 gegeben hat, habe ich im Kapitel 2 zuerst die grundlegenden Merkmale der Politik und Okonomie in der jeweiligen Gesellschaftsstruktur unterschieden, in der die Familien gelebt haben.

Welche Bedeutung und Funktion die Familie in der jeweiligen Gesellschaftsstruktur hatte, wird anhand der Familienleitbilder und der Familienpolitik beantwortet. Aspekte der Arbeitsbedingungen und der Berufstatigkeit als Sozialisationsbedingungen fur die Familien werden nur kurz miteingebracht, weil hier zuwenig empirisches Forschungsmaterial vorliegt.

Weil die unterschiedlichen sozialen und okonomischen Strukturen der Gesellschaft auch durch aufierfamiliale Istitutionen vermittelt werden, werden im Kapitel 3 Unterschiede bei der Bedeutung auiSerf amiliarer Erziehung und Freizeitgestaltung fur die Sozialisation der heranwachsenen Kinder untersucht.

Im Kapitel 4 wird die familiare Lebensfiihrung gegen- iibergestellt und die Frage nach Unterschieden im Familienalltag und bei den sozialen Beziehungen gestellt.

Weil die Eltern hauptsachlich als Umweltvermittler fur ihre Kinder fungieren, habe ich mich auf die Eltern-Kind- Beziehung konzentriert.

Die Mutter-Kind-Beziehung in der BRD habe ich aus Griinden des Umfanges der Diplomarbeit nicht mit eingebracht. Einstellungen und Orientierungen von Jugendlichen nach der Wende flieSen in diesem Kapitel mit ein, sind jedoch dem Forschungsstand entsprechend nicht vollstandig beriicksichtigt worden, weil es den Umfang der Arbeit gesprengt hatte.

Auch der Familienalltag ist nur als kleiner Ausschnitt beschrieben worden und in der Vielfalt der individuellen privaten Lebenswelt viel differenzierter.

Zum Schlufi bin ich der Frage nachgegangen, welche Tendenzen der Identitatsentwicklung in Ost und West gegeniibergestellt werden konnen.

Folgende empirische Untersuchungen habe ich zu meiner Fragestellung herangezogen:

Das Familien-Survey 1 des Deutschen Jugend-Institute (DJI) "Die Familie in Westdeutschland "(Hrsg.Hans Bertram), in der 1988 10043 Personen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren nach der familialen Lebenssituation, der bisherigen Berufs-und Partnerbiographie, zu Einstellungen und Wertorientierungen sowie zu ihren Kindern befragt wurden (Bertram,1991,S.XV).

Das Familien-Survey 2 des DJI (Hrsg.Bertram) , in der zur Jahreswende 1990/91 das standardisierte Interview des Familien-Survey in den neuen Bundeslandern bei einer reprasentativen Stichprobe von 2.000 Personen im Alter von 18-55 Jahren repliziert wurde (Bertram,1992,S.20). Hauptschwerpunkte des Familien-Survey 1 und 2 waren, die familialen Lebensformen und Familienbeziehungen zu erfassen und zu beschreiben als auch die Einbettung der Familien in Nachbarschaft, Verwandtschaft , Gemeinde und Region zu analysieren (Bertram,1991,S.XVii),

Das Familien-Survey 5 von Bernhard Nauck und Hans Bertram als Pionierstudie,. in der Daten miteinander verknupft und reorganisiert wurden, so daJ3 ein kindbezogener Datensatz von 22.217 Kindern mit Inf ormationen iiber familiare Lebensbedingungen erstellt werden konnten (Nauck/Bertram,1995,S.5).

Eine Schiilerstudie des Deutschen Jugendinstituts im Sommer 1990 in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut fur Jugendforschung (ZGI) in Leipzig, bei der 1231 GroEstadtschiiler der 9 . Klasse(15-16jahrige) in der alten Bundesrepublik und 1049 Schuler in der ehemaligen DDR befragt wurden.

Die Themen der Befragung beziehen sich auf Lebensziele, Zukunftserwartungen und Demokratievorstellungen der Schuler sowie Einstellungen zur Wiedervereinigung und Zufriedenheit mit den politischen Verhaltnissen in ihrem Teil Deutschlands (Basic,1992,S.7).

Weiterhin mochte ich eine Ausarbeitung zur Sozialisationsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg anwenden mit dem Titel: "Kriegskinder, Konsumkinder, Krisenkinder", bei der Kindheitserfahrungen mehrer Generationen aufbereitet wurden.

Diese Texte sind Ergebnisse eines dreijahrigen Diskussionsprozesses der "Arbeitsgruppe Wandel der Sozialisationsbedingungen seit dem Zweiten Weltkrieg" im Rahmen der Sektion "Bildung und Erziehung" der Deutschen Gesellschaft fur Soziologie seit dem Mai 1980, sowie individuelle Erfahrungen und wissenschaftliche Arbeit der Autoren.

Inhaltlich wird dabei das generationsspezifische Besondere, Gemeinsame erarbeitet, abgegrenzt und miteinander verglichen, urn den sozialen Wandel der Kindheit seit dem Zweiten Weltkrieg zu beschreiben (Preuss-Lausitz,u.a,1989,S.7/8) .

Der DDR-Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz hat in seinem Psychogramm mit dem Titel; "Der Gefiihlsstau", Erfahrungsberichte seiner Klienten in seiner seit 1981 eroffneten psychotherapeutischen Klinik im Evangelischen Diakoniewerk Halle gesammelt und die Lebensgeschichten dieser Menschen. analysiert, die in Lebenskrisen geraten sind.

