Technik und Wirtschaftsethik

Der 3-Schluchten-Damm auf dem Jangtsekiang


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2012

14 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Wasserkraft allgemein
1.1 Der Drei-Schluchten-Staudamm
1.1.1 Technische Daten
1.1.2 Motivation

2 Ethische Urteilsfindung
2.1 Problemfeststellung
2.2 Situationsanalyse
2.2.1 Energiegewinnung
2.2.2 Schiffbarkeit
2.2.3 Überschwemmungsproblematik
2.3 Prüfung der Verhaltensalternativen
2.3.1 Teleologische Ethik
2.3.2 Deontologische Ethik
2.4 Normenprüfung
2.5 Ethische Entscheidung
2.5.1 Conclusio

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Wasserkraft allgemein

Ein Staudamm ist ein, auf einem Fluss errichtetes, Wasserkraftwerk. Der Damm, der zumeist aus Stahlbeton gegossen wird, hält eine große Menge Wasser zurück welches zur Erzeugung von elektrischer Energie benötigt wird. Das aufgestaute Wasser wird dabei auf einem möglichst hohen Niveau gehalten um hohe Wasserdrücke zu erhalten. Das unter hohem Druck stehende Wasser wird durch Rohre in spezielle Turbinen geleitet welche die kinetische Energie mittels Generatoren in elektrische Energie umwandeln.

Wasserkraft zählt zu den erneuerbaren Energien und ist mit 88 % die am meisten genutzte ökologische Energiequelle. Allein in Österreich beträgt der Anteil aus der Gesamtstromerzeugung über 60 %. Weltweit ist die Energiegewinnung im Umbruch um unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden und um Wege zu finden ohne Atomstrom auszukommen. Allein China investierte 2009 34,6 Mrd. US Dollar in erneuerbare Energien um Alternativen zu Kohlekraftwerken zu finden und führt damit weltweit vor den USA mit 18,6 Mrd. US Dollar.

[4][8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Erzeugungsstruktur Österreich 2009 [4]

Aufgrund immer strenger werdender Umweltauflagen ist ein weiterer Ausbau der Wasserkraft in Österreich in Planung. Durch Erneuerungen und Neubauten soll bis 2020 die Stromerzeugung um 7 TWh gesteigert werden. Um dies zu erreichen müssen insgesamt 8,4 Mrd. Euro investiert werden. Die jährliche heimische Wertschöpfung des Vorhabens beträgt 300 Mio. Euro und sichert zusätzlich noch rund 6000 Arbeitsplätze in den nächsten 10 Jahren. Nach Fertigstellung des Ausbaues können jährlich 3,1 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden was massiv zu Klimaschutz beiträgt. [6]

Zu den negativen Auswirkungen von Wasserkraftwerken zählt vor allem der teils massive Eingriff in die Natur. Die Tier und Pflanzenwelt ist bei solchen Kraftwerken oft in Gefahr, daher sind strenge Umweltverträglichkeitsprüfungen zu bestehen bevor mit dem Bau begonnen werden kann. Desweitern muss Flussabwärts mit einer Austrocknung des Landes gerechnet werden und Flussaufwärts sind im schlimmsten Fall ganze Landstriche wegen Überschwemmungen nicht mehr bewohnbar. [7]

1.1 Der Drei-Schluchten-Staudamm

Der Drei-Schluchten-Staudamm auf dem Jangtsekiang ist das mit Abstand leistungsfähigste Wasserkraftwerk der Welt. In 15 Jahren Bauzeit wurde der Staudamm auf dem 6380 km langen, und damit den längsten Chinas, Fluss errichtet und 2008 fertiggestellt. Die Idee den Staudamm zu errichten gibt es schon seit fast 70 Jahren, jedoch scheiterte das Projekt immer wieder am militärpolitischen Widerstand sowie an der Finanzierung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Drei-Schluchten-Staudamm Schema [5]

1.1.1 Technische Daten

Die Talsperre hat eine Gesamtlänge von 2335 m und ist 185 m hoch. Der Gesamtwasserstauraum beträgt 39,3 Mrd. m³ und die die Wasseroberfläche 1085 km² (zum Vergleich: Wasseroberfläche Bodensee 536 km²). An dem Bau waren über 18.000 Arbeitskräfte beteiligt um den Damm zu verwirklichen. Schätzungen zufolge verschlang das Projekt etwa 75 Mrd. US Dollar, wobei man bei der Planung noch von 26 Mrd. US Dollar ausging.

Die 26 Francis-Turbinen erreichen eine Nennleistung von 18,2 GW wobei bereits an einer Erweiterung gearbeitet wird bei der mit 6 weiteren Turbinen die Leistung auf 22,5 GW erhöht werden soll. Die Tatsächliche Leistung hängt jedoch auch davon ab inwieweit Sedimentablagerungen und Müll die Sperre verstopfen.

[2]

1.1.2 Motivation

Hauptgründe für die Errichtung waren vor allem der Energiebedarf der aufstrebenden Industrienation sowie die Überflutungsproblematik die in der Vergangenheit bereits viele Opfer forderte.

