Die „solution focused therapy“ von Steve de Shazar u.a. als Illustration methodischen Handelns im Kontext lösungsorientierter Beratung


Dossier / Travail, 2010

19 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung.

2. Kontextklärung methodischen Handelns und der Systemtheorie im Rahmen der lösungsorientierten Beratung
2.1. Das Methoden- und Konzeptverständnis im Bereich der sozialen Arbeit
2.2. Einflussgrößen der systemischen Theorie innerhalb lösungsorientierter Beratung
2.2.1. Zirkularität oder das Rückkopplungsprinzip
2.2.2. Konstruktivismus
2.2.3. Kybernetik

3. Die Entwicklung der lösungsorientierten (Kurz-)Beratung.

4. Skizzierung der lösungsorientierten Kurztherapie nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg
4.1. Entstehung, Leitbild und Setting des SFT
4.2. Praktische Umsetzung der SFT.
4.2.1. Ressourcenanalyse - Erster Schritt zur Lösungsfindung
4.2.2. Die Konstruktion des Problems und Auftragsanalyse.
4.2.3. Klärung des Ziels und Zielarbeit..
4.2.4. Ausnahmen und Skalierung.
4.2.5. Die Wunderfrage.
4.3. Arbeitsfeldbezogene Transformation der lösungsorientierten Beratung
4.3.1. Kupiertes Praxisbeispiel der Lösungsorientierung innerhalb der SPFH

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang
Anhang I: Ressourcen-Defizit-Zeit-Koordinate nach Müller (2010)

1. Einleitung

„Lösungsorientierte Beratung“ ist zu einem weithin bekannten Credo geworden bei der be- raterischen/therapeutischen Arbeit, wenngleich ihr nachgesagt wird, sie könne nur bei „minder- schweren“ Problemen angewendet werden oder würde dem Charakter der Störungen nicht ge- recht werden. Aber ist es so? Muss stets, wie in der traditionellen, problemorientierten Vorge- hensweise ein Beratungssetting konstruiert werden, in dem Problemanalysen an der Tagesord- nung sind? Diese Arbeit soll aufzeigen, dass zielgerichtete, effiziente Lösungsorientierung för- derlich ist, hilfebedürftigen Klienten aus der Betrachtung eines einseitig instruierbaren Systems herauszulösen. Fernerhin soll mit dieser Arbeit erkennbar werden, dass durch Ressourcenaktivie- rung/-nutzung die individuellen Selbstorganisationsprozesse unterstützt werden, wodurch (Prob- lem-)Lösungen schneller und nachhaltiger erwirkt werden können. Am Anfang der Arbeit wird der Methodenbegriff im sozialarbeiterischen Rahmen geklärt. Anschließend wird der systemspe- zifische Ansatz aufgegriffen, um die Einbindung der lösungsorientierten Beratung zu verdeutli- chen. In diesem Kontext werden basale Begriffe erläutert. Fortlaufend werden dann differenzier- te Aussagen hinsichtlich von Zirkularität der Beratung, Konstruktivismus und Kybernetik getrof- fen, um dann auf das lösungsorientierte Beratungskonzept einzugehen. Zur Konkretisierung der Theorieansätze wird die, von Steve de Shazer in Zusammenarbeit mit Insoo Kim Berg entwickel- te „solution focussed therapy“ als fachpraktische Umsetzung lösungsorientierten Handelns expli- zit besprochen. In diesem Zusammenhang wird dazu sukzessiv auf die praktische Umsetzung eingegangen und Aspekte wie die Ressourcenanalyse, (Problem-)Lösungsarbeit und der sog. „Wunderfrage“ genauer eingegangen. Abschließend folgt eine fachpraktische Darstellung der SFT in Form eines exemplarisch gewählten Beispiels lösungsorientierten Handelns innerhalb der Sozialen Arbeit.