Seine Klienten waren bereit, einen Blick in die belastende Vergangenheit ihrer Geschichte zu wagen, so dafi er Zugang zu Informationen in der Therapie hatte, die die meisten Menschen sonst lieber vor sich selbst und vor anderen verborgen gehalten hatten, wie er selbst formuliert (Maaz,1990,S.57), Eine Untersuchung von 200 Kinderkrippen und 10000 Kinder der DDR im Jahre 1988 wurde von Karl Zwiener unter Mitwirkung von Elisabeth Zwiener-Kumpf und Christa Grosch hinsichtlich der Einfliisse von Familie und Krippe auf die Gesundheit bei Krippenkindern untersucht (Zwiener,1994,S.13).

Ebenfalls mochte ich eine vergleichende Analyse des Familienlebens in Ost-und Westdeutschland von Norbert Schneider nutzen, die sich auf den Zeitraum von 1970-1992 bezieht. Die empirische Basis dieser Arbeit sind Ergebnisse der amtlichen Statistik sowie Daten von jugend-und familiensoziologischen Primarerhebungen, die in der BRD und DDR zwischen 1973 und 1991 durchgefuhrt und in dieser Ausarbeitung reanalysiert wurden.

Der Focus dieser Untersuchung bezieht sich auf die Beschreibung und Erklarung von Konvergenzen und Divergenzen von Familie und privater Lebensfiihrung in beiden deutschen Staaten sowie die Analyse ihrer Ursachen (Schneider,1994,S.7).

Eine Untersuchung der Modernisierung von Kindheiten im interkulturellen Vergleich von Manuela du Bois-Reymond, Peter Buchner, Jutta Ecarius. Burkhard Fuhs und Heinz- Herrmann Kruger, bei der u.a. die Frage der heutigen Lebensgestaltung von westdeutschen und ostdeutschen Kindern in ihren Familien bei unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen fur meine Arbeit relevant ist sowie die Differenzierung der unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen bei unterschiedlichem Moder- nisierungsgrad.

Dabei wurden 30 Familien in Ostdeutschland und 38 Familien in Westdeutschland ausgesucht und im Zeitraum von 1991-1993 befragt (Bois-Reymond,1994,S.20).

Die befragten Kinder in den neuen Bundeslandern waren zum Zeitpunkt der politischen Wende 1989 ca. zehn Jahre alt, haben somit den grofiten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht und wurden erst „ im Jahre zwei der Deutschen Einheit" interviewt und beobachtet, so daS der Sozialisationskontext vor 1989 und der UmwalzungsprozeS die Personlichkeitsentwicklung der Kinder gepragt haben (Bois-Reymond,1994,S.259) .

Interessanterweise wird bei dieser Arbeit auch iiber Auseinandersetzungen mit ostdeutschen Projektmitgliedern berichtet, welche der Versuchung auflagen, "ihre" Familien gegen eine eventuelle Diskriminierung durch Westwissenschaftier zu schiitzen.

„Auch auf der Meta-Ebene von Wissenschaft spielt sich der „neue Kulturkampf" zwischen „Wessis" und „Ossis"ab" (Bois-Reymond,a.a.O.,S.199).

Unmittelbar nach der Wende wurde vom Jugendwerk der Deutschen Shell eine Basiserhebung fiir „Lebenslagen, Orientierungen und Entwicklungsperspektiven im vereinigten Deutschland" konzipiert, urn kunftige

Wandlungsprozesse im Jugendleben verlaSlich erheben zu konnen. Die Haupterhebung fand 1991 statt und dabei wurden 4005 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13-29 Jahren meistens zu Hause mundlich befragt.

Diese Jugendstudie 1992 (Bd.1-4) ist hauptsachlich eine Vergleichsstudie zwischen alten und neuen Bundeslandern (Zinnecker,Bd.3,1992,S.12),

Eine direkte Wiederholung der Jugendstudie 1991 wurde 1996 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell getragen, bei der 3275 junge Menschen im Alter von 13-29 Jahren in mundlichen Interviews von gut einstiindiger Lange befragt wurden (Silbereisen,1996,S.20).

Weiterhin wurden von Peter Buchner, Burkhard Fuhs und Heinz-Hermann Kruger die empirische Arbeit: „Vom Teddybar zum ersten KuS" herausgegeben, bei der insgesamt 2663 Madchen und Jungen in Ost und West im Alter von 10-15 Jahren zwischen Februar und Mai 1993 zu den Themen: familiare Beziehungen, Selbstandigkeit, Orientierungen und Orientierungsprobleme der Kinder, Freizeitinteressen, Gleichaltrigen-Beziehungen und zum Lebens-und Lernumfeld Schule befragt worden sind (Buchner,1996,S.23).

1. Was ist Sozialisation?

Der Begriff der Sozialisation ist ca. Ende des 19.Jh. in die Soziologie eingefiihrt worden.

Man versteht unter Sozialisation (bei uberwiegender Einigkeit der Wissenschaftier zu diesem Begriff) den Prozefi der Entstehung und Entwicklung zur sozial handlungsfahigen Personlichkeit, der sich in wechsel- seitiger Abhangigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt vollzieht, die zu einem bestimmten Zeitpunkt der historischen Entwicklung einer Gesellschaft existiert (Hurrelmann,1995,S.14}.

Es bedarf langwieriger und komplizierter Einfliisse, um aus einem Neugeborenen, der sich in einem biologisch friihen Reifestadium schon auf der Welt befindet und allein auf sich gestellt nicht lebensfahig ist, eine erwachsene menschliche handlungsfahige Personlichkeit werden zu lassen.

Was ist unter einer handlungsfahigen Personlichkeit zu verstehen?

Die Handlungskompetenz wird als ein aufeinander gerichtetes und bezogenes, bewufites, geplantes und beabsichtigtes Handeln (interaktive Handlungen) und als an einem gemeinsamen sprachlichen Verstandigungsmuster orientiertes Handeln, bei dem ein aufeinander bezogener Austausch von Informationen und Sinngehalten stattfindet, (kommunikatives Handeln) gekennzeichnet.