Im Jahr 1954 haben die Überschwemmungen mehr als 30.000 Menschenleben gekostet. Schätzungen zufolge sind im 20. Jahrhundert mehr als 3 Millionen Menschen bei Überflutungen ums Leben gekommen. Allein durch das Hochwasser 1994 entstand ein Schaden der rund 20 Mrd. Euro gekostet hat. Zudem stellt das Mammutprojekt auch ein gewisses Prestige für die Politik dar um Macht zu demonstrieren.

[2][9]

2 Ethische Urteilsfindung

Um ein ethisch begründetes Urteil über eine Entscheidung zu fällen ist es notwendig sich in einem gewissen Maß von persönlichen Wertvorstellungen oder Haltungen zu lösen um eine möglichst neutrale Stellung einzunehmen. Schafft man dies nicht wird das Urteil stets in Richtung der vorgefassten Meinung ausschlagen. Der evangelische Theologe Heinz Eduard Tödt hat eine Methode zur Urteilsfindung entwickelt das auf 6 Schritte basiert. Dabei ist es irrelevant ob die Entscheidung noch ansteht oder ob sie bereits gefällt ist.

In diesem Fall ist die Entscheidung schon lange gefallen und das Projekt zur Gänze umgesetzt. Nun gilt es diese Entscheidung nach moralischen Maßstäben zu beurteilen. Bevor mit dem ersten Schritt begonnen werden kann ist es nötig sich ein Bild über den Sachverhalt zu machen. Ein distanzierter bewertungsfreier Blick auf die Situation indem es nur um Fakten und Daten geht. Im ersten Kapitel wurde der Sachverhalt der Drei-Schluchten-Talsperre dargestellt um Grundlegendes über die Technik zu erfahren sowie Daten und Beweggründe.

[A][B]

2.1 Problemfeststellung

Ein gigantisches Projekt wie dieses birgt natürlich nicht nur ein Problem sondern eine Vielzahl von Problemen und Schwierigkeiten. Das Sicherheitsrisiko und die eingeschränkte Schifffahrt auf der einen Seite sowie die massiven ökologischen Auswirkungen auf der anderen, ist nur ein Auszug der Folgen des Projektes. Da nicht auf alle eingegangen werden kann soll hier die Problematik der Massenzwangsenteignungen in den Überflutungsgebieten thematisiert werden. Da der Damm bereits vollendet ist und die Probleme voll sichtbar sind ist es leichter ein Urteil zu fällen.

Durch die Stauung des Flusses stieg der Wasserpegel um durchschnittlich 70 m an was eine massive Überflutung Flussaufwärts bedeutet. Doch in diesem Gebiet waren nicht nur Landschaften und Wald sondern ganze Städte, Dörfer, Fabriken und Ackerland der ansässigen Bauern. Um den Überflutungen zu entgehen wurden mehr als 2 Millionen Menschen zwangsenteignet und in höhere Gebiete umquartiert.

Allen umgesiedelten Menschen wurde eine Entschädigung von ca. 3000,- Euro zugesprochen sowie eine Wohnung mit 20 m2 pro Person. Ein Großteil der umgesiedelten Menschen waren jedoch Bauern die entlang des Flusses das ertragreiche Schwemmland zum Ackerbau nutzten. Die ehemaligen Bauern leben jetzt in Wohnblöcken wie Stadtbewohner womit ihnen ihre Existenzgrundlage genommen wurde. Für einige gibt es zwar auch Land zu bewirtschaften, das ist jedoch weitaus weniger ertragreich was dem raueren Klima zuzuschreiben ist. Die versprochene monetäre Entschädigung haben auch nur die wenigsten erhalten. Das meiste Geld ist im chinesischen Korruptionssumpf versickert. Nur die Fabrikbesitzer wurden angemessen entschädigt sodass viele von ihnen nun im Wohlstand leben und nicht mehr arbeiten müssen. Im Jahr 2007 wurde entschieden, dass aus ökologischen Gründen weitere 4 Millionen Menschen umzusiedeln seien.

Auch die vielen Fischer die am Fluss ihren Lebensunterhalt bestritten, mussten sich umorientieren da die Fischbestände stark zurückgingen. Viele von ihnen sind jetzt Müllfischer die Tag für Tag den Müll aus dem Stausee fischen müssen damit das Kraftwerk nicht verstopft wird. Viele Fabriken und auch Haushalte entsorgen ihren Müll direkt im Fluss da es keine reguläre Müllentsorgung gibt. Der rechte Abschnitt der folgenden Abbildung zeigt den ursprünglichen Jangtsekiang in dunkelblau sowie die Überschwemmungen nach dem Dammbau in hellblau.

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Technik und Wirtschaftsethik
Sous-titre
Der 3-Schluchten-Damm auf dem Jangtsekiang
Université
University of Applied Sciences Technikum Vienna
Note
1
Auteur
Année
2012
Pages
14
N° de catalogue
V201019
ISBN (ebook)
9783656270287
ISBN (Livre)
9783656271352
Taille d'un fichier
539 KB
Langue
allemand
Mots clés
Technikethik, Wirtschaftsethik, Drei-Schluchten-Staudamm, Jangtsekiang, Staudamm, China, Zwangsumsiedlung, Umsiedlung, Wasserkraftwerk, The Three Gorges Dam, Ethik, Umwelt
Citation du texte
Anton Bauer (Auteur), 2012, Technik und Wirtschaftsethik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201019

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