Weblogs als neues Kommunikationsmedium in der Bildungswissenschaft – Beschreibung, Umsetzung und Reflektion einer eigenen Weblogidee

I Construct – Ein Weblog zur konstruktivistischen Didaktik


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Weblogs - Definition, Funktionen und Charakte- ristika

3. Konzept und Instruktionsdesign meines Weblogs
3.1 Thema des Weblogs
3.2 Funktionen, Motive und Nützlichkeit des Weblogs

4. Evaluation der Implementation und Bewertung der Idee

Literatur- und Linkverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Im Modul 1A des Masterstudiengangs „Bildung und Medien - eEducation“an der Fernuniversität Hagen habe ich sowohl durch die Theorie der Stu- dienbriefe als auch durch die praktische Umsetzung erfahren, wie Weblogs exemplarisch stehend für neue Medien im Bereich der Bildung eingesetzt werden können. Ich habe einen Weblog angelegt, konzipiert und gepflegt und dabei einige wertvolle Erfahrungen gesammelt.

In meiner Hausarbeit werde ich die (ursprüngliche) Konzeptidee zu mei- nem Weblog „I Construct“und dessen Implementierungsversuche vorstel- len und im Anschluss den Umsetzungsprozess reflektieren. Vorab werde ich Weblogs definieren, beschreiben und deren Funktionali- täten beleuchten, um dann zu meinem eigenen Weblog überzuleiten. Ich werde mich bei meiner Ausarbeitung an die Struktur des Lehrgebietes halten, welche bereits im Inhaltsverzeichnis angedeutet wurde. Verwen- den werde ich hierzu die (unten in der Abbildung gezeigte) relativ konkret beschriebenen Verfahrensschritte des Instructional Design, welches als systematisches Vorgehen bei der Entwicklung, dem Einsatz und der Evaluation von (computerunterstützten) Lernangeboten und Lernumge- bungen definiert werden kann (vgl. Reinmann 2008a, S. 39f.; e- teaching.org; Reigeluth 1987).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Verfahrensschritte beim ID (nach Reinmann 2008a, S. 40)

Zu Beginn der Kapitel 3 und 4 werde ich den jeweiligen Verfahrensschritt kurz voranstellend erwähnen.

2. Weblogs - Definition, Funktionen und Charakteristika

Weblogs (auch Blogs genannt) finden sich zunehmend als feste Bestandteile von Online-Portalen. Benutzer von Weblogs notieren eigene Gedanken, Berichte und Fundstücke aus dem Internet. Weblogs können von Einzelpersonen oder Gruppen betrieben werden. Sie unterscheiden sich von anderen Kommunikationsplattformen wie Foren dadurch, dass der aktuellste Eintrag an den Anfang der Webseite in umgekehrt chronologischer Reihenfolge gestellt wird (vgl. e-teaching 2009; Wienold & Kerres 2003, S. 323 ff.; Winter 2009; Reichmayr 2006).

Zumeist gibt es die Möglichkeit, die Beiträge zu kommentieren. Die Ver- linkung des Weblogs untereinander über Blogrolls (als öffentliche Link- sammlung zu anderen Websites) und Trackbacks fördern die Popularität und Akzeptanz (vgl. Panke & Oestermeier 2006, S. 1; Wiebusch 2008, S. 3). Die Verlinkung über einen Trackback funktioniert in der Art, dass die Betreiber von Weblogs über die Trackback-Funktion eine Rückmeldung bekommen, wenn in anderen Weblogs Bezug auf ihre Einträge genom- men wird. Diese Trackbacks werden im Weblog dem ursprünglichen Ein- trag angefügt, sind für die Nutzer sichtbar und können einen Hinweis auf die Relevanz von Weblogeinträgen geben (vgl. e-teaching 2009b). Die Resonanz bei den Rezipienten wird auch durch so genannte Aktuali- sierungstools wie das RSS (Rich Site Summary, Really Simple Syndicati- on) gesteigert. RRS wird von Webseiten angeboten, indem aktuelle In- formationen über RSS-Feeds abonniert werden können. Die RSS-News können direkt in einen auf dem Arbeitsplatz installierten RSS-Reader ge- laden werden. Der Nutzer erkennt das Angebot an einem kleinen XML- oder RSS-Zeichen auf der Webseite (vgl. e-teaching 2009c).