Die Handlungskompetenz ist ein Zustand der individuellen Verfiigbarkeit von Fertigkeiten und Fahigkeiten zur Auseinandersetzung mit der inneren und auSeren Realitat.

Die interaktiven und kommunikativen Handlungen sind Spezialformen des Handelns, die als Voraussetzung fur die Auseinandersetzung mit den Umweltanforderungen gelten und bei denen auch die eigenen Motive, Bedurfnisse und Interessen eingebracht werden konnen (Hurrelmann,a.a.O.,S.76).

Ebenfalls sollte das handlungsfahige Subjekt ein reflektiertes Selbstbild fur die eigenen Handlungs- moglichkeiten aufbauen konnen, bei dem eine Kontinuitat des Selbsterlebens und des inneren Sich-Selbst- Gleichseins erfolgen kann (Hurrelmann,a.a.0.,S.79). Grundlage und Voraussetzung fur die Entfaltung von Handlungskompetenz sind Fertigkeiten und Fahigkeiten wie sensorische und motorische (z.B. korperliche Beweglich- keit), interaktive (z.B. Perspektivemibernahmefahigkeit, Kontaktbereitschaft), intellektuelle (z.B. Kapazitat zur Informationsverarbeitung und Wissenspeicherung) und affektive Fertigkeiten und Fahigkeiten (z.B. Bindungs- fahigkeit, Empathie).

Diese entwickeln sich in der Regel in den ersten drei Lebensjahren (Hurrelmann,a.a.0.,S.161).

Darauf aufbauend wird nach neueren handlungstheoretischen Ansatzen zwischen kognitiven, sprachlichen, sozialen, moralischen, asthetischen und emotionalen Kompetenzen unterschieden, mit deren Hilfe der Mensch sich produktiv mit seiner Umwelt auseinandersetzen kann (ebd.).

„Bei der Struktur der Handlungskompetenz handelt es sich damit urn die zu einem bestimmten Lebenszeitpunkt verfiig- baren und anwendbaren Potentiale der Umweltwahrnehmung, der Steuerung des Handelns nach ethischen und moralischen Prinzipien, des gefuhlma&igen und genuSorientierten Erschliefiens der sozialen und naturlichen Umwelt, des verbalen Benennens und Kodierens der aufieren Realitat sowie der sozialen Kontaktfahigkeit und Verhaltens- sicherheit" (Hurrelmann,a.a.0.,S.163).

Gibt es eine grundlegende Entwicklungsbedingung, die dieses Ziel der Sozialisation gestaltet?

Um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, braucht der Mensch soziale Beziehungen (da er ein soziales Wesen ist) und muS sich rait deren Normen, Regeln und kulturellen Werten auseinandersetzen, um zu uberleben.

Die sozialen Beziehungen rniissen dabei einen ausreichenden Beitrag leisten, daiS das heranwachsene Kind geniigend emotionale Bindungen und liebevolle Zuwendung erfahrt, um sich als ein willkommenes und bestatigtes lebendiges menschliches Wesen zu begreifen, welches selbst spater einmal Verantwortung fur sich und andere ubernehmen kann. Das Kind erfahrt dann eine affektiv-emotionale Bediirfnisbef riedigung und es ist von den sozialen Beziehungen abhangig.

Die Primarsozialisation findet in der Familie statt und ihr Stellenwert im SozialisationsprozeJS wird im Pkt.2.3 beschrieben.

Wenn das Kind heranwachst, regeln die sozialen Rollen, die fur typische Situationen Handeln vorgeben, die sozialen Beziehungen. Erwartungen an den anderen Rollen- trager werden geklart und die Einstellung auf die Handlungen des anderen wird gegenseitig erleichtert.

So hat der Heranwachsende zunachst seine Rolle, in welcher er erfahrt, was es als Kind tun darf und was nicht erlaubt ist und kann sich orientieren.

Das Kind wachst aus seiner Rolle heraus und weiS, daS es erwachsen werden soil wie Mutter und Vater, die sich in ihrer Rolle als Eltern abgrenzen und lernt dabeij sich in Komplementarrollen zu versetzen.

„Dieses Rollenlernen ist sicherlich nicht nur ein Spiel, sondern es erfordert auch Arbeit. Gefiihle von Zumutung, Arger, Angst, Freude, Befriedigung und Begeisterung mischen sich unentwirrbar" (Bellebaum,1991,S.70).

Das heranwachsende Kind setzt sich also mit den Erwartungen der Eltern auseinander, welche nicht immer im Einklang mit den eigenen Bediirfnissen und Interessen sind.

Hurrelmann verweist kritisch darauf, Sozialisation nicht einseitig als ProzeS der Rollenaneignung zu sehen, sondern den Spielraum fur Wertstrukturen und Handlungsziele, die Rollendistanz ermoglichen, nicht zu unterschatzen, die die Entwicklung einer eigenen, vom gesellschaftlich etablierten und institutionalisierten Rollensystem abweichenden Personlichkeit impliziert (Hurrelmann,1995,S.45) .

Die Kulturubertragung oder Vertrautmachen des Kindes mit der jeweiligen gesellschaftlichen bzw.gruppenspezifischen Normen einschlieSlich ihrer Sinn-und Bedeutungsgehalte wird als -Enkulturation- bezeich.net.

Das Auseinandersetzen und die Identifikation mit sozialen Normen, Werten, Vorstellungen und Einstellungen wird als -Internalisierung- definiert und bezeichnet mehr oder weniger stark verinnerlichte Handlungserwartungen, welche weiterhin die Handlungsmotive und Bediirfnisse des Menschen bestimmen.

Die Intensitat und Bedeutung solch einer Identifikation konnen dabei unterschiedlich sein.

Dabei konnen stark verinnerlichte Erwartungen in Konflikt mit widerspriichlichen auJSeren Erwartungen geraten.

