Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeines
2.1 Das brasilianische Portugiesisch
2.2 DaF-Unterricht in Brasilien
2.3 Stellenwert der Phonetik in Brasilien
3. Theoretischer Teil
3.1 Thematische Eingrenzung
3.2 Gegenüberstellung der Konsonanteninventare des Deutschen und des BP
3.2.1 Frikative
3.2.2 Plosive
3.2.3 Nasale
3.2.4 Laterale
3.2.5 Affrikaten
3.3 Phonotaktik des BP und des Deutschen
3.4 Fehlerprognose für brasilianische DaF-LernerInnen
4. Empirischer Teil
4.1 Forschungsdesign
4.1.1 Zu den Probanden
4.1.2 Zur Auswahl der Textmaterialien
4.1.3 Zum Ablauf der Tonaufnahmen
4.1.4 Zum Auswertungsverfahren der Ausspracheabweichungen
4.2 Darstellung der Ausspracheabweichungen
4.2.1 Frikative
4.2.2 Plosive
4.2.3 Nasale
4.2.4 Laterale
4.2.5 Affrikaten
4.2.6 Konsonantenhäufungen
4.3 Häufigste Ausspracheabweichungen
4.4 Bezug zur Fehlerprognose
5. Didaktischer Teil
5.1 Die Rolle der Phonetik in DaF-Lehrwerken in Brasilien
5.2 Phonetische Übungen und Empfehlungen für den DaF-Unterricht
5.2.1 R-Laute
5.2.2 Laute [ ] und [s] in <st>/ <sp>
5.2.3 Konsonantenhäufungen
5.2.4 Ang-Laut
5.3 Erprobung der Aufgaben
6. Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Phonetiksystem des Brasilianischen Portugiesisch (BP) und des Deutschen. Zu Beginn liegt dabei der Fokus auf einer kontrastiven phonetischen Analyse beider Sprachen, welche die Basis für die gesamte weitere Arbeit bildet. Bei der kontrastiven phonetischen Analyse beschränke ich mich auf den segmentalen Bereich, präziser die Konsonanten. Der Schwerpunkt, BP als Vergleichssprache zum Deutschen, wurde bewusst gewählt, da in den letzten Jahren das Interesse an der deutschen Sprache in Brasilien stark gestiegen ist (vgl. Pupp Spinassé 2005:107). Die deutsche Sprache ist derzeit die viert meist gelernte Fremdsprache in Brasilien (vgl. ebd.).
Ziel dieser Arbeit ist es, die häufigsten Fehlerquellen im Bereich der Konsonanten bei brasilianischen DaF-LernerInnen und deren Ursache zu identifizieren, um aufbauend darauf Unterrichtsmaterialien sowie Lehrempfehlungen speziell für diesen Lernerkreis zu entwickeln, welche die problematischsten Abweichungen aufgreifen und korrigieren. Es ist ebenso beabsichtigt herauszuarbeiten, inwieweit das Thema Konsonantismus als ein wichtiges Lernziel im Phonetik-Unterricht für brasilianische DaF-LernerInnen zu betrachten ist. Diese Fragestellung fußt darauf, dass dieses Thema innerhalb des Faches Phonetik eine unterrepräsentierte Rolle zu haben scheint. Laut Hirschfeld (2002:85) ist das Thematisieren phonetischer Aspekte der suprasegmentalen Ebene -„[…] Akzentuierung, Rhythmus, Melodie und Vokale der betonten Silben […]“ (ebd.) - im Hinblick auf die Verständlichkeit deutscher MuttersprachlerInnen von größerer Relevanz als die Behandlung der mit den Konsonanten zusammenhängenden Aussprachephänomene. Dem gegenüber soll diese Arbeit zeigen, dass der Konsonantismus ebenso relevant im Phonetik- und DaF-Unterricht ist.
Um sowohl die oben gestellten Fragestellungen im Detail beantworten als auch die Ziele dieser Arbeit erreichen zu können, gliedert sich diese Bachelorarbeit in drei Schwerpunkte, die aufeinander aufbauen: einen theoretischen, empirischen und didaktischen Teil. Zuerst werden allerdings im zweiten Kapitel allgemeine Informationen zum BP, zur Rolle der deutschen Sprache und zum Stellenwert der Phonetik als Fach in Brasilien gegeben. Im ersten Schwerpunkt, dem theoretischen Teil, sollen beide Konsonantensysteme verglichen werden, um die Herkunft und die Ursache potenzieller phonetischer Fehler ermitteln zu können. Dieser Teil der Arbeit soll die theoretische Grundlage für die Erstellung einer Fehlerprognose für den empirischen Teil bilden. Der empirische Teil, der zweite Schwerpunkt, widmet sich der Fehleranalyse der Aufnahmen von drei Probanden aus Brasilien. Hierbei werden anhand von dem aus den Aufnahmen erhobenen Datenmaterial gravierende sowie mehrfach vorkommende phonetische Abweichungen der Probanden aufgedeckt und systematisch analysiert. Die im diesem Teil der Arbeit zu gewinnenden Ergebnisse sollen die Basis für den dritten Schwerpunkt, den didaktischen Teil, gründen. In diesem werden didaktische Empfehlungen gegeben sowie phonetische Übungen zu den häufigsten in der Fehleranalyse auftretenden Ausspracheabweichungen, speziell für brasilianische DeutschlernerInnen entwickelt. Ein Grund hierfür ist, dass ein Bedarf an Ausspracheübungen bzw. an „[…] Zusatzmaterialien […]“ (Hirschfeld 2005:513), welche die Ausgangssprache der LernerInnen beim Ausspracheerwerbsprozess berücksichtigen, besteht (vgl. ebd.). Somit werden in diesem Kapitel phonetische Aufgaben zu den problematischen Lauten vorgestellt, welche das Ziel verfolgen, die in der Analyse gefundenen Artikulationsprobleme zu korrigieren und die Muttersprache als unterstützendes Mittel einzubeziehen. In der Zusammenfassung und dem Ausblick werden die wichtigsten Ergebnisse dieser Bachelorarbeit zusammengetragen.
Der Anhang enthält die in der Fehleranalyse verwendeten Texte und die Tabellen mit den Ergebnissen der phonetischen Fehleranalyse zu den einzelnen Probanden. Darüber hinaus werden dort die entwickelten Ausspracheübungen sowie die Landkarten von Brasilien dokumentiert.
2. Allgemeines
Dieses Kapitel gibt einen allgemeinen Überblick über das BP, DaF-Unterricht sowie das Fach Phonetik in Brasilien. Aspekte, welche die aktuelle Relevanz dieser Themenwahl unterstreichen, werden dabei besonders hervorgehoben.
2.1 Das brasilianische Portugiesisch
Portugiesisch wird aktuell von ca. 210 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen und besitzt daher den sechsten Platz unter den am meisten gesprochenen Sprachen (vgl. Endruschat / Schmidt-Radefeldt 2006:13). Davon sind 184 Millionen Menschen MuttersprachlerInnen des BP, wobei diese auch als Amtssprache in Brasilien fungiert (vgl. ebd.:14). Hier ist jedoch hervorzuheben, dass das BP sich vom europäischen Portugiesisch (EP) in verschiedener Hinsicht, wie z.B. auch in phonetischen Aspekten, unterscheidet (vgl. Steckelbach 1999:11f.). Anders als im BP ist im EP unter anderen phonetischen Auffälligkeiten das Phänomen der Vokalisierung des silbenauslautenden /l/ zu [ ], welches im Unterkapitel 3.2.4 genauer erklärt wird, beispielsweise nicht vorhanden (vgl. Steckelbach 1999:12; Noll 1999:53f.).
