Auf die Heldengestalten der nordischen Sagen ebenso wie der deutschen Nibelungenerzählungen wird seit Jahrhunderten immer wieder Bezug genommen und sie tauchen bis heute in immer neuen Varianten in vielfältigen Erzählungen auf. Daher ist auch die Analyse der verschiedenen Eigenschaften – physische ebenso wie Charaktereigenschaften – dieser Heldengestalten eine wichtige Fragestellung bei der Beschäftigung mit der altnordischen Literatur. Die ursprünglich mündlich vorgetragenen Heldengeschichten wollten wohl zunächst einem Publikum, dessen Alltag meist eintönig aussah, durch Erzählungen über die einzigartigen Erlebnisse großer Helden helfen, „sich unterhaltsam über eine graue Normalität hinwegzusetzen.“
Im höfischen Mittelalter waren die Helden der Sagen Vorbilder für die dem Vortrag lauschenden Ritter. Victor Millet bezeichnet die Heldensage als „Darstellung von Handlungsmodellen, die das Publikum, also der mittelalterliche Adel, als Reflexionsgrundlage für eigenes Agieren gebrauchen konnte.“ Um ein solches Vorbildmodell zu sein muss der Held strahlend dargestellt werden, sein Charakter, sein Wesen, seine Fähigkeiten tragen zum Gesamtbild bei. Dem Sigurd der nordischen Sagen gilt genauso wie dem Siegfried der kontinentalen Nibelungenerzählungen eine besondere Aufmerksamkeit bei der Beschäftigung mit den Sagenstoffen des Mittelalters. Dies hat sicher eine Vielzahl von Gründen. Erwähnt sei hier nur die besondere Rolle, die Sigurd in einigen der nordischen Sagen zukommt: In der Völsungensaga und der in der Handschrift folgenden Ragnarsaga wird er zum Bindeglied zwischen den alten Göttern und dem Norwegischen Königshaus. Er spielt also eine wichtige Rolle in der Genealogie eines Herrschergeschlechts. Sein Wesen und sein Handeln strahlt zwangsläufig auf das Königshaus aus. In der folgenden Arbeit werde ich mir einige Besonderheiten der Figur des Sigurd in der nordischen Literatur genauer anschauen. Dabei konzentriere ich mich auf die Schilderungen des jungen Sigurd in seiner ersten Lebensphase, die durch den Drachenkampf beziehungsweise den Erhalt des Schwertes Gram und des Pferdes Grani abgeschlossen wird.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Einordnung der Quellen
- 2. Entwicklung des jungen Sigurd bis zum Drachenkampf
- 3. Bedeutung und Auswirkung des Drachenkampfes auf Sigurd
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des jungen Sigurd in drei altnordischen Quellen: der Dietrichssaga, der Lieder-Edda und der Völsungensaga. Ziel ist es, eine vergleichende Charakterisierung Sigurds in seiner Jugend bis zum Drachenkampf zu liefern und die unterschiedlichen Perspektiven der Quellen herauszuarbeiten.
- Vergleichende Analyse der Figur des jungen Sigurd in verschiedenen altnordischen Texten
- Untersuchung der Entwicklung Sigurds vor dem Drachenkampf
- Bedeutung des Drachenkampfes für Sigurds Charakter und zukünftiges Handeln
- Analyse der Quellen selbst und ihrer Entstehungszusammenhänge
- Einordnung der Figur Sigurd in den Kontext der altnordischen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Heldengestalten in der altnordischen Literatur ein und betont deren nachhaltige Relevanz und die Bedeutung ihrer Analyse. Sie verweist auf die Funktion der Heldensagen als Unterhaltung und als Vorbild für das mittelalterliche Publikum, besonders den Adel, und hebt die besondere Bedeutung der Figur Sigurd/Siegfried hervor, insbesondere seine Rolle als Bindeglied zwischen alten Göttern und dem norwegischen Königshaus in einigen Sagen. Die Arbeit kündigt eine detaillierte Betrachtung der Darstellung des jungen Sigurd in seiner ersten Lebensphase bis zum Drachenkampf an.
1. Einordnung der Quellen: Dieses Kapitel beschreibt die drei Hauptquellen der Arbeit: die Dietrichssaga, die Lieder-Edda und die Völsunga saga. Es erläutert den Kontext der Dietrichssaga als Kompilation, ihre Entstehungsgeschichte und ihren Platz zwischen Rittersagas und Vorzeitsagas. Die Lieder-Edda wird als Sammlung erzählerischer Gedichte mythologischer und heroischer Thematik vorgestellt, wobei ihr Entstehungs- und Überlieferungszusammenhang im Detail beschrieben wird. Die Charakterisierung dieser Quellen legt den Grundstein für den Vergleich der jeweiligen Darstellungen Sigurds.
