Die narzisstische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich aus durch mangelndes Selbstbewusstsein und Ablehnung der eigenen Person nach innen, wechselnd mit übertriebenem und sehr ausgeprägtem
Selbstbewusstsein nach außen. Daher sind diese Personen immer auf der Suche nach Bewunderung und Anerkennung, wobei sie anderen Menschen wenig echte Aufmerksamkeit schenken. Sie haben ein übertriebenes Gefühl von Wichtigkeit, hoffen eine Sonderstellung einzunehmen und zu verdienen. Sie zeigen ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an Empathie. Es können wahnhafte Störungen mit Größenideen auftreten. Zudem zeigen Betroffene eine auffällige Empfindlichkeit gegenüber Kritik, die sie
nicht selten global verstehen, was in ihnen Gefühle der Wut, Scham oder Demütigung hervorruft.
Der Begriff „Persönlichkeitsstörung“ selbst ist unscharf und umstritten. Es fehlt nicht nur eine einheitliche, empirisch abgesicherte Theorie, sondern auch eine fundierte Therapie zur effektiven Behandlung. Zudem gelten Klienten mit Persönlichkeitsstörungen als therapeutisch wenig zugänglich und als interaktionell schwierig. Prof. Rainer Sachse, Psychologieprofessor an der Universität Bochum und Begründer der
Klärungsorientierten Psychotherapie sowie des Modells der doppelten Handlungsregulation, spricht nicht mehr von Persönlichkeitsstörungen sondern von Beziehungs- und Interaktionsstörungen. Damit kommt dem Behandler eine ebenso wichtige Rolle zu wie dem Klienten.
Außerdem nimmt er an, dass die Arten von Beziehungsgestaltung, die in extremer Form zu sogenannten Persönlichkeitsstörungen führen, in milderer Form universelle Umgangsformen sind. (Sachse, 2006) Diese Arbeit behandelt eingangs und zum besseren Verständnis die Theorie von Klienten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung und anschließend die Interventionsmöglichkeiten. Ausgehend von dem Modell der doppelten Handlungsregulation wird beschrieben, welche zentralen Motive, Schemata und Handlungsstrategien Klienten mit narzisstischer PD aufweisen. Therapeutische Strategien wie
komplementäre Beziehungsgestaltung, Konfrontation, Schemabearbeitungen werden abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen
- 3 Das Modell der doppelten Handlungsregulation
- 4 Therapeutische Interventionen
- 4.1 Beziehungsaufbau
- 4.2 Therapiephase
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verhaltenstherapie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung im Rahmen des Modells der doppelten Handlungsregulation. Ziel ist es, die Interventionsmöglichkeiten bei Klienten mit dieser Störung zu beschreiben und therapeutische Strategien abzuleiten.
- Das Modell der doppelten Handlungsregulation als theoretischer Rahmen
- Charakteristika der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
- Therapeutische Interventionen im Beziehungsaufbau
- Strategien während der Therapiephase
- Die Bedeutung der interaktionellen Dynamik in der Therapie
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt die narzisstische Persönlichkeitsstörung als gekennzeichnet durch schwankendes Selbstwertgefühl und ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung. Sie beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Therapie dieser Störung und den umstrittenen Begriff der „Persönlichkeitsstörung“ selbst, wobei der Fokus auf Beziehungs- und Interaktionsstörungen gelegt wird, und die Rolle des Therapeuten als gleichwertig zum Klienten betont wird. Die Arbeit kündigt die Darstellung der Theorie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und die darauf aufbauenden Interventionsmöglichkeiten an.
2 Grundlagen: Dieses Kapitel beschreibt die Schwierigkeiten bei der Behandlung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, insbesondere deren Tendenz, die Therapie zu funktionalisieren und den Therapeuten in bestehende Interaktionsmuster einzubeziehen. Es wird hervorgehoben, dass diese Patienten oft wegen anderer Störungen in Behandlung kommen und die narzisstische Persönlichkeitsstörung zunächst vernachlässigt wird. Das Kapitel betont die fehlende Änderungsmotivation und die Stabilisierungsmotivation der Patienten, die den Therapeuten als Bestandteil ihres Systems betrachten und dessen Funktionieren für ihre Zwecke nutzen. Die Gefahr einer negativen Beeinflussung der Therapeut-Patient-Beziehung wird deutlich herausgestellt.
