Ethik in der Sozialen Arbeit


Dossier / Travail, 2011

13 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Ethik und Soziale Arbeit?

2 Ethisch Handeln und Entscheiden in der Sozialen Arbeit
2.1 Werte und Normen als bestimmendes Moment ethischer Leitbilder
2.2 Sozialethische Prinzipien der Sozialen Arbeit
2.2.1 Personalität - Der Mensch als oberste Priorität
2.2.2 Verantwortungsübernahme als Konsequenz der Freiheit
2.2.3 Toleranz als Lösung für den Umgang mit Differenzen
2.2.4 Gerechtigkeit in und durch die Soziale Arbeit
2.2.5 Solidarität
2.3 Ethisch Handeln nach dem Entscheidungsmodell der Verantwortungsethik

3 Ethisch entscheiden in der Sozialen Arbeit - mit Fallbeispiel
3.1 Die Abwägung von Gütern
3.2 Die Abwägung übler Folgen
3.3 Das Gesetz der Gradualität

4 Ethisch verantwortliches Handeln als Grundhaltung in der Sozialen Arbeit

Literaturverzeichnis

1 Ethik und Soziale Arbeit?

In Anbetracht der Professionalisierung Sozialer Arbeit stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Ethik als eigene wissenschaftliche Disziplin auf das sozialarbeiterische Verständnis und Praxisfeld ausübt. Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V. beschreibt in seinen Berufsethischen Prinzipien Soziale Arbeit als „Institution der beruflich geleisteten Solidarität mit Menschen“ (vgl. DBSH: 359). Dies impliziert, dass Menschen in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander leben und deshalb Verantwortung füreinander tragen. Staub Bernasconi hingegen tituliert die Profession als „Menschenrechtsprofession“. Dieser Ansatz wiederum betont sowohl den Menschen als Mitglied einer Gesellschaft, als auch das Individuum als eigenständige und einzigartige Persönlichkeit mit unbedingten Rechten. Soziale Arbeit als Profession, die sich mit komplexen zwischenmenschlichen und institutionellen Beziehungen beschäftigt und sich innerhalb dieser Systeme bewegt, bedarf zur Unterstützung der Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit ethischer Prinzipien, die sich mit der Frage „sittlicher Phänomene“ auseinandersetzt, deren Gegenstand die rechte Normierung menschlichen Handelns ist (vgl. Kostka: 15). Sie bietet den Sozialarbeitern insbesondere aufgrund der Konflikthaftigkeit sozialer, institutioneller, politischer und wirtschaftlicher Situationen unterstützende praxisbezogene Handlungsrichtlinien.

2 Ethisch Handeln und Entscheiden in der Sozialen Arbeit

Ein grundlegendes Dilemmata in der Profession der Sozialen Arbeit ist das Verhältnis von Theorie und Praxis. Herauskristallisiert hat sich hierbei die Problematik, wie sich wissenschaftliche, allgemein gefasste Theorien in konkreten, einzigartigen und individuellen Fallsituationen umsetzen lassen (vgl. Spiegel: 54ff). Ethische Leitlinien helfen den Fachkräften dabei, in konfliktreichen und verstrickten Situationen rechte Entscheidungen zu treffen. Dabei geben sie auch Leitfäden und Bestimmungsmomente ethische Entscheidungsprozesse wieder. Bereits Aristoteles setzte sich im Zeitraum von 384-322 v. Chr. mit der Frage auseinander, was das Ziel, die tiefere Bedeutung und Antrieb menschlichen Handelns ist. Die Vielzahl folgender ethischer Theorien zieht nach sich, dass viele sehr unterschiedliche Ansätze mit verschiedenen Ansichtsweisen beziehungsweise Akzentuierungen nebeneinander bestehen. Wird in Einer die individualistische Perspektive verfolgt, basiert die Nächste auf einem ganzheitlichem gesellschaftsabhängigen Menschenbild. Sich in diesem Spektrum an Theorien zurechtzufinden, den Sinn zu erfassen und diesen in konkreten Situationen umsetzen und anwenden zu können, stellen notwendige Kompetenzen dar, über die Angehörige einer Profession, die sich mit Menschen beschäftigt und mit ihnen arbeitet, verfügen müssen. Im folgenden Kapitel soll deshalb genauer auf die Fragestellungen eingegangen werden.

2.1 Werte und Normen als bestimmendes Moment ethischer Leitbilder

Der Mensch als kulturelles und soziales Wesen steht in Abhängigkeit zu seiner Umwelt. Diese wirkt mit ihren Einflüssen auf die Persönlichkeitsbildung und Sozialisation des Menschen ein. Je nachdem, in welchem kulturellen Umfeld eine Person aufwächst, erfährt und lernt sie durch ihre Mitmenschen bestimmte „Regeln“, nach denen das Leben und Zusammenleben in derjenigen Gesellschaft oder Gemeinschaft ausgerichtet ist. Das Subjekt internalisiert einen Schatz aus Werten und Normen, die das Ziel und Absicht seines Handelns und Verhaltens weitreichend beeinflussen. Der internalisierte „Katalog“ der Werte und Normen eines Einzelnen wird im ethischen Diskurs als Moral bezeichnet. Da, wo mehrere moralische Ansichten nebeneinander herrschen können, entsteht ein Gedankenaustausch über Richtigkeit und Angepasstheit dieser in Anbetracht vorzufindenden Lebensverhältnisse. Dieser Diskurs wird als Ethik bezeichnet. Die Wandlungsfähigkeit der Lebenssituationen und -verhältnisse in denen die Individuen eingebunden in einer Gesellschaft leben, führt schließlich dazu, dass die Werte und Normen einer kontinuierlichen Prüfung und Anpassung an die aktuellen Lebensverhältnisse bedürfen und unterliegen (vgl. Gruber: 42ff).

