Das Trinkwasser ist ein notwendiges, aber auch ein knappes Gut. Die
Wasserressourcen sind charakterlich für ihre ungleiche Verteilung. Darüber
hinaus erfordert der Zugang zu diesen Ressourcen ein technisches Know-how
und beträchtliche finanzielle Kosten. Diese Tatsachen dienen als eine
Grundlage für die Monopolbildung in der Wasserindustrie. Durch den
Missbrauch ihrer Marktmacht können die Wassermonopolisten sich zur
Geldmagnaten entwickeln, in dem sie Wasserversorgung als ein kommerzielles
Geschäft gestalten.
Die Ökonomie des Wassersektors ist seit Jahrzehnten ein problematisches und
kontroverses Thema in England. Aufgrund steigender Kosten, langsamer
Produktivität und unzureichender Versorgungsqualität setzte sich ab 1979, auf
Initiative von Margret Thatcher, die Debatte um eine mögliche Privatisierung
fort. Der Staat erhoffte durch die Privatisierung eine Schuldendeckung und
eine Wohlfahrtssteigerung zu erzielen. Was passierte nun mit der Wasserindustrie nach dem Privatisierungsakt im Jahr
1989? Aus Sicht der Konsumenten, die schon am Anfang mit großer Skepsis
das Thema „Privatisierung“ betrachteten, entlarvte sich der ganze Vorgang
nach einigen Jahren angeblich als „the greatest act of licensed robbery“ (Tory
Daily Mail, 1994). Sozialistische Partei von Großbritannien wirft der
Wasserregulierung vor, sie erfülle ihre Aufgaben ungenügend: Die Industrie sei
monopolisierter geworden, Firmeninvestitionen seien auf einem weit
niedrigeren Niveau, als es erforderlich wäre, Qualität des Wassers und der
Versorgungsleistungen seien unzureichend, obwohl die Preise, Gewinne und
Managerlöhne immer weiter anstiegen. Die Partei ist fest davon überzeugt,
dass die englischen und walisischen Wasserunternehmen reine
Gewinninteressen auf Kosten der gesellschaftlichen Wohlfahrt verfolgen. Die
Wasserversorgung sei zu einem sehr profitablen Geschäft geworden.
Die Hauptaufgabe dieser Arbeit ist es, Schritt für Schritt zu überprüfen, wie
erfolgreich die englische und walisische Regulierung der privaten
Wasserindustrie für die Wohlfahrtssteigerung sorgt, über welchen Einfluss die
privaten Wasserunternehmen verfügen und ob die öffentliche Vorwürfe
gegenüber der Marktakteuren sich als gerechtfertigt erweisen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Geschichte der Trinkwasserwirtschaft in England und Wales
- 2.1 Disaggregierte Untersuchung der Wertschöpfungskette von leitungsgebundenen Trinkwasser in England und Wales
- 2.2 Gutseigenschaften der Trinkwasserversorgung
- 2.3 Die Privatisierung der Wasserwirtschaft in England und Wales
- 2.4 Ziele der Regulierung der Wasserwirtschaft in England und Wales
- 3. Theoretische Grundlagen der Marktmachtregulierung in Netzsektoren
- 3.1 Natürliche Monopole
- 3.1.1 Definition eines natürlichen Monopols
- 3.1.2 Charakterisierung eines natürlichen Monopols
- 3.2 Das Konzept der angreifbaren Märkte
- 3.3 Lokalisierung netzspezifischer Marktmacht
- 3.3.1 Theorie monopolistischer Bottlenecks
- 3.3.2 Das Konzept der wesentlichen Einrichtung
- 3.3.3 Disaggregierte Identifikation monopolistischer Bottlenecks
- 3.3.4 Vermeidung von Überregulierungen
- 3.4 Anreizorientierte Regulierungsinstrumente
- 3.4.1 Rate-of-return-Regulierung
- 3.4.2 Price-cap-Regulierung
- 3.4.3 Yardstick Competition
- 3.1 Natürliche Monopole
- 4. Anwendung des disaggregierten Regulierungsansatzes auf die Trinkwasserwirtschaft
- 5. Preis- und Qualitätsregulierung des Wassersektors in England und Wales
- 5.1 Wettbewerb in der Wasserwirtschaft in England und Wales
- 5.2 Anwendung von Price-Cap-Regulierung und Yardstick Competition
- 5.2.1 Beschreibung des Regulierungsansatzes
- 5.2.2 Kritische Betrachtung der ökonomischen Regulierung
- 5.2.3 Auswirkungen der ökonomischen Regulierung auf Preise, Gewinne und Investitionen
- 5.3 Einhaltung von Qualitätskriterien
- 5.3.1 Regeln des Trinkwasserschutzes und vorgeschriebene Qualitätsstandards
- 5.3.2 Kontrolle der Trinkwasserqualität
- 5.3.3 Die Entwicklung der Trinkwasserqualität über die Zeit
- 5.3.4 Die Entwicklung der Wasserverluste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Regulierung des Wassersektors in England und Wales aus netzökonomischer Perspektive. Ziel ist es, die bestehenden Regulierungsmechanismen zu analysieren und deren Effektivität zu bewerten. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die disaggregierte Betrachtung der Wertschöpfungskette gelegt.