3 Das Modell der doppelten Handlungsregulation: Dieses Kapitel stellt das Modell der doppelten Handlungsregulation von Sachse vor, ein allgemeines Störungsmodell für Persönlichkeitsstörungen, das auf der kognitiven Theorie von Beck und Freeman basiert. Es erklärt die Funktionsweise von Persönlichkeitsstörungen und dient der Ableitung therapeutischer Strategien. Das Modell hebt die Diskrepanz zwischen der Motivebene (Bedürfnisse nach Beziehung) und der Spielebene (strategisches Handeln zur Verschleierung der Motive) hervor. Es wird betont, dass das Modell eine theoriegeleitete Diagnostik und Therapie ermöglicht und hilft, das problematische Interaktionsverhalten der Klienten zu verstehen, ohne deren Konstruktionen zu dementieren.
4 Therapeutische Interventionen: Dieses Kapitel beschreibt therapeutische Strategien, die auf dem Modell der doppelten Handlungsregulation basieren. Es gliedert sich in den Beziehungsaufbau und die eigentliche Therapiephase. Der Beziehungsaufbau beinhaltet Techniken wie komplementäre Beziehungsgestaltung, Wertschätzung, Normalisierung und Raum für Selbstdarstellung. Die Therapiephase konzentriert sich auf Konfrontation mit dem problematischen Interaktionsverhalten und die Bearbeitung der zugrundeliegenden Schemata.
Schlüsselwörter
Narzisstische Persönlichkeitsstörung, Verhaltenstherapie, Modell der doppelten Handlungsregulation, Beziehungsstörungen, Interaktionsstörungen, therapeutische Interventionen, komplementäre Beziehungsgestaltung, Konfrontation, Schemabearbeitung, Selbstkonzept.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Verhaltenstherapie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit der Verhaltenstherapie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Sie untersucht insbesondere die Anwendung des Modells der doppelten Handlungsregulation zur Entwicklung und Beschreibung therapeutischer Interventionsmöglichkeiten bei Klienten mit dieser Störung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Das Modell der doppelten Handlungsregulation als theoretischer Rahmen, Charakteristika der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, therapeutische Interventionen im Beziehungsaufbau, Strategien während der Therapiephase und die Bedeutung der interaktionellen Dynamik in der Therapie.
Was ist das Modell der doppelten Handlungsregulation?
Das Modell der doppelten Handlungsregulation von Sachse ist ein allgemeines Störungsmodell für Persönlichkeitsstörungen, das auf der kognitiven Theorie von Beck und Freeman basiert. Es erklärt die Funktionsweise von Persönlichkeitsstörungen, indem es die Diskrepanz zwischen der Motivebene (Bedürfnisse nach Beziehung) und der Spielebene (strategisches Handeln zur Verschleierung der Motive) hervorhebt. Es ermöglicht eine theoriegeleitete Diagnostik und Therapie und hilft, das problematische Interaktionsverhalten der Klienten zu verstehen.
Welche therapeutischen Interventionen werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt therapeutische Strategien, die auf dem Modell der doppelten Handlungsregulation basieren. Diese gliedern sich in den Beziehungsaufbau (Techniken wie komplementäre Beziehungsgestaltung, Wertschätzung, Normalisierung und Raum für Selbstdarstellung) und die Therapiephase (Konfrontation mit problematischem Interaktionsverhalten und Bearbeitung der zugrundeliegenden Schemata).
Welche Schwierigkeiten werden bei der Therapie von Patienten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung hervorgehoben?
Die Arbeit betont die Schwierigkeiten bei der Behandlung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, insbesondere deren Tendenz, die Therapie zu funktionalisieren und den Therapeuten in bestehende Interaktionsmuster einzubeziehen. Es wird die fehlende Änderungsmotivation und die Stabilisierungsmotivation der Patienten hervorgehoben, sowie die Gefahr einer negativen Beeinflussung der Therapeut-Patient-Beziehung.
Wie wird die narzisstische Persönlichkeitsstörung in dieser Arbeit charakterisiert?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird als gekennzeichnet durch schwankendes Selbstwertgefühl und ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung beschrieben. Die Arbeit betont die Schwierigkeiten bei der Therapie dieser Störung und den umstrittenen Begriff der „Persönlichkeitsstörung“ selbst, wobei der Fokus auf Beziehungs- und Interaktionsstörungen gelegt wird und die Rolle des Therapeuten als gleichwertig zum Klienten betont wird.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Narzisstische Persönlichkeitsstörung, Verhaltenstherapie, Modell der doppelten Handlungsregulation, Beziehungsstörungen, Interaktionsstörungen, therapeutische Interventionen, komplementäre Beziehungsgestaltung, Konfrontation, Schemabearbeitung, Selbstkonzept.
- Citation du texte
- Pamina Russek (Auteur), 2011, Verhaltenstherapie der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191146