Das Deliktsrecht regelt die allgemeine Unrechtshaftung, indem es Normen zu allgemeinen
Verhaltensregeln aufstellt. Es lässt sich abgrenzen durch1:
1. Fälle der nicht Unrechtshaftung, d.h. durch mögliche Haftung für Schäden, durch nichtrechtswidriges
Verhalten und für Schäden, die nicht durch menschliches Handeln verursacht
wurden sind.
2. Fälle der besonderen Unrechtshaftung als vertragswidriges Handeln (diese werden im
Vertragsrecht geregelt)
Historisch betrachtet liegt die wesentliche Funktion des zivilen Deliktsrechts in der
Gewährleistung der marktwirtschaftlichen Ordnung, als ein Modell ökonomischer
Entwicklung durch private einzelwirtschaftliche Entscheidungen. Diese Gewährleistung
vollzieht sich dabei im wesentlichen durch den individuellen Integritätsschutz des
Marktbürgers in den Kernbereichen: Leben, Körper, Freiheit und Eigentum.2
Delikt ist hierbei als verkehrswidrige oder vorsätzliche Verletzung rechtlich geschützter
Interessen zu verstehen. Bei dem Aspekt des Integritätsschutzes geht es um das Interesse,
nicht durch Einwirkungen anderer Einbußen an seinen Gütern zu erleiden. Hier ist das sog.
Integritätsinteresse angesprochen und der in ihm Verletzte ist schadensrechtlich, so zu stellen,
wie wenn die Verletzung nicht stattgefunden hätte.
Zu den Kernaufgaben des Deliktsrechts gehört:
1. Die Minimierung des gesamtgesellschaftlichen Schadensaufkommen und
2. die Verteilung sozialer Handlungsrisiken.
Diese Kernaufgaben werden in den vorherrschenden Zivilrechtsordnungen im wesentlichen
durch zwei Prinzipien gesellschaftlicher Risikoverteilung verfolgt3:
1. Schadensinternalisierung, d.h. Verlagerung der Schadenszuständigkeit von den Betroffenen
(property rule) auf den Handelnden/Schadensverursacher durch
a) Verschuldungshaftung (liability rule) [...]
1 Vgl. Brüggemeier, G. (1986): Deliktsrecht: ein Hand und Lehrbuch, 1. Auflage, Baden-Baden (Nomos), S. 41
2 Vgl. Brüggemeier, G. (1986): Deliktsrecht: ein Hand und Lehrbuch, 1. Auflage, Baden-Baden (Nomos), S. 45
3 Vgl. Brüggemeier, G. (1986): Deliktsrecht: ein Hand und Lehrbuch, 1. Auflage, Baden-Baden (Nomos), S. 41
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Präzisierung des Anwendungsbereiches der deliktsrechtlichen Verkehrspflichten
- Die Entstehung der Verkehrssicherungspflichten (VSP)
- Der Übergang von der Sachgefahrensteuerung zur Steuerung sozialer Handlungen
- Gibt es ein optimales Sorgfaltsniveau ?
- Die Verkehrspflichten
- schutzobjektbezogene Verkehrspflichten
- subjektbezogene Verkehrspflichten
- Die Verkehrspflichten des Geschäftsherren
- Die Exkulpationsmöglichkeit des Geschäftsherren
- Die Organisationspflichten
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die deliktsrechtlichen Verkehrspflichten und deren Anwendung in verschiedenen Bereichen. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung der Verkehrssicherungspflicht und beleuchtet die verschiedenen Arten von Verkehrspflichten, insbesondere die des Geschäftsherren. Die Arbeit geht auch auf die Organisationspflichten von Geschäftsherren ein und analysiert die Möglichkeit der Exkulpation.
- Entstehung und Entwicklung der Verkehrssicherungspflicht
- Schutzobjektbezogene und subjektbezogene Verkehrspflichten
- Verkehrspflichten des Geschäftsherren und deren Exkulpationsmöglichkeiten
- Organisationspflichten von Geschäftsherren
- Anwendungen und Herausforderungen im Bereich der Verkehrspflichten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Dieses Kapitel führt in das Thema der deliktsrechtlichen Verkehrspflichten ein und stellt die grundlegende Funktion des Deliktsrechts im Kontext der marktwirtschaftlichen Ordnung dar. Es beleuchtet den Schutz des Integritätsinteresses des Einzelnen und die Kernaufgaben des Deliktsrechts im Hinblick auf Schadensminimierung und Risikoverteilung.
2. Präzisierung des Anwendungsbereiches der deliktsrechtlichen Verkehrspflichten
In diesem Kapitel wird der Anwendungsbereich der deliktsrechtlichen Verkehrspflichten präzisiert. Es wird auf die Abgrenzung zu Fällen der nicht Unrechtshaftung und der besonderen Unrechtshaftung im Vertragsrecht eingegangen.
3. Die Entstehung der Verkehrssicherungspflichten (VSP)
Kapitel 3 untersucht die Entstehung der Verkehrssicherungspflichten und den Übergang von der Steuerung von Sachgefahren zur Steuerung von sozialen Handlungen. Es stellt die Frage nach einem optimalen Sorgfaltsniveau und den damit verbundenen Herausforderungen.
4. Die Verkehrspflichten
Kapitel 4 befasst sich mit verschiedenen Arten von Verkehrspflichten, sowohl schutzobjektbezogen als auch subjektbezogen. Es wird auf die unterschiedlichen Schutzgüter und die daraus resultierenden Pflichten eingegangen.
5. Die Verkehrspflichten des Geschäftsherren
In Kapitel 5 werden die besonderen Verkehrspflichten des Geschäftsherren betrachtet. Es werden die Exkulpationsmöglichkeiten des Geschäftsherren sowie die Organisationspflichten, die im Zusammenhang mit der Geschäftsführung entstehen, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Deliktsrecht, Verkehrssicherungspflicht, Verkehrspflichten, Geschäftsherr, Organisationspflichten, Exkulpation, Schadensminimierung, Risikoverteilung, Integritätsinteresse, Schutzobjekt, Subjekt, Rechtswissenschaft, Zivilrecht.
- Quote paper
- Gordon Lange (Author), 2003, Verkehrs-, Verkehrssicherungs-, und Organisationspflichten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19331