Entrepreneurship als "schöpferische Zerstörung"


Dossier / Travail, 2011

20 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Prozess der "schöpferischen Zerstörung"
2.1 Begriffliche Grundlagen
2.2 Wertschöpfungsnetzwerk und Leistungstrajektorie
2.3 Erhaltende ("sustaining) Innovationen
2.4 Disruptive (zerstörende) Innovationen

3 Empirische Befunde

4 Politische Implikationen

5 Zusammenfassung

Literaturverzeichniss

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Leistungstrajektorie und Wertschöpfungsnetzwerk

Abb. 2: Inkrementelle und radikale Innovationen

Abb. 3: Disruptive Innovationen

1 Einleitung

Die Globalisierung der Märkte, verbunden mit technologischen Entwicklungen, trägt dazu bei, dass Unternehmen enormen Wettbewerbskräften ausgesetzt sind. Durch im- mer besser werdende Produkte und Dienstleistungen steigen die Ansprüche und Erwar- tungen der Kunden. Eine Marktführerschaft unter sich ständig ändernden Marktbedin- gungen zu halten oder sogar zu erlangen, ist schwierig. Das Zeitalter der Massenmärkte wurde durch einen Markt ersetzt, in dem die individuellen Kundenwünsche im Mittel- punkt der unternehmerischen Anstrengungen stehen. Die Schaffung von Wettbewerbs- vorteilen gewinnt deswegen immer mehr an Bedeutung. Der Wettbewerbsdruck zwingt Unternehmen zu einer ausgeprägten Innovationstätigkeit, denn ihre Bedeutung ist für die Wettbewerbssituation und somit für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens von größter Wichtigkeit (Kreutzer/Merkle 2008, S. 112). Durch Innovationen erzielen Unternehmen nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern erobern sich neue Märkte, schaffen sich neue Möglichkeiten oder nutzen Möglichkeiten effizienter aus und bleiben somit konkurrenzfähig (Damanpour 2006, S. 270). Innovationen sind daher von existen- tieller Bedeutung. Sie sind die Quelle für Wettbewerbsvorteile, Wachstum, Beschäfti- gung und Wohlstand. Der Wettbewerb und die freie Entscheidung der Kunden sorgen dafür, dass sich in einem ununterbrochenen Erneuerungsprozess die qualitativ und preislich besseren Güter am Markt durchsetzen. Die Konsumenten reduzieren durch ihre Entscheidung, die Innovation zu kaufen, den Marktanteil alter Kombinationen und ver- ursachen so die Zerstörung existierender Marktstrukturen. Der österreichische Ökonom Schumpeter (1993, S. 137) spricht in diesem Zusammenhang vom Prozess der „schöp- ferischen Zerstörung“. Dabei schafft die disruptive (zerstörende) Innovation größere Kundenzufriedenheit, generiert neue Nachfrage und erhöht damit das Volkseinkommen. Gleichzeitig intensiviert sich durch diese Innovation der Wettbewerb. Dabei werden heute insbesondere neu gegründete, junge Unternehmen als wichtige Träger dieses technologischen Wandels angesehen (Scigliano 2003, S. 106).

Ziel der vorliegenden Arbeit ist daher, zu erklären, wie der Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ funktioniert und wie dieser mit technologischem Wandel zusammenhängt. Die vorliegende Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Nach der Einleitung wird im zwei- ten Kapitel der Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ beschrieben. Dabei werden zum besseren Verständnis zuerst Begriffe, wie Innovation, Entrepreneuship und techno- logischer Wandel, definiert. Darauf folgt die Beschreibung des Konzeptes der erhalten- den und disruptiven Innovationen, indem auf Wertschöpfungnetzwerk und Leistungstrajektorie eingegangen wird. Aufbauend auf diesem Konzept werden erhaltende („sustaining“) und disruptive Innovationen erläutert, wobei eine klare Unterscheidung zwischen den beiden vollzogen wird, denn die letzteren spielen eine entscheidende Rolle im Prozess der „schöpferischen Zerstörung“. Mit dem zweiten Kapitel schließt der theoretische Teil der Arbeit ab. In Kapitel drei werden Studien über die Gründe des Scheiterns etablierter Unternehmen vorgestellt. Die politischen Implikationen Auswirkungen werden im vierten Kapitel erläutert. Anschließend im letzten Kapitel folgt eine Schlussbetrachtung der Thematik der vorliegenden Arbeit. Anhand der untersuchten empirischen Untersuchungen werden Kernaussagen getroffen.

