Implementierung ethischer Maßnahmen in Unternehmen


Mémoire (de fin d'études), 2010

98 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Themeneinstieg
1.2 Vorgehensweise

2 Begriffliche Abgrenzung
2.1 Moral, Ethos und Ethik
2.2 Ausgangspunkt ethischer Urteile in der Wirtschaft
2.3 Gliederung der Ethiken – Unternehmensethik als Teil der angewandten Ethik
2.4 Das Unternehmen
2.5 Unternehmensethik
2.6 Drei Ebenen Modell – ein Grundkonzept der Ethik in der Wirtschaft

3 Konzepte unternehmensethischer Verantwortungsübernahme
3.1 Corporate Governance
3.2 Stakeholder Approach – Grundlage der Unternehmensethik
3.2.1 Voraussetzung für die Implementierung des Stakeholder-Ansatzes innerhalb der unternehmensethischen Diskussion
3.2.2 Vorgehensweise bei der Implementierung des Stakeholder Ansatzes innerhalb der unternehmensethischen Diskussion
3.2.3 Stakeholderdialog – Praxisbeispiel
3.3 Verantwortungsübernahme im Rahmen von Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship
3.3.1 Corporate Social Responsibility
3.3.2 Corporate Social Responsibility – Implementierung
3.3.3 Corporate Citizenship
3.3.4 Corporate Citizenship – Implementierung
3.3.5 Corporate Social Responsibility – Bewertung
3.3.6 Corporate Citizenship – Bewertung
3.3.7 CSR und CC - Praxisbeispiele

4 Standardisierungsinitiativen im Bereich der CSR
4.1 UN Global Compact
4.2 Standardisierung nach ISO Richtlinien – ISO 26000
4.3 Reporting – Global Reporting Initiative
4.4 Social Accountability – SA 8000
4.5 Standardisierungen – Zusammenfassende Betrachtung

5 Werteorientierung im Unternehmen – WerteManagementSystemZfW
5.1 WerteManagementSystemZfW – Ziele
5.2 WerteManagementSystemZfW – Implementierung
5.3 WMSZfW – Attribute
5.4 WMSZfW – Erkenntnisse aus der Praxis
5.5 Implementierung eines Wertemanagements – Instrumente
5.5.1 Ethik-Kodex
5.5.2 Ethik-Vorstand
5.5.3 Ethik-Beauftragter/ „Ethics Officer“
5.5.4 Ethik-Kommission
5.5.5 Ethik-Training/ -Seminar/ - Workshop
5.5.6 Ethik-Diskussionsforen/ -Hotline
5.5.7 Ethik-Audits/ -Controlling
5.5.8 Sozio-/ Öko-/ Ethik-Bilanzierung
5.6 Wertemanagement – Bewertung

6 Führungsethik

7 Schluss
7.1 Zusammenfassende inhaltliche Betrachtung
7.2 Fazit

Anhang
Anhang A – Abbildungen
Anhang B – Tabellen

Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis – Internetquellen

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Gliederung der Ethik – Bindestrichethiken

Abbildung 2: Vereinfachter unternehmerischer Entscheidungsprozess

Abbildung 3: Konfliktsituation zwischen Rentabilität und Moral

Abbildung 4: Drei-Ebenen-Modell

Abbildung 5: Unternehmensethischer Entscheidungsprozess

Abbildung 6: Anspruchsgruppen im Unternehmensumfeld – Stakeholder

Abbildung 7: Die Pyramide der Corporate Social Responsibility

Abbildung 8: Spiel-„Feld“ für Corporate Citizenship

Abbildung 9: Phasen des Zertifizierungsprozesses SA 8000

Abbildung 10: Implementierung des WMSZfW

Abbildung 11: Prinzipien und Instrumente des Wertemanagements

Abbildung 12: Führungsethik – Modell

Abbildung 13: Modell der Implementierung von Unternehmensethik

Abbildung 14: Ethik und Rentabilität im Zusammenspiel

Abbildung A1: Stakeholdertypologie nach Beinflussungspotential

Abbildung A2: 10 Prinzipen des Global Compact

Abbildung A3: GRI Reporting Framework

Abbildung A4: Grundkonzeption Zertifizierungsstandards SA 8000

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beispiele unternehmensethischer Problemstellungen