2.2 DaF-Unterricht in Brasilien
Da in dieser Bachelorarbeit der Ansatz der kontrastiven phonetischen Analyse auf das BP und das Deutschen angewandt wird, soll an dieser Stelle die Anzahl der DaF-LernerInnen in Brasilien kurz wiedergegeben werden, um die Relevanz des Deutschen in Brasilien veranschaulichen zu können. Von den oben genannten 184 Millionen Muttersprachlern des BP lernen und studieren ca. 92.000 Brasilianer die deutsche Sprache (vgl. Netzwerk Deutsch 2010:5). An außerschulischen und -universitären Sprachinstitutionen sind 16.788 DaF- LernerInnen zu finden, während die Anzahl der DeutschlernerInnen, welche eine deutsche Schule in Brasilien besuchen, im Gegensatz dazu mit 65.430 SchülerInnen besonders hoch ist (vgl. ebd.). Interessant ist außerdem, dass die Anzahl der BrasilianerInnen, welche die deutsche Sprache erlernen wollen, in den letzten Jahren sowohl in Schulen als auch in institutionellen Sprachkursen zugenommen hat (vgl. Pupp Spinassé 2005:105). Dies macht ein Vergleich der in den Jahren 2003 und 2010 erhobenen Daten deutlich. Im genannten Zeitraum hat sich die Anzahl der DeutschlernerInnen von 49.700 im Jahr 2003 (vgl. ebd.) auf 91.788 im Jahr 2010 erhöht (vgl. Netzwerk Deutsch 2010:5).
2.3 Stellenwert der Phonetik in Brasilien
Mithilfe eines aus dem Bereich DaF stammenden Beispiels soll hier kurz die aktuelle Realität des Faches Phonetik an Universitäten und Sprachinstitutionen in Brasilien geschildert werden. Laut Bolacio und Gil de Andrade (2005:21) verfügen DaF-LehrerInnen in Brasilien bzw. beim Goethe-Institut in Rio de Janeiro im Allgemeinen über unzureichende phonetische Kenntnisse. Dabei fehlt grundlegendes Wissen über das Phonetiksystem des Deutschen, so dass viele Nicht- und MuttersprachlerInnen des Deutschen dieses Thema im Unterricht nicht vermitteln können (vgl. ebd.). Des Weiteren sind einige DaF-LehrerInnen der Meinung, dass Phonetik „[…] nebenbei erlernbar bzw. nicht erlernbar […]“ (ebd.) ist. Ein weiterer Grund, warum die Bedeutung von Phonetik im Unterricht unterschätzt wird, betrifft die akademische Ausbildung von DaF-LehrerInnen in Brasilien (vgl. ebd.:21f.). Die an einem Phonetik- Einführungsseminar teilnehmenden DeutschlehrerInnen, also graduierte Germanisten, haben Phonetik als Fach während ihrer akademischen Lehrerausbildung nicht behandelt und deswegen jenes Einführungsseminar zusätzlich besucht, um Grundzüge der deutschen Phonetik sowie einige Interferenzquellen des BP kennen zu lernen (vgl. ebd.).
Ausgehend davon ist der Bedarf nach einer gründlicheren Phonetikarbeit und -ausbildung im Bereich DaF in Brasilien deutlich zu erkennen.
Nachdem in diesem Kapitel die Motivation und der Hintergrund für die Thematik dieser Arbeit aufgezeigt wurden, wird nun im nächsten Kapitel auf die Gegenüberstellung der Konsonanteninventare beider hier zu analysierenden Sprachen eingegangen.
3. Theoretischer Teil
Dieses Kapitel kontrastiert die Konsonanteninventare des Deutschen und des BP. Um Gemeinsamkeiten wie auch Differenzen zwischen beiden Sprachen herausfiltern zu können, werden die Konsonantenlaute zunächst gegenübergestellt. Darauffolgend wird im Kapitel 3.3 auf die Ebene der Phonotaktik eingegangen. Sich in diesen Abschnitten ergebende Prognosen über potentielle Fehlerquellen für brasilianische DaF-LernerInnen werden schließlich in Kapitel 3.4 für den empirischen Teil systematisch und tabellarisch zusammengefasst.
3.1 Thematische Eingrenzung
In diesem Kapitel wird der Fokus auf die Gegenüberstellung der einzelnen Konsonantenlaute und Konsonantenkombinationen gelegt. Konsonantische phonologische Prozesse wie progressive und regressive Assimilation an Artikulationsort und -art im Deutschen1, werden in dieser Arbeit aus Gründen des Umfangs nicht behandelt und entsprechend sowohl im theoretischen Teil als auch in der Fehleranalyse nicht thematisiert.
3.2 Gegenüberstellung der Konsonanteninventare des Deutschen und des BP
Die folgenden Tabellen veranschaulichen die im Deutschen bzw. im BP existierenden Konsonantenlaute:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Konsonanteninventar des Deutschen (nach Langer 2010:46)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Konsonanteninventar des BP (nach Langer 2010:98)
Den obenstehenden Darstellungen ist zu entnehmen, dass das Konsonantensystem des BP dem des Deutschen sehr ähnelt. Die dabei vorgenommene Kategorisierung der Konsonantenlaute nach Artikulationsart und -ort ist in beiden Sprachenidentisch. Das BP verfügt über 254 Konsonanten, das Deutsche über 29 Konsonanten. Dabei ist anzumerken, dass differierende Ansichten über die Anzahl der Konsonantenlaute im BP existieren. Einige Autoren, wie bspw. Cagliari (2007:39), zählen beispielsweise den Nasallaut [ ] auch zum festen Bestandteil des Konsonanteninventars des BP.
Um potenzielle Ausspracheinterferenzen für brasilianische DaF-LernerInnen herausstellen zu können, werden im Folgenden die Konsonanteninventare beider Sprachen kontrastiv dargestellt. Die Gliederung der folgenden Unterkapitel richtet sich nach den Kategorien gemäß Artikulationsart.
3.2.1 Frikative
Vergleicht man das Konsonantensystem des BP mit dem des Deutschen, lassen sich einige Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den Inventaren der Frikative feststellen. Gemeinsam sind beiden Sprachen die labiodentalen [v, f], die alveolaren [z, s], die palato- alveolaren [ , ], der velare [x] und der glottale [h] Frikativ. Auffällig ist hierbei, dass die im Deutschen auftretenden Frikative [ ], [j] und [ ] im Konsonanteninventar des BP nicht vorhanden sind, so dass mögliche Artikulationsschwierigkeiten entstehen können.
Laut Pupp Spinassé (2005:175) tendieren brasilianische DeutschlernerInnen aufgrund des Fehlens des Phons [ ] im BP dazu, diesen Laut durch den in ihrer Muttersprache und auch im Deutschen vorhandenen stimmlosen palato-alveolaren Frikativ [ ] zu ersetzen. Im Gegensatz dazu gibt es im BP den velaren Frikativ [x], welcher im Deutschen zusammen mit dem Palatal-Frikativ [ ] durch die Graphemfolge <ch> graphematisch realisiert wird. Letzter beiden Laute sind im Deutschen Allophone des Phonems /x/, wobei [x] nach hinteren Vokalen auftritt und [ ] in den übrigen Kontexten realisiert wird (vgl. Grassegger 2010:92). Im BP hingegen ist [x] nicht ein Allophon des Phonems /x/, sondern ein Allophon des Phonems /r/ (vgl. Langer 2010:140f.)5.