2 Prozess der „schöpferischen Zerstörung“

Um den Prozess der schöpferischen Zerstörung besser verstehen zu können, werden im Folgenden grundlegende Begrifflichkeiten, wie Innovation, Entrepreneurship und technologischer Wandel, erläutert.

2.1 Begriffliche Grundlagen

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, sind Innovationen von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit und damit gleichermaßen für die betriebliche und die volkswirtschaftliche Entwicklung. Aber auch umgekehrt sind Innovationen ein Resultat des wirtschaftlichen Wachstumsprozesses, da Unternehmen und Volkswirtschaften Ressourcen einsetzen, um gezielt Neuerungen hervorzubringen. Innovation ist also immer ein Ergebnis eines Prozesses oder der Prozess selbst, der die wirtschaftliche Nutzung einer neuen Problemlösung zum Ziel hat (Heertje 1994).

Der Innovationsbegriff besitzt seine Herkunft von dem lateinischen Wort „Innovatio“, welches Erneuerung oder Neuerung durch Anwendung neuer Verfahren und Techniken bedeutet und sich auf eine realisierte Menge von Ideen bezieht (Grupp 1997, S. 15). Schumpeter war der Erste, der sich mit Innovationsaktivitäten einhergehender befasste. Schon 1911 versuchte er mit seinem Modell des linearen Innovationsprozesses zu be- schreiben, wie Innovationsaktivitäten entstehen. Schumpeter (1997, S. 3) definiert die Innovation als eine „Durchsetzung neuer Kombinationen“, mit denen Unternehmen aus Gewinnstreben die „ausgefahrenen Bahnen der statischen Wirtschaft“ verlassen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem „Durchsetzen“, nicht auf dem bloßen „Erfinden“ neuer Kombinationen. Damit deckt sein Innovationsbegriff ein sehr weites Feld ab. Innovationen umfassen demzufolge nicht nur die Produktion eines neuen Gutes, die Einfürung einer neuen Produktionsmethode, die Erschließung eines neuen Absatzmarktes oder die Eroberung einer neuen Bezugsqueelle für Rohstoffe, sondern auch die Durchführung einer Neuorganisation, wie die Schaffung einer Monopolstellung oder Durchbrechen eines Monopols.

Nach Schumpeter haben sich zahllose Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsbereichen mit dem Begriff „Innovation“ befasst.1 Die verschiedenen Innovationsbegriffe verdeutlichen, dass Innovation vielschichtig ist und unterschiedliche Aspekte wie Neuigkeit, Subjektivität, Marktbezug und einen prozessualen Charakter beinhaltet.

Innovationen sind Auslöser für die „schöpferische Zerstörung“. „Schöpferische Zerstö- rung“ aus der Sicht eines einzelnen Unternehmens entsteht dann, wenn eine Technolo- gie in den ursprünglichen Hauptmarkt, aus dem sie durch zunehmende Spezialisierung in verschiedene Nischenmärkte hervorgegangen ist, zurückdrängt. Es ist allerdings nicht notwendig, dass eine in einer Nische weiter entwickelte Technologie in den ursprüngli- chen Hauptmarkt zurückdrängt. Liegen ausreichend unterschiedliche Selektionskriterien vor, können die unterschiedlichen Technologien und die auf ihnen beruhenden Produkte erfolgreich in beiden Teilmärkten koexistieren. Der Innovationsprozess ist ohne die „schöpferische Zerstörung“ nicht denkbar. Sie ist bereits im Innovationsprozess enthal- ten. Andererseits ermöglicht der Innovationsprozess erst Wachstum und Fortschritt. Diamond (2006, S. 139) spricht im Zusammenhang mit der Wachstumstheorie vom Leapfrogging - der Chance, durch Überspringen von technologischen Entwicklungsstu- fen die fortgeschritteneren Wettbewerber nicht nur einzuholen, sondern zu überholen. Das Neue wird dabei immer durch die reale ökonomische Entwicklung eingeholt und schließlich dem Verfall ausgesetzt (Gerschlager, 1996, S. 128). Eine zentrale Rolle spielt dabei der schöpferische, einfallsreiche Unternehmer (Entrepreneur oder Disrupter), der durch neue Ideen und den Einsatz neuer Produktionsmethoden, Techni- ken und Verarbeitungsmöglichkeiten den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt immer wieder vorantreibt. Es ist in der Wissenschaft bis jetzt noch nicht gelungen, eine allgemein anerkannte ökonomische Theorie mit Berücksichtigung der Funktion des Entrepreneurship zu entwickeln. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll deshalb die Definition von Ripsas (1997, S. 49), die in gewisser Weise einen Querschnitt durch alle behandelten Ansätze darstellt, gelten, wenn man von Entrepreneurship, resp. dem Entrepreneur spricht. Er versteht unter „Entrepreneurship“ einen Prozess, in welchem etwas Neues geschaffen wird - unter Übernahme der dazugehörigen finanziellen, per sönlichen und sozialen Risiken, sowie der aus dem Prozess resultierenden monetären Vergütung, persönlichen Befriedigung und Unabhängigkeit.

