Gewaltprävention - Eine modellhafte Betrachtung primärer, sekundärer und tertiärer Präventionsansätze


Trabajo Universitario, 2010

26 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1.0 Einführende Worte
1.1 Eigene Fragestellung
1.2 Opferzahlen von Kindern und Jugendlichen in der Bundesrepublik

2.0 Begrifflichkeiten, die es zu klären gilt
2.1 Definition von Aggression
2.2 Definition von Gewalt
2.3 Definition von Gewaltprävention

3.0 Erklärungsansätze von Gewalt
3.1 Das Familien-Risiko-Modell
3.2 Lerntheoretische Ansatz
3.3 Auszug weiterer Theorien

4.0 Ansätze zur Gewaltprävention
4.1 Empowerment
4.2 Faustlos
4.3 Fit for Life
4.4 Starke Eltern – Starke Kinder ®

5.0 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. EINFÜHRENDE WORTE

Auszug aus einer Meldung in „Die Zeit“ vom 04.11.2006:

„Die Ergebnisse der ersten weltweiten Studie über Gewalt gegen Kinder, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde, sind alarmierend. In Deutschland sterben wöchentlich zwei Kinder an den Folgen von Gewalt und Misshandlungen. Dabei ist diese Zahl noch nicht einmal außergewöhnlich hoch. In Frankreich sind es drei Kinder, in den USA sogar 27 Kinder in der Woche, die die Misshandlungen, die sie erleiden müssen, nicht überleben.

Weltweit sterben nach Angaben der Kinderhilfsorganisation UNICEF, in deren Auftrag die Studie durchgeführt wurde, jährlich über 50.000 Kinder an den Folgen von Gewalt und Missbrauch. Trotz dieser traurigen Zahlen erfüllt Deutschland, was die Wahrung der Rechte von Minderjährigen angeht, nach Ansicht der Leiterin des UNICEF-Forschungszentrums, Marta Santos Pais, sogar eine Vorbildfunktion. Als eines von wenigen Ländern weltweit hat die Bundesrepublik das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung gesetzlich verankert.

In 106 Staaten sei die Prügelstrafe in Schulen dagegen noch heute nicht ausdrücklich verboten. In diesem Zusammenhang lobte Santos Pais auch die Bemühungen der Bundesregierung, ein soziales Frühwarnsystem für Kleinkindern und Säuglingen einzurichten.

Zu diesem Zweck will die Bundesregierung in den kommenden Jahren mehrere Modellprojekte fördern. Die geförderten Modellprojekte setzen beispielsweise bei der Beratung und Beobachtung von so genannten Risikogruppen an. Dazu zählt auch, dass Sozialarbeiter in neuen Methoden geschult werden sollen, wie in etwa in der Benutzung von „Video-Feedback“.

Dabei filmt sich die Mutter beim Windelwechseln oder Füttern ihres Kindes selbst. Die Szene wird dann gemeinsam mit einem Sozialarbeiter ausgewertet, um sofort direkte Verhaltensanweisungen zu geben.“ (Ende der Pressemitteilung)

1.1. Eigene Fragestellung

In meiner langjährigen therapeutischen Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind mir bislang immer wieder Kinder begegnet, die mit Verhaltensauffälligkeiten auf erlebte Gewalterfahrungen reagieren. Nicht selten zieht sich Gewalt als Erziehungsmittel wie ein roter Faden durch die Biographie dieser Familien. Dabei sind die Eltern bereits oftmals Opfer von gewalttätigen Eltern gewesen und scheinen nun geradezu „hilflos“ und oft auch „alternativlos“ diese Gewalt als Erziehungs- und Konfliktlösungs-mittel weiterzugeben.

Daher stellte sich mir die Frage, ob es ein theoretisches Modell gibt, dass diesen Kreislauf der Gewalt thematisiert und – als Konsequenz daraus – Ansätze bietet diese Spirale zu durchbrechen.