„Wenn dieser Konflikt nicht ausgetragen wird, sind Verdrangung, Unsicherheit und schlieSlich sogar Desorganisation der Person zu erwarten"

(Bellebaum,1991,S.68).

Es ist dann ein Pendeln zwischen Anpassung und Wider- stand, wobei volliges Aufgehen in Fremderwartungen oder Stigmatisierung infolge normabweichendes Verhaltens die Ich-Identitat angreifen, denn die widerspriichlichen Erwartungen bedurfen eines Ausgleichs.

Bei GOFFMAN wird die Ich-Identitat als die subjektive Reaktion und das Selbst-Gefiihl beim Akzeptieren oder Widerstand auf die von auSen gesetzten Erwartungen erklart.

Das Individuum hat also die Moglichkeit, sich als handlungsfahiges Subjekt zu den Umwelterwartungen aktiv und individuell zu verhalten.

Bei volligem Aufgehen in Fremderwartungen kann das Individuum sich nicht selbst verwirklichen und entfremdet sich von sich selbst, bei Stigmatisierung infolge normabweichenden Verhaltens wird es bestraft und geahndet, so dafi es kein positives Ich-Gefuhl entwickelt, d.h. „das Verhaltnis von individuellen Anspruch auf ein bestimmtes Selbstkonzept und dessen sozialer Anerkennung bzw. Realisierung ist gestort" (Grubitzsch,1987,S.475). Welches Selbstgefiihl wird entwickelt bei volligem Aufgehen in Fremderwartungen, wenn die Fremderwartungen sogar zu einem Bediirfnis geworden sind, und spurt die Person die Entfremdung von sich selbst?

Diese Frage bleibt offen und ich vermute, daS Abwehr- mechanismen erst dann spiirbar werden, wenn die Umwelt- bedingungen dazu nicht mehr passen bzw. die aufieren Erwartungen andere werden.

Dann ware die bewuSt reflektierte situations-und lebengeschichtliche Kontinuitat des Selbsterlebens auf der Grundlage eines bewuGt verfiigbaren Selbstbildes, wie Hurrelmann die Identitat beschreibt, in Gefahr (Hurrelmann,1995,S.171) .

Vom Ende der primaren Sozialisation kann man dann sprechen, wenn der heranwachsende Mensch gelernt hat, mit subjektiven Sinn und am Verhalten anderer orientiert zu handeln, und wahlt man als Kriterium der Sozialisation nach der primaren Phase das Erlernen neuen Wissens, dann ist kein Ende abzusehen (Bellebaum,1991, S.69) .

Bellebaum spricht auch von der Einubung von Verhaltensweisen und der Ubernahme von Fremdpositionen.

Er richtet sich theoretisch in seiner Literatur nach der klassischen funktionalen Theorie der Sozialisation, indem er die aktive subjektive Verarbeitung der Umwelterwartungen unterschatzt.

Die gesamte auSerfamiliare bzw. institutionalisierte Erziehung und das Erleben anderer Wirklichkeiten als die in der Familie wird als sekundare Sozialisation bezeichnet.

Bei einer immer komplexer werdenen Gesellschaft, die immer mehr schulisches und berufliches Wissen sowie zunehmende Flexibilitat abverlangt, wird die sekundare Sozialisation immer bedeutsamer, die primare Sozialisation ist jedoch grundlegend.

Der heranwachsende Mensch ist in dieser Zeit mit einer noch schwach ausgebildeten Identitat besonders pragsam.

Es gibt jedoch kontroverse wissenschaftliche Diskussionen uber den Einflufc der friihkindlichen Erfahrungen in der Familie und der spateren Personlichkeitsentwicklung.

Neuere Langzeitstudien konnten jedoch Daten liefern, die die familiare Sozialisation als sehr einf luSreich fur spatere intellektuelle und soziale Fahigkeiten werten {Nave-Herz/Markefka, 1989,S.293) .

Der Begriff der „Erziehung" grenzt sich deutlich vom Begriff der Sozialisation ab und ist diesem begriffslogisch untergeordnet.

Erziehung bezeichnet die bewuEte und geplante EinfluEnahme auf die Personlichkeitsentwicklung (Hurrelmann,1995,S.14).

1.1. Sozialisation als Personlichkeits- und Identitats- entwicklung

Sozialisation ist also nicht nur die Ubernahme gesellschaftlicher Erwartungen in psychische Strukturen des Individuums, sondern ein ProzeE der aktiven Aneignung von Umweltbedingungen.

Die Erwartungen an eine gelungene Sozialisation sind eine den Anforderungen der Umwelt angemessene individuelle Handlungskompetenz und Identitatsbildung (Hurrelmann,1995,S.178) .

Was ist unter Identitatsbildung zu verstehen?

Der Psycholanalytiker ERIKSON beschreibt die Ich-Identiat allgemein als die Summe seiner Identifikationen und als einen spezifischen Zuwachs an Personlichkeitsreife, den das Indivlduum aus der Fulle seiner Kindheitserfahrungen entnommen haben muE, um fiir die Aufgaben des Erwachsenenlebens gerustet zu sein(Erikson,1976,S.123) . Was ist mit Ich-Identitat und Personlichkeitsreife gemeint?

Die "Personlichkeit" als junger Begriff hat seine Wurzeln im christlichen Glauben, in der „Seele" oder „Wesen" des einzelnen, welche in seiner personlichen Verantwort- lichkeit vor Gott stehen muS.

Weiterhin hat dieser Begriff des personlichen Einzelnen die Bedeutung der biologischen Individuality, der sich von jedem anderen Individuum unterscheidet (Grubitzsch,1987,S.748).

„Mit Personlichkeit" wird das einem Menschen spezifische organisierte Gefiige von Merkmalen, Eigenschaf ten, Einstellungen und Handlungskompetenzen bezeichnet, das sich auf der Grundlage der biologischen Ausstattung als Ergebnis der Bewaltigung von Lebensaufgaben jeweils lebensgeschichtlich ergibt" (Hurrelmann,1995,S.14).