Aus den oben beschriebenen Überlegungen wird ersichtlich, dass der Prozess der “schöpferischen Zerstörung” eng mit technologischen Wandel verbunden ist. Der technologische Wandel der vergangenen Jahrhunderte hat zur Herausbildung der Industriegesellschaften geführt. Er wurde und wird von grundlegenden technologischen Basisinnovationen, wie der Dampfmaschine, dem Webstuhl, der Eisenbahn, bis hin zur Computertechnologie repräsentiert (Hausherr 1954, S. 296). Technologischer Wandel ist demzufolge eine wichtige Voraussetzung für Innovationen, die nicht nur die Wirt- schaft selbst, sondern auch das gesellschaftliche Leben verändern (Annecke 2001, S. 9ff.).

Der technologische Wandel vollzieht sich in mehreren Schritten. Von der Invention (Erfindung) über die Innovation (Neuerung), hin zur Adaption (Annahme der Neuerung) durch die Nachfrager, und die Diffusion (Ausarbeitung am Markt). Damit kann man sagen, dass eine Erfindung bei entsprechender Nachfrage durch den Markt, durch die Gesellschaft und der Möglichkeit einer technisch sinnvollen Realisierung beim Markteintritt zur Innovation wird. Anschließend findet die mehr oder weniger starke Annahme der Neuerung durch die Wirtschaftssubjekte statt, was schließlich zur räumlichen und gesellschaftlichen Diffusion führt (Vahs/Burmester 2002, S. 43).

Innovationen können sowohl Auslöser als auch Antworten auf technologischen Wandel sein. Sie bergen Unsicherheiten und Risiken. Vor allem jedoch eröffnen sie neue unternehmerische Möglichkeiten sowohl für etablierte als auch neu gegründete bzw. neu zu gründende Unternehmen. Von besonderer Bedeutung sind dabei technologiebasierte Innovationen, da sie nicht nur ihre Marktfähigkeit, sondern zusätzlich auch ihre technische Machbarkeit unter Beweis stellen müssen.

Im Allgemeinen kann man Innovationen nach ihrem Gegenstandsbereich (Produkt-, Prozess-, Sozial- und Strukturinnovationen)2, Auslöser (Pull- und Push-Innovationen)3, Neuheitsgrad (Basis-, Verbesserungs-, Anpassungs-, Scheininnovationen und Imitation)4 und schließlich nach ihrem Veränderungsumfang (Inkremental- und Radikalinnovationen)5 differenzieren. Betrachtet man diese Innovationstypen mit Hinblick auf eine markt- und geschäftsstrategische Differenzierung, so wird zwischen erhaltenden („sustaining“) und disruptiven Innovationen unterschieden. Die Unterschiede zwischen erhaltenden und disruptiven Innovationen werden in den Abschnitten 2.3. und 2.4 näher erläutert, da diese grundlegende Informationen für den Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ sind.