1.2. Opferzahlen von Kindern und Jugendlichen in der Bundesrepublik

Die Gesamtzahl der Bevölkerung der Bundesrepublik, beläuft sich laut Angaben des statistischen Bundesamt im Jahr 2007, auf 82 217 837 , hierunter finden sich 13 970 083 Kinder und Jugendliche.

Davon waren als Opfer von Gewalt laut der Kriminalstatistik 2007, wie folgt betroffen:

Abb. 1: Bekannt gewordene Fälle:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Geschlechts- und Altersstruktur:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei Misshandlung von Kindern waren mehr als zwei von fünf Tatverdächtigen weiblich. Bei den übrigen Körperverletzungen, waren dagegen acht bis neun von zehn Tatverdächtigen männlich.

Abb. 3: Opfer nach Alter und Geschlecht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(PKS, 2007: Auszug aus dem Jahresbericht „Opferzahlen von Gewalt an Kindern“)

2. BEGRIFFLICHKEITEN, DIE ES ZU KLÄREN GILT

Um in die Thematik näher einzutauchen, bedarf es im Vorfeld der Erklärung und Definition verschiedener fachlicher Begrifflichkeiten. Dies halt ich vor allem deshalb für bedeutsam, da mir bei der Beschäftigung mit dem Thema deutlich geworden ist, wie z. B. die Begriffe Aggression und Gewalt häufig gleichbedeutend verwendet werden, letztlich aber zwei verschiedene Aspekte im Umfeld des Themas bezeichnen.

2.1 Definition von Aggression

Der Begriff der Aggression ist lateinischen Ursprungs und bedeutet aggredi = angreifen.

Es bezeichnet allgemein gefasst jedes Verhalten, das im wesentlichen das Gegenteil von Passivität und Zurückhaltung darstellt.

Etwas differenzierter beschreibt Nolting Aggression. Um den Aggressionsbegriff genauer bestimmen zu können differenziert er in eine Verhaltens- und eine Gefühlsebene: „Wenn jemand von sich sagt, er habe `Aggressionen in sich` oder jemand `lasse seine Aggressionen raus` (...) so sind damit aggressive Gefühle, Bedürfnisse und Impulse gemeint. Aggressive Gefühle müssen sich nicht unbedingt in aggressivem Verhalten äußern“ (Nolting, 1993, S.92).

Umgekehrt ist aggressives Verhalten nicht in jedem Fall Ausdruck aggressiver Gefühle, so beispielsweise bei aggressiven Handlungen, die der persönlichen Bereicherung dienen.

„Zwischen aggressivem Verhalten und aggressiven Emotionen gibt es also keine feste Verbindung“ (Nolting, 2005, S. 19).

Nicht jedes aggressive oder gewalttätige Verhalten beruht daher auf einem aggressiven Bedürfnis. Deshalb werden in der Aggressionspsychologie in Bezug auf die zugrunde liegende Motivation zumindest zwei Grundformen aggressiven Verhaltens unterschieden; sie werden als affektive bzw. instrumentelle Aggression bezeichnet.

Die affektive Aggression wird durch eine emotionale Reaktion wie beispielsweise Ärger oder Wut hervorgerufen und erhält ihre Befriedigung aus der Schädigung bzw. Schmerzzufügung, d.h. dem aggressiven Verhalten liegt ein Aggressionsbedürfnis zugrunde. Sie wird teilweise auch als feindselige, emotionale oder Ärger-Aggression bezeichnet.

Instrumentelle Aggressionsformen sind demgegenüber auf einen Nutzeffekt, wie zum Beispiel Anerkennung oder materiellen Gewinn gerichtet, wobei die Schädigung bzw. Schmerzzufügung lediglich Mittel zum Zweck ist, d.h. in diesen Fällen liegt dem aggressiven Verhalten ein nicht aggressives Bedürfnis zugrunde (vgl. Nolting, 2005, S.125).

