Der Bildtypus der gemalten Kunstkammern entsteht im frühen 17. Jahrhundert in Antwerpen.
1 Vor allem im Zuge der Diskussion der Ideen der italienischen Renaissance
wird diese Gattung von den Künstlern zur Legitimierung ihrer künstlerischen Ansprüche
sowie zur Nobilitierung ihrer Kunst gebraucht. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts
verliert sie dann ihren kunsttheoretischen Inhalt und verschwindet aus der flämischen
Kunst.
Nach einer Sondierung der historischen, gesellschaftlichen und kunsttheoretischen
Rahmenbedingungen für die Entstehung der Gattung der gemalten Kunstkammern
widmet sich die Arbeit zwei gemalten Kunstkammern des Antwerpener Malers Willem
van Haechts II. (1593-1637): der Kunstkammer des Cornelis van der Geest (Antwerpen,
Rubenshuis, 1628, 100 x 130 cm) und dem Atelier des Apelles (Den Haag, Mauritshuis,
1628, 105 x 149,5 cm).
Es soll eine genaue Analyse und Aufschlüsselung von Künstler, Herkunft und Datierung
der Bilder im Bild erfolgen. Die Gegenüberstellung der jeweiligen Auswahl der
Bilder im Bild schafft den Hintergrund für eine Erörterung der damit verbundenen bildimmanenten
kunsttheoretischen Aussage. Die beiden enzyklopädischen Sammlungen
sind durch mehrere Elemente eng mit einander verbunden. Auffallend ist im Besonderen,
dass einige tatsächliche Gemälde sowohl in der Kunstkammer des Cornelis van der
Geest als auch im Atelier des Apelles auftauchen. So stellt sich abschließend die Frage
nach der Auswahl dieser sechs Gemälde, nach ihren Künstlern, Themen, Epochen und
nach ihrem Standort innerhalb der beiden gemalten Kunstkammern.
Willem van Haecht hatte bei seinem Vater, dem Landschaftsmaler Tobias Verhaecht
(1561-1631) gelernt und lange Studienaufenthalte in Paris (1615-1619) und Italien
(1619-1626/27) verbracht, ehe er Verwalter der Kunstsammlung Cornelis van der
Geests, eines reichen Handelsmannes und Kunstliebhabers, wurde. Einige Radierungen
nach Gemälden von den Carracci, Tizian und Guido Reni gelten als Arbeiten Willem
van Haechts und bezeugen unter anderem dessen Beschä ftigung mit Werken der italienischen
Renaissance.2
1 Vgl. Schweikhart, Gunter und Asernissen, Hermann Ulrich: Malerei als Thema der Malerei.
Berlin 1994. S. 122.
2 Vgl. Speth-Holterhoff, S.: Les peintres flamands de Cabinet d'Amateur aux XVIIe siècle.
Brüssel 1957. S. 99.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische, gesellschaftliche und theoretische Rahmenbedingungen
- Die Entstehung der Institution Kunst in Antwerpen
- Auswirkungen der Kunsttheorie auf die Entstehung der gemalten Kunstkammern
- Analyse der beiden Gemälde Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest und Das Atelier des Apelles von Willem van Haecht
- Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest
- Themen der vertretenen Bildwerke
- Herkunft und Datierung der vertretenen Bildwerke
- Das Atelier des Apelles
- Themen der vertretenen Bildwerke
- Herkunft und Datierung der vertretenen Bildwerke
- Die Verlagerung auf italienische Kunstwerke im Atelier des Apelles
- Die doppelten Werke als Schnittstelle beider gemalten Kunstkammern
- Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Bildtypus der gemalten Kunstkammern, der im frühen 17. Jahrhundert in Antwerpen entstand. Sie untersucht die historischen, gesellschaftlichen und kunsttheoretischen Rahmenbedingungen, die zur Entstehung dieser Gattung führten. Im Fokus stehen die beiden Gemälde "Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest" und "Das Atelier des Apelles" von Willem van Haecht II. Die Arbeit analysiert die Werke in Bezug auf die Künstler, Herkunft und Datierung der dargestellten Kunstwerke und ergründet die kunsttheoretische Aussage, die mit der Auswahl der Werke verbunden ist. Besonderes Augenmerk liegt auf den sechs Gemälden, die in beiden Kunstkammern auftauchen.
- Die Entstehung der gemalten Kunstkammern als Ausdruck der gesellschaftlichen Entwicklungen in Antwerpen
- Die Rolle der Kunsttheorie für die Legitimierung der Malerei als freie Kunst
- Die Analyse der beiden Gemälde "Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest" und "Das Atelier des Apelles" von Willem van Haecht II.
- Die Bedeutung der dargestellten Kunstwerke für die kunsttheoretische Aussage der Bilder
- Die Auswahl der sechs Gemälde, die in beiden Kunstkammern erscheinen, als Spiegelbild des Kunstgeschmacks der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Das Kapitel stellt den Bildtypus der gemalten Kunstkammern vor und skizziert den historischen Kontext sowie die kunsttheoretischen Debatten, die zu seiner Entstehung führten. Es werden die beiden Gemälde "Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest" und "Das Atelier des Apelles" von Willem van Haecht II. als Analyseobjekte vorgestellt.
Historische, gesellschaftliche und theoretische Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der Institution Kunst in Antwerpen im frühen 17. Jahrhundert. Es beleuchtet das Aufkommen des Kunstmarktes, die Entstehung großer privater Sammlungen und die Bedeutung der St. Lukasgilde für die Künstler und Sammler. Außerdem wird die Auswirkung der Kunsttheorie auf die Entwicklung des Bildtypus der gemalten Kunstkammern betrachtet.
Analyse der beiden Gemälde: Dieses Kapitel widmet sich einer detaillierten Analyse der beiden Gemälde "Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest" und "Das Atelier des Apelles" von Willem van Haecht II. Es werden die dargestellten Kunstwerke hinsichtlich Künstler, Herkunft und Datierung untersucht. Außerdem wird die kunsttheoretische Aussage der Bilder im Hinblick auf die Auswahl der Werke betrachtet.
Schlüsselwörter
Gemalte Kunstkammern, Willem van Haecht, Antwerpen, Kunstmarkt, St. Lukasgilde, Kunsttheorie, italienische Renaissance, Legitimation der Malerei, "Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest", "Das Atelier des Apelles", Sammlungen, Bildanalyse.
- Citation du texte
- Julika Zimmermann (Auteur), 2003, "Die Kunstkammer des Cornelis van der Geest" und "Das Atelier des Apelles" von Willem van Heacht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19896