Des Weiteren kommt der im Deutschen zu findende palatale Frikativ [j] als alleinstehender Konsonant im BP ebenfalls nicht vor (vgl. Langer 2010:111). Laut Langer (2010:112) entspricht die graphematische Kombination aus <j> und einem Vorderzungenvokal oder aus <g> plus Vorderzungenvokal dem Phon [ ] im BP, wie in den Beispielwörtern: janela [ an la] (Fenster) und auge [ a ] (Gipfel). Im Deutschen steht der Laut [ ] zusammen mit dem Laut [j] als Entsprechung zum Graphem <j>, wobei sich der Phon [ ] nur auf Lehnwörter meistens französischer Herkunft beschränkt (vgl. ebd.). Der [ ] weißt wie im BP die orthographischen Korrelationen <j> und <g> auf, z.B. G arage und J alouise (vgl. ebd.:37f.). Aufgrund der erläuterten Unterschiede zur Realisierung des Graphems <j> können brasilianische DaF-LernerInnen interferenzbasiert Aussprachefehler bei dessen phonetischer Realisierung begehen. Die Realisierung des Lauts [j] sollte jedoch kein Artikulationsproblem bereiten, da der im BP vorhandene Gleitlaut [i] nur minimale phonetische Unterschiede mit dem deutschen Laut [j] aufzeigt, so dass brasilianische LernerInnen diesen Laut durch den ersteren ersetzen können (vgl. ebd.:112).
Wie bereits erwähnt, ist der Laut [h] in beiden Sprachen zu finden. Das Graphem <h> jedoch, das diesem Laut im Deutschen entspricht, wenn es in prävokalischer Stellung auftritt (vgl. Grassegger 2010:92), bleibt im BP unausgesprochen (vgl. Langer 2010:99f.). Ein Wort, wie humor, welches in beiden Sprachen sogar gleich geschrieben ist, wird entsprechend unterschiedlich realisiert: im BP als [umor], im Deutschen als [humo: ]. Das [h] im BP ist eines der vielen Allophone des /r/ und tritt somit nicht als Phon [h] für das Graphem <h> auf. (vgl. ebd.).
Im Konsonanteninventar des BP sowie des Deutschen sind der stimmlose und der stimmhafte alveolare Frikativ, [s] und [z], zu finden (vgl. Tabellen 1 und 2). Dennoch unterscheidet sich die lautliche und graphische Distribution dieser Laute zwischen dem BP und dem Deutschen sehr. Im Deutschen sind die Laute [s] und [z] die Realisierungen des Graphems <s>. Anlautend ist das /s/ im Deutschen stimmhaft, während es in finaler Stellung stimmlos ist (vgl. Langer 2010:172). Im Gegensatz dazu wird /s/ im BP anlautend immer stimmlos als [s] realisiert (vgl. ebd.; Noll 1999:42). Intervokalisch und im Präfix trans - wird /s/ jedoch stimmhaft realisiert (vgl. Giangola 2001:133). Das im BP vorhandene auslautende /s/ kann je nach Lautumgebung stimmhaft oder stimmlos sein (vgl. ebd.:134; Langer 2010:172ff.). Nach stimmhaften Konsonanten ist es stimmhaft und nach stimmlosen Konsonanten stimmlos (vgl. ebd.). Erwähnenswert ist hier die auslautende /s/-Variante aus der Region Rio de Janeiro zu benennen. Cariocas 6 verwenden im Auslaut das Palato-Alveolar [ ] anstatt des verbreiteten [s] und anstelle des [z] das [ ] (vgl. Giangola 2001:134; Cagliari 2007:37). Einige MuttersprachlerInnen des BP realisieren das auslautende /s/ sogar extrem frikativ als [s ] bzw. [z ] (vgl. Cagliari 2007:37). Hierbei liegen potenzielle Interferenzen nahe, so dass u.a. das Graphem <s> von DeutschlernerInnen aus Brasilien nicht wie im Deutschen erwartet anlautend als [z], sondern als [s] artikuliert wird.
Weiterhin sind die Frikative [f] und [v] in beiden Sprachen vorhanden, wobei es auch hier distributive Besonderheiten im Hinblick auf die graphische/graphematische Realisierung der Laute gibt (vgl. Pupp Spinassé 2005:176f.; Cagliari 2007:36). Im BP wird der stimmlose Frikativ [f] stets durch das Graphem <f> realisiert (vgl. ebd.). Dagegen wird dieses Phon im Deutschen durch die Grapheme <f>, <ff> aber auch <v> realisiert, wie in v erfaulen [f f a l n] und Affe [ af ] (vgl. Dieling 2003:19). Im BP wird der Lenislaut [v] in jeder Silbenposition bei Wörtern, welche das Graphem <v> enthalten, artikuliert. Im Deutschen wird der stimmhafte Frikativ [v] hingegen mit <w> und <v> graphisch realisiert, wie in W asser [v a:s ] und V isum [vi:z m] (vgl. ebd.). Diese Differenzen im Hinblick auf die Distributionsregeln beider Sprache, v.a. aber auch dass das Graphem <v> im Deutschen [v] oder auch [f] entsprechen kann wie z.B. bei V ieh [fi:] vs. V irus [v i: s] und bei V ogel [f o:gl] vs. V okabel [vok a:bl], können ebenfalls zu Aussprachefehlern führen.
R-Laute
Im Deutschen umfasst das Phonem /r/ vier mögliche Realisierungsvarianten. Diese sind das Zäpfchen-R [ ] (Vibrant), das Reibe-R [ ] (Frikativ), das Zungenspitzen-R [r] (Vibrant) und das vokalische R [ ]/[ ] (vgl. Dieling 2003:15; Grassegger 2010:91). Die drei ersten Realisierungsvarianten des /r/ sind in vorvokalischer Stellung, am Silbenanfang, zu finden. Unter diesen drei vorvokalischen Varianten ist das frikative Reibe-R laut dem Deutschen Aussprachewörterbuch 2009, „[…] die weitaus häufigste konsonantische Aussprache [des Phonems /r/ im Deutschen]“ (Krech 2009:85)7. Die anderen konsonantischen R-Varianten, [ R] und [r], werden selten, heutzutage öfter nur im Kunstgesang, verwendet (vgl. Krech 2009:30) und stehen somit in freier Variation zum [ ]. Das vokalische R tritt im heutigen Deutsch hingegen nur in nachvokalischer Stellung in Verbindung mit der Endung <-er>, nach langen Vokalen oder bei Präfixen, wie er-, her-, ver-, zer-, auf (vgl. Dieling 2003:15; Grassegger 2010:91). Somit stehen die vorvokalischen Varianten [ ], [r], [ ] einerseits und die nachvokalische Variante [ ] andererseits in komplementärer Verteilung und sind Allophone des gleichen Phonems /r/, vgl. Meer [me: ] und Meere [m e: ] (vgl. Wiese 2011:55). Zu den vorvokalischen R-Allophonen im Deutschen ist anzumerken, dass das Reibe-R des Deutschen „[…] im BP [...] nicht [existiert] […]“ (Langer 2010:107). Somit kann die Abwesenheit dieses Phons im Konsonanteninventar des BP brasilianischen DeutschlernerInnen Ausspracheschwierigkeiten bereiten (vgl. Langer 2010:107f.).
