Vergleich von Europavorstellungen. Europabilder im Ost- und Westblock


Dossier / Travail, 2009

17 Pages, Note: 2,3

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition des zu untersuchenden Bereichs

3. Europavorstellungen im Ostblock
3.1. Vorstellungen der Sowjetunion bzw. Russlands
3.2. Vorstellungen in den Visegrad- Staaten
Tschechien
Polen
Slowakei
Ungarn
3.3. Vorstellungen der DDR bzw. Deutschlands

4. Europavorstellungen im Westblock
4.1. Vorstellungen Amerikas
4.2. Vorstellungen Frankreichs

5. Vergleichende Aspekte der Blockvorstellungen

6. Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis

Sekundärliteratur

Aufsätze

1. Einleitung

Historiker, Politiker und andere wichtige Personen des 20. Jahrhunderts haben sich über Jahrzehnte hinweg mit den Vorstellungen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kontinents Europa beschäftigt. Die Erforschung erfolgte nicht nur auf geographischer Ebene, sondern war vor allem von kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Werten geprägt. Diese wurden jedoch nicht nur durch die Persönlichkeiten selbst, sondern auch durch die Bevölkerung eines Landes geformt. In dieser Arbeit sollen die Europavorstellungen einzelner Länder des Ost- und Westblocks analysiert werden, um einen Vergleich zwischen beiden Teilen der Welt vorzunehmen.

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestanden zwischen den Vorstellungen der einzelnen Länder und welche zwischen Ost- und Westblock? Welche Faktoren waren für Gemeinsamkeiten, welche für Unterschiede verantwortlich? „Warum sollte man sich die Mühe machen, diese [Europa-] Konzepte zu studieren?“[1] Diese und andere Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit untersucht werden.

Zuerst soll dafür eine Definition der beiden Bereiche Westblock und Ostblock vorgenommen werden, in der einzelne Länder zu den jeweiligen Gebieten zugeordnet werden, um mögliche andere Definitionen auszuschließen. Weiterhin sollen erst die Europavorstellungen des Ostblocks erforscht werden. Hier soll näher auf Bilder eingegangen werden, die in den Staaten Sowjetunion bzw. Russland, den vier Visegrad- Staaten (Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn) und der DDR bzw. später Deutschland vorherrschend waren. Anschließend sollen die Vorstellungen des Westblocks, hier speziell die Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreich, untersucht werden. Zum Abschluss folgt der Vergleich westlicher und östlicher Vorstellungen. Dazu dienen teilweise auch Ergebnisse aus vorangegangenen Analysen und Vergleichen.

Um die Betrachtungsperspektive konkreter zu gestalten, werden in dieser Arbeit vor allem die Entwicklungen der Europavorstellungen vom Ersten Weltkrieg bis in die 2000er Jahre vorgestellt.

2. Definition des zu untersuchenden Bereichs

Zuerst scheint es sinnvoll, die Begriffe Ost- und Westblock näher einzugrenzen. Obwohl die Unterteilung und Zuordnung der einzelnen Länder schwierig erscheint und in der Fachliteratur eher vermieden wird, soll versucht werden, sich auf eine mögliche Definitionen im Rahmen der Untersuchung festzulegen. Die Vermeidung der Begriffe ist damit zu begründen, dass Europa sich ständig weiterentwickelte, die Grenzen neu aufgeteilt wurden und neue Länder bzw. Staaten entstanden, vor allem nach dem Ersten Weltkrieg. Man kann in der Vergangenheit und wird vermutlich auch nie in der Zukunft von einer abgeschlossen Entwicklung Europas reden können, da die Landkarte immer Ergebnis von Teilungen und Einheiten der Staaten sein wird, die im Laufe der Zeit stattfanden.

In dieser Arbeit handelt es sich bei den Begriffen nicht um eine Differenzierung zwischen Ost- und Westeuropa, sondern um die zwei Machtblöcke, die sich im Kalten Krieg gebildet haben. Ihre Europavorstellungen sollen verglichen werden, ebenso die Vorstellungen der einzelnen Länder untereinander. Der Westblock beinhaltet also wie bereits erwähnt vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Großbritannien. Die Großmacht Sowjetunion bzw. Russland bildet zusammen mit den vier Visegrad- Staaten, sowie Bulgarien und der DDR bzw. später ganz Deutschland, den Ostblock. Bulgarien und Großbritannien sollen jedoch aus der Untersuchung herausgelassen werden, da sie nur für die typologische Klärung der Bereiche wichtig sind, nicht aber für wesentliche Vorstellungen von Europa und Europabildern.

3. Europavorstellungen im Ostblock

3.1. Vorstellungen der Sowjetunion bzw. Russlands

Die Sowjetunion wurde von dem tschechischen Historiker Nejedlý als „wahres Europa“ definiert, obwohl dort antiwestliche Einstellungen und kommunistische Vorstellungen am meisten vorhanden waren[2] - obwohl Europa nicht nur positiv durch Stalin, die sowjetische Propaganda und den stalinistischen Anti- Kosmopolitismus geprägt wurde.[3]

Der Beschluss des Marshall- Plans (1948) durch die USA hatte auf die Vorstellungen der Sowjetunion großen Einfluss. Ihr Interesse galt eigentlich ihrem Machteinfluss und der Durchsetzung ihrer Hegemoniebestrebungen in Europa. Der Marshall- Plan war aus sowjetischer Sicht (zu damaliger Zeit dementsprechend vor allem die Sicht Stalins) nur dazu da, den Wirkungsbereich Amerikas auszubreiten. Wenn amerikanische Kredite in wirtschaftlich angeschlagene Länder flossen, dann waren diese Staaten dadurch gleichzeitig unter der Herrschaft Amerikas und wurden dadurch abhängig- da diese Hilfeleistung den eigenen wirtschaftlichen Aufschwung der Länder verhinderte. Die sowjetische Vorstellung von einem Europa unter sowjetischer Herrschaft wurden damit zunichte gemacht.

