Aus dem Trend der deutschen Wirtschaft zur Spezialisierung auf hochwertige Güter
und Dienstleistungen resultieren veränderte Anforderungen an die Qualifikation der
Beschäftigten, wodurch die Arbeitskräftenachfrage in Richtung einer Höherqualifizierung
tendiert (vgl. Kalina 2005, S.15). Demzufolge verlieren die typischen Arbeitsplätze
für Menschen ohne Berufsabschluss, also Tätigkeiten mit geringen Qualifikationsanforderungen
konträr zu den qualifizierten Beschäftigungen zunehmend an
Bedeutung und werden infolgedessen immer mehr abgebaut (vgl. ebd.). Angesichts
dieses wirtschaftlichen Umbruchs stehen die Menschen mit geringer Qualifikation
vor einer Beschäftigungsmisere (vgl. Reinberg 2003, S.13). Aber wie können die
sog. „Modernisierungsverlierer“ jene erfolgreich bewältigen (ebd.)?
Der Grundtenor des beherrschenden Diskurses lautet, dass dem lebenslangen Lernen
und der beruflichen Weiterbildung in der „Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft“
eine Schlüsselfunktion bei der Förderung von Beschäftigungsfähigkeit, Chancengleichheit
sowie der Verbesserung der Integrationschancen zukommt (vgl. Dehnbostel
2008, S. 9). Demnach wird den Geringqualifizierten aufgrund der kompensatorischen
Funktion der Weiterbildung die Möglichkeit eingeräumt versäumte Bildungsmöglichkeiten
nachzuholen und somit einen Zugang zu existenzsichernder Arbeit
und sozialer Teilhabe in der Gesellschaft zu erhalten (vgl. Filla 2011, S. 102). Aber
wird diese ‚zweite Bildungsphase’ als Chance im Sinne einer Verbesserung der wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Lage der Menschen ohne beruflichen Abschluss
überhaupt wahrgenommen (Rosenbladt/ Bilger 2011, S. 206)? Die vorliegende Arbeit
stellt in Frage, dass diese Option von gering qualifizierten Menschen im umfangenden
Maß genutzt wird und stellt demgegenüber die These auf, dass es derzeit zu
viele Barrieren bzw. Grenzen gibt, die eine Weiterbildungsteilnahme der Geringqualifizierten
weitestgehend verhindern.
Zunächst erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „ gering qualifiziert“, um
eine definitorische Klarheit über den Untersuchungsgegenstand zu bekommen. Hierbei
werden auch die Kennzeichen der Gruppe von Menschen mit formal niedriger
Qualifikation eruiert.[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gering qualifiziert - Was heißt das überhaupt?.
2.1 Merkmale der Zielgruppe
3. Die Arbeitsmarktsituation von Geringqualifizierten
4. Das Weiterbildungsverhalten der Menschen mit geringer Qualifikation
4.1 Zwischenfazit
5. Gründe für die Nichtteilnahme an beruflicher Weiterbildung
6. Ansatzpunkte für die Förderung der Weiterbildungsaktivitäten Geringqualifizierter
7. Resümee
Tabellen- und Abbildungsanhang
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Aus dem Trend der deutschen Wirtschaft zur Spezialisierung auf hochwertige Güter und Dienstleistungen resultieren veränderte Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten, wodurch die Arbeitskräftenachfrage in Richtung einer Höherqualifizierung tendiert (vgl. Kalina 2005, S.15). Demzufolge verlieren die typischen Arbeitsplätze für Menschen ohne Berufsabschluss, also Tätigkeiten mit geringen Qualifikationsanforderungen konträr zu den qualifizierten Beschäftigungen zunehmend an Bedeutung und werden infolgedessen immer mehr abgebaut (vgl. ebd.). Angesichts dieses wirtschaftlichen Umbruchs stehen die Menschen mit geringer Qualifikation vor einer Beschäftigungsmisere (vgl. Reinberg 2003, S.13). Aber wie können die sog. „Modernisierungsverlierer“ jene erfolgreich bewältigen (ebd.)?
Der Grundtenor des beherrschenden Diskurses lautet, dass dem lebenslangen Lernen und der beruflichen Weiterbildung in der „Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft“ eine Schlüsselfunktion bei der Förderung von Beschäftigungsfähigkeit, Chancengleichheit sowie der Verbesserung der Integrationschancen zukommt (vgl. Dehnbostel 2008, S. 9). Demnach wird den Geringqualifizierten aufgrund der kompensatorischen Funktion der Weiterbildung die Möglichkeit eingeräumt versäumte Bildungsmöglichkeiten nachzuholen und somit einen Zugang zu existenzsichernder Arbeit und sozialer Teilhabe in der Gesellschaft zu erhalten (vgl. Filla 2011, S. 102). Aber wird diese ‚zweite Bildungsphase’ als Chance im Sinne einer Verbesserung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage der Menschen ohne beruflichen Abschluss überhaupt wahrgenommen (Rosenbladt/ Bilger 2011, S. 206)? Die vorliegende Arbeit stellt in Frage, dass diese Option von gering qualifizierten Menschen im umfangenden Maß genutzt wird und stellt demgegenüber die These auf, dass es derzeit zu viele Barrieren bzw. Grenzen gibt, die eine Weiterbildungsteilnahme der Geringqualifizierten weitestgehend verhindern.