Im BP existieren ebenfalls verschiedene Allophone des /r/ je nach Regionen und Dialekten (vgl. Noll 1997:50). MuttersprachlerInnen des BP realisieren das Phonem /r/ uneinheitlich, insbesondere spielen hierbei Faktoren wie Herkunft, Alter und soziolinguistische Einflüsse eine entscheidende Rolle (vgl. Giangola 2001:131). In dieser Arbeit wird nur auf die häufigsten sowie Standard-R-Realisierungsvarianten eingegangen8. Laut Giangola (2001:130) gilt der Dialekt von Rio de Janeiro als Standardaussprache für das BP. Aus diesem Grund werden die in diesem Dialekt auftretenden Varianten hier im Vergleich zu anderen auch sehr typischen Dialekten präsentiert und erläutert: die Frikative [x, h] und die Vibranten [r, ] (vgl. Gil de Andrade / Bolacio 2005:22).
Das R-Allophon [x] wird im BP in unterschiedlichen Silbenpositionen artikuliert - einerseits im Anlaut, wie z.B. beim Wort rico [x k ] (reich) (vgl. Giangola 2001:131). Anlautend vor den Konsonanten n, s, l wird das /r/ ebenso als [x] realisiert, z.B. honra [ õxa] (Ehre), Israel [isxa w], guelra [g wxa] (Kieme) (vgl. ebd.). Hierbei ist anzuführen, dass das anlautende /r/ auch als [h] in vielen Regionen Brasiliens, welche jedoch nicht São Paulo und Südbrasilien einschließen, ausgesprochen wird (vgl. Noll 1997:52; Anhang, Karte 2). In diesen Regionen werden die oben stehenden Beispielwörter wie folgt artikuliert: honra [ õha], Israel [isha w], guelra [g wha]. Andererseits wird das Allophon [x] auch in auslautenden Silbenpositionen realisiert, z.B. amor [am ox] (Liebe) und carne [c axne] (Fleisch) (vgl. Giangola 2001:132). Interessant ist hier, dass das auslautende /r/ in der Region São Paulo als [r] realisiert wird. Demzufolge wird das Wort carne in São Paulo als [k ar.ne] ausgesprochen, und nicht [k axne]. In anderen Regionen, wie im Hinterland São Paulos, in Mato Grosso, in Mato Grosso do Sul und in Goiás, ist eine weitere Variante des /r/ im Auslaut zu finden, nämlich das retroflexe [ ],
wie im Beispielwort carne [k a ne] (vgl. Giangola 2001:132). Letztgenannter Laut wird von vielen Einheimischen als dialektal betrachtet und abwertend als r-caipira bezeichnet (vgl. Noll 1997:52). In solchen Regionen kann die retroflexe Variante des /r/ nicht nur in nachkonsonantischer Stellung sondern auch in vorkonsonantischer Stellung auftreten (vgl. ebd.:52). Ein Beleg für das anlautende Retroflex-R liefert das Wort baixeiro [ba e u] (Sattelkissen) (vgl. ebd.).
Beim intervokalischen Auftreten des /r/ ist die auch im Deutschen regional vorhandene alveolare /r/-Variante [r] stets vertreten (vgl. Noll 1997:50; Giangola 2001:131; Gil de Andrade / Bolacio 2005:22). Beispiele hierfür sind: caro [ka.r ] (teuer) und primeiro [prim eyr ] (erste, zuvor) (vgl. ebd.). Im Vergleich dazu wird die Graphemkombination <rr> intervokalisch als [x] bzw. in einigen Regionen als [h] realisiert, wie z.B. carro [k ax ] oder [kah ] (Auto) (vgl. Giangola 2001:132). Dies stellt also ein anderes Phonem des BP dar als /r/, wie das Minimalpaar caro-carro verdeutlicht. Im Deutschen hingegen wird die Graphemkombination <rr> je nach Silbenposition - initiale oder finale Position - entweder als [ ]/[ ] oder mit einer der folgenden R-Varianten: [ , , r] ausgesprochen (vgl. Grassegger 2010:91).
Interessant ist außerdem, dass das /r/ im Auslaut im mündlichen Sprachgebrauch häufig ausfällt (vgl. ebd.; Noll 1997:52). Dies kann v.a. bei Infinitiven festgestellt werden, z.B. beim Verb amar [ ama] (lieben) (vgl. Noll 1997:52). Im Deutschen hingegen, wie bereits festgestellt, wird das auslautende /r/ in Begleitung von Vokalen meist durch das vokalische R realisiert.
Folgt das /r/ den konsonantischen Lauten [p, t, k, b, d, g, f, v], artikuliert man dieses mit dem alveolaren [r], wie z.B. in Brasil (Brasilien), grande (groß), livro (Buch) (vgl. Giangola 2001:142). Im Deutschen dagegen, werden hier die oben aufgelisteten vorvokalischen Varianten des /r/ verwendet. Unter diesen ist auch das alveolare [r] im Deutschen zu finden, wobei dessen Verwendung sich auf die Bühnensprache (vgl. Krech 2009:30) bzw. auf einige Regionen in Süddeutschland (vgl. Kohler 1995:165) beschränkt. Des Weiteren stellen Bolacio und Gil de Andrade (2005:22) in Bezug auf das im BP vorhandene [r] fest, dass brasilianische DeutschlernerInnen diesen Alveolarlaut bei deutschen Wörtern häufig zu artikulieren vermeiden, da sie einerseits diesen als untypisch für die deutsche Aussprache empfinden und da es ihnen andererseits schwer fällt, diesen Laut „[…] im absoluten Anlaut […]“ (Bolacio / Gil de Andrade 2005:22) zu produzieren.
Vor diesem Hintergrund lässt sich feststellen, dass die deutsche Aussprache brasilianischer LernerInnen durch die Unterschiede in Bezug auf die R-Varianten beeinträchtigt werden kann, v.a. weil die häufigsten und verbreitetsten vorvokalischen und nachvokalischen Varianten des deutschen /r/ im BP nicht existieren. Nach Gil de Andrade und Bolacio (2005:22) fällt die korrekte Realisierung der deutschen R-Varianten brasilianischen DeutschlernerInnen unter allen Konsonanten am schwersten.
3.2.2 Plosive
Anhand der deutschen und brasilianischen Konsonantentabellen ist erkennbar, dass fast alle Plosive in beiden Sprachen vorhanden sind, im Einzelnen sind das: die Bilabialen [b, p], die Alveolaren [d, t] und die Velaren [g, k]. Die Aussprachemerkmale der Plosive unterscheiden sich dabei allerdings zwischen den Sprachen (vgl. Langer 2010:137ff.). Zum einem werden die stimmlosen Plosive [p], [t,] und [k] im Deutschen aspiriert (vgl. ebd.; Wiese 2011:116f.). Dies findet hauptsächlich in Norddeutschland statt, während die aspirierte Realisierung der Plosive in Süddeutschland eher selten ist (vgl. Langer 2010:138). Laut dem Deutschen Aussprachewörterbuch 2009 werden diese Plosive im Deutschen meistens sehr schwach oder gar nicht aspiriert (vgl. Krech 2009:76). Zum anderen werden die stimmhaften Plosive [b], [d] und [g] im Deutschen der Auslautverhärtung unterzogen, sie werden also im Auslaut stimmlos (vgl. ebd.; Dieling 2003:14). Im Gegensatz zum Deutschen kommen im BP überhaupt keine Plosive im Auslaut vor, nur im Anlaut und im Inlaut gefolgt von Vokalen (vgl. Langer 2010:142). Laut Langer (2010:142ff.) tendieren SprecherInnen des BP dazu, den Sprossvokal [ ]9, nach auslautenden Plosiven bei in das Brasilianische eingeführten Fremdwörtern anzuhängen; so z.B. in club, [kl ub ], oder Internet, [it xn t ] (vgl. ebd.). Es ist also zu erwarten, dass brasilianische DeutschlernerInnen möglicherweise den stimmhaften Plosiv [b], sowie [d] und [g], im Auslaut bei nicht vorhandener Vertrautheit mit der Auslautverhärtung stimmhaft aussprechen würden.
