Sandro Botticellis „Geburt der Venus“ - Eine ikonographische Untersuchung


Seminar Paper, 2009

29 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1. Begründung der Themenwahl
2. Überblick des Forschungsstandes
3. Vorgehensweise und Zielsetzung

II. Hauptteil
1. Sandro Botticelli
1.1 Biographie
1.2 „Geburt der Venus“
1.2.1 Der Kult einer Göttin
1.2.2 Darstellungstradition der Aphrodite (Venus)
1.2.3 Ikonographische Untersuchung
1.2.4 Ikonologische Interpretation
2. Venusdarstellungen im französischen Klassizismus
2.1 Jean – Auguste – Dominique – Ingres: „Venus Anadyomene“
2.2 Adolphe William Bouguereau: „Geburt der Venus“

III. Schlussbemerkung

Appendix

Literaturangaben

Abbildungen

Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung

1. Begründung der Themenwahl

Den Begriff der Venus konnte ich bisher nur vage in Verbindung mit dem mir noch unbekannten Themenkanon der Mythologie und diesbezüglich auch mit griechischen Dichtern wie Homer, Ovid oder Hesiod bringen.

Ebenso wenig ist mir bis dahin von dem Künstler Sandro Botticelli bekannt gewesen, was mein Interesse noch mehr geschürt hat.

Nachdem ich die entsprechende Referenzliteratur studiert hatte und sich mir die symbolische Bedeutung des im Bild Dargestellten mehr und mehr erschloss, war ich zudem angeregt, die Tradition anderer Venusdarstellungen und deren Umsetzung zu erkunden.

2. Überblick des Forschungsstandes

Warburgs Werkanalyse (1893) und die noch relativ neue Ausgabe von Zöllner (2005) geben einen sehr guten Einblick in die Bildanalyse Botticellis „Geburt der Venus“, liegen aber zeitlich sehr weit auseinander. Die meisten anderen Bücher stützen sich eher auf kurze Werkbeschreibungen, umreißen aber dafür das Gesamtoeuvre der Künstler. Einige Ausstellungskataloge befassten sich zudem über Frauen- und Venusdarstellungen und dem Kult der Göttin Aphrodite (Venus). Kaum ein deutschsprachiger Autor widmete sich ausführlich den Werken der Klassizisten Ingres und Bouguereau. Diese wurden meist nur in Ausstellungskatalogen zusammenhängend mit anderen Darstellungen umrissen und dargestellt.

3. Vorgehensweise und Zielsetzung

Ziel dieser Hausarbeit soll es sein, die „Geburt der Venus“ von Botticelli nach der von Erwin Panofsky begründeten Methodik der Ikonographie und Ikonologie zu untersuchen. Dabei werde ich das Leben Botticellis umreißen und einen kurzen Überblick über das Wesen und die Darstellungstradition der Aphrodite (Venus) skizzieren. Diese steht einleitend für die von mir durchgeführte Bildbeschreibung, um das Verständnis der Darstellungsweise der Venus zu bestärken.

Danach folgt eine formale Bildbeschreibung, die unter Einbeziehung der Sekundärliteratur ergänzt wird. In der Ikonologischen Interpretation werde ich unter Nutzung der entsprechenden Referenzliteratur herausfinden, wie die „Geburt der Venus“ von Botticelli umgesetzt wurde. Dazu habe ich in vielen Büchern zu diesem Thema recherchiert, um einen weiten Blick auf dieses Themenfeld zu bekommen, einseitige oder kurze Schlüsse aus den Meinungen anderer Autoren vermeide.

Im französischen Klassizismus des 19. Jahrhunderts wurde das Thema der Aphrodite (Venus) wieder verstärkt aufgegriffen. Ich möchte daher bei meiner Interpretation auf einen Vergleich zwischen der „Venus Anadyomene“ von Jean - Auguste - Dominique Ingres und der „Geburt der Venus“von Adolphe William Bouguereau zurückgreifen. Ich habe dabei darauf geachtet, dass es sich um stehende Venusdarstellungen handelt, da diese hauptsächlich der in der Einleitung erwähnten Darstellungstradition entsprechen und eine bessere Ausgangslage für die Interpretation darstellen.

II. Hauptteil

1. Sandro Botticelli

1.1. Biographie

Sandro Botticellis eigentlicher Name lautet Alessandro di Mariano di Vanni Filipepi. Sandro ist die Kurzform von Alessandro. Von seinem Bruder Giovanni erhielt er den Beinamen „Botticello“ (zu Deutsch: „Fässchen“).[1]

Der um etwa 1444/45 geborene Botticelli begann später auf Geheiß des Vaters eine Lehre als Goldschmied, fand später an der Malerei jedoch mehr und mehr Gefallen und wurde in der Malerei von Filippo Lippi unterrichtet.[2]

Filippo zeichnete sich dadurch aus, dass er „[…] sich in weicheren, feineren und sinnlicheren Formen [zeigt] und […] von der Körperhaftigkeit Masaccios und der wissenschaftlichen Perspektive Brunelleschis ab[grenzt].“[3]

Botticellis Ruf als Maler wurde mit der Zeit so gut, dass er bei Lorenzo im Haus der Medici malte.