Die „Personlichkeit" ist ein psychologischer Begriff und die „ Identitat"-urspriinglich ein Begriff der Logik und der Philosophie- hat ihre gegenwartige Bedeutung aus der amerikanischen Sozialpsychologie eingeleiteten Diskussion (Grubitzsch,a.a.0.,S.474).

Die Identity ist eine Strukturierung von Individuen, die in spezifischer Weise gesellschaftlich gepragt wird.

Die Personlichkeitsentwicklung beginnt bereits vor der Geburt und gilt wie die Identity lebenslang (Dorsch,1992,S.478).

Mit Personlichkeitsentwicklung wird die uberdauernde und langfristige Veranderung der Personlichkeitsmerkmale im historischen Zeitverlauf und im Laufe des Lebens bezeichnet {Hurrelmann,1995,S.14).

Beides geschieht in der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt und die Ausbildung der Identity ist ein Teil der sich entwickelnden Personlichkeit.

Die Bedingungen fur die Personlichkeitsentwicklung werden von den soziologischen Theorien starker von gesellschaft- lichen Faktoren betont und bei den psychologischen Theorien intensiver auf biologische und organismische Faktoren.

Deshalb sollen leistungsfahige Theorien der Sozialisation, so schreibt HURRELMANN, dem Doppel- charakter der Personlichkeitsentwicklung als Vergesell- schaftung und zugleich als Individuation Rechnung tragen (Hurrelmann,a.a.0.,S.16) .

Die verschiedenen aktuellsten erkenntnisleitenden Modelle und Theorien fur die Personlichkeitsentwicklung und Sozialisation (das mechanische, organismische, system- theoretische und interaktive Mode11) orientieren sich an einem besseren Verstandnis der Wechselseitigkeit in den Beziehungen zwischen Person und Umwelt.

Im Laufe der Sozialisationsforschung haben sich verschiedene wesentliche erkenntnisleitende Modell- vorstellungen fur die Personlichkeitsentwicklung herauskristallisiert.

Hurrelmann hat versucht, die in den letzten drei Jahrzehnten dominanten Vorstellungen in Psychologie und Soziologie in Kurze zusammenzufassen.

Das mechanische oder funktionale Model1:

Bei diesem Modell wird die Umwelt als Ursache fur das Verhalten der Person angenommen und die Umwelt determiniert auch die Veranderungen von Verhalten. Entwicklungsimpulse werden von auSen an die Person herangetragen und Verhaltensreaktionen-und veranderungen werden als Gegenreaktionen der Person interpretiert,

Die Personlichkeitsentwicklung ist dann das Ergebnis der Summe dieser Reaktionen oder der Anpassung an die Norraen und Werte der jeweiligen Umwelt.

Das organismische Model1:

Die Personlichkeitsentwicklung ist hier ein natur- gesetzlicher der Person innewohnender ProzeS, der nach bestimmten erkennbaren allgemein giiltigen Gesetzen oder RegelmalSigkeiten verlauft und sich aus sich heraus entfaltet.

Die Umwelt kann dabei stimulierend und hemmend auf das Entwicklungstempo und die Abfolge wirken, determinierend sind jedoch die Naturgesetze der Person,

Das systemische Model1:

Aus der wechselseitigen Anpassung und Durchdringung von Person und Umwelt ergeben sich menschliche Entwicklungs- impulse, wobei das soziale und psychische System sich auf mehr oder weniger stabile Gleichgewichtszustande ein- pendeln, die die Voraussetzung fur die optimale Ent- faltung von personlichen Bediirfnissen und Handlungen sind.

Das interaktive Modell:

Die Entwicklung der sozialen und materiellen Umwelt und die des Menschen sind voneinander wechselseitig abhangig. Es wird besonders das menschliche autonom handlungs- fahige Subjekt betont, welches die eigene Situation bewuSt reflektieren und in eigenen Handlungsablaufe miteinbeziehen kann, wobei es bestimmte Mittel zur Erreichung bestimmter Ziele auswahlt und auch die Folgen bedenkt {Hurrelmann,a.a.0.,S.22).

Die fruhe soziologische Sozialisationsforschung hat den „subjektiven Faktor" aus ihren Analysen ausgeklammert oder nur als Randvariable betrachtet" (Hurrelmann,a.a.0.,S.64).

Die aktuelle Sozialisationsforschung geht von der Vorstellung aus, dafi die Personlichkeitsentwicklung im ProzeS der Auseinandersetzung mit der „inneren" und „auEeren" Realitat geschieht, wobei jedes Individuum Fahigkeiten der Realitatsaneignung, -verarbeitung,- bewaltigung und -veranderung besitzt, einsetzt und weiterentwickelt.

Unter auSerer Realitat als -Analyseeinheit Gesellschaft- werden alle Gegebenheiten der materiellen und sozialen Umgebung aufeerhalb des menschlichen Organismus gefafit.

Die innere Realitat bezeichnet die Analyseeinheit -menschlicher Organismus- und unter diesem Begriff werden die organismusinteren, psychischen Prozefistrukturen, die korperlichen Grundmerkmale und die physiologischen Strukturen und Prozesse zusammengefafit (Hurrelmann,a.a.0.,S.71).

Aktuelle Sozialisationsforschung wendet sich gegen eine passiv-hinnehmende Pragung des Individuums entweder durch gesellschaftsstrukturelle oder durch psychophysische Faktoren.

Die wechselseitige Beziehung zwischen Subjekt und gesellschaftlich vermittelter Realitat ist somit ein interpendenter Zusammenhang zwischen individueller und sozialer Veranderung und Entwicklung (Hurrelmann,a.a.0.,S.64) .

Die objektiven Bedingungen der Personlichkeitsentwicklung fiihren zu einer individuellen Auseinandersetzung mit der inneren und auSeren Realitat, die durch differenzierte situative soziale und raumliche Umweltbedingungen bestimmt wird.