Ferner existiert im Gegensatz zum Deutschen kein Glottisschlag [ ] beim Einsatz von Vokalen im BP (vgl. Cagliari 2007:120; Langer 2010:102). Daraus kann man ableiten, dass Anfänger bei der Realisierung einer Wortgruppe, wie z.B. im Ei, möglicherweise keinen Glottisschlag realisieren. Laut Cagliari (2007:120) findet im BP das Phänomen der Liaison statt, wenn ein Wort mit einem Vokal anfängt und das vorangehende Wort auf einen Konsonanten auslautet, wie z.B. in maraberto [ma- a-b -t ]. Der auslautende Konsonant eines vorhergehenden Wortes übernimmt also die anlautende Silbenposition im nächsten Wort (vgl. Cagliari 2007:120.). Vereinzelt werden beide Wörter hingegen - je nach regionalem Dialekt - wie folgt realisiert: mar [max] und aberto [ab xt ] (vgl. ebd.). Im Deutschen hingegen kann der Vokaleinsatz distinktiv sein, was zu Verständlichkeitsproblemen führen kann, wie z.B. bei verreisen [f a zn] und vereisen [f a zn] (vgl. Dieling 2003:14; Langer 2010:102).
Eine Besonderheit des BP, die im Deutschen nicht beobachtet wird, stellt die Affrizierung, auch Palatalisierung genannt, der alveolaren Plosive [t] und [d] dar (vgl. Noll 1999:46f.; Cagliari 2007:38; Langer 2010:149ff.). Dieses Phänomen tritt beim Auftreten der unbetonten Vokale [ ] oder [i] nach den entsprechenden Plosiven auf (vgl. ebd.), wobei diese in allen Silbenpositionen jeweils zu den auch im Deutschen vorhandenen Affrikaten [t ] bzw. [d ] abgewandelt werden. Dies entspricht den Graphemkombinationen <di>, <ti>, <de> und <te> (vgl. ebd.). Bei den Graphemkombinationen <de> und <te> ist zu beachten, dass der Vokal auslautend im BP als [ ], und nicht als [ ] wie im EP, ausgesprochen wird (vgl. ebd.). Die Mehrheit der Muttersprachler des BP kennt das Phänomen der Affrizierung und verwendet dieses somit aktiv10. Infolgedessen kann dieses phonetische Muster von MuttersprachlerInnen des BP in die Zielsprache Deutsch übertragen werden (vgl. Langer 2010:150f.). Deutsche sowie aus dem Lateinischen kommende Wörter, wie z.B. Tisch und Diktat, können interferenzbasiert wie folgt falsch ausgesprochen werden: *[t ] für [t ] und *[d ikt a:t ] / *[d kt a:t] anstatt [d kt a:t] (vgl. ebd.).
3.2.3 Nasale
Wie in den tabellarischen Darstellungen zu sehen ist, sind die Laute [m, n, ] im BP und im Deutschen vorhanden. Im Deutschen werden die Nasale [m] und [n] in allen Silbenpositionen verwendet (vgl. Dieling 2003:15). Im Gegensatz zum Deutschen kommen die Laute [m] und [n] im BP nur im Wort- und Silbenanlaut vor (vgl. Giangola 2001:137). Problematisch ist hier die Realisierung der Nasale [m] und [n] im Silbenauslaut. Diese werden im BP nicht ausgesprochen, sondern verleihen dem vorherstehenden Vokal eine nasale Färbung, z.B.: bomba [b õba] (Bombe) und mundo [m ud ] (Welt) (vgl. ebd.). Nach Giangola (2001:137) findet dabei zusätzlich eine Diphthongierung durch die Einfügung der Laute [y] und [w] statt, wenn der Nasal am Wortende auftritt. Nach den Vokalen <i> und <e> folgt der Laut [y], wie in fim [f y] (Ende) und in viagem [via ey] (Reise); während nach <a, o, u> der Laut [w] folgt, wie z.B. bei algum [a g uw] (etwas, einige), bom [bõw] (gut), falam [f alãw] (sie sprechen) (vgl. ebd.).
Im Deutschen tritt der velare Nasal [ ] ausschließlich inlautend und auslautend nach kurzen Vokalen auf (vgl. Dieling 2003:15; Altmann/Ziegenhain 2010:39). Im BP beschränkt sich [ ] auch auf wortauslautende Positionen und kommt nur nach hinteren Vokalen vor, wie z.B. in bom [bõ ] (gut) (vgl. Cagliari 2007:95). Dieses Beispiel zeigt, dass es in der Literatur mehrere Auffassungen zur Realisierung der Grapheme <-m> und <-n> am Wortende zu geben scheint. Zum einen stellt Giangola (2001:137) fest, dass die Nasale <-m> und <-n> im Auslaut nicht konsonantisch realisiert werden. Zum anderen weist Cagliari (2007:95) darauf hin, dass das nachvokalische <-n> im Auslaut als [ ] artikuliert wird.
Unter kontrastiven Aspekten fällt zudem auf, dass der nasale Palatal [y] nicht zum Konsonanteninventar des Deutschen gehört. Anders als im Deutschen steht die Konsonantenfolge <nh> für die graphische Realisierung dieses Palatal-Lauts, welcher nur inlautend vorhanden ist, wie z.B. beim Wort Alemanha (Deutschland) (vgl. Langer 2010:166). Im Deutschen ist die Graphemfolge <n+h> nicht wie das brasilianische Digraph <nh> zu realisieren, da sie im Deutschen eine Morphemgrenze darstellt (vgl. ebd.). D.h. das <n> kommt auslautend vor, während das <h> die anlautende Silbenstelle besetzt, wie in den folgenden deutschen Wörtern zu sehen ist: Anhang [a n.ha ]; Lernhilfe [l n.h lf ] (vgl. ebd.:166f.). Vor diesem Hintergrund konstatiert Langer (2010:166f.), dass brasilianische MuttersprachlerInnen diese Wörter wie folgt realisieren können: [ aya ] und [l y lf ].
3.2.4 Laterale
Der Alveolar /l/ tritt im Konsonanteninventar beider Sprachen auf (vgl. Tabellen 1 und 2). Im Deutschen ist er dabei in allen Silbenpositionen zu finden (vgl. Dieling 2003:16). Wohingegen dem Phonem im BP zwei Allophone entsprechen (vgl. Giangola 2001:130). Prävokalisch wird ein zum dunklen [ ] tendierendes /l/ verwendet, z.B. lixo [l i ] (Müll), während man das Phon [ ] nachvokalisch verwendet, z.B. Brasil [braz i ] (Brasilien) (vgl. ebd.). Im letzteren Fall wird /l/ also vokalisiert, so dass der vorherstehende Vokal diphthongiert wird (vgl. Cagliari 2007:77f.; Langer 2010:157). Dies entspricht der im BP geltenden Standardaussprache des auslautenden /l/ (vgl. Noll 1997:54; Giangola 2001:130). Demzufolge kann die brasilianische Realisierung des nachvokalischen /l/ die Aussprache des zielsprachlichen /l/ beeinflussen. Langer (2010:160) gibt einige Beispiele für diese bestehende Art von Interferenz, welche sowohl inlautend als auch auslautend auftreten kann: Bildung *[b d ] anstatt [b ld ] und Modul *[mod u ] für [mod u:l].
