Erkenntnisse der Lehrer-Schüler-Interaktion. Eine mögliche Orientierungshilfe für Ausbilder


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

1 Problemstellung

2 Grundlagen der Lehrer-Schüler-Interaktion

3 Lehrer-Schüler-Interaktion
3.1 Modell der Lehrer-Schüler-Interaktion von Nickel
3.2 Erkenntnisse der Lehrer-Schüler-Interaktion nach Hofer

4 Vergleich von Lehrern und Ausbildern

5 Übertragbarkeit der Lehrer-Schüler-Interaktion auf die Ausbilder- Auszubildenden-Interaktion
5.1 Übertragung des Modells der Lehrer-Schüler-Interaktion von Nickel
5.2 Übertragung der Erkenntnisse der Lehrer-Schüler-Interaktion
5.3 Kritische Betrachtung der Übertragungen

6 Fazit

7 Literatutverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Ein transaktionales Modell der Lehrer-Schüler-Beziehung

Abbildung 2: Ausbilder und Auszubildende – Interaktionsmuster

1 Problemstellung

(Vgl. im Folgenden NICKEL 1976, S.254f.) Das Ziel der Forschung über interperso- nale Beziehungen zwischen Erziehern und zu Erziehenden war zu Beginn die Be- schreibung des Verhaltens von Erziehern und die Betrachtung der unterschiedlichen Auswirkungen dessen für die Erziehenden. Diese Forschung hatte eine einseitige Be- trachtung: Sie ging von der Beeinflussung des zu Erziehenden durch den Erzieher aus. Forscher kamen zu der Einsicht, dass eine wechselseitige Beziehung zwischen Erzieher und zu Erziehenden besteht. Dieser Wandel in der wissenschaftlichen Be- trachtungsweise lässt sich durch den Begriff der „pädagogischen Interaktion“ symbo- lisieren.

Im Herbst diesen Jahres haben rund 467.000 Jugendliche eine Berufsausbildung be- gonnen (vgl. DGB-JUGEND 2011, S.1). Solch eine duale Ausbildung findet in einem Unternehmen wie auch in der Schule statt.

Der Teil der Ausbildung, welcher in der Schule stattfindet ist bereits sehr gut unter- sucht und strukturiert. Anders hingegen sieht es oftmals in den Ausbildungsabschnit- ten im Betrieb aus. Hier spielt der Ausbilder[1] eine wichtige Rolle für die Jugendli- chen. Er/ Sie soll die Auszubildenden betreuen und ihnen das nötige Wissen vermit- teln, welches sie für einen erfolgreichen Abschluss ihrer Berufsausbildung benötigen.

Die Interaktion zwischen Ausbilder und Auszubildenden sind bis zum aktuel- len Zeitpunkt nicht ausreichend untersucht. Somit stellt sich die Frage, ob die Er- kenntnisse aus der Lehrer-Schüler-Interaktion eine Orientierungshilfe für Ausbilder sein können. Um dieser Frage nachgehen zu können, muss vorweg die Frage geklärt sein, was eine Interaktion ist und im Speziellen, was unter einer Lehrer-Schüler- Interaktion verstanden wird. Desweiteren stellt sich die Frage, was Lehrer und Aus- bilder unterscheidet beziehungsweise ob Aufgaben bei beiden Personengruppen gleich sind und welche dies gegebenenfalls wären. Eine weitere Frage, welche geklärt werden soll, ist, in wie weit sich diese Modelle und Erkenntnisse zur Lehrer-Schüler- Interaktion auf Ausbilder und Auszubildende übertragen lassen. Somit könnten die positiven Aspekte welche Lehrer daraus ziehen auch den Ausbildern zu Gute kommen und die Qualität der Ausbildung der Auszubildenden verbessern.

Um diesen Fragen nachgehen zu können werden in der vorliegenden Arbeit zuerst Abgrenzungen beziehungsweise Definitionen vorgenommen. Daran anschließend wird auf die Lehrer-Schüler-Interaktion eingegangen. Hierbei wird das Modell von Nickel als eines der wenigen transaktionalen Modelle betrachtet, um festzustellen, was für positive Aspekte hieraus für Lehrer hervorgehen. Zusätzlich werden die Er- kenntnisse von Hofer beleuchtet.

Um die weiteren Fragen zu beleuchten, werden die Aufgaben und Tätigkeits- bereiche von Lehrern und anschließend von Ausbildern untersucht werden. Hierdurch werden Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede dieser beiden Ausbildungskräfte festgestellt. Anhand dieser Informationen wird geklärt ob eine Übertragung des Mo- dells und der Erkenntnisse möglich und auch sinnhaft ist.

2 Grundlagen der Lehrer-Schüler-Interaktion

Erst im Jahre 1960 tauchte der Begriff der „Lehrer-Schüler-Interaktion“ bei N. Flanders in der Unterrichtsforschung zum ersten Mal auf. Frühere Studien lassen sich dem statischen Interaktionsbegriff zuordnen, wobei die Konzentration auf der Rolle des Lehrenden liegt und dadurch die Wechselbeziehung der Lehrer-Schüler- Interaktion vernachlässigt wird. (vgl. NAUJOK/BRANDT/KRUMMHEUER 2008, S.782)

Durch neue Erkenntnisse wurde erkannt, dass bei der Lehrer-Schüler-Interaktion von einer wechselseitigen Verhaltensbeeinflussung zwischen Erzieher und zu Erziehenden ausgegangen werden muss. Dieser Wandel der wissenschaftlichen Betrachtungsweise wird durch den Begriff der „pädagogischen Interaktion“ dokumentiert (vgl. ROSE- MANN/ BIELSKI 2001, S.158).