Nach dem Tod Stalins (1953) und der damit verbundenen Entstalinisierung änderte sich die Einstellung der Sowjetunion, da andere Politiker an die Macht kamen und bessere Europavorstellungen vorzustellen hatten. Viele Vorstellungen waren allerdings nur Interime, da die Machtwechsel der Politiker vor allem in den 90ern zu kurz hintereinander waren und keine großen Reformveränderungen stattfinden konnten.

Michael Gorbatschow kam schließlich 1985 an die Macht und hatte z.B. die Vorstellung „Gemeinsames Europäisches Haus“[4]. Obwohl die Sowjetunion um sich selbst und noch einige andere Staaten einen Sicherheitsgürtel, den „Cordon sanitaire“, gelegt hatte und mehr oder weniger ihre eigenen Interessen durchzusetzen versuchte, hatte Gorbatschow also trotzdem den Plan einer europäischen Gemeinschaft in einem möglicherweise vereinten Europa entwickelt. Schließlich wurde auch der Sicherheitsgürtel entfernt und Russland ließ sich mehr und mehr auf die Kooperation mit den Westmächten und auch mit dem restlichen Europa ein, beispielsweise bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Helsinki 1973.

3.2. Vorstellungen in den Visegrad- Staaten

Tschechien

Während die Vorstellungen der drei anderen Staaten Ungarn, Polen und der Slowakei sich zum Teil sehr ähnlich waren, bildete Tschechien eine Ausnahme. Die Tschechen fühlten sich in der Vergangenheit dort „ganz selbstverständlich als Europäer“[5], was durch die zentrale Lage des Landes in Europa und durch die Verbindung zur deutschen Kultur zu begründen ist[6]. Die Ursache dafür liegt in der vergangenen Reichsteilung: die Teile Böhmen und Mähren des Sudetenlandes wurden von Deutschen bewohnt und gehörten einst zur Tschechoslowakei.

Doch 1948 verschwand das Wort ‚Europa’ einfach aus den tschechischen Medien und allgemein aus der Öffentlichkeit, was daran lag, dass die Medien unter der Kontrolle der Kommunisten waren. Man vermied den Ausdruck und analysierte eher das tschechische Europäertum oder die europäische Integration.[7] Der tschechische Übersetzer Václav Černý war z.B. der Meinung, dass die Tschechen den Osten ebenso wie den Westen für ihre Zukunft brauchten. Dafür wurde er heftig kritisiert.[8] Nejedlý, ein tschechischer Historiker, sah Europa wiederum als kulturelle Einheit.[9] Die europäische Integration Tschechiens war also unmittelbar mit einem einheitlichen Europa verbunden, dass auch gute Kontakte zum Westen pflegen sollte.

[...]


[1] Ansgar Lange, Europabilder deutscher Intellektueller, in: Neue Gesellschaft. Frankfurter Hefte, Nr. 10, 2005, S. 92

[2] vgl. Carlos Reijnen: For a True Europe and a New Patriotism. Europe and the West from a Czech Stalinist Perspektive, in: Faraldo, José- Maria (u.a.), Europa im Ostblock. Vorstellungen und Diskurse (1945 – 1991), Köln (u.a.), 2008, S. 111

[3] vgl. Carlos Reijnen: For a True Europe and a New Patriotism. Europe and the West from a Czech Stalinist Perspektive, in: Faraldo, José- Maria (u.a.), Europa im Ostblock. Vorstellungen und Diskurse (1945 – 1991), Köln (u.a.), 2008, S. 112

[4] Faraldo, José- M.: Einleitung: Europavorstellungen im Ostblock. Zwischen Aneignung und Ablehnung, in: Faraldo, José- Maria (u.a.), Europa im Ostblock. Vorstellungen und Diskurse (1945 – 1991), Köln (u.a.), 2008, S. 13

[5] Faraldo, José- M.: Einleitung: Europavorstellungen im Ostblock. Zwischen Aneignung und Ablehnung, in: Faraldo, José- Maria (u.a.), Europa im Ostblock. Vorstellungen und Diskurse (1945 – 1991), Köln (u.a.), 2008, S. 18

[6] vgl. Susanne Klunkert, Europabilder in Mittel- und Osteuropa: Vom Wunschbild zum Abbild der europapolitischen Realität, in: Arnswald, Sven (Hg.): Europabilder in Mittel- und Osteuropa. Neue Herausforderungen für die politische Bildung, Bonn 1996, S. 234

[7] vgl. Carlos Reijnen: For a True Europe and a New Patriotism. Europe and the West from a Czech Stalinist Perspektive, in: Faraldo, José- Maria (u.a.), Europa im Ostblock. Vorstellungen und Diskurse (1945 – 1991), Köln (u.a.), 2008, S. 113

[8] vgl. ebd., S. 114

[9] vgl. ebd., S. 123

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Vergleich von Europavorstellungen. Europabilder im Ost- und Westblock
Université
University of Erfurt
Note
2,3
Année
2009
Pages
17
N° de catalogue
V208839
ISBN (ebook)
9783656362807
ISBN (Livre)
9783656363958
Taille d'un fichier
529 KB
Langue
allemand
Mots clés
vergleich, europavorstellungen, europabildern, ost-, westblock
Citation du texte
Anonyme, 2009, Vergleich von Europavorstellungen. Europabilder im Ost- und Westblock, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208839

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