2.2 Definition von Gewalt

In Anlehnung an Meier kann zwischen der engen und weiten Gewaltdefinition unterschieden werden, der enge Gewaltbegriff umfasst ausschließlich „die unmittelbare also direkte physische Schädigung von Menschen oder Sachen mit zielgerichteter Tendenz“ (Meier, 2004, S.20).

Unter den psychisch erweiterten Gewaltbegriff hingegen fallen verbale Äußerungen wie z.B. Erniedrigungen, Mobbing und sexistische Äußerungen.

Die „Schwierigkeit“ dieses Aspekts der Gewalt, besteht allerdings in der Überprüfbarkeit, wann ein Handeln als psychische Gewalt einzustufen ist.

Korn und Mücke tragen diesem subjektiven Aspekt Rechnung, wenn sie schreiben:

„Wir definieren Gewalt als ein Verhalten, dass darauf ausgerichtet ist, die individuellen Grenzen einer Person zu überschreiten. Mit einem Menschen wird etwas getan, was dieser nicht will. Sein Wille wird durch Machtausübung gebrochen, da die persönliche Grenze individuell ist. Gewalt ist somit das, was eine Person als Gewalt empfindet“ (Korn & Mücke, 2000, S.15).

Aggressives Verhalten kann nach Korn und Mücke hingegen mit Gewalt gleichgesetzt werden und ist eine von vielen Möglichkeiten, aggressiven Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

„Gewalt stellt die destruktivste Form dar, mit Aggressionen umzugehen“(Korn & Mücke, 2000, S. 17).

Demnach existiert also ein deutliches Kriterium, das Aggression von Gewalt unterscheidet, denn niemand kann von sich behaupten, niemals in seinem Leben aggressiv gewesen zu sein. Aggressionen sind Bestandteil unserer Gefühlswelt.

Gewalt, eine destruktive Form Aggressionen auszuleben, ist hingegen ein erlerntes Verhalten, das es ermöglicht, die Aggressionen in eine Handlung umzusetzen (vgl. Korn & Mücke, 2007).

2.3 Definition von Gewaltprävention

Ausgehend von der These, dass die Diskussion über Gewaltprävention den Erkenntnissen der Präventionsdiskussion (z.B. in den Bereichen Gesundheit oder Sucht) hinterherhinkt, stellt Schubarth fest:

„Zwar gibt es eine Reihe von Vorschlägen und ausgearbeiteten Konzepten zur Gewaltprävention, ein Diskurs über begriffliche und theoretische Grundlagen der Gewaltprävention existiert aber faktisch nicht“ (Schubarth, 2000, S. 135).

So wird der Begriff einerseits ohne exakte Definition und mehr oder weniger beliebig verwendet, andererseits werden aber auch bedeutungsähnliche Begriffe, wie z.B. Gewaltreduktion oder Gewaltprophylaxe gebraucht. Eine große begriffliche Unschärfe besteht also darin, dass es bei vielen Maßnahmen nicht um Vorbeugung im eigentlichen Sinne geht, sondern bereits bestehende Gewaltprobleme kontrolliert oder beseitigt werden sollen.[1]

[...]


[1] Für Schubarth (2000) lassen sich von daher die Resultate der Präventionsforschung nicht ohne weiteres auf den Bereich der Gewaltprävention übertragen, da dieser zu spezifisch und zu sensibel sei.

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Gewaltprävention - Eine modellhafte Betrachtung primärer, sekundärer und tertiärer Präventionsansätze
Universidad
University of Applied Sciences Regensburg
Calificación
1,3
Autor
Año
2010
Páginas
26
No. de catálogo
V206977
ISBN (Ebook)
9783656341772
ISBN (Libro)
9783656342298
Tamaño de fichero
1696 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
gewaltprävention, eine, betrachtung, präventionsansätze
Citar trabajo
Bachelor of Arts Eugen Daser (Autor), 2010, Gewaltprävention - Eine modellhafte Betrachtung primärer, sekundärer und tertiärer Präventionsansätze, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206977

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