Kinder erleben eine zunehmend vorgefertigte Welt und (Über-)behütung durch besorgte Eltern – eine Airbag-Kindheit. Räume und Zeit, in denen Kinder ohne Rundum-Beaufsichtigung sich ausprobieren können, sind selten geworden. Wie entwickeln Kinder Autonomie und Selbstbestimmung in einer von Erwachsenen weitgehend geregelten Welt?
Die „Straße“ als Lernort von früher wird beispielhaft mit der klassischen Barmbeker Kinderstudie von Martha und Hans Muchow porträtiert und es wird verglichen, wie heutige Lernorte aussehen. Konnten vornehmlich Jungs in kleinen Banden durch die Gegend streifen, so hatte dies sicherlich Vorteile z.B. körperliche Betätigung, aber Kinder waren auch häufig auf sich gestellt und erfuhren nicht immer Beachtung und Wertschätzung. Die Konzepte, wie sich Kindheit verändert hat, werden durch die Konzepte der Verinselung und Verhäuslichung in der Arbeit gut beschrieben.
Ausgehend von den Arbeiten Jürgen Zinneckers und Helga Zeihers Überlegungen im Artikel „Wohlstand an Zeit und Raum für Kinder?“ (2002) wird die Freizeitgestaltung von Kindern früher und heute dargestellt. Das Spannungsfeld von Erziehung, in dem Kinder zu autonomen Individuen heranwachsen sollen, zwischen Schutz und der Notwendigkeit, Kinder mitbestimmen zu lassen, wird diskutiert.
Die Ergebnisse der 2. World Vision Kinderstudie 2010 werden besonders unter dem Aspekt der Mediatisierung dargestellt. Die Freizeitaktivitäten von Kindern heute werden beschrieben. Ist das Straßenkind von früher das Medienkind von heute? Aus welchem Milieu Kinder kommen, wird immer bestimmender: Diskussionsgegenstand ist das Bild von Kindheit als (Bildungs-)Moratorium, ein Bild, das immer stärker von Auflösung gekennzeichnet ist. Kinder leben heute vielfach nicht in geschützten Räumen. Um Kinder zu unterstützen, stellt der capability approach ein sinnvolles Instrument dar, um Lebenswelten von Kindern mit Handlungs- und Wirkungsmöglichkeiten auszustatten, damit Kinder ein gutes Leben führen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die Zivilisationstheorie von Norbert Elias als Begründung von Verhäuslichung als allgemeine Rationalisierungs- und Kontrolltendenz
- Die Barmbeker Kinderstudie von Martha und Hans Muchow als Beispiel für Aneignungsprozesse von Kindern in ihrer Umwelt
- Verinselte Kindheit (Helga Zeiher)
- Verhäuslichte Kindheit (Jürgen Zinnecker)
- Kinder & Freizeit
- Kinder zwischen Schutz und Selbstbestimmung
- Verhäuslichte Kindheit & Medienkindheit
- Das Moratorium der Kindheit im Diskurs
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Wandel von Kindheit unter den Aspekten der Verhäuslichung und Verinselung. Sie untersucht, wie der Erziehungsauftrag, Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten zu fördern, mit den heutigen Lebensbedingungen in geschützten Räumen und Institutionen in Einklang gebracht werden kann. Dabei wird die Zivilisationstheorie von Norbert Elias als theoretischer Rahmen herangezogen, um gesellschaftliche Gestaltungsprozesse zu verstehen.
- Veränderung des Kindheitserlebens im Wandel der Zeit
- Bedeutung von Verhäuslichung und Verinselung für die Entwicklung von Kindern
- Der Einfluss gesellschaftlicher Rationalisierungsprozesse auf Kindheit
- Spannungsfeld zwischen Schutz und Selbstbestimmung in der modernen Kindheit
- Verhäuslichung und ihre Auswirkungen auf das Freizeitverhalten von Kindern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Verhäuslichung und Verinselung als zentrale Konzepte der Analyse ein. Sie erläutert die Zivilisationstheorie von Norbert Elias und deren Bedeutung für die Betrachtung gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, die sich auch auf die Gestaltung von Kindheit auswirken.
Kapitel 1.1 beleuchtet die Barmbeker Kinderstudie von Martha und Hans Muchow als Beispiel für die Aneignungsprozesse von Kindern in ihrer Umwelt in früheren Jahrzehnten. Hierbei wird deutlich, wie Kinder ihre Umgebung aktiv gestalten und sich Räume eigenständig erschließen.
Kapitel 1.2 und 1.3 befassen sich mit den Theorien der Verinselten Kindheit von Helga Zeiher und der Verhäuslichten Kindheit von Jürgen Zinnecker. Diese Konzepte werden im Zusammenhang mit der Entwicklung von Kindheit in der heutigen Gesellschaft erläutert und diskutiert.
Kapitel 2 widmet sich dem Thema Kinder & Freizeit. Es geht um die Herausforderungen, Kinder zwischen Schutz und Selbstbestimmung zu begleiten, und analysiert die Auswirkungen von Verhäuslichung und Medienkonsum auf das Freizeitverhalten von Kindern.
Schlüsselwörter
Zivilisationstheorie, Norbert Elias, Verhäuslichung, Verinselung, Kindheit, Kinderstudie, Barmbeker Kinderstudie, Martha Muchow, Hans Muchow, Helga Zeiher, Jürgen Zinnecker, Freizeit, Medienkindheit, Schutz, Selbstbestimmung, Rationalisierung, gesellschaftliche Entwicklung, Individualisierung, Lebensbedingungen, Entwicklungspsychologie, Erziehungswissenschaft.
- Citation du texte
- Tanja Schmidt (Auteur), 2011, Von der Straße ins Haus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/191576