Eine weitere Besonderheit der Laterale des BP stellt der Palatal [ ] dar (vgl. Cagliari 2007:39; Langer 2010:169). Ihm entspricht der Digraph <lh> und er tritt nur im Inlaut auf, z.B. filho [fi ] (Sohn) (vgl. Langer 2010:169). Diese Graphemkombination tritt im Deutschen hingegen nur als Morphemgrenze auf und sollte den LernerInnen bewusst gemacht werden, um Interferenzen, wie beim deutschen Wort Dunkelheit [d k l.ha t] als *[d k a t] von Anfang an beseitigen zu können. In den für die Fehleranalyse ausgesuchten Texten kam die Buchstabenkombination <lh> nicht vor. Die Analyse hinsichtlich von Interferenzen aus dem BP ins Deutsche ist hier demzufolge nicht möglich.
3.2.5 Affrikaten
Im Deutschen findet man insgesamt folgende Affrikaten: [pf, kv, ts, ks, t , d ] (vgl. Tabelle 1). Das BP verfügt hingegen nur über drei dieser sechs Affrikaten: [ks, t , d ]. Die für brasilianische DeutschlernerInnen möglicherweise unbekannten Affrikaten sind damit [pf, kv, ts]. Im Gegensatz zu [pf], was konsequent durch die Graphemkombination <pf> zu erkennen ist, verfügen die Affrikaten [ts] und [kv] über verschiedene graphematische Entsprechungen im Deutschen (vgl. Rues 2007:19; Dieling 2003:19). Sich daraus möglicherweise ergebende Interferenzen auf der Ebene der Laut-Buchstaben-Beziehung werden im Folgenden kurz erläutert.
Betrachtet man die graphematischen Äquivalente der Affrikate [ts] im Deutschen, <z, tz, ts, c, t(+i), zz>, zeigen sich viele Ausspracheprobleme für brasilianische DeutschlernerInnen, da die Laut-Buchstaben-Beziehung hier als Voraussetzung für die Beherrschung der deutschen Aussprache anzusehen ist (vgl. Langer 2010:123ff.). Um die Realisierung des Wortes C elsius als [s lz s] anstatt [ts lz s] zu vermeiden, ist es wichtig, dass DaF-LernerInnen auf die vielfältigen Allographen der Affrikate [ts] aufmerksam gemacht werden. Im BP wiederum wird das Graphem <z> im Anlaut und im Auslaut nach stimmhaften Konsonanten als [z] und nicht als [ts] realisiert (vgl. Giangola 2001:133).
Die im Deutschen nicht so häufig auftretende Affrikate [kv] (vgl. Langer 2010:132) kann aufgrund muttersprachlicher Interferenzen ebenso zu Ausspracheabweichungen führen. Das entsprechende Graphempaar <qu> kann im BP als [kw] vor dem Vokal [a] oder als [k] vor den Vokalen [o], [ ] und vor den vorderen Vokalen realisiert werden (vgl. ebd.:133). Laut Langer (2010:133) kann sich dies auf die Aussprache einiger deutschen Wörter auswirken, wie z.B. bei Minimalpaaren wie Quelle und Kelle: Quelle *[k l ] anstatt [kv l ] und Kelle, [k l ].
3.3 Phonotaktik des BP und des Deutschen
Betrachtet man die Silbenstruktur des BP näher, kann man feststellen, dass Konsonanten, mit Ausnahme von /s/ und /r/, selten allein im Auslaut auftreten (vgl. Giangola 2001:141; Noll 1999:41). Wie bereits in den vorangegangenen Unterkapiteln erörtert wird das auslautende /l/ vokalisch als [ ] realisiert und nach Giangola (2001:137) existieren [m] und [n] im Auslaut als separat realisierte Konsonanten nicht, sondern führen zur Nasalisierung des vorangehenden Vokals.
Silbenstrukturen wie KVKKK11, also mit drei Konsonanten im Silbencoda, sind demzufolge im BP überhaupt nicht vorhanden, Silbenstrukturen wie V - é (ist), KV - p é (Fuß), KVK - ras .par (raspeln), KKVK - pl á s .tico (Plastik) und KVKK - pers .pirar (schwitzen) sind für das BP wiederum üblich (vgl. Cagliari 2007:115f.; Azevedo 2005:47ff.). Somit sind höchstens zwei Konsonanten im Silbenonset und zwei in der Silbencoda im BP erlaubt12 (vgl. Azevedo 2005:47ff.). Dagegen dürfen bis zu drei Konsonanten anlautend und maximal fünf auslautend im Deutschen auftreten (vgl. Rausch 1992:41). Aufgrund der großen Anzahl an Konsonantenhäufungen im Deutschen, wie z.B. beim Wort Str umpf (KKKVKKK), soll an dieser Stelle kurz auf die potenziellen Interferenzen aus dem BP ins Deutsche eingegangen werden. Noll (1999:41) macht anhand des folgenden Zitats: „Im Auslaut toleriert das BP Konsonanten [mit Ausnahme von /r/ und /s/] nur mit Stützvokal.“ deutlich, wie das BP mit auslautenden Konsonanten umgeht. So werden im BP die Vokale [ ], [i], [ ] - meistens [i] oder [ ] - phonetisch, jedoch nicht orthographisch, bei Konsonanten im Auslaut sowie bei Konsonantenverbindungen eingefügt (vgl. Noll 1999:40; Giangola 2001:143ff.; Azevedo 2005:48). Diese Vokale werden u.a. Spross- oder Stützvokale genannt (vgl. Noll 1999:40). Der Einschub dieser Vokale findet nur in bestimmten Lautumgebungen statt, welche im Folgenden erläutert werden.
Konsonanten sind v.a. bei Entlehnungen an nicht im BP vorhandenen Silbenstellen häufig zu finden (vgl. Giangola 2001:146). Hier fügen Brasilianer einen der obengenannten Stützvokale ein, um die Aussprache dieser Wörter zu vereinfachen. Die größte Anzahl der Entlehnungen im BP kommen i.d.R. aus dem Englischen, wie z.B. outdoor, im BP: [a t d x] und werden ebenso mithilfe eines Sprossvokals realisiert (vgl. ebd.; Noll 1999:41; Azevedo 2005:49). Des Weiteren hängt ein Brasilianer am Wortanfang automatisch einen Stützvokal vor Konsonantenkombinationen mit folgenden Graphemen: <sp>, <sn>, <sq>, <st>, <sm>, wie z.B. bei der Entlehnung Sting [ s t ig ] (vgl. Giangola 2001:149). Die Konsonantenverbindungen <sp> und <st> treten auch im Deutschen sehr häufig auf, sind aber ohne einen vorhergehenden Stützvokal auszusprechen (vgl. Dieling 2003:19). Im BP wird dennoch an der Silbengrenze zwischen <s> und <t>/<p> kein Sprossvokal eingeschoben, da diese Konsonanten unterschiedlichen Silben angehören, wie z.B. in raspar [ras.par] (raspeln) (vgl. Azevedo 2005:50). Darüber hinaus findet der Einschub eines solchen Vokals im BP zwischen zwei Konsonanten statt, wenn der erste Konsonant /p, t, k, b, d, g, f, v/ ist und falls der zweite darauffolgende Konsonant kein /l/ oder /r/ ist (vgl. ebd.:144). Giangola (2001:144f.) führt hierfür einige Beispielwörter an wie advogado [ad vog ad ] (Rechstanwalt), pn eu [pin ew] (Reife), eczema [ek z ema] (Hautausschlag), subsolo [sub ] (unter der Erde; unterirdisch), ritmo [x it m ] (Rhythmus). Außerdem werden Kurzwörter bzw. Akronyme im BP eher als Wörter gelesen, was dazu beiträgt, dass silbenauslautende und von Sprossvokalen begleitete Konsonanten entstehen (vgl. Giangola 2001:148f.; Noll 1999:41). Beispiele hierfür sind: UFBA [ uf ba] für Universidade Federal da Bahia und CEP [s p ] für C ó digo de Endere amento Postal (Postleitzahl) (vgl. Giangola 2001:148f.).
