Auszug aus der Einleitung:
[...] Die Frage nach Werther Leiden und Scheitern ist oft gestellt und in der Forschungsliteratur auf unterschiedliche Weisen beantwortet worden. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der psychologischen Deutung, was angesichts des begrenzten Rahmens die vorhandenen gesellschafts- und religionskritischen Aspekte des Romans in den Hintergrund treten lässt. Ziel dieser Arbeit ist es, neben dem „Symptomkomplex, der die ‚Krankheit zum Tode‘ als Summe verschiedener Krankheitsbilder ausweist“ , anhand ausgewählter Textstellen auch jene Faktoren aufzuzeigen, die Werthers psychische Dispositionen wahrscheinlich begünstigt haben.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEORETISCHER RAHMEN
- DER BRIEFROMAN ALS EIN MEDIUM LITERARISCHER SEELENSCHAU
- ANNÄHERUNGEN AN WERTHERS LEIDEN
- TEXTANALYSE
- DAS VERHINDERTE GENIE
- WERTHERS REGRESSIVE ABWEHRMECHANISMEN
- DER LOTTE-MUTTERKOMPLEX
- DIE PSYCHO-LOGIK DES FREITODS WERTHERS – EIN FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der psychologischen Deutung von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers". Im Fokus steht die Frage nach Werthers Leiden und Scheitern, wobei die gesellschafts- und religionskritischen Aspekte des Romans aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit in den Hintergrund treten. Ziel ist es, neben dem "Symptomkomplex, der die ‚Krankheit zum Tode‘ als Summe verschiedener Krankheitsbilder ausweist", anhand ausgewählter Textstellen auch jene Faktoren aufzuzeigen, die Werthers psychische Dispositionen wahrscheinlich begünstigt haben.
- Der Briefroman als Medium literarischer Seelenschau im 18. Jahrhundert
- Werthers infantil-narzisstische Persönlichkeitsstörung und ihre Auswirkungen auf sein Verhalten und seine Beziehungen
- Die Rolle der Melancholie und der Selbstmordfrage im Werk
- Werthers "gespaltene Liebe" zu Lotte und der "Lotte-Mutterkomplex"
- Die Psycho-Logik des Freitods Werthers als Konsequenz seiner psychischen Dispositionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Entstehungsgeschichte des Romans "Die Leiden des jungen Werthers" ein und beleuchtet Goethes Inspirationsquellen und die Entstehung der beiden Fassungen des Werks. Zudem wird der Fokus der Arbeit auf die psychologische Deutung von Werthers Leiden und Scheitern erläutert.
Der theoretische Rahmen beschäftigt sich mit dem Briefroman als Medium literarischer Seelenschau im 18. Jahrhundert und beleuchtet die Verbreitung der Gattung in Europa. Im Anschluss werden verschiedene Ansätze zur Interpretation von Werthers Leiden vorgestellt, darunter die Aspekte der Infantilität, des Narzissmus und der Melancholie.
Die Textanalyse untersucht Werthers künstlerischen Dilettantismus und seine regressive Abwehrmechanismen. Es wird gezeigt, wie Werther mit Realitätsverleugnung, Projektion und infantilen Verhaltensweisen versucht, mit seinen inneren Konflikten umzugehen. Des Weiteren wird die Rolle des "Lotte-Mutterkomplexes" in Werthers Leben analysiert. Die Textanalyse konzentriert sich auf ausgewählte Textstellen, die Werthers psychische Dispositionen und seine Sehnsüchte beleuchten.
Das Kapitel "Die Psycho-Logik des Freitods Werthers" fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und stellt die These auf, dass Werthers Freitod die logische Konsequenz seiner psychischen Dispositionen ist. Werthers tiefgreifende Sehnsucht nach einer Mutterfigur, die er in Lotte zu finden glaubt, und seine unaufgelöste Trauer um den verstorbenen Vater werden als zentrale Ursachen für seine Selbsttötung angesehen.
Schlüsselwörter
Der Roman "Die Leiden des jungen Werthers" thematisiert die Problematik der Individualität des Subjekts im 18. Jahrhundert. Das Werk beschäftigt sich mit den Themen der Melancholie, der Selbstmordfrage, der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, der Infantilität, der Regression und der "gespaltenen Liebe". Goethes Roman ist ein wichtiger Beitrag zur Literatur der Empfindsamkeit und ein frühes Beispiel für den psychologischen Roman.
- Citation du texte
- Kristin Freter (Auteur), 2012, Die Welt als Spiegel - Annäherungen an Werthers Leiden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201241