Im Folgenden wird aber zunächst aufgezeigt, wie das Konzept der erhaltenden und disruptiven Innovationen aufgebaut ist, indem auf Wertschöpfungnetzwerk und Leistungstrajektorie eingegangen wird.

2.2 Wertschöpfungsnetzwerk und Leistungstrajektorie

1995 stellte Christensen seine Theorie vor, warum etablierte Unternehmen („Incumbents“) an manchen Innovationen scheitern. Er stellt dabei fest, dass nur be- stimmte Innovationen - die disruptiven Innovationen - etablierten Unternehmen eine Gefahr bereiten können, wobei erhaltende („sustaining“) Innovationen für etablierte Unternehmen keine existenzbedrohenden Probleme darstellen. Christensen argumentiert zudem in seiner Theorie, dass Neueinsteiger, die eine neue Innovation auf den Markt bringen, welche im Wertschöpfungsnetzwerk („value network“) eines etablierten Un- ternehmens liegen, sich nur selten am Markt erfolgreich etablieren können. Wenn die neue Innovation jedoch außerhalb des Wertschöpfungsnetzwerkes vom etablierten Un- ternehmen liegt und durch Leistungsverbesserungen später erst in das Wertschöpfungs- netzwerk des etablierten Unternehmens eindringt, dann haben Start-up-Unternehmen die Möglichkeit, am Markt zu wachsen und etablierten Unternehmen Marktanteile ab- zunehmen. Das Wertschöpfungsnetzwerk eines Unternehmens bezieht sich auf das Um- feld, in welchem ein Unternehmen konkurriert und Kundenprobleme löst (Christensen 1997, S. 32). Der Aufbau und die Zusammensetzung eines Wertschöpfungsnetzwerkes sind dem der jeweiligen komplex zusammengesetzten technologischen Innovation ähn- lich. Ein Unternehmen, welches sich in einer oder mehrerer Nischen befindet, befasst sich und innoviert auch in eine Richtung, die den Nutzen für die Kunden in der oder den Nischen erhöht. Das Unternehmen ist somit in einem zentralen Punkt seiner Kunden und deren Bedürfnisse. Es widmet den Kundenwünschen am meisten Bedeutung, die den Kundennutzen am ehesten erhöht und schenkt Kundenwünschen, die am Rande des Wertschöpfungsnetzwerkes liegen und somit weniger Nutzen bieten, auch weniger Be- deutung. Innovationen, die sich außerhalb des Wertschöpfungsnetzwerkes der Kunden befinden, werden nicht berücksichtigt, da sie den Kunden eines etablierten Unterneh- mens überhaupt keinen Nutzen bieten. Das etablierte Unternehmen grenzt sein Know- how-Gebiet also auf sein Wertschöpfungsnetzwerk ein.

[...]


1 Vgl. dazu z.B. Goldhar (1980 S. 284); Tidd/Keith (2001, S. 67f.).

2Vgl. dazu z.B. Bitzer (1990 S.11); Trommsdorff/Schneider (1990 S. 4f.); Tsifidaris (1994 S. 8ff.).

3Vgl. dazu z.B. Lynn et al. (1996 S. 80ff.); Vahs/Burmester (2002 S. 73ff.); Disselkamp, (2005 S. 46); Reichwald (2005 S. 6); Granig (2007 S. 14).

4Vgl. dazu z.B. Trommsdorff/Schneider (1990 S. 4); Stille/Blitzer (1998 S. 20); Vahs/Burmester (2002 S. 73ff).

5 Vgl. dazu z.B. Henderson (1993 S. 252); Rosenbloom/Christensen (1994 S. 659f.); Vahs/Burmester (2002 S. 83ff.); Hauschildt/Salomo (2010, S. 21).

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Entrepreneurship als "schöpferische Zerstörung"
Université
LMU Munich
Cours
Innovation Management
Note
1,7
Auteur
Année
2011
Pages
20
N° de catalogue
V192200
ISBN (ebook)
9783656170365
Taille d'un fichier
714 KB
Langue
allemand
Mots clés
entrepreneurship, zerstörung
Citation du texte
Magister Artium Irina Petrova (Auteur), 2011, Entrepreneurship als "schöpferische Zerstörung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192200

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