3.4 Fehlerprognose für brasilianische DaF-LernerInnen
In der folgenden Tabelle sind die Fehlerprognosen für brasilianische DeutschlernerInnen zusammen getragen, die sich auf Grundlage des Vergleichs beider Konsonantensysteme ergeben haben:
Tabelle 3: Fehlerprognose
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Inwieweit die oben aufgelisteten Prognosen sich bei der Aussprache der Probanden bestätigen, wird im nächsten Kapitel, genauer im Unterkapitel 4.2. zur Darstellung der Ausspracheabweichungen, im Detail untersucht und dargestellt.
4. Empirischer Teil
In diesem Teil der Arbeit wird zunächst das Forschungsdesign zu der durchzuführenden Untersuchung erläutert. Darauffolgend wird die Aussprache der Probanden analysiert und die häufigsten und auffälligsten phonetischen Abweichungen werden herausgestellt und ausgewertet.
4.1 Forschungsdesign
Nachdem Fehlerprognosen zu potenziell problematischen Aussprachephänomenen in Bezug auf die deutschen Konsonanten im vorherigen Kapitel aufgestellt und zusammengefasst wurden, werden in diesem Kapitel die Forschungsverfahren und Untersuchungsmethoden, welche die Basis für das nachfolgende Unterkapitel 4.2 darstellen, geschildert.
4.1.1 Zu den Probanden
Die Zahl der beteiligten Versuchspersonen beschränkt sich auf drei Probanden, da die Ausspracheanalyse mehrerer Personen aus Gründen des Umfangs dieser Arbeit nicht möglich ist. Das Hauptkriterium für die Auswahl der Probanden bestand darin, dass diese ursprünglich aus Brasilien kamen und Deutsch als Fremdsprache lernten. Der Faktor Geschlecht spielte hierbei keine Rolle. So nahmen insgesamt zwei Frauen und ein Mann an der Ausspracheanalyse teil. Der Hintergrund aller drei Probanden unterscheidet sich in Bezug auf ihre biographischen Daten. Zwei der drei ausgewählten Versuchspersonen kamen aus Campinas, São Paulo (vgl. Anhang, Karte 1), und besuchten gemeinsam einen Deutschkurs am Sprachinstitut der Universität Unicamp - Universidade de Campinas. Der zwanzigjährige Physikstudent und die neunzehnjährige Architekturstudentin lernten Deutsch seit einem Jahr und besaßen zum Zeitpunkt der Tonaufnahme das Sprachniveau A2. Die dritte Probandin war zum Zeitpunkt der Aufnahme 29 Jahre alt und kam aus dem Bundesland Minas Gerais, genauer aus der Hauptstadt Belo Horizonte (vgl. Anhang, Karte 1), wo sie auch ihr Geographie-Studium abgeschlossen hat. Als die Tonaufnahme durchgeführt wurde, entsprach ihr Deutschniveau B1. Sie hatte angefangen, Grundkenntnisse der deutschen Sprache in Brasilien zu erwerben und hat diese in Deutschland an der Volkshochschule in Leipzig erweitert, wo sie seit zwei Jahren lebt. Probanden 1 und 2 haben hingegen noch keine Auslandserfahrungen in einem deutschsprachigen Land gemacht. Das Profil der Probanden unterscheidet sich damit deutlich zwischen Probanden 1/2 und Probandin 3. Diese Heterogenität ist durchaus gewollt, da sich dadurch unabhängig von Sprachniveau und regionaler Herkunft (Dialekte) die wesentlichen Aussprachefehler feststellen lassen. Alle drei Probanden haben vor dem Erwerb der deutschen Sprache bereits eine erste/zweite Fremdsprache erlernt. Daher war das Deutsche die zweite/dritte erworbene Fremdsprache. Probanden 1 und 2 lernten Englisch als erste Fremdsprache, während sich Probandin 3 Spanisch als erste Fremdsprache aneignete. Als zweite Fremdsprache lernte Probandin 2 auch Spanisch. Diese weiteren Fremdsprachen können hierbei ebenso zu Interferenzen bei der Realisierung deutscher Laute führen (vgl. Hirschfeld 2005:521). Aus Gründen des Umfangs dieser Arbeit wird der Einfluss der anderen Fremdsprachen jedoch nicht näher beleuchtet.
Des Weiteren hatte keiner der Probanden bis zum Zeitpunkt der Aufnahme deutschen Phonetik-Unterricht gehabt.
4.1.2 Zur Auswahl der Textmaterialien
Um Ursache und Ursprung der Ausspracheabweichungen der Probanden genau feststellen zu können sowie eine präzise Fehleranalyse zu ermöglichen, wurde hier mit drei Texten gearbeitet. Diese waren Der Rabe und der Fuchs, Der Nachtvogel und ein dritter Text, welcher speziell für diese Arbeit verfasst wurde13.
Ein dreistufiger Prozess erfolgte bei der Auswahl der hier vorzulesenden Texte. Zuerst wurde der Text Der Rabe und der Fuchs verwendet, um die Ausspracheprobleme der Probanden im Allgemeinen - ohne thematische Einschränkung bei der Phonetik - zu hören. Hierbei war die Realisierung deutscher Konsonanten neben den anderen Phonetik-Bereichen auffällig, so dass ich mich dafür entschieden habe, den Fokus meiner Untersuchung darauf zu legen. Um die Herkunft der Fehler genau diagnostizieren zu können, wurde mit dem zweiten Text Der Nachtvogel gearbeitet, welcher auch charakteristische deutsche Konsonantenlaute enthält. Der dritte Text diente als eine Ergänzung zu den anderen Texten, v.a. hinsichtlich des Phänomens der Konsonantenhäufungen im Deutschen und wurde erst nach der Analyse der Texte Der Rabe und der Fuchs und der Der Nachtvogel verfasst. Den Hauptgrund hierfür stellte die stark abweichende Aussprache der Konsonantenhäufungen beim Lesen der ersten zwei Textvorlagen (v.a. beim Text 2) dar. Um die potenziell problematischen Konsonantenhäufungen genau identifizieren zu können, habe ich den dritten Text mithilfe von bestimmten konsonantenreichen Lautkombinationen - [ st], [xst], [ st], [sts], welche Wipf (1996:37) für die problematischsten Konsonantenverbindungen hält14, erstellt. Des Weiteren fehlten die Grapheme <qu> und <-ig> in den ersten zwei Texten. Diese wurden dementsprechend im Text 3 integriert. Die Rahmengeschichte zur Text 3 wurde willkürlich gewählt. Als Ausgangspunkt hierfür dienten solche Wörter, welche die oben genannten Konsonantenverbindungen enthalten. Die Fehleranalyse bei diesem Text beschränkt sich jedoch nicht auf die Untersuchung von Fehlern zu Konsonantenhäufungen. Alle in diesem Text auftretenden Ausspracheabweichungen werden herausgestellt und untersucht. Die freie Rede über die biographischen Informationen der Probanden wurde ebenso analysiert. Dennoch werden hier nur solche Ausspracheabweichungen, welche nicht in den drei zu analysierenden Textvorlagen erscheinen, im Schrifttext erwähnt und erklärt.