2. Entwicklung des jungen Sigurd bis zum Drachenkampf: Dieses Kapitel wird sich mit der Darstellung des jungen Sigurd vor dem Drachenkampf befassen, seine Entwicklung nachzeichnen und die unterschiedlichen Schilderungen in den drei Quellen vergleichen und analysieren. Es wird auf die Darstellung seiner Persönlichkeit, seiner Fähigkeiten und seiner Handlungen eingehen, bevor er den Drachen besiegt. Die verschiedenen Erzählperspektiven und deren Einfluss auf die Charakterisierung Sigurds werden in diesem Kapitel im Detail beleuchtet.
3. Bedeutung und Auswirkung des Drachenkampfes auf Sigurd: In diesem Kapitel wird der Drachenkampf analysiert und seine Bedeutung für die weitere Entwicklung Sigurds untersucht. Es wird die Darstellung des Kampfes selbst in den unterschiedlichen Quellen verglichen, sowie die Folgen des Kampfes für Sigurds Charakter, Fähigkeiten und Stellung. Der Erhalt von Gram und Grani wird in diesem Zusammenhang eingeordnet und in Bezug auf seine Bedeutung für Sigurds zukünftiges Schicksal diskutiert.
Schlüsselwörter
Sigurd, Völsungensaga, Lieder-Edda, Dietrichssaga, altnordische Literatur, Heldendichtung, Drachenkampf, Gram, Grani, Heldencharakterisierung, Vergleichende Literaturwissenschaft
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Darstellung des jungen Sigurd in altnordischen Quellen
Welche Quellen werden in dieser Arbeit untersucht?
Die Arbeit analysiert die Darstellung des jungen Sigurd in drei altnordischen Quellen: der Dietrichssaga, der Lieder-Edda und der Völsungensaga. Diese Quellen werden hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte und ihres jeweiligen Kontextes eingeordnet, um einen fundierten Vergleich zu ermöglichen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist eine vergleichende Charakterisierung Sigurds in seiner Jugend bis zum Drachenkampf. Es sollen die unterschiedlichen Perspektiven der drei Quellen herausgearbeitet und analysiert werden, um ein umfassendes Bild der Figur zu zeichnen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: vergleichende Analyse der Figur des jungen Sigurd, Untersuchung seiner Entwicklung vor dem Drachenkampf, Bedeutung des Drachenkampfes für Sigurds Charakter und zukünftiges Handeln, Analyse der Quellen selbst und ihrer Entstehungszusammenhänge sowie die Einordnung der Figur Sigurd in den Kontext der altnordischen Literatur.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Einordnung der Quellen, ein Kapitel zur Entwicklung Sigurds bis zum Drachenkampf, ein Kapitel zur Bedeutung des Drachenkampfes und ein abschließendes Kapitel (Schluss). Jedes Kapitel fasst seine Ergebnisse zusammen und trägt zum Gesamtverständnis der Thematik bei.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung führt in die Thematik der Heldengestalten in der altnordischen Literatur ein und betont deren nachhaltige Relevanz. Sie verweist auf die Funktion der Heldensagen als Unterhaltung und Vorbild und hebt die besondere Bedeutung Sigurds als Bindeglied zwischen alten Göttern und dem norwegischen Königshaus hervor. Die Arbeit kündigt eine detaillierte Betrachtung der Darstellung des jungen Sigurd an.
Was wird im Kapitel zur Quellenkritik behandelt?
Das Kapitel zur Einordnung der Quellen beschreibt die drei Hauptquellen (Dietrichssaga, Lieder-Edda, Völsungensaga) im Detail. Es erläutert den Kontext der Dietrichssaga als Kompilation, ihre Entstehungsgeschichte und ihren Platz zwischen Rittersagas und Vorzeitsagas. Die Lieder-Edda wird als Sammlung erzählerischer Gedichte vorgestellt, wobei ihr Entstehungs- und Überlieferungszusammenhang beschrieben wird. Diese Charakterisierung der Quellen bildet die Grundlage für den Vergleich der jeweiligen Darstellungen Sigurds.
Wie wird die Entwicklung Sigurds bis zum Drachenkampf dargestellt?
Das Kapitel zur Entwicklung Sigurds vor dem Drachenkampf zeichnet seine Entwicklung nach und vergleicht die unterschiedlichen Schilderungen in den drei Quellen. Es geht auf seine Persönlichkeit, Fähigkeiten und Handlungen ein, bevor er den Drachen besiegt. Die verschiedenen Erzählperspektiven und deren Einfluss auf die Charakterisierung werden im Detail beleuchtet.
Welche Bedeutung hat der Drachenkampf für Sigurd?
Das Kapitel zur Bedeutung des Drachenkampfes analysiert den Kampf selbst und seine Folgen für Sigurds Charakter, Fähigkeiten und Stellung. Der Erhalt von Gram und Grani wird eingeordnet und in Bezug auf seine Bedeutung für Sigurds zukünftiges Schicksal diskutiert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sigurd, Völsungensaga, Lieder-Edda, Dietrichssaga, altnordische Literatur, Heldendichtung, Drachenkampf, Gram, Grani, Heldencharakterisierung, Vergleichende Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- David Felsch (Author), 2011, Der junge Sigurd in der Dietrichssaga, Lieder-Edda und Völsungensaga, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210067