2. Kontextklärung methodischen Handelns und der Systemtheorie im Rah- men der lösungsorientierten Beratung

Da lösungsorientierte Beratung sowohl eine spezifizierte Form beratenden Handels, als auch besondere sozialarbeiterische, methodische und konzeptuelle Arbeitsweise darstellt, soll dieser Abschnitt dazu dienen, die Implementierung in die Systemtheorie aufzuzeigen.

2.1. Das Methoden- und Konzeptverständnis im Bereich der sozialen Arbeit

Zunächst muss herausgestellt werden, dass der Terminus „Methode“ im Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit sehr differenziert beleuchtet wird. So stellt Schilling z.B. heraus, dass die Methode „das planmäßige Vorgehen zur Erreichung eines Zieles; der erfolgreiche Weg zum Ziel; eine spezifi sche Art und Weise zu handeln“ ist (vgl. Schilling 1993, S. 65f). Folgt man diesen Ausführun- gen, so ist eine Methode eine bewusste Herangehensweise zur Bearbeitung eines Sachverhalts oder Problematik unter Einbeziehung rationaler, taktiler und kognitiver (Hilfs-)Mittel. Diese Be- trachtungsweise scheint zunächst schlüssig, sagt aber nichts über die inhaltliche Ebene eines Me- thodenverständnisses aus, sondern beschäftigt sich primär mit dem „Wie?“-Aspekt. Klafki hin- gegen stellt methodisches Handeln im Kontext des Problemkreises der Didaktik als eine Form und Verhaltensweise heraus, mit dessen Hilfe man unter pädagogischer Zielvorstellung das Ler- nen und Verhalten von Anderen steuert, sogar indoktriniert (vgl. Klafki u.a. 1970, S.129). Somit wird rein terminologisch hier schon eine Trennung von der Frage des „Wie?“, „Was?“ bzw. „Warum?“ erwirkt. Es zeichnet sich hieraus also die Feststellung ab, dass Methoden ausschließ- lich die Vermittlung von konkreten Bildungsinhalten auf einer Mikroebene im konkreten Interak- tionsrahmen darstellen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass sie als Instrument der Modifi- kation von Verhaltensweisen/Situationen aufgrund ihres Potentials verändernder Kräfte, in Be- zug auf Personen oder (sozialen) Konstellationen weder unbedingt ziel-, institutionell-, zeit- und personenneutral sind und somit auch fachlich, ethisch höchst umstritten eingesetzt werden kön- nen (vgl. Galuske 1998, S. 25f). Geißler und Hege transformieren wiederrum dieses Methoden- verständnis auf integrative, analytische Ebene und erweitern somit den globalen Fokus auf das aktionale, inhaltliche und methodischen Vorgehen. Hierbei unterscheiden sie zwischen den Be- griffen Konzept, Methode und Technik/Verfahren. Nach ihrem Verständnis ist die sinnhafte Ver- bindung zielgerichteten Handelns, Verknüpfung von Inhalten, das methodische Vorgehen und die gesteuerte Einbringung von Verfahren ein Konzept, wobei deren Legitimation sinngemäß durch eine Begründung und Rechtfertigung verbalisiert wird. Im Vergleich dazu stellen sie klar heraus, dass eine Methode einem Konzept untergeordnet werden muss, da diese als konstitutiver Teilaspekt einen vorausgedachten Plan aufgreift, gezielt auf Handlungswissen aufbaut bzw. we- niger von Erklärungswissen geleitet ist. Folgt man dieser Überlegung von Geißler/Hege, so ist eine Methode also die, aus dem Konzept hervorgehende Kontextualisierung einer begründeten Planung, eines Vorgehens und die Planung der Intervention. Außerdem kann subsummiert wer- den, dass Methoden eine variable Bandbreite an Spezifika zur Aufgaben- oder Problemlösungen bereitstellen und gleichsam eine Schnittstelle von Ort-Zeit-Umfang darstellen. Als drittes Ele- ment ihrer Differenzierung einer Handlungsebene nennen Geißler/Hege Verfahren/Techniken als Teilaspekte von Methoden, welche sich als Einzelelemente von Methoden im Grad ihrer Kom- plexität voneinander unterscheiden. Demnach sind Verfahren/Techniken ein Handlungswerk- zeug, zur Beantwortung von Detailproblemen im komplexen Prozess von der Wahrnehmung eines Problems bis zur angestrebten Lösung (vgl. ebd., S. 27f). Diese Triade soll -wenngleich