Zunächst erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „ gering qualifiziert“, um eine definitorische Klarheit über den Untersuchungsgegenstand zu bekommen. Hierbei werden auch die Kennzeichen der Gruppe von Menschen mit formal niedriger Qualifikation eruiert. Anschließend wird die Arbeitsmarktsituation der Zielgruppe näher beleuchtet, um erkennen zu können, inwieweit ihre Stellung auf dem Arbeitsmarkt gegenwärtig problematisch ist. Hier wird u.a. folgenden Fragen nachgegangen: In welchen Branchen/ Arbeitsbereichen sind sie beschäftigt? Welche Tätigkeiten üben sie aus? Was sind die Besonderheiten ihrer Arbeitsmarktsituation? Und wie sehen schließlich ihre Arbeitsmarktperspektiven aus?
In Kapitel 4 wird das Weiterbildungsverhalten unter verschiedenen soziodemographischen Merkmalen der Geringqualifizierten untersucht. In den Blick geraten sowohl formale und informelle Lernkontexte innerhalb der beruflichen Weiterbildung als auch die betriebliche und SGB- III geförderte berufliche Weiterbildung. Es folgt ein kurzes Zwischenfazit, in dem das reale Weiterbildungsverhalten Geringqualifizierter resümiert wird. Darauf folgend werden die Gründe für die Nichtteilnahme an Weiterbildung behandelt, die sich als Weiterbildungsbarrieren für die gering qualifizierten Menschen offenbaren. In Kapitel 6 werden Ansatzpunkte für die Förderung der Weiterbildungsaktivitäten Geringqualifizierter herausgearbeitet, um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man die Grenzen der (beruflichen) Weiterbildung überwinden kann. Die Hausarbeit schließt mit einem Resümee über das Themengebiet ab.
2. Gering qualifiziert - Was heißt das überhaupt?
Wer denn mit dieser Zielgruppe überhaupt gemeint ist, lässt sich auf definitorischer Ebene nicht eindeutig erschließen. Oftmals werden unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet, die aber doch Ähnliches meinen. Neben der Bezeichnung der Geringqualifizierten wird auch von den „An- und Ungelernten“ gesprochen sowie gerade im Zusammenhang von Weiterbildung und lebenslangem Lernen von den „Bildungsfernen“ (Kuwan 2002).
Reutter teilt die Zielgruppe der Geringqualifizierten in zwei Gruppen auf, und definiert sie folgendermaßen:
Das sind zum einen die, die aufgrund fehlender Schul- und Berufsabschlüsse kaum Zugänge in die Erwerbsarbeit finden […]. Zum anderen rechne ich diejenigen dazu, die entweder nur über Teilberufsausbildungen (Helfer/innen-Berufe) verfügen oder aufgrund nicht auf dem Markt nachgefragter Berufsabschlüsse berufsfremd in Branchen mit niedriger Bezahlung mit Tätigkeiten befasst sind […] ( Reutter 2011, S. 246 f.).
Ambos fasst ausschließlich die Menschen ohne Berufsabschluss zu den Geringqualifizierten zusammen (vgl. Ambos 2005, S.6). Folglich bezieht sich hier der Begriff der Geringqualifizierten ausnahmslos auf das erreichte Niveau formaler beruflicher Qualifikationen.
Mit dem Begriff der „An- und Ungelernten“ wird neben dem Schul- bzw. Berufsabschluss auch die ausgeübte Tätigkeit in die Begriffsbestimmung miteinbezogen. Nach Gutschow umfasst der Begriff der an- und ungelernten Beschäftigten nicht nur die Menschen ohne beruflichen Abschluss, sondern auch diejenigen, die einen Facharbeiterabschluss aufweisen, aber Tätigkeiten unter Facharbeiterniveau ausführen (vgl. Gutschow 2008, S.3).
Kuwan fasst in seiner Studie über die Weiterbildung von „Benachteiligte und Bildungsferne“ „Personen ohne beruflichen Bildungsabschluss oder […] Personen mit Lehre, die seit sechs Jahren nicht mehr in ihrem erlernten Beruf als Fachkraft tätig sind“ als Geringqualifizierte zusammen (Kuwan 2002, S. 121).