4.1.3 Zum Ablauf der Tonaufnahmen
Vor der Tonaufnahme waren alle Probanden in der Lage sich mit diesen Texten inhaltlich auseinanderzusetzen. Bei der Aufnahme lasen die Probanden die Textvorlagen vor und nahmen dabei ihre Stimme am Computer auf. Die Tonaufzeichnungen von Probanden 1/2 und Probandin 3 unterscheiden sich aufgrund der verschiedenen Aufnahme-Programme in der Tonqualität.
4.1.4 Zum Auswertungsverfahren der Ausspracheabweichungen
Um die Tonaufnahmen zu beurteilen und die Herkunft der Fehler zu identifizieren, wurden die Textvorlagen angehört, die Abweichungen der Probanden individuell analysiert und die Ergebnisse in Form von Tabellen dokumentiert. Hierbei wurden all die Erscheinungen als phonetische Fehler angesehen, welche der Standardaussprache des Deutschen nicht entsprechen. Die mit IPA15 -Zeichen aufgeführten Transkriptionen haben zur Basis das Deutsche Aussprachewörterbuch 2009. Ferner haben drei Deutsch-MuttersprachlerInnen die Ergebnisse der Tonaufnahmen kontrolliert, um eine verlässliche Bewertung der Fehler liefern zu können.
Eines der Hauptziele dieser Arbeit besteht darin, die häufigsten phonetischen Fehler der Probanden in Bezug auf den deutschen Konsonantismus festzustellen und wiederzugeben. So wird diese Untersuchung mithilfe der quantitativen Methode durchgeführt, um die Datenerhebungen so präzise und objektiv wie möglich auszuwerten und zu quantifizieren. Die Auftrittshäufigkeit der Konsonantenlaute und -kombinationen in den drei Texten wurde ins Verhältnis zu der Fehlerauftrittshäufigkeit bei den Probanden gesetzt, um die häufigsten Aussprachefehler transparent und exakt bestimmen zu können. Hierbei wurde jedes Vorkommen eines bestimmten Lauts bzw. einer Lautkombination auch bei sich wiederholenden Wörtern gewertet. Im Anschluss daran wurde die Fehlerhäufigkeit jedes Probanden individuell und für jeden Laut berechnet und daraus der Mittelwert gebildet, welcher mit der absoluten Auftrittshäufigkeit des Lautes verglichen wurde. Eine Graphik mit den kumulierten Fehlern aller Probanden befindet sich im Kapitel 4.3. Diese Fehleranalyse bildet die Basis für die Auswahl der dominierenden und zu berücksichtigenden Ausspracheabweichungen, für welche im didaktischen Teil dieser Arbeit Lehrempfehlungen und Übungen zur Ausspracheschulung erstellt werden.
4.2 Darstellung der Ausspracheabweichungen
In diesem Unterkapitel soll dargelegt werden, welche Aussprachefehler von der Aussprachenorm - gemäß dem Deutschen Aussprachewörterbuch - vorliegen und wie häufig diese Abweichungen in der Analyse auftreten. Die Aussprachefehler aller Probanden werden wie bereits im theoretischen Teil nach dem Kriterium der Artikulationsart aufgelistet und analysiert, in jedem Unterkapitel zur jeweiligen Artikulationsart sind die diesbezüglichen Ausspracheabweichungen nach Art und Anzahl tabellarisch zusammengefasst. Im Fließtext werden nur die auffälligsten Ausspracheabweichungen exemplarisch dargestellt. Im Anhang stehen Tabellen mit ausführlichen Informationen zu allen in der Tonaufnahme festgestellten phonetischen Fehlern zur Verfügung.
Des Weiteren ist festzuhalten, dass die Versuchspersonen mehrfach große Ausspracheschwierigkeiten bei der Artikulation der deutschen Umlaute sowie bei der Realisierung der Vokalquantität aufwiesen. Aufgrund des thematischen Fokus dieser Arbeit wird darauf in der Fehleranalyse jedoch nicht näher eingegangen.
[...]
1 Zu weiteren führenden Informationen siehe Richter, Julia (2008): Phonetische Reduktion im Deutschen als L2: eine empirische Querschnittsstudie. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
2 Tabelle 1 ist entnommen von Langer (2010:46), jedoch unter veränderter Zuordnung des Reibe-R, da die Mehrheit der Autoren so z.B. Krech (2009:290) das Reibe-R zu den Frikativen und nicht zu den Vibranten zählt. In der Originaltabelle von Langer (2010:46) wurde das Reibe-R zu den Vibranten zugeordnet. Das Reibe-R wird somit im Laufe dieser Arbeit als Frikativ behandelt.
3 Die Erwähnung des Velarlautes-[ ] in der Tabelle ist inkonsistent zu der an anderer Stelle bei Langer (2010) gemachten Feststellung, dieser Laut komme im Konsonanteninventar des BP nicht vor (vgl. Langer 2010:107).
4 Hierbei wurde der Velar [ ] nicht mitgezählt, vgl. Fußnote 3.
5 Ausführliche Informationen zu den Allophonen des /r/ im BP werden ab Seite 8 gegeben.
6 Carioca wird jemand genannt, der ursprünglich aus der Stadt Rio de Janeiro kommt.
7 Da diese Arbeit vom deutschen Aussprachesystem ausgeht und da die verbreitetste konsonantische R-Variante im Deutschen ein Frikativ ist, werden die R-Laute sowohl im Deutschen als auch im BP ebenfalls in diesem Unterkapitel behandelt. Ferner lassen sich die R-Allophone in beiden Sprachen nicht unter einer Kategorie der Artikulationsart einordnen.
8 Für genauere Informationen zu den verbreitetsten regionalen Realisierungsvarianten des /r/ im BP siehe Karte 2 im Anhang.
9 Genauere Informationen zur Rolle des Einfügens von Vokalen im BP werden im Unterkapitel 3.3 gegeben.
10 Für ausführliche Informationen zur Verbreitung der Affrizierung in Brasilien siehe Karte 3 im Anhang.
11 K: Konsonant; V: Vokal.
12 Innerhalb eines Wortes - und nicht innerhalb einer Silbe - ist es jedoch möglich, dass vier Konsonanten nebeneinander stehen, wie z.B. in abstrair (VKK-KKVVK).
13 Im Anhang sind die Texte und die Tabellen mit den erfassten Daten der einzelnen Probanden zu finden.
14 Wipf (1996:37) hält die Konsonantenclusters [ ts] und [xts] auch für problematisch. Diese sind im Text 3 nicht zu finden, da sie in den anderen Textvorlagen bereits vorkommen.
15 IPA steht hier für das Internationale Phonetische Alphabet.