Später vernachlässigte Botticelli die Malerei und schloss sich der Sekte der Piagnoni[4] an. Es heißt, er wäre später an Hungersnot gestorben. So scheint es geradezu verwunderlich, dass Lorenzo de Medici ihn zu der Zeit mit Geld versorgt haben soll.[5]

Botticellis Leben verlief sehr einfach, und er verbrachte die größte Zeit seines Lebens bei seiner Familie in Florenz. Er war außerdem nie verheiratet.

Botticelli gehörte der jungen Florentiner Künstlergruppe des Quatrocento an, die damals nicht mehr als Goldschmiede geschätzt wurde. Es ist daher zu bezweifeln, ob wirklich die Medici ein- und ausgingen und die Vermittlung der Aufträge eher durch Gelehrte aus der näheren Umgebung übernommen wurde.[6] Botticelli starb krank im Alter von achtundsiebzig Jahren[7] und wurde 1515 in Orgnissanti zu Florenz beigesetzt.[8]

1.2. „Geburt der Venus“

1.2.1 Der Kult einer Göttin

Der Kult der Göttin Venus reicht bis weit bis zur Antike zurück.

Die Venus war ursprünglich die Göttin des Frühlings und der Gärten. Sie wurde erst später mit der griechischen Liebesgöttin Aphrodite gleichgesetzt, deren Eigenschaften sie weitestgehend übernahm.[9]

Aphrodite ist Homers „Ilias“ nach die Tochter des Zeus und der Dione, die Göttin der geschlechtlichen Liebe und der Schönheit[10]. Sie ist mit dem hässlichen und hinkenden Schmiedegott Hephaistos vermählt, den sie mit Ares, dem Kriegsgott, betrügt. Außerdem liebt sie den schönen Adonis.[11]

Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen der „himmlischen“ Aphrodite (Urania) als Göttin der edlen Liebe und der „dem ganzen Volk gehörenden“ Aphrodite (Pandemos) als Göttin gemeiner Sinnlichkeit.[12]

Erst um etwa 300 v. Chr. kam der Kult der Göttin Aphrodite von Griechenland nach Rom. Dort hatte sie die Funktion als National- u. Schutzgöttin[13]. Caesar führte später den Kult der Venus Genetrix (da sie die Mutter des Aeneas war, der Rom gründete) ein, wodurch Aphrodite eine lebensspendende Funktion zugesprochen wurde.[14]

Zu den Attributen der Aphrodite gehören die Taube, der Sperling, die Myrte, die Rose und der Apfel. Zu ihrem Gefolge zählen die drei Grazien Aglaia (=Glanz), Euphrosyne (=Frohsinn) und Thalia (=Blüte).[15]

1.2.2 Darstellungstradition der Aphrodite (Venus)

Der ursprüngliche Kontext und die Herkunft der Aphrodite sind bislang unklar.[16]

Erste Darstellungen reichen bis zur Antike zurück. So zeigt das Relief einer Altareinfassung in der Mitte des 5. Jahrhunderts (Abb. 1) bereits eine Gottheit, die aus dem Wasser auftaucht und von zwei Helferinnen Unterstützung bekommt, die sie mit einem Tuch bedecken.

[...]


[1] Vasari 1985

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. Berti 1993, hier zit. S. 40

[4] Mitglieder dieser Sekte waren die heftigsten Medici-Gegner. (Vasari 1985)

[5] Vasari 1985

[6] Bode 1921

[7] Obwohl der Botticelli Biograph Vasari ein ungefähres Geburtsdatum um 1444/45 und ein

Sterbedatum um 1515 erwähnt, ergibt es ein Alter bei Botticelli von etwa 70/71 Jahren.

Vasari fügt aber des Weiteren hinzu, dass Botticelli im Alter von 78 gestorben sei. (Vgl.

Vasari 1985, S. 277)

[8] Vasari 1985

[9] Holzapfel 1993

[10] Uthemann 1993

[11] Hunger 1983

[12] Vgl. ebd.

[13] Holzapfel 1993

[14] Lurker 1989

[15] Uthemann 1993

[16] Zöllner 2005

Excerpt out of 29 pages

Details

Title
Sandro Botticellis „Geburt der Venus“ - Eine ikonographische Untersuchung
College
Technical University of Berlin  (Institut für Geschichte und Kunstgeschichte)
Grade
1,7
Author
Year
2009
Pages
29
Catalog Number
V200455
ISBN (eBook)
9783656267058
ISBN (Book)
9783656267973
File size
2697 KB
Language
German
Keywords
Malerei, Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft, Sandro Botticelli, Geburt der Venus
Quote paper
Norman Conrad (Author), 2009, Sandro Botticellis „Geburt der Venus“ - Eine ikonographische Untersuchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200455

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