Diese Umweltbedingungen werden von unterschiedlichen sozialen Institutionen (z.B. durch die Familie) und durch die okonomische, technologische, politische, soziale und kulturelle Struktur einer historischen Gesellschaft konstituiert und strukturiert.

Dabei hat z.B. jedes Familiensystem eigene soziale Regeln und eine eigene soziale Dynamik.

Das heranwachsende Subjekt trifft auf die sozialen Systeme, die seiner unmittelbaren Einwirkung zuganglich sind und es entstehen hier die ersten sozialen Orientierungen und intersubjektiv geteilten lebens- weltlichen Wissensbestande (Hoffmann,1997,S.125).

„Die externen Bedingungen sind eine anregende ,fordernde bzw. hemmende Determinante von Sozialisation.

Sie bestimmen die Richtung und den Ablauf der individuellen Entwicklung qualitativ und quantitativ, und zwar auf entscheidende und herausragende Weise" (ebd.)

Es ist davon auszugehen, daS die Vielfalt und Art der objektiven Bedingungen, ihr Verlauf und ihre Auswirkung jeweils unterschiedlich sind, auch wenn es sich um identische externe Determinante von Entwicklung handelt. Es typisieren aber auch einmalige historische Ereignisse individuelle Entwicklungsverlaufe (z.B.Grundung der DDR und BRD).

Es konnen also verschiedene Individuen verschiedene differenzierte Entwicklungswege gehen und ihr Verlauf ist davon abhangig, wie die Umwelt vom Individuum wahrgenommen und intern mit einer jeweiligen psychischen Struktur verarbeitet wird.

„Das Subjekt verhalt sich gegeniiber der Realitat aktiv gestaltend, ausweichend, oder selektiv suchend und passiv hinnehmend", wobei Akzeptanz oder Zuriickweisung der Umwelt auf individuelle Handlungen einen EinfluS haben (Hoffmann,a.a.O.,S.126).

Das Subjekt andert also nicht nur sich selbst, sondern auch seine Umwelt.

Berno Hoffmann hat hier das Konzept des Konstruktivismus Es gibt mehrere Identitatskonzepte von verschiedenen Autoren, jedoch stimmen sie darin iiberein, daS Identitat dem Individuum einen festen, inhaltlich definierten Platz in einem Sozialsystem zuweist (Krappmann,1993,S.84). ERIKSON hat groSen Einflufi auf die Verbreitung des Identitatsbegriffes in soziologischer und psychoanaly- tischer Literatur ausgeubt.

Bei ERIKSON sind z.B. einige wichtige Elemente der Identitatsbildung unter folgenden Aspekten benannt:

- die Herkunftsgeschichte und die Identifikation mit den Familienmitgliedern.
- Gewohnheiten, die in der Herkunftsfamilie entwickelt wurden und die in der weiteren Auseinandersetzung mit der Umwelt von Nutzen sein konnen.
- die besonderen Eigenarten eines Individuums, seine Fahigkeiten, Fertigkeiten, Temperament, Charakter, Angeborenes und Entwickeltes, seine Abwehrmechanismen und erfolgreichen Sublimierungen.
- die Anerkennung und Wertschatzung, Selbstbestatigung durch andere
- das Uberwinden von Lebenskrisen als Chance fur BewuStseinserweiterung und neue Moglichkeiten.

die Durchsetzungsfahigkeit gegeniiber fremdbestimmten Handlungserwartungen.

- Beziehungen zu Personen, Gruppen, mit denen man sich identifizieren und messen kann.
- die Befriedigung grundlegender und eigener Bediirfnisse, die Moglichkeit, auch das zu tun, was man subjektiv wirklich will (Erikson,1997,S.123-152).

Ein entwickeltes Identitatskonzept wird von GOFFMAN (1967) definiert:

Dabei werden dem Individuum die soziale und personliche Identitat von seinen Interaktionspartnern zugeschrieben. Unter personlicher Identitat versteht man die Einzig- artigkeit eines Individuums, das bestimmte besondere Kennzeichen hat, eine unverwechselbare Biographie, also Merkmale, die es erlauben, ein Individuum von alien anderen zu unterscheiden, also so zu sein wie kein anderer.

Die soziale Identitat enthalt bei GOFFMAN die Zuschreibung bestimmter vorgegebener Eigenschaften, die den Charakter normativer Erwartungen haben. Vom Einzelnen wird dann verlangt, sich allgemeinen Erwartungen unterzuordnen, so zu sein wie jeder andere (Grubitzsch,1987,S.475).

Es bedarf also einer Auseinandersetzung mit der personlichen und sozialen Identitat des Individuums bei verschiedenen Umwelterwartungen, die subjektive Reaktion driickt sich dabei im Akzeptieren oder Widerstand und auf das Selbstgefiihl (subj ektiv-erf ahrbare Ich-Identitat) aus.

HURRELMANN spricht dabei von einem Zustand des Selbst- erlebens, der standig neuen Interpretations-und Aushandlungsprozessen mit der Umwelt und der eigenen inneren Natur unterliegt und er stellt fest, daJS die neueren interaktionstheoretischen Konzeptionen von Identitat eher auf die sprachlichen Kompetenzen fokussiert sind und vielfach die emotionalen Dimensionen der Identitatsentwicklung sehr wenig beachtet haben (Hurrelmann,1995,S.173/174).

So ist ja eine beliebige Identifikation mit der Umwelt nicht nur eine kognitive und sprachlich-reflexive, sondern auch. eine emotionale Leistung.

Emotionale Bindung und Identifikation werden bei psychoanalytischen wie psychologischen Theorien gleicher- maSen beschrieben (Oesterreich,1996,S.120).