auf analytischer Ebene- eine Fernsicht für die Realität öffnen, damit Methodenfragen sozialarbeiteri- schen Denkens und Handelns nicht bzw. nie auf rein technokratische Sachverhalte reduziert wer- den (können). Diese These untermauern Geißler/Hege in folgender Aussage: „ Methoden der So- zialpädagogik können also [ … ] nicht von der umfassenden konzeptionellenüberlegung abgelöst werden, da sie immer mit Voraussetzungen verbunden sind, die ein spezifisches Verhältnis zum Subjekt und zur Gesellschaft zum Ausdruck bringen. “ (vgl. Geißler/Hege zit. ebd., S.26). Die konkretisierte und verkürzte Anwendung eines Methodenverständnisses mahnt auch Janusz Korczak an, indem er vor der Gefahr von Routine und Gleichgültigkeit zur Erleichterung der Arbeits- und Energieersparnis warnt. Nach seiner Meinung entsteht dadurch ein routinierter und auf „Technikbeherrschung“ orientierter Blick, woraus folglich ein Handeln, Denken, Betrachten einsetzt und der „sozialpädagogische Blick“ abhandenkommt (vgl. ebd., S.30). Wie zu erkennen ist, sind die Begriffe Methode und Konzept nahezu symbiotisch anzuwenden, wenngleich sie Unterschiedliches meinen, aber wie oben skizziert nur gemeinsam diskutiert werden sollten. Während auf der Konzeptebene die analytische-reflexible Verknüpfung von Gegenstandsanaly- sen, Zielbeschreibungen und Vorgehensweisen vordergründig ist, liegt der Fokus der Methode eher auf dem Aspekt der Vorgehensweise, ohne jedoch die peripheren Aspekte auszublenden. Stellvertretend soll Galuske theoretisch-reflexiv zitiert werden, der in folgender, treffenden Defi- nition die Komplexität des Terminus zusammenfasst, ohne dabei eine rigide inhaltliche, komple- xe Reduktion vorzunehmen: „ Methoden der Sozialen Arbeit thematisieren jene Aspekte im Rah- men sozialpädagogischer/sozialarbeiterischer Konzepte, die auf eine planvolle, nachvollziehbare und damit kontrollierbare Gestaltung von Hilfeprozessen abzielen und die dahingehend zu re- flektieren und zuüberprüfen sind, inwieweit sie dem Gegenstand, den gesellschaftlichen Rah- menbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen des Arbeitsfeldes, der Institution, der Situation sowie den beteiligten Personen gerecht werden. “ (Galuske 1998, S. 31) Unter Zu- grundelegung der genannten theoretischen Aspekte kann also konstatiert werden, dass Methoden ein impliziertes, global gefasstes, basales Grundgerüst für Beratungen darstellen. Hierbei sind Methoden als relativ statisches Medium vordergründig dem Bereich „Didaktik“ zuzuordnen und idealisiert, wohingegen Beratungen eher mit Interaktionscharakter sich im Bereich des „Dialog“ orientieren und unabhängiger stattfinden. Die lösungsorientierte Beratung wird im Zuge ihrer fallspezifischen Rahmung bewusst aufgrund ihrer flexiblen Anwendbarkeit bzw. Umsetzbarkeit eingesetzt. Sie stellt in diesem Zusammenhang eine fokussierte, personenkonzentrierte Praxis- form dar, für die man psychosoziale Beratungskompetenzen benötigt, da auch hier, wie allge- mein im Beratungskontext stark am „Ich“- und „Über-Ich“-Zustand des Instanzenmodells gear- beitet wird. Da intrapsychische (Problem-)Bedingungen oft für Beratungen auslösend sind, wur- de mit dem Vollzug einer Exploration des Freundes-, Verwandten- und Bekanntenkreis nach Einführung der lösungsorientierten Beratung ein „neuer“ Weg beschritten. Durch diese „innova- tive“ Form, weg von der gängigen, „abgeschirmten“ Interaktion im Berater-Klienten-Setting entwickelte sich ein Verständnis, dass der Einzelne im komplexen System und seines Netzwerk seine „defizitären Schieflagen“ eigenständig regulativ bearbeiten kann und selbst Lösungsmuster entwickeln kann (vgl. Bamberger 2001, S.5f). Ausgehend von den dargelegten theoretischen Überlegungen soll nunmehr im nächsten Abschnitt der systemische Ansatz beleuchtet werden, um die zentralen Grundannahmen der systemischen Theorie einzubringen und der Komplexität des Themas gerecht zu werden.