2.2 Sozialethische Prinzipien der Sozialen Arbeit

Professionelle in der Sozialen Arbeit interagieren immer in sozialen und institutionellen Systemen. In einer pluralisierten Gesellschaft wie der derzeitigen stoßen sie dabei immer wieder auf unterschiedlichste Werte- und Normvorstellungen, die nicht zwingend ihren persönlichen Moralvorstellungen entsprechen. Diese Problemkonstellation stellt einen grundlegenden und immer wiederkehrenden Konflikt in der sozialarbeiterischen Praxis dar. Um in solchen ethischen Dilemmata trotzdem professionell und verantwortlich Handeln und Entscheiden zu können, wurden von verschiedenen Autoren und Institutionen sozialethische Leitprinzipien für die Soziale Arbeit entwickelt. Diese sollen im weiteren Verlauf genauer erläutert werden.

2.2.1 Personalität - Der Mensch als oberste Priorität

Ein grundlegendes Prinzip stellt die Personalität dar. Diese schreibt vor, dass der Mensch nicht lediglich Mittel, „sondern die Person mit ihrer unbedingten und unverlierbaren Würde Ziel und Richtmaß allen verantwortlichen Handelns des Menschen ist“ (s. Gruber: 56). Die moderne Begründung des absoluten Werts des Menschen geht auf Immanuel Kant zurück. Ihm zufolge hat der Mensch einen unverrechenbaren und unbedingten Wert, der kein Äquivalent aufweist und deshalb unersetzbar ist (vgl. Gruber: 51). Begründet wird dies durch die Freiheit der Selbstbestimmung des Menschen. Dieser Imperativ meint, dass der Mensch mittels der Vernunft mit der er ausgestattet ist, Ziele, Zweck und Mittel seines Handelns selbst bestimmen kann. Er ist dadurch Gesetzgeber seiner selbst (vgl. Gruber: 52). Für Kant steht die Logik dahinter, dass ein Wesen, das allen Wert seines Handelns selbst bestimmt, selbst Inhaber eines eigenen, unvergleichbaren und unbedingten Wertes ist (vgl. Gruber: 52).

2.2.2 Verantwortungsübernahme als Konsequenz der Freiheit

Das Leben in Freiheit hat die Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln zur Folge. Dass Menschen als Träger einer unantastbaren Würde ein Recht auf Freiheit haben, ergibt sich aus dem Grundgedanken Kants, dass der Mensch nicht lediglich Mittel, sondern auch Zweck verantwortlichen Handelns ist und ihm aufgrund seiner Autonomie das Recht auf Selbstbestimmung gebührt. Demzufolge ist der Mensch nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet und darf sich nicht lediglich zum Werkzeug des Handelns und Entscheidens Anderer machen. Die einzige Konsequenz die aus diesem Recht resultiert, ist die Übernahme der Verantwortung für das eigene Handeln. Aber was heißt Verantwortung und wie kann diese auf verantwortliche Weise wahrgenommen werden? Verantwortung bezeichnet ein dialogisch-personales Geschehen, bei dem eine Person Antwort bezüglich einer bestimmten Situation geben kann und zugleich vor Anderen geben muss. Um dem gerecht werden zu können, muss die Situation analysiert, untersucht, bewertet und ausgewertet werden. Nur so zeichnet sich ein überlegtes und verantwortliches Handeln aus. Für die Soziale Arbeit untermauert dieses Prinzip den Grundsatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Der Klient soll nur soviel Hilfe erhalten, soweit es notwendig ist um seine Eigenständigkeit zu ermöglichen (vgl. Gruber: 67).

2.2.3 Toleranz als Lösung für den Umgang mit Differenzen

Wie bereits erwähnt, sind Gegenstände der Praxis Sozialer Arbeit der Umgang mit Konflikten und Differenzen. Zum Einen geht es darum, den Klienten bei der Bewältigung seiner inneren sowie sozialen Konflikte zu unterstützen und zu beraten. Andererseits sehen sich auch die Fachkräfte eigenen Auseinandersetzungen im Umgang mit den Klienten ausgesetzt. Klaffen die Einstellungen der Fachkraft mit denen des Betroffenen auseinander, so muss es der Fachkraft gelingen, den Klienten trotz seiner Andersartigkeit als gleichwertig und ebenbürtig anzunehmen und zu respektieren. Den Weg dazu ebnet die Toleranz als innere Haltung und Kompetenz, die es zu verinnerlichen gilt. Um diesen Schritt bewältigen zu können, müssen die eigenen Einstellungen kontinuierlich überprüft und eventuell revidiert werden. Toleranz bedeutet aber nicht, überhaupt keine Meinung zu vertreten und Gleichgültigkeit walten zu lassen. Besonders für Sozialarbeiter ist es wichtig, eine starke Persönlichkeit und Identität aufzuweisen. Dennoch muss den Fachkräften bewusst sein, dass diese subjektiv und perspektivisch ist und deshalb jederzeit offen für Veränderungen und neuen Einsichten ist (vgl. Gruber: 79f).

[...]

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Ethik in der Sozialen Arbeit
Université
University of Applied Sciences Frankfurt am Main  (Soziale Arbeit)
Cours
Modul 10 - Gesellschaft, Ökonomie, Sozialstaat
Note
1,0
Auteur
Année
2011
Pages
13
N° de catalogue
V206359
ISBN (ebook)
9783656335825
ISBN (Livre)
9783656338154
Taille d'un fichier
493 KB
Langue
allemand
Mots clés
Ethik, Soziale Arbeit, Gesellschaft, Ökonomie, Sozialstaat
Citation du texte
Nicole Lindner (Auteur), 2011, Ethik in der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206359

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