„Als Stil schwebte mir vor, etwas gegensätzliches zur Iphigenie zu machen, etwas worauf das Wort nicht passe: >>dieses gräcisierende Product erschien mir beim erneuten Lesen verteufelt human.<< (Goethe an Schiller)“ (v. Hofmannsthal 1997, S.400).
Dieses Zitat ist neben den „Szenischen Vorschriften zu ‚Elektra‘‘‘ nur ein weiterer Beleg für die antiklassizistische Herangehensweise Hofmannsthals an den antiken Atriden – Mythos und die Figur der Elektra, der Protagonistin des vorliegenden Stückes. Im Spiegel seiner Zeit wollte er den „‘Schauer‘ des antiken Mythos“ (Eder 2009, S.127) neu erschaffen, aus einem bildungsbürgerlichen Stück gleichsam ein Werk kreieren, das eher an die Gefühlswelt als an den Intellekt seiner Leser appellieren sollte (vgl. v. Hofmannsthal 1997, S. 309).
Anhand einer psychologischen Neuinterpretation des antiken Sujets gelang es ihm, den Mythos als Gefäß zu nutzen, um dieses mit zeitgenössischen Inhalten zu füllen. Neben der Psychologisierung der Handlung und der Charaktere ist der Einfluss von Friedrich Nietzsches Werk „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ (1872) in der Hofmannsthalschen Version erkennbar.
Auf beide Aspekte soll in nachfolgender Arbeit in Grundzügen eingegangen werden, wobei die Psychologisierung der Charaktere ausschließlich anhand der Protagonistin Elektra dargelegt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hofmannsthals Neubearbeitung im Unterschied zu den antiken Prätexten
- Formale und inhaltliche Unterschiede
- Hofmannsthals Figurenkonzeption
- Tod und Wiedergeburt der Tragödie in „Elektra"
- Abschaffung des antiken Chors
- Das komödiantische Moment als Mittel zur Subversion
- Verkörperung des Tragischen in den Frauenfiguren und Wiedergeburt einer neuen Tragödie
- Psychologisierung des antiken Sujets
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Hugo von Hofmannsthals „Elektra" (1903) und untersucht, wie er den antiken Atriden-Mythos neu interpretiert und ihn mit zeitgenössischen Inhalten verbindet. Dabei wird insbesondere auf die Psychologisierung der Figuren und den Einfluss von Friedrich Nietzsches „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" (1872) eingegangen.
- Hofmannsthals Neubearbeitung des antiken Sujets im Vergleich zu den Prätexten
- Der Einfluss von Nietzsches Tragödienschrift auf Hofmannsthals „Elektra"
- Die Verkörperung des Tragischen durch die Frauenfiguren Elektra, Chrysothemis und Klytämnestra
- Die Psychologisierung der Figuren und die Bedeutung der Psychoanalyse für die Interpretation des Stücks
- Die Bedeutung der „Elektra" als Spiegel der Wiener Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die antiklassizistische Herangehensweise Hofmannsthals an den Atriden-Mythos und seine Intention, den „'Schauer' des antiken Mythos" (Eder 2009, S. 127) neu zu erschaffen, vor. Sie hebt die psychologische Neuinterpretation des antiken Sujets und den Einfluss von Nietzsches Werk „Die Geburt der Tragödie" hervor.
Das zweite Kapitel vergleicht Hofmannsthals „Elektra" mit dem sophokleischen Prätext. Es werden formale Unterschiede, wie die Reduktion der Handlung, die Beseitigung des Chors und die Verlegung von Handlungszeit und -Ort, sowie die veränderte Figurenkonzeption mit einem Fokus auf die weiblichen Figuren, erläutert.
Das dritte Kapitel untersucht den Tod und die Wiedergeburt der Tragödie in Hofmannsthals „Elektra" im Kontext von Nietzsches Tragödienschrift. Es wird die Abschaffung des antiken Chors als Bruch mit der klassizistischen Tradition und die Bedeutung des komödiantischen Moments als Mittel zur Subversion der Tragödie dargestellt. Die Verkörperung des Tragischen durch die Frauenfiguren und die Wiedergeburt einer neuen Tragödie durch Musik und Tanz werden ebenfalls analysiert.
Das vierte Kapitel beleuchtet die Psychologisierung des antiken Sujets und die Bedeutung der Psychoanalyse für die Interpretation des Stücks. Die Figur der Elektra wird als Beispiel für eine traumatisierte Person mit dissoziativen Bewusstseinszuständen und hysterischen Symptomen analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Hugo von Hofmannsthals „Elektra", den antiken Atriden-Mythos, die Neubearbeitung des Sujets, die Psychologisierung der Figuren, den Einfluss von Friedrich Nietzsches „Die Geburt der Tragödie", die Abschaffung des antiken Chors, das komödiantische Moment, die Verkörperung des Tragischen, die Wiener Moderne, die Psychoanalyse, die Hysterie und die Wiedergeburt der Tragödie.
- Quote paper
- Sema Kara (Author), 2012, Über Hugo von Hofmannsthals ,,Elektra" (1903), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201224
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