Zur Verständigung soll eine Abgrenzung des Begriffs Interaktion, sowie daran an- schließend speziell der Lehrer-Schüler-Interaktion vorgenommen werden. In der vor- liegenden Arbeit wird der Begriff der Interaktion in Anlehnung an ROTH 1980 S.51f wie folgt definiert:

„Interaktion [ist eine] wechselseitige Einwirkung, d.h. Interaktion als dynami- sches Geschehen zwischen Individuen, in dem jeder eine Einwirkung von ei- nem andern oder anderen erfährt; zugleich wirkt er durch sein Verhalten auf den anderen oder die anderen.“

Speziell im Fall der Lehrer-Schüler-Interaktion ist die Wechselwirkung zwischen Erzieher und zu Erziehenden von großer Bedeutung. Es ist nicht wie zu Beginn der For- schung angenommen, eine einseitige Beeinflussung der Schüler durch den Lehrer.

Manfred Hofer definiert die Lehrer-Schüler-Interaktion folgenderweise:

„Mit dem Begriff Lehrer-Schüler-Interaktion bezeichnet man allgemein das wechselseitige Aufeinandereinwirken im Wahrnehmen, Beurteilen, Kommu- nizieren und Beeinflussen von Lehrern und Schülern in der Schule.“ (HOFER 1997, S.213)

Desweiteren verweist Hofer darauf, dass die Interaktion sowohl mit einzelnen Schü- lern wie auch mit Gruppen von Schülern oder der ganzen Klasse stattfinden kann (vgl. HOFER 1997, S.213).

3 Lehrer-Schüler-Interaktion

Insgesamt sind die Modelle und Untersuchungen zur Lehrer-Schüler-Interaktion pa- rallel zum wissenschaftlichen Fortschritt stets komplexer geworden. In der For- schungsgeschichte gibt es jedoch keine kontinuierlichen, expliziten, theoretischen Entwürfe zur Lehrer-Schüler-Interaktion (vgl. THIES 2008, S.77).

Im folgenden Abschnitt soll nun eins der wenigen Modelle der Lehrer-Schüler- Interaktion von Nickel, sowie eine grundlegende Erkenntnis über die Lehrer-Schüler- Interaktion von Hofer betrachtet werden.

3.1 Modell der Lehrer-Schüler-Interaktion von Nickel

In den 80er Jahren gab es eine kognitive Wende in der Psychologie, wobei die Auf- merksamkeit der Unterrichtsforscher auf komplexe Prozesse gelenkt wurde: Von der Interaktion zur Transaktion (vgl. ITTEL/ RAUFELDER 2008, S.76). Das transaktio- nale Modell von Nickel versucht die verschiedenen Erkenntnisse der bisherigen pä- dagogisch-psychologischen sowie sozial- und persönlichkeitspsychologischen For- schung zu integrieren (vgl. NICKEL 1976, S 258).

(Vgl. im Folgenden NICKEL 1976, S.269ff) Nickel stellt in seinem Modell die Wech- selbeziehungen des komplexen Beziehungsgeflechts zwischen Lehrer und Schüler darzustellen. Zur Erläuterung der unten stehenden Abbildung (S.4) wird mit dem Ver- halten des Lehrers begonnen. Dabei ist anzumerken, dass bei dieser Wechselbezie- hung genauso gut mit dem Schüler begonnen werden kann. Das vom Lehrer in einer bestimmten Situation geäußerten Verhalten wird zunächst durch Faktoren des sozio- kulturellen Bezugsrahmens bestimmt. Die eigene soziale Lernvergangenheit des Leh- rers als ein zu Erziehender, seine gegenwärtigen sozialen Erfahrungen und die objek- tivierten soziokulturellen Einflüsse haben zur Ausbildung bestimmter kognitiver Strukturen im Sinne von bestimmten Erziehungseinstellungen geführt. Sie stellen für den Lehrer Konzepte dar, wie er sich in konkreten Situationen zu verhalten hat. Das Verhalten des Lehrers wird anschließend von den Schülern durch deren Filter ihrer eigenen Einstellungen und Erwartungshaltungen wahrgenommen. Durch die ver- schiedenen bisherigen Erfahrungen der Schüler mit Erziehern bestehen bei ihnen dif- ferenzierte Einstellungen und Erwartungen, wodurch die Wahrnehmung desselben Lehrerverhaltens eine vielfältige Variation zeigt. Schüler nehmen bei ihrem Lehrer nun unterschiedliche Verhaltensweisen wahr, welche ein bestimmtes Verhalten bei ihnen selbst auslösen. Dieses Schülerverhalten wird anschließend vom Lehrer als Rückmeldung auf seine Unterrichts- und Erziehungsmaßnahmen erlebt.

Abbildung 1: Ein transaktionales Modell der Lehrer-Schüler-Beziehung Quelle: NICKEL 1976 S.270

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] In der vorliegenden Arbeit wird ausschließlich die männliche Form Ausbilder verwendet - dies soll die weibliche Ausbilderin mit einschließen. Das Gleiche gilt für Auszubildender, Lehrer und Erzieher.

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Details

Titel
Erkenntnisse der Lehrer-Schüler-Interaktion. Eine mögliche Orientierungshilfe für Ausbilder
Hochschule
Universität Hohenheim
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V209544
ISBN (eBook)
9783656374534
ISBN (Buch)
9783656377016
Dateigröße
676 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehrer-Schüler-Interaktion, Interaktionsmodelle, Nickel, Hofer, Ausbilder
Arbeit zitieren
Julia Jenz (Autor:in), 2012, Erkenntnisse der Lehrer-Schüler-Interaktion. Eine mögliche Orientierungshilfe für Ausbilder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209544

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