Sinnloser Drill in Form wiederholten Antretens und Wegtretens. Scheinbar nie enden wollendes Zerlegen und Zusammensetzen von Handwaffen. Penibel vorgegebene Verpackungspläne der persönlichen Ausrüstung, die kaum Freiräume für Individualität lassen. Tagtägliche, oftmals sogar mehrfach tägliche Stubendurchgänge inklusive Spindkontrollen, bei denen die Faltbreiten der im Regal befindlichen Diensthemden exakt vorgegeben sind. So schildern deutsche Männer ihre dreimonatige allgemeine Grundausbildung in der Bundeswehr, die gespickt ist mit als sinnentleert empfundenen Tätigkeiten, die in ihrer Penibilität obskure Ausmaße angenommen haben. Für viele stellt die Dienstzeit in der Bundeswehr, egal ob sie nur wenige Monate oder Jahre ihres Lebens dauern mag, einen erheblichen Einschnitt in ihr bisheriges Leben dar. Woran mag dies liegen? Was unterscheidet die Institution Bundeswehr von herkömmlichen Zivilberufen und wieso kann die Bundeswehr nicht auf das Element der Grundausbildung verzichten, indem sie ihren soldatischen Nachwuchs wie andere Unternehmen der freien Wirtschaft als Lehrlinge oder Auszubildende ausbilden?
Eine Antwort auf die Frage kann das von dem Soziologen Erving Goffman aufgestellte Konzept der totalen Institution bieten, welches in diesem Essay näher untersucht werden soll. Es soll sich der Forschungsfrage gewidmet werden, ob die Bundeswehr zur Ausbildung ihres Personals, welches sie zur Erfüllung ihres hoheitlichen Auftrages benötigt, zwingend eine totale Institution sein muss oder ob nicht alternative Ausbildungsmuster möglich wären.
Inhaltsverzeichnis
- Totale Institutionen
- Das Konzept der totalen Institution nach Goffman
- Merkmale der totalen Institution
- Die Bundeswehr als totale Institution?
- Gemeinsamkeiten mit dem Modell Goffmans
- Grenzen der Anwendbarkeit
- Muss die Bundeswehr zur Personalausbildung zwingend eine totale Institution sein?
- Ziele der militärischen Sozialisation
- Die Notwendigkeit der Grundausbildung
- Der Einbezug des zivilen Arbeitsmarktes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Frage, ob die Bundeswehr zur Personalausbildung zwingend eine totale Institution sein muss. Dazu wird das Konzept der totalen Institution nach Erving Goffman analysiert und mit der Bundeswehr verglichen. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgezeigt sowie die Ziele der militärischen Sozialisation im Kontext der Grundausbildung beleuchtet.
- Das Konzept der totalen Institution nach Goffman
- Die Bundeswehr als Beispiel für eine totale Institution
- Die Notwendigkeit der Grundausbildung für die militärische Sozialisation
- Die Rolle des Gehorsams in der militärischen Sozialisation
- Alternative Ausbildungsmodelle für die Bundeswehr
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel erläutert das Konzept der totalen Institution nach Goffman. Es werden die wesentlichen Merkmale dieses Konzepts dargestellt und anhand von Beispielen aus dem militärischen Dienstalltag erläutert.
- Das zweite Kapitel untersucht die Bundeswehr im Hinblick darauf, ob sie als totale Institution im Sinne Goffmans betrachtet werden kann. Es werden die Gemeinsamkeiten zwischen der Bundeswehr und den Merkmalen der totalen Institution herausgestellt.
- Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob die Bundeswehr zur Ausbildung ihres Personals zwingend eine totale Institution sein muss. Es wird die Bedeutung der militärischen Sozialisation und der Grundausbildung für den Erwerb von Gehorsam und Kampffähigkeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Totale Institution, Goffman, Bundeswehr, militärische Sozialisation, Grundausbildung, Gehorsam, Kampffähigkeit, Landesverteidigung, ziviler Arbeitsmarkt, alternative Ausbildungsmodelle.
- Quote paper
- Master of Arts Nadir Attar (Author), 2009, Muss die Bundeswehr zur Personalbildung zwingend eine totale Institition sein?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193400