Tabelle 2: Übersicht verschiedener CC-Instrumente

Tabelle 3: Übersicht von Standardisierungsinitiativen

Tabelle B1: Korrelationsbeziehung zwischen Instrumenten und Wirkungen

Tabelle B2: Struktur der ISO 26000

Tabelle B3: Inhalte eines Nachhaltigkeitsberichts gemäß GRI – Ein Überblick

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Denn es steht außer Zweifel, dass die menschliche Arbeit

ihren ethischen Wert hat, der unmittelbar und direkt mit der

Tatsache verbunden ist, dass der, welcher sie ausführt, Person

ist, ein mit Bewusstsein und Freiheit ausgestattetes Subjekt, d.h.

ein Subjekt, das über sich selbst entscheidet.“

Ioannes Paulus PP. II – Laborem exercens (1981)

1 Einleitung

1.1 Themeneinstieg

„Klimawandel – und es gibt ihn doch“[1] oder „UNO Studie – Großkonzerne verursachen billionenschwere Umweltkosten“[2]. So oder so ähnlich lauten Schlagzeilen zum Klimawandel, aus denen sich Debatten über die Verantwortung von Gesellschaft und Wirtschaft für Umwelt- und Energiethemen entwickeln. Politiker und Wissenschaftler fordern öffentlich den aktiven Umweltschutz und eine nachhaltige ökologische Entwicklung. Parallel zu dieser Diskussion werden Stimmen lauter, die von Unternehmen die Teilnahme an der Schaffung sozialen Wohlstandes postulieren. Deutlich wird dies z.B. unter Anbetracht des Globa-lisierungsprozesses. Im Zuge der weltweiten Verflechtung verlagern Unternehmen ihre Produktionen in Billiglohnländer, wo sie zu einem Bruchteil der Kosten ihres Ursprungs-landes produzieren. Ist man kritischer Natur, fragt man sich, was die Unternehmen den jeweiligen Menschen und ihren Familien vor Ort dafür zurückgeben.

Kehrt man zurück vor die eigene Haustür, muss man sich nur vor Augen führen, wie sehr der Arbeitsplatz im Alltag eines Jeden verwurzelt ist. Arbeitnehmer verdienen nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern verbringen oft den Großteil des Tages in der Arbeit. Es werden neue soziale Kontakte geknüpft und man darf davon ausgehen, dass manch einer seinem zukünftigen Lebenspartner am Arbeitsplatz begegnen wird.

In Zeiten der Weltwirtschaftskrise, in Zeiten von Unternehmensskandalen, die die skru-pellosesten Auswüchse wirtschaftskriminellen Handelns offenbaren, mag es dem Laien jedoch schwer fallen an das „Gute“ in Unternehmen zu glauben, die nur an höchstmöglichen Gewinnen interessiert sind. Laut einer aktuellen Studie der KPMG beläuft sich der Schaden für Unternehmen durch Kartellrechtsverstöße, Korruption oder Bilanzfälschungen in den letzten drei Jahren auf durchschnittlich 200 Millionen Euro.[3] Bei solchen exorbitanten Zahlen verwundert es nicht, dass die Bürger wenig Vertrauen in die Wirtschaft haben. Die Zu-stimmung wächst zwar langsam wieder, liegt jedoch noch unter ihrem Höchststand von 2000 und wird dabei von 71% der Befragten als sozial ungerecht angesehen.[4] Da die Staaten sich jedoch immer mehr verschulden, stehen die Unternehmen noch mehr in der Verantwortung.

