Das Lustspiel „Minna von Barnhelm, oder Das Soldatenglück“ des deutschen Dramatikers und Dichters Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahre 1767 war seinerzeit ein äußerst populäres Drama und zählt auch heute noch zum festen Repertoire europäischer Theaterhäuser. Somit handelt es sich hierbei um das älteste deutschsprachige Stück, das noch auf den Bühnen gespielt wird.1 Der Grund für diese erstaunliche Tatsache liegt scheinbar darin, dass sich nicht nur frühere Zuschauer mit den Protagonisten der Komödie identifizieren konnten, sondern auch in unserer modernen, schnelllebigen, globalisierten Welt noch Berührungspunkte mit dem dargestellten Geschehen vorhanden sind. Daher habe ich dieses bedeutende, häufig „als das beste deutsche Lustspiel“2 titulierte Drama ausgewählt. In meiner Hausarbeit möchte ich mich eingehender mit dem Dramentext befassen und dabei vor allem untersuchen, wie die zwischen der Sächsin Minna und ihrem Verlobten, dem Major Tellheim, ausgetragenen Kontroversen aufgebaut sind und wie sich diese erklären lassen. So ist vornehmlich herauszufinden, weshalb sich der männliche Protagonist zunächst vehement gegen eine Vermählung sperrt, obgleich das Fräulein leidenschaftlich darum wirbt, während es sich im zweiten
Teil des Stückes genau andersherum verhält. Nach einer theoretischen Einführung, in der ich skizzenhaft auf das deutsche Lustspiel, wie es von Lessing modifiziert wurde, wie auf die Verbindungen der Komödie zur Aufklärung eingehe, werde ich das Konfliktpotenzial zwischen den Protagonisten sowie das häufig als „Intrige“ bezeichnete Verwirrspiel Minnas um ihre angebliche Enterbung und die Vertauschung der Verlobungsringe näher beleuchten. Schließlich möchte ich analysieren, aus welchen Gründen das Fräulein ihr Spiel nach Einlenken Tellheims nicht abbricht und wie die
Auseinandersetzung des Paares beigelegt wird, bevor sich das Drama zu einem Trauerspiel entwickeln kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Lessingsche Lustspiel
- Wie die Aufklärung (nicht) in das Lustspiel hineinwirkt
- Der moderne Gedanke der Ehe als Verbindung zweier Liebender
- Die Vernachlässigung des familiären Aspektes in „Minna von Barnhelm“
- Der Konflikt zwischen den Verlobten und das Verwirrspiel Minnas
- Einseitige Aufhebung der Verlobung
- Kommunikationsverhalten und unterschiedliche Werte
- Minnas,,Intrige“: Gründe, Ablauf und Behandlung der Frage, warum sie das Spiel nicht abbricht
- Lösung des Konflikts
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Konfliktpotenzial zwischen Minna und Tellheim im Lustspiel „Minna von Barnhelm, oder Das Soldatenglück“ von Gotthold Ephraim Lessing. Im Zentrum steht die Frage, wie die Kontroversen zwischen den Verlobten aufgebaut sind und wie sie sich erklären lassen. Insbesondere wird untersucht, warum Tellheim sich zunächst gegen die Heirat sträubt, während Minna leidenschaftlich um sie wirbt, und wie sich die Situation im weiteren Verlauf des Stückes umkehrt.
- Das Lessingsche Lustspiel und seine Abgrenzung von der Komödie Gottscheds
- Der Einfluss der Aufklärung auf das Lustspiel
- Die Bedeutung der Liebe in der Ehe im Kontext der Aufklärung
- Der Konflikt zwischen Minna und Tellheim und seine Ursachen
- Minnas „Intrige“ und die Frage nach ihrem Beweggrund, das Spiel nicht abzubrechen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Lustspiel „Minna von Barnhelm“ vor und erläutert die Relevanz der Thematik. Es wird dargelegt, dass die Hausarbeit die Kontroversen zwischen Minna und Tellheim analysieren und erklären möchte.
Kapitel 2 beleuchtet das Lessingsche Lustspiel im Kontext der Dramentheorie. Es wird auf die Abgrenzung von der Komödie Gottscheds, die Loslösung von der Ständeklausel und die Bedeutung der Einheit der Handlung eingegangen.
Kapitel 3 untersucht den Einfluss der Aufklärung auf das Lustspiel „Minna von Barnhelm“. Es wird auf die aufklärerische Grundhaltung Minnas, die Verwendung von Vernunft und Notwendigkeit und die Bedeutung der Liebe in der Ehe im Kontext der Aufklärung eingegangen.
Kapitel 4 widmet sich dem Konflikt zwischen den Verlobten. Es werden die Gründe für Tellheims anfängliche Ablehnung der Heirat, das Kommunikationsverhalten und die unterschiedlichen Werte der Protagonisten sowie Minnas „Intrige“ und die Gründe für ihren Entschluss, das Spiel fortzusetzen, analysiert.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Lessingsches Lustspiel, Aufklärung, Komödie, „Minna von Barnhelm“, Minna, Tellheim, Konflikt, Verlobung, Intrige, Kommunikation, Werte, Liebe, Ehe, Aufklärungsideale.
- Citation du texte
- Stefanie Bonk (Auteur), 2012, Das Konfliktpotenzial zwischen Minna und Tellheim, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192197