Oftmals, wenn ich mich mit meinen in die Tage gekommenen Familienmitgliedern unterhalte, wird davon gesprochen, wie sich ihr Beschäftigungsverhältnis im Gegensatz zu früheren Zeiten verändert hat. Es schwebt ein wehmütiger Beiklang in den Stimmen und der Aussage mit, dass früher alles besser war. Meist fallen auch negative Kommentare über heutige Arbeitsbedingungen. Fakt ist, dass sich Beschäftigungsverhältnisse und Karrieren verändert haben. Früher war es Normalität, sein Beschäftigungsverhältnis oder die Karriere in ein oder zwei Firmen zu entwickeln und innerhalb dieses Unternehmens die Karrierestufen linear zu erklimmen. Dies vermittelte den Menschen ein Gefühl der Sicherheit. Das Individuum fand seine Identität in der Arbeit und auch in der Firma, die einen das ganze Leben begleitete und der man sich zugehörig fühlte. Aber durch den Wandel der Umwelt, etwa den schnellen technologischen
Fortschritt, den wachsenden globalen Wettbewerb, veränderten makroökonomischen Faktoren (z. B. den Einfluss der Gewerkschaften) und viele weitere Gründen waren Unternehmen gezwungen, flexibler zu werden. Eine Antwort auf den Wandel war die Restrukturierung sowie Erneuerungen der Organisationen, was verstärkt mit Downsizing einherging. War dies früher eine normale Maßnahme bei den sogenannten blue-collar workers1 gewesen, haben in den letzten drei Dekaden auch Manager, ältere Arbeiter und Bildungsbürger die höchsten Arbeitsplatzverlustraten durch die Restrukturierungen der Organisationen erfahren müssen. So hat sich der psychologische ‚Arbeitsvertrag‘ zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern verändert. Erbrachten zuvor Arbeitnehmer Loyalität gegen Arbeitsplatzsicherheit, so wird nun die Arbeitsleistung für kontinuierliches Lernen und Marktfähigkeit erbracht. Die Folge ist eine sinkende Arbeitsplatzsicherheit und Loyalität der Beschäftigten zum Unternehmen sowie ein gestiegener Zynismus unter den Beschäftigten. Auch der Karriereakteur hat sich gewandelt und verändert nun Karriereeinstellung und -verhalten im Hinblick auf Faktoren wie längere Lebens- und somit auch Arbeitsdauer, geänderte Familienstrukturen und dem Wunsch, Bedürfnisse wie persönliches Lernen, Entwicklung und Wachstum zu erfüllen. Zusammengefasst
lässt sich sagen, dass Karriereakteure heutzutage eher von ihren
eigenen Wünschen gesteuert sind als von den Karrieremanagementpraktiken der Organisationen...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Konzeptionelle Grundlagen
- 2.1. Zur Begriffsbestimmung von Karriere
- 2.2. Die Karriereanker nach Schein
- 2.3. Konventionelle versus neuere Beschäftigungsformen
- 3. Die Karriere im Wandel
- 3.1. Einflussfaktoren des Karrierewandels
- 3.2. Neue Karriereformen: Protean, Boundaryless und weitere Karriereformen
- 3.3. Die Merkmale der neuen Karriereformen für Individuen und Organisationen
- 3.4. Kritik an den neuen Karriereformen
- 3.5. Wie können die Merkmale neuer Karriereformen in die Beschäftigungsformen eingebracht werden?
- 4. Neue Beschäftigungsformen als Antwort auf den Karrierewandel
- 4.1. Das Outplacement als Antwort auf den Karrierewandel
- 4.1.1. Die Bedeutung von Outplacement
- 4.1.2. Organisationale Gründe für Outplacement
- 4.1.3. Das Outplacement aus der Perspektive des Individuums
- 4.2. Das Sabbatical als Antwort auf den Karrierewandel
- 4.2.1. Die Bedeutung des Sabbaticals
- 4.2.2. Organisationale Gründe für ein Sabbatical
- 4.2.3. Das Sabbatical aus der Perspektive des Individuums
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit analysiert den Wandel von Karriereformen und den damit einhergehenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Sie untersucht, welche Faktoren den Wandel beeinflussen und wie sich die Merkmale neuer Karriereformen in den Beschäftigungsformen widerspiegeln. Die Arbeit geht zudem auf die Entstehung neuer Beschäftigungsformen als Antwort auf den Karrierewandel ein und beleuchtet die Herausforderungen für Unternehmen, sich den veränderten Anforderungen der Beschäftigten anzupassen.
- Die Auswirkungen des Karrierewandels auf die Arbeitswelt
- Die Merkmale neuer Karriereformen (Protean, Boundaryless etc.)
- Die Herausforderungen der Rekrutierung und Bindung von Fachkräften im Kontext des Karrierewandels
- Die Bedeutung von Outplacement und Sabbaticals als Antwort auf den Wandel
- Die Anpassung von Beschäftigungsformen an die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Thematik des Karrierewandels ein und erläutert die Veränderungen in Beschäftigungsverhältnissen und Karrieren im Vergleich zu früheren Zeiten. Es werden die Gründe für die Veränderung des psychologischen Arbeitsvertrags zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern beleuchtet.
Kapitel 2 befasst sich mit den konzeptionellen Grundlagen. Es definiert den Begriff Karriere, stellt die Karriereanker nach Schein vor und beleuchtet den Unterschied zwischen konventionellen und neuen Beschäftigungsformen.
Kapitel 3 beleuchtet die Einflussfaktoren des Karrierewandels und stellt verschiedene neue Karriereformen vor. Es untersucht die Merkmale der neuen Karriereformen für Individuen und Organisationen, analysiert Kritikpunkte und behandelt die Einbringung der Merkmale in neue Beschäftigungsformen.
Kapitel 4 befasst sich mit neuen Beschäftigungsformen als Antwort auf den Karrierewandel. Es präsentiert und diskutiert Outplacement und Sabbaticals als Beispiele für veränderte Beschäftigungsformen.
Schlüsselwörter
Karrierewandel, Beschäftigungsformen, Outplacement, Sabbatical, Protean-Karriere, Boundaryless-Karriere, psychologische Vertrag, Restrukturierung, Downsizing, Arbeitsmarkt, Fachkräfte, Rekrutierung, Bindung, Kostenkontrolle.
- Quote paper
- Silke Textor (Author), 2012, Eine kritische Betrachtung neuer Beschäftigungsformen als Antwort auf den Karrierewandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190680