Charakteristisch für ein Weblog ist ein Archiv, mit dem ältere, nicht mehr auf der Titelseite erscheinende Einträge gefunden werden können (vgl. e- teaching 2009).

Das laufende Update von Weblogs ist ein kennzeichnendes Merkmal des Genres und unterscheidet Weblogs von vielen anderen Webseiten. Der neue Inhalt ist durch das Datum für den Besucher gleich ersichtlich (vgl. Herring et al. 2004). Darüber hinaus sieht Bartel (2008, S. 14f.) die Inter- aktion der Blogger durch Kommentarmöglichkeiten und den Internetbezug in Form von Verlinkungen zu Websites und zu anderen Weblogs in Form von Trackbacks als kennzeichnend. Weblogs sind eben durch diese Trackbackfunktion besonders hilfreich, um (potentiell weltweite) virtuelle Diskussionszusammenhänge zu entwickeln (vgl. Baumgartner 2005, S. 4).

Weblogs gehören zu den Aushängeschildern des Web 2.0, können aber mit einer konkreten Definition per se nicht erfasst werden, da sie einem ständigen und vielschichtigen Wandel unterliegen (vgl. Gaiser 2008, S. 1; Bültge 2008, S. 17). Am ehesten lässt sich ein Weblog in seiner ur- sprünglichen Ausprägung noch als Kombination von Tagebuch und Gäs- tebuch auf einer einfach konstruierten Homepage bezeichnen (vgl. Rüdigkeit 2006, S. 11; TU Wien 2004).

Weblogs gehören zur Gruppe der „Social Software“, welche als einfache und flexible Anwendungen das kooperative oder kollaborative Zusam- mentragen von Inhalten unterstützen (vgl. Panke & Oestermeier 2006, S. 2; Doctorow et al. 2002). Den Usern wird die Partizipation an und die Affi- nität zu Netzwerken ermöglicht, die Strukturierung und Kanalisierung von Aufmerksamkeit erleichtert und der Kontaktaufbau zu Gleichgesinnten gefördert (vgl. Moore et al. 2005, S. 159f.; Alby 2008, S. 116). Darüber hinaus können Weblogs nach Sevelj (2006, S. 1) besonders zum Reflexi- onslernen eingesetzt werden:

„Blogging affords us the opportunity to share our reflections with others globally. The ensuing conversations can lead to deeper learning and are found to be more interactive than other forms of online discussions. The learner’s reflective thinking therefore becomes more constructive and meaningful. “

Dabei können persönliche und nicht-persönliche Funktionsweisen und damit darin angeführte Themen unterschieden werden (vgl. Bastiaens et al. 2009, S. 48). Daneben gibt es noch weitere Differenzierungs- und Klassifizierungsmöglichkeiten (vgl. Pietroforte 2005). Anführen möchte ich noch die etwas differenziertere Sichtweisen von Pullich (2007, S. 8) und Robes (2008) mit den Unterscheidungen folgender Funktionsweisen:

- Weblogs als persönliche Online-Journale oder Netztagebücher zur Selbstrepräsentation, dem Identitätsmanagement und der Pflege sozialer Netzwerke
- Weblogs als „corporate blogs“in der Organisationskommunikation sowohl zur externen Kommunikation mit Öffentlichkeit, Markt, Kundin- nen und Geschäftspartnerinnen als auch zur internen Kommunikation im Projekt- oder Wissensmanagement
- Weblogs mit journalistischen Zielsetzungen
- Weblogs im Rahmen von Wissensarbeit und formellen wie informellen Lernsituationen als Instrument des persönlichen Wissensmanagements, als Lern- und Forschungsjournal und ebenfalls der Kommunikation in Weblognetzwerken.

Weblogs bieten sich als ein ideales Tool an, wenn Lernen weniger als Weitergabe von kodifiziertem Wissen und mehr als Konversation und Bedeutungsstiftung der Lernenden verstanden wird. Weblogs können kollektive Lernprozesse anregen und die Bildung von Lerngemeinschaf- ten fördern (vgl. Stangl 2009b). Lehrende können in ihrer Rolle als Wi- sensarbeitende von Weblogs insofern profitieren, dass diese Web 2.0- Anwendung ein vielfältiges Instrument zum persönlichen Wissensmana- gement der Lernenden und Lehrenden sein kann, um das kollaborative Lernen und Arbeiten anzuregen und zu verbessern (vgl. Reinmann 2008b). Regelmäßiges Schreiben in Weblogs kann zur zeitlichen Struktu- rierung, zur Klärung von Gedanken, zum so genannten Monitoring des gesamten Lernprojektes, zur Überwindung von Stockungen im Lernpro- zess und von emotionalen Krisen beitragen (vgl. Pullich 2007, S. 58).