Hurrelmann meint, date nicht nur die Beherrschung der Sprache zur kommunikativen Ausdrucksmoglichkeit von Bediirfnissen die Handlungsautonomie sichert, sondern auch mit anderen lebenspraktischen Ausdrucksmoglichkeiten in Verbindung gebracht werden und eine Einheit bilden sollte (ebd.).

Es reicht also nicht nur die Sprachf ahigkeit aus, urn eigene Bediirfnisse und aufiere Erwartungen in Einklang bringen zu konnen.

Die Ich-Identitat ist also ein Balanceakt zwischen aufieren Erwartungen und eigener Einzigartigkeit.

Bei KRAPPMANN wird diese balancierende Ich-Identitat aber einer Welt ohne Normenkonsens unterstellt und somit solchen (demokratischen) Verhaltnissen, die Freiraum zu subjektiver Um-und Neuinterpretation von Normen und individueller Ausgestaltung des Verhaltens lassen, zugleich aber auch nicht losbare Diskrepanzen stehen- lassen konnen (Krappmann,1993,S.84).

Bei einer Diktatur wie in der DDR ware also dieser Balanceakt nicht so zu definieren bzw. ware dann der Verlauf der Identitatsentwicklung ein anderer.

So wurde in der DDR z.B. erwartet, daS sich der Einzelne im Sinne einer Ideologie und zur Durchsetzung dieser unterzuordnen und wie jeder andere zu sein hatte.

KRAPPMANN weist bei dem Identitatskonzept von ERIKSON auf eine fehlende Kraft hin, die Verhaltnisse mitzugestalten, was letztlich auf die Unterwerfung unter die herrschenden Verhaltnisse hinauslauft (Krappmann,a.a.0.,S.92).

Wo konnten jedoch die Ursachen liegen, Handlungs- erwartungen starker zu verinnerlichen?

Das wtirde ich als eine menschliche Uberlebensstrategie bezeichnen, urn der Angst vor dem Ausgeliefertsein vor der Umwelt zu entfliehen, wenn man noch nicht fahig ist, einen eigenen inneren Widerstand beizubehalten.

Doch was ist notig, urn den eigenen inneren Widerstand zu entwickeln?

Das heranwachsende Kind benotigt die Erfahrung, sich in Sicherheit zu befinden, nicht allein auf sich gestellt zu sein und jederzeit Unterstiitzung und Hilfe zu bekommen. Der Psychoanalytiker ERIKSON bezeichnet das auch als „Urvertrauen", welches von der Qualitat der miitterlichen Bindung bestimmt wird.

Diese erste Phase der Sozialisation wird auch als- Soziabilisierung-genannt.

„Das Vertrauensgefiihl des Kindes zur Mutter wird durch eine Versorgung erweckt, die mit der sensitiven Befriedigung der individuellen Bediirfnisse des Kindes zugleich auch ein starkes Gefuhl seiner eigenen Vertrauenswiirdigkeit innerhalb des zuverlassigen Rahmens des herrschenden Lebensstils erzeugt.

Hier bildet sich die Grundlage des Identita.tsgefti.hls, das spater zu dem komplexen Gefuhl wird, "in Ordnung zu sein", man selbst zu sein und einmal das zu werden, was die Umwelt von einem erwartet" (Erikson,1997,S.73}.

Auch halt ERIKSON das Selbstvertrauen der Eltern fur bedeutsam: die innere emotionale Uberzeugung vor dem Kind, dafi das, was sie tun, einen Sinn hat und richtig ist, ein Faktor, der das Vertrauen des Kindes in die VerlaSlichkeit der Welt starken soli und gleichzeitig Orientierung gibt (Erikson,a.a.0.,S.74) .

ERIKSON nennt drei Komponenten seelischer Gesundheit: das Gefuhl von Urvertrauen, das Gefuhl eines autonomen Willens und das Gefuhl von Eigeninitiative.

Das Stadium der Autonomieentwicklung beim Kleinkind umschreibt ERIKSON als eine Ambivalenz von Liebes- bediirftigkeit und rucksichtslosem Unabhangigkeits- streben, Festhalten und Loslassen, Bereitwilligkeit und Trotz, welche nicht unterdruckt oder ignoriert, sondern unterstiitzt werden sollen, als erste eigene autonome Selbsterfahrung (Erikson,a.a.0.,S.78) .

Wenn diese erste Selbsterfahrung durch Sanktionen durch die Eltern verboten wird, so wird folglich das Vertrauen in die Sicherheit angezweifelt.

Bei Zwang wird das Kind sich den Erwartungen und Forderungen seiner Eltern anpassen, aus Angst vor dem Ausbleiben der Sicherheitsfaktoren und nicht aus dem Vertrauen heraus, und bei mangelnder Orientierung sucht es Grenzerfahrungen durch Nichtanpassung.

Sicherlich wird dies bei standigem und ubermafiigen Zwang und bei standiger mangelnder Orientierung eine Rolle spielen, bei dem das Kind mit seinen eigenen Problem- losungsstrategien iiberfordert ist.

Also konnte dann das Kind seine geringere Distanz zu den Handlungserwartungen, deren es sich auf Grund von standig zu erwartenden Sanktionen anpassen muE, auf die Dauer nicht mehr spiiren und zu einem Selbstverstandnis werden lassen.

Wissenschaftliche empirische Belege dariiber sind nicht zu finden.

Detlef Oesterreich geht in seinem Buch- "Flucht in die Sicherheit"- noch ausfiihrlicher auf die autoritare Personlichkeit ein bzw. auf die autoritare Reaktion und ihre Umweltbedingungen, jedoch mochte ich auf Grund des Umfangs meiner Arbeit nicht naher darauf eingehen.

Als identitatsfordernde Fahigkeiten beschreibt KRAPPMANN die „Rollendistanz" , die „Empathie" , die Ambiguitats- toleranz* und die „Identitatsdarstellung".