Innerhalb dieser werden deswegen verstärkt Kontrollsysteme eingesetzt, um Wirtschafts-kriminalität frühzeitig aufzudecken – leider geschieht dies ex post – wirksame Präven-tionsmaßnahmen sind schwer zu erkennen. Unternehmensethik, so wird argumentiert, könnte diese Lücke schließen, was sich auch in der Meinung der Unternehmer wiederspiegelt. Eine Erhöhung der Sensibilität, so 77% der Befragten, könne Wirtschaftkriminalität eindämmen.[5] Jedoch herrscht in diesem Zusammenhang selbst unter den Unternehmensethikern keine Einigkeit. Die eine Seite argumentiert, Wirtschaftswissenschaften bedürfen keiner expliziten Unternehmensethik, da ihre Maximen selbst auf ethischem Fundament gründen. Das merkt man auch als Student der Wirtschaftswissenschaften. „Gute“ Unternehmensführung leitet sich z.B. aus Nutzen/ Kostenanalysen, aus operativen Gewinnen und aus strategisch richtigen Entscheidungen, die zu Wettbewerbsvorteilen und/oder zu einem Wachstum des Unter-nehmenswerts führen. Ohne dieses Fundament der Ökonomie erschüttern zu wollen, hat die Unternehmensethik eine andere Dimension im Sinne. Es geht um jene Wertedimension des unternehmerischen Handelns, die von der Betriebswirtschaft nicht in Zahlen erfasst werden kann. Jene, die eine Abkehr vom „skrupellosen“ gewinn- und nutzenorientierten Geschäfts-alltag fordert, im gleichen Atemzug aber Gewinn- und Nutzenmaximierung erlaubt und sogar fördern kann. Es geht also um die gute Unternehmensführung, die auf dem „Guten“ fundiert ist und präventiv im Bezug auf unmoralische Handlungen wirkt. So ist es das Ziel dieser Arbeit zu zeigen, dass Betriebswirtschaft ethisch, aber auch, dass Unternehmensethik betriebswirtschaftlich sein kann.

1.2 Vorgehensweise

Als Einstieg bietet Kapitel 2 einen Überblick über die Theorie der Ethik. Für das allgemeine Verständnis der „Unternehmensethik“ ist es dabei unabdinglich der Ausführung einige Definitionen voranzustellen, welche in einem geeigneten Kontext das Fundament dieser Arbeit darstellen sollen. Um schließlich zu einer aussagekräftigen und einheitlichen Defi-nition der Unternehmensethik zu gelangen, werden dabei Ethik, Moral und weitere, damit inhaltlich zusammenhängende Begriffe definiert, um sie dann einer Definition des Unter-nehmens gegenüberzustellen.

Kapitel 3 greift die, in Kapitel 2 aufgeführten Begriffe auf und stellt Konzepte vor, die es einem Unternehmen ermöglichen, seiner neuen Rolle in der Gesellschaft gerecht zu werden. Dabei bestimmt die Reihenfolge der vorgestellten Konzepte auch die empfohlene Vorgehens-weise für Unternehmen, die ein Engagement in Betracht ziehen. Zum Schluss dieses Kapitels wird die ökonomische Vorteilhaftigkeit der Konzepte, die auf einer ausgiebigen Litera-turrecherche beruht, beleuchtet und mit Praxisbeispielen abgerundet.

Des Weiteren ist Kapitel 4 eng an Kapitel 3 gebunden. Es werden die wichtigsten Standards vorgestellt, welche Unternehmen Hilfestellung bei der Implementierung der vorgestellten Konzepte bieten. An zwei Stellen wird dabei auf den Anhang verwiesen, in welchem zur Verdeutlichung, Inhalte der Standards abgebildet sind.

Kapitel 5 hingegen beschreibt ein Managementsystem, das die Werteorientierung innerhalb des Unternehmens fördern soll. Das Augenmerk liegt hier weniger auf der Rolle der Unternehmen als Einheit. Es ist vielmehr darauf ausgerichtet, Strukturen zu schaffen, die bei den Unternehmensangehörigen Verhaltensweisen fördern, welche in ethischer Hinsicht als „gut“ einzustufen und mit der neuen Rollenwahrnehmung aus Kapitel 3 und 4 kompatibel sind. Ebenso wie in diesen Kapiteln, werden zum Ende hin mögliche ökonomische Wir-kungen beschrieben, die unter anderem auf Erkenntnissen aus der Praxis gründen.