Dieser kurzartige Überblick verdeutlicht, dass Untersuchungen und Studien, die sich mit einer ähnlichen Fragestellung befassen, unterschiedliche Begriffe verwenden, obwohl im Kern über ähnliche Personengruppen gesprochen wird. Interessant ist auch, dass aufgrund der unterschiedlichen Konnotationen der Begriffe, bestimmte Aspekte des Personenkreises hervorgehoben werden. Zum Beispiel verweist der Begriff der „An- und Ungelernten“ auf das Niveau der Arbeitsplatzanforderungen, der Begriff „gering qualifiziert“ dagegen zielt auf das erreichte (formale) Niveau des Bildungsabschlusses ab.
In der vorliegenden Arbeit werden Menschen mit geringer Qualifikation, als Personen aufgefasst, die über keinen zertifizierten oder keinen in Deutschland formal anerkannten Berufsabschluss verfügen. Sie können aber durchaus einen Schulabschluss, bis hin zum Abitur, aufweisen.
Im Zentrum dieser Arbeit stehen die erwerbstätigen Menschen, die keine formale berufliche Qualifikation aufweisen und bereits eine erste Bildungsphase im Jugendalter abgeschlossen haben. Das heißt die Menschen am Übergang Schule - Beruf werden ausgeklammert. Solga bestimmt das 25. Lebensjahr als Obergrenze, da es als relativ unwahrscheinlich gilt, dass Personen, die mit 25 Jahren noch über keinen beruflichen Abschluss verfügen und sich nicht in Ausbildung befinden, einen solchen noch nachholen werden (vgl. Solga 2002, S. 15).
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Begriffsbestimmung der Geringqualifizierten je nach historischen Rahmen und Kontext variiert (vgl. Solga 2005, S. 55).
2.1 Merkmale der Zielgruppe
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland liegt der Anteil der Menschen ohne beruflichen Abschluss zwischen 25 und 64 Jahren im Jahr 2008 bei 16,5 % (vgl. Autorengruppe Bildungsberichtserstattung 2010, S. 230).
Ein zentrales Charakteristikum der Gruppe formal gering qualifizierter Menschen ist ihre Heterogenität bzgl. des Alters, der Erwerbstätigkeit und der Herkunft.
Der Ausländeranteil liegt mit 30 % in dieser Gruppe sehr hoch (vgl. Seidel/ Hartmann 2011, S. 85).
Vergleicht man deren Anteil mit den Erwerbspersonen insgesamt, so gibt es dreimal so viele gering qualifizierte Ausländer als Deutsche mit geringer Qualifikation (vgl. Kalinka 2005, S. 43). Demgegenüber ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern beinahe ausgeglichen (vgl. ebd., S.42). Betrachtet man die Altersstruktur, so waren im Jahr 2000 fast drei Viertel aller Geringqualifizierten in der Altersgruppe der 15-24 Jährigen und 25 % bei den 50-64 Jährigen vorzufinden. In der Altersgruppe zwischen 25 und 49 Jahren sind dagegen weniger Menschen gering qualifiziert (20 Prozent) (vgl. Reinberg 2004, S. 31). Man darf die hohe Anzahl Geringqualifizierter bei der Altersgruppe 15-24 Jahren nicht dramatisieren, da sich von diesen noch viele in einer Ausbildung befinden (vgl. Reinberg 2003, S. 20). Allerdings hatten im Jahr 2000 15 % dieser jungen Bevölkerungsgruppe das Ausbildungssystem verlassen und viele davon werden voraussichtlich keinen Berufabschuss nachholen (vgl. ebd.).
Außerdem sind die Personen ohne beruflichen Abschluss deutlich häufiger und auch länger arbeitslos als beruflich Qualifizierte (vgl. Seidel/ Hartmann 2011, S. 85). So war im Jahr 2009 jeder Fünfte der Zielgruppe arbeitslos (vgl. ebd.).
Betrachtet man den schulischen Bildungsstand gering qualifizierter Menschen, so liegt der Anteil derjenigen, die die Schule ohne jeglichen Abschluss verlassen haben, mit 30 % sehr hoch (vgl. Seidel/ Hartmann 2011, S. 86).
Weiterhin ist die Bildungssozialisation der Menschen mit geringer Qualifikation oftmals gemeinsam. Viele haben bereits in jungen Jahren stigmatisierende Erfahrungen mit Lernen und Misserfolge in der Schule erlebt, die schließlich zu mangelndem Selbstvertrauen und Abneigung gegen traditionelle Lernsituationen geführt haben (vgl. Kuwan 2002, S. 168). Die schulischen Misserfolge gehen auch oftmals mit familiären und persönlich belastenden Situationen einher (vgl. ebd., S. 169). Solga spricht von Lebens- und Problemgeschichten der Geringqualifizierten,
[…] die vor ihrem Berufseinstieg beginnen, die von einer ‚abweichenden’ Chronologie und (inhaltlichen) Sequenzialität ihrer Erwerbsbiographien geprägt sind und die durch soziale Bedingungen und Beziehungen außerhalb des Arbeitsmarktes mitgestaltet werden (Solga 2005, S. 54).
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