Der Begriff der Rollendistanz wurde von E.GOFFMAN bezeichnet und als Voraussetzung fur die Errichtung und Wahrung von Identitat bedeutet diese Distanz, da£ das Individuum fahig ist, sich Normen gegenuber reflektierend und interpretierend zu verhalten.

Bei der Rollendistanz wird die Rolle zwar gespielt, jedoch gleichzeitig zum Ausdruck gebracht, da!3 sich das personliche Selbst nicht ganz dem situativen Selbst unterwirft (z.B."Sich-Lustig-Machen").

Das bedeutet auch, sich trotz verinnerlichter Normen von auSeren Erwartungen zu distanzieren und selbst dariiber nachzudenken bzw. zu reflektieren, so daS z.B. Vorurteile keinen EinfluS auf sein Handeln haben.

„Es soil die Erwartungen der anderen aufnehmen und mit ihrer Hilfe die eigenen Absichten darstellen, indem es zeigt, in welcher Weise es diese Normen aufgrund seiner Biographie und seiner Beteiligung ' an anderen Interaktionssytemen interpretiert"(Krappmann,1993,S.142). Nach KRAPPMANN ist die Rollendistanz die Voraussetzung fur die Fahigkeit, die Erwartungen der Interaktions- partner zu iibernehmen und zu verstehen.

Diese Fahigkeit wird als Empathie benannt.

Wenn Normen so internalisiert werden, indem Umstande von Handlungen gepriift werden, Folgen fur andere abgeschatzt werden und verbotende Handlungen in Erwagung gezogen werden, 1st es dem Individuum moglich, Interaktions- situationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Die Empathie beeinhaltet, die Erwartungen anderer und eigene Bediirfnisse in eine erfolgreiche Interaktion ermoglichende Ich-Identitat zu integrieren und dies auch im Handeln anderen gegeniiber deutlich zu machen (Krappmann,a.a.O. ,S.150) .

Jedes interagierende Individuum ist gezwungen, neben der Bediirfnisbefriedigung auch eigene unbefriedigte Bediirfnisse zu ertragen.

Widerspriichliche Rollenbeteiligungen und einander wider- strebende Motivationsstrukturen miissen bei sich und anderen nebeneinander geduldet werden.

Spontaneitat, Wechsel und Verschiedenartigkeit der eigenen Antworten und der der Interaktionspartner auf divergierende Erwartungen miissen ertragen werden.

„Das Individuum hat die Moglichkeit, zu versuchen, seine Bediirfnisstruktur entsprechend den Normen zu verandern (Wendung gegen das Selbst) , auf abweichende Bediirfnisse, die es bei sich wahrnimmt, nicht einzugehen (Isolation) oder abweichende Bediirfnisse dadurch als nicht vorhanden zu erklaren, daS es in besonderer Weise zur Erfiillung der Normen beitragt (Reaktionsbildung)"

(Krappmann,a.a.0.,S.160) .

Diese Abwehrmechanismen verhindern jedoch, die individuellen Bediirfnisse durch Artikulation der eigenen Identitat in die Interaktion miteinzubringen.

Die Ambiguitatstoleranz ist die Fahigkeit, mit diesen ambivalenten Situationen und Konflikten fertig zu werden, d.h. diese bewuEt zu verarbeiten, zu modifizieren und nicht zu verdrangen und in die eigene Biographie bewuEt miteinzubeziehen.

Gleichzeitig ist die Ambiguitatstoleranz eine Folge gelungener Behauptung der Ich-Identitat, weil sie dem Individuum die Erfahrung vermittelt, auch in widerspruch- lichen Situationen die Balance zwischen den verschiedenen Normen und Motiven halten zu konnen und dadurch Angste mindert (Krappmann,a.a.O.,S.155).

Gelungene Identitatsentwicklung bedeutet also auch, Fahigkeiten zu besitzen, bei schwierigen Lebens- situationen (z.B. bei plotzlicher Wende der Lebens- situation oder bei starken auSeren Umweltanforderungen) die psychische Stabilitat zu bewahren und angemessen zu reagieren.

„Welcher Grad von Rollendistanz und Ambiguitatstoleranz erreicht wird und welchen Grad der Differenziertheit und Komplexitat die Handlungskompetenzen erreichen, das ist weder allein biologisch, noch altersmaEig, noch lebensphasenspezifisch determiniert, sondern wird immer auch durch die sozialen und materiellen Lebensbedingungen bestimmt" (Hurrelmann,1995,S.166).

Ein nicht zu vergessene identitatsfordernde Eigenschaft ist die Identitatsdarstellung.

Eine Identitat, die das Individuum nicht in den Inter- aktionsprozeE eingefiihrt hat, ist fur sich selbst und andere nicht wirksam {Krappmann,1993,S.168}.

Gemeint ist hiermit die Identitatsdarstellung, bei der die personliche Ich-Identitat den anderen vorgetragen, behauptet und verteidigt wird.

[...]

Fin de l'extrait de 147 pages

Résumé des informations

Titre
Unterschiede im Einfluss der gesellschaftlichen Lebensbedingungen auf die Sozialisation in der Familie in der BRD und DDR von 1960 - 1989
Université
Technical University of Berlin
Note
1,0
Auteur
Année
1998
Pages
147
N° de catalogue
V190404
ISBN (ebook)
9783656167082
ISBN (Livre)
9783656167334
Taille d'un fichier
6624 KB
Langue
allemand
Annotations
Die Arbeit besteht aus Scans, daher ist die Auflösung unter "im eBook lesen" etwas unscharf (Anm. der Red.)
Mots clés
unterschiede, einfluss, lebensbedingungen, sozialisation, familie
Citation du texte
Sylvia Woldt (Auteur), 1998, Unterschiede im Einfluss der gesellschaftlichen Lebensbedingungen auf die Sozialisation in der Familie in der BRD und DDR von 1960 - 1989, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190404

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