- Analyse der Geschichte der Trinkwasserwirtschaft in England und Wales
- Anwendung theoretischer Grundlagen der Marktmachtregulierung in Netzsektoren
- Disaggregierte Untersuchung der Wertschöpfungskette der Trinkwasserversorgung
- Bewertung von Preis- und Qualitätsregulierungsmechanismen
- Auswirkungen der Regulierung auf Preise, Gewinne und Investitionen
Zusammenfassung der Kapitel
2. Die Geschichte der Trinkwasserwirtschaft in England und Wales: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Trinkwasserversorgung in England und Wales, von der disaggregierten Untersuchung der Wertschöpfungskette bis hin zur Privatisierung. Es analysiert die Gutseigenschaften der Trinkwasserversorgung und die Ziele der Regulierung, die sich aus der Geschichte und den Besonderheiten des Sektors ergeben. Der Fokus liegt auf der Herausbildung der heutigen Strukturen und der damit verbundenen Herausforderungen für die Regulierung.
3. Theoretische Grundlagen der Marktmachtregulierung in Netzsektoren: Dieses Kapitel etabliert die theoretischen Grundlagen für die Analyse der Wasserwirtschaft. Es definiert natürliche Monopole, beschreibt deren Charakteristika und diskutiert das Konzept der angreifbaren Märkte. Der Schwerpunkt liegt auf der Lokalisierung netzspezifischer Marktmacht mittels der Theorie monopolistischer Bottlenecks und dem Konzept wesentlicher Einrichtungen. Schließlich werden verschiedene anreizorientierte Regulierungsinstrumente wie Rate-of-return- und Price-cap-Regulierung sowie Yardstick Competition vorgestellt und verglichen.
4. Anwendung des disaggregierten Regulierungsansatzes auf die Trinkwasserwirtschaft: Dieses Kapitel wendet die im vorherigen Kapitel entwickelten theoretischen Konzepte auf die Trinkwasserwirtschaft an. Durch eine disaggregierte Untersuchung der Wertschöpfungskette werden netzspezifische Marktmachtquellen identifiziert und die Konsequenzen für die Regulierung abgeleitet. Der Ansatz bietet eine differenzierte Analyse der Marktstruktur und ermöglicht eine gezieltere Regulierung.
5. Preis- und Qualitätsregulierung des Wassersektors in England und Wales: Das Kapitel analysiert die Preis- und Qualitätsregulierung der Wasserwirtschaft in England und Wales. Es untersucht den Wettbewerb im Sektor und die Anwendung von Price-Cap-Regulierung und Yardstick Competition. Die ökonomische Regulierung wird kritisch betrachtet, und deren Auswirkungen auf Preise, Gewinne und Investitionen werden bewertet. Zusätzlich wird die Einhaltung von Qualitätskriterien und deren Kontrolle detailliert untersucht, einschließlich der Entwicklung der Trinkwasserqualität und der Wasserverluste über die Zeit.
Schlüsselwörter
Wasserwirtschaft, England und Wales, Regulierung, Netzökonomie, natürliches Monopol, Marktmacht, Wertschöpfungskette, Price-cap-Regulierung, Yardstick Competition, Trinkwasserqualität, Privatisierung.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Regulierung der Wasserwirtschaft in England und Wales
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit analysiert die Regulierung der Wasserwirtschaft in England und Wales aus netzökonomischer Perspektive. Sie untersucht die bestehenden Regulierungsmechanismen, bewertet deren Effektivität und legt dabei einen besonderen Fokus auf die disaggregierte Betrachtung der Wertschöpfungskette.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Trinkwasserwirtschaft in England und Wales, inklusive der Privatisierung und der Ziele der Regulierung. Sie beleuchtet theoretische Grundlagen der Marktmachtregulierung in Netzsektoren, insbesondere natürliche Monopole, angreifbare Märkte und anreizorientierte Regulierungsinstrumente wie Price-cap-Regulierung und Yardstick Competition. Ein zentrales Thema ist die Anwendung eines disaggregierten Regulierungsansatzes auf die Trinkwasserwirtschaft, die Identifizierung netzspezifischer Marktmachtquellen und die Bewertung der Preis- und Qualitätsregulierung in England und Wales, inklusive der Auswirkungen auf Preise, Gewinne und Investitionen sowie die Entwicklung der Trinkwasserqualität und der Wasserverluste.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine netzökonomische Perspektive und einen disaggregierten Ansatz zur Analyse der Wertschöpfungskette der Trinkwasserversorgung. Sie analysiert die Geschichte des Sektors, wendet theoretische Modelle der Marktmachtregulierung an und bewertet die Effektivität der bestehenden Regulierungsmechanismen in England und Wales.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert eine Analyse der Geschichte, der Strukturen und der Regulierung der Wasserwirtschaft in England und Wales. Sie identifiziert netzspezifische Marktmachtquellen und bewertet die Auswirkungen der Price-cap-Regulierung und Yardstick Competition auf Preise, Gewinne, Investitionen und die Trinkwasserqualität. Die Ergebnisse bieten eine kritische Betrachtung der ökonomischen Regulierung im Wassersektor.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Wasserwirtschaft, England und Wales, Regulierung, Netzökonomie, natürliches Monopol, Marktmacht, Wertschöpfungskette, Price-cap-Regulierung, Yardstick Competition, Trinkwasserqualität, Privatisierung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Geschichte der Trinkwasserwirtschaft in England und Wales, Theoretische Grundlagen der Marktmachtregulierung in Netzsektoren, Anwendung des disaggregierten Regulierungsansatzes auf die Trinkwasserwirtschaft und Preis- und Qualitätsregulierung des Wassersektors in England und Wales.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studierende und Praktiker im Bereich der Netzökonomie, der Regulierungswissenschaft und der Wasserwirtschaft. Sie bietet Einblicke in die Herausforderungen der Regulierung von natürlichen Monopolen und die Anwendung verschiedener Regulierungsinstrumente in einem wichtigen Sektor der Daseinsvorsorge.
- Citar trabajo
- Maria Zayonchkovskaya (Autor), 2011, Die Regulierung des Wassersektors in England und Wales - Eine netzökonomische Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208699