Mit der wachsenden Verfügbarkeit (auch zunehmend mobiler) Internetan- schlüsse, der zunehmenden Beschleunigung des Datentransfers und der Vereinfachung der Tools zum Publizieren im Netz bietet sich Kommunika- tionswilligen mit Weblogs eine sehr einfache, kostengünstige, fortschrittli- che und lesefreundliche Präsentationsmöglichkeit an (vgl. Bartel 2008, S. 15; Friedman 2007, S. 655ff.; vgl. exemplarisch „Gesundheitsweblog“).

Trotz dieser vielen unstrittigen Vorteile haben sich Weblogs in Deutsch- land - im Gegensatz zu den USA - (noch) nicht durchgesetzt, wohinge- gen Social Networks und Communities (wie Facebook, MySpace, Schü- lerVZ, StudiVZ oder MeinVZ) sowie Videoportale wie YouTube einen äu- ßerst hohen Stellenwert bei jungen Onlinern haben. In Communities kön- nen wie in Weblogs Profile angelegt und betrieben, Posts geschrieben, kommentiert und verlinkt werden, so dass durch diese Funktionsüber- schneidung ein Verdrängungswettbewerb zu Lasten von persönlichen Weblogs stattfindet (vgl. statista 2009; Fisch & Gscheidle 2008).

Hartman, Moskal und Dziuban (2005, S. 67) weisen in ihrem Aufsatz auf den Generationenwechsel im Umgang mit Medien in Abhängigkeit von der Entwicklung der Technik hin:

„In computing, the nexus has shifted from the mainframe to the mini- computer to the personal computer, and now to mobile devices. In line with Moore’s Law, computing and communication devices have radi- cally decreased in size and increased in performance. Connectivity has experienced a similar transition across generations, from no con- nectivity to proprietary device-to-device cabling, to globally intercon- nected local area networks, and now to wireless. Computers were ini- tially developed as number crunching devices. The early emphasis on processing numbers, then words, has been joined by multimedia: graphics, images, video, sound, and interactive games. Prevalent among today’s applications are interpersonal and group communica- tion tools.”

Darüber hinaus gehende Szenarien prognostizieren, dass in der näheren Zukunft (~ ab dem Jahr 2020) quartäre Medien (Misoch 2006, S. 20ff.) mit digitaler Technik in den meisten persönlichen Artefakten eingebettet sein werden, wodurch multiple Kommunikationsmöglichkeiten integriert wer- den. Diese umfassende Interaktivität wird jedoch weniger zum Web 2.0- Hype führen. Prognostiziert wird vielmehr, dass mehr mediale Interaktivi- tät in Form von (mobil und ubiquitär verwend- und einsetzbaren) Instant Messenger, Wikis, Chats, Social Communities, Social Networks und Weblogs verwendet und somit zum normalen (Medien-) Alltag gehören werden (vgl. Futurelab 2007; Rosenberg 2001, S. 311ff.; Wolf 2003, S. 5ff.; Roberts 2005; Oblinger 2003; de Witt 2004).

3. Konzept und Instruktionsdesign meines Weblogs

3.1 Thema des Weblogs

Bedarfsanalyse:

Ich habe als Thema für meinen Weblog die konstruktivistische Didaktik ausgewählt und begründe nun diese Auswahl.