2.2. Einflussgrößen der systemischen Theorie innerhalb lösungsorientierter Be- ratung

Im Kontext von (lösungsorientierter) Beratung und personen- oder familienzentrierter „Therapie“ erscheint der Begriff System in außergewöhnlich häufiger Frequenz, was u.a. darauf zurückzu- führen ist, dass hier verschiedene Modelle unter einem Dachbegriff zu einem curricularen Ter- minus verbunden wurden (vgl. de Shazer 2006, S. 36). Global lässt sich der Systembegriff gut mit Lynn Hoffmanns Ansicht illustrieren, welche ein System definiert als „jedes Ganze, dessen Teil sich in Wechselbeziehung miteinander verändern und das durch das Korrigieren von Fehlern ein Gleichgewicht behält“ (vgl. Hoffmann zit. ebd., S. 37). Zur Verdeutlichung des systemischen Ansatzes folgt nunmehr eine Herleitung einiger Kernbegriffe der Systemtheorie.

2.2.1. Zirkularität oder das Rückkopplungsprinzip

Die Systemtheorie geht davon aus, dass das Individuum Teil eines ganzheitlichen Systems ist und seine Verhaltensweisen die Anderer mitbeeinflusst, was im Umkehrschluss, wie bei einem Kugelstoßpendel, dann erneut sein Verhalten prägt. Hier wird die Aktio-Reaktio-Beziehung ver- deutlicht. Dieses Phänomen bezeichnet man als Zirkularität und meint, dass jedes Verhalten so- wohl als Ursache und Wirkung in einem System fungiert und analysiert werden kann. Folgt man dieser Aussage, so kommt man zu dem Schluss, dass ein Problem das Resultat eines Kooperie- rens vieler Partizipienten und der Konstellation unterschiedlichster Umstände ist, auch wenn au- genscheinlich nur eine einzelne Person als definierter Problemträger tangiert ist. Im Beratungs- prozess ist im zirkulären Sinn der professionelle Dienstleister darum bemüht diese interaktionel- len, zirkulären Automatismen in ihrer problemrelevanten Dynamik wahrzunehmen und zu ver- stehen. In diesem Zusammenhang ist es allerdings notwendig, dass die interindividuellen, unglei- chen verbalen und nonverbalen Interaktionsparameter hinsichtlich der Handlungspläne und Rea- lisierungsmuster folgerichtig analysiert und allen Beteiligten verdeutlicht werden (vgl. Bamber- ger 2001, S. 7).

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Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Die „solution focused therapy“ von Steve de Shazar u.a. als Illustration methodischen Handelns im Kontext lösungsorientierter Beratung
Université
University of Applied Sciences Neubrandenburg
Cours
Lösungsorientierte Beratung – Vom Problem zur Lösung
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
19
N° de catalogue
V200125
ISBN (ebook)
9783656265610
ISBN (Livre)
9783656265856
Taille d'un fichier
484 KB
Langue
allemand
Mots clés
steve, shazar, illustration, handelns, kontext, beratung
Citation du texte
B.A. Marek Peters (Auteur), 2010, Die „solution focused therapy“ von Steve de Shazar u.a. als Illustration methodischen Handelns im Kontext lösungsorientierter Beratung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200125

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