Der Konstruktivismus wurde Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre auf- grund einer Abkehr vom Informationsverarbeitungsparadigma für die Er- wachsenenpädagogik entwickelt, baute aber auf eine lange Tradition auf, von der Erkenntnistheorie bis zur Gestalt- und Reformpädagogik (vgl. Blättner 2003, S. 180 ff.; Ojstersek 2007, S. 56f.). Der Konstruktivismus postuliert Selbstorganisation und Eigenaktivität und zielt auf eine Lernde- finition mit (Be-) Deutungskonstruktion des Lernenden hin (vgl. Arnold 2003, S. 63; Siebert 2003, S. 19 ff.). Die Grundannahme ist, dass das Ergebnis der Informationsverarbeitung eine eigenständige Konstruktions- leistung der Person sei. Wissen würde in jeder Situation neu konstruiert und dabei nicht in die Wissensstruktur übertragen, sondern immer wieder in jeder Situation neu kreiert (vgl. Watzlawick & Kreuzer 1993, S. 37; Clausen 2003, S. 232).

Ich habe mich auf den „gemäßigten“Konstruktivismus bezogen, welcher auf ein nicht-deterministisches, probabilistisches und dezentrales Weltbild mit Netzwerkcharakter und relativ unvorhersehbaren Strukturen zugeht (vgl. Brinker-Meyendriesch 2005, S. 202; Konrad & Traub 2008, S. 18ff.). Im Gegensatz zur radikalen Theorie erkennt der gemäßigte Konstrukti- vismus an, dass die Lernenden beim Aufbau ihres Wissens durch ihre soziale Umwelt beeinflusst werden können. Lehrer/innen haben deshalb die Möglichkeit, Pflicht und Verantwortung, Schüler/innen anzuleiten und auf deren kognitive Prozesse Einfluss zu nehmen (vgl. Mietzel 2007, S. 45). In enger Verbindung steht diese Form des Konstruktivismus mit situ- iertem Lernen, welches komplexe Ausgangsprobleme, Authentizität, Situ- iertheit, multiple Perspektiveinnahmen, sozialen Austausch und Kontext, Verbalisierung und Reflexion umfasst (vgl. Hillen 2006, S. 46 ff.; Wei- denmann 2002, S. 59 ff.; Adolph 2007, S. 41 ff.; Bastiaens & Martens 2000).

Der Konstruktivismus stellt die Konstruktion beim Lernen gegen instruktionale Ansätze vornehmlich des Behaviorismus und greift dabei auf die Modellvorstellungen der Akkomodation und Assimilation von Jean Piaget zurück, mit welchen sich der Lernende über Konstruktionsleistungen zu einem Äquilibrationszustand weiterentwickeln möchte (vgl. Wienold & Kerres 2003, S. 330; Seel 2003, S. 60ff.).

Die Grundannahmen des Konstruktivismus haben erhebliche Konse- quenzen für das Lernen: Nach den konstruktivistischen Ansätzen ist Ler- nen vor allem ein Selbstorganisationsprozess, bei dem Lernmaterialien als Lernangebote und zur Unterstützung angeboten werden (vgl. Arnold 2005; Kron & Sofos 2003, S. 100ff.). Wissen bleibt danach als Erfahrung immer etwas Persönliches und Privates, das nicht übertragen werden kann, weil das objektive Wissen, das man für übertragbar hält, immer durch den Hörer selbst konstruiert werden muss, der für das Verstehen vorbereitet ist (vgl. Adolph 2006, S. 34 ff.; Siebert 2006, S. 78 ff.). Leh- rer/innen selbst nehmen aktiv am Lernprozess teil, auch wenn sie von seiner größeren Lebenserfahrung und ausgeprägteren prozessbezoge- nen Problemlösungskompetenz profitieren (vgl. Thissen 1997, S. 8 ff.; Gudjons 1997, S. 46 f.; Stangl 2009a, S. 6).

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Weblogs als neues Kommunikationsmedium in der Bildungswissenschaft – Beschreibung, Umsetzung und Reflektion einer eigenen Weblogidee
Untertitel
I Construct – Ein Weblog zur konstruktivistischen Didaktik
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Mediendidaktik)
Veranstaltung
Modul 1
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
26
Katalognummer
V205116
ISBN (eBook)
9783656315063
ISBN (Buch)
9783656316855
Dateigröße
3630 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
weblogs, kommunikationsmedium, bildungswissenschaft, beschreibung, umsetzung, reflektion, weblogidee, construct, weblog, didaktik
Arbeit zitieren
Karsten Hartdegen (Autor:in), 2009, Weblogs als neues Kommunikationsmedium in der Bildungswissenschaft – Beschreibung, Umsetzung und Reflektion einer eigenen Weblogidee, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205116

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