Die Entwicklungsrichtung von Unternehmen basiert in einem Großteil auf den Entschei-dungen von Individuen, insbesondere denen von Führungspersönlichkeiten. Kapitel 6 zeigt ein Rahmenkonzept auf, welches die Rolle dieser, im Hinblick auf die Mitarbeiterführung und erfolgreiche Implementierung von Unternehmensethik, beleuchtet.

Als Schlussteil, beginnt Kapitel 7 mit einer inhaltlichen Zusammenfassung der Kapitel 2 bis 6 und endet mit einer Beurteilung dessen, ob Ethik und Wirtschaft zu vereinen sind.

Abschließend ist zu betonen, dass diese Arbeit weniger in eine philosophisch-ethische Diskussion verfällt. Normenbegründung und Wertebeurteilung liegen einfach außerhalb des Fähigkeitsbereichs des Verfassers. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften bietet dafür zu wenig bis keine Grundlagen. Vielmehr wird versucht Strukturen zu beschreiben, wie und in welcher Form Ethik in Unternehmen integriert werden kann, um sowohl strategisch, als auch operativ zur Geltung zu kommen. Die Ansätze werden dabei aus einem ökonomischen Blick-winkel begutachtet.

2 Begriffliche Abgrenzung

2.1 Moral, Ethos und Ethik

„Die Ethik stellt die Frage nach dem „Was soll der Mensch tun““[6]. Des Weiteren fragt sie danach, welche Wertsetzungen dieses Tun, also das Handeln, beeinflussen. Man geht davon aus, dass das Handeln somit durch etwaige Wertvorstellungen, Normen und Regeln bestimmt wird.

Unter Bezugnahme dieser ersten, unvollkommenen Definition von Ethik ist die Moral als grundlegender Begriff zu nennen. Die Moral beinhaltet die Gesamtheit an Werten und Normen[7], die einem Menschen bzw. der Gesellschaft zur Verfügung stehen. Diese unterliegen einem kontinuierlichen Wandel in Relation zur geschichtlichen Entwicklung, sind jedoch noch nicht reflektiert.[8] Es handelt sich ergo um Regeln und Normen, die in einer Gesellschaft existieren, „normative Geltung haben“[9] und vom Individuum ohne prüfendes Abwägen übernommen werden.

Moral:

„Moral umfasst alle tatsächlich geltenden Normen und Regeln in einer Gesellschaft, […] Entscheidend dabei ist, dass […] der Einzelne diese Regeln zunächst unreflektiert übernimmt“[10]

Betrachtet man den Begriff Ethik aus etymologischer Sicht, so liegen seine Wurzeln „in dem griechischen Wort Ethos. Das Wort Ethos basiert auf einer dualistischen Ausprägung der Wörter εθος und ηθος. Hierbei beschreibt das Wort εθος die Gewohnheiten, die Sitten und Bräuche. Das Wort ηθος stellt den Charakter im Sinne einer Grundhaltung der Tugend bzw. des Tugendhaften dar.“[11] Tugendhaftigkeit wird in diesem Zusammenhang verstanden als Fähigkeit eines Menschen, sich gut und tadellos im sozialen Umfeld verhalten zu können. Es geht dementsprechend um eine positive innere Haltung und das individuelle Können, diese in die Tat umzusetzen. Ethos bezeichnet schließlich die Anerkennung der Moral als Grundlage für das Handeln.[12] Diese entwickelt sich aus einer inneren Überzeugung und nicht auf Grundlage von Regeln oder Pflichten. Um einer moralischen Norm innerlich überzeugt Folge zu leisten, muss der Mensch die Fähigkeit besitzen, diese anzunehmen, sie zu reflektieren, sich also Gedanken zu machen und sie schließlich zu akzeptieren. Ist dies Geschehen so besitzt ein Mensch ein persönliches Ethos.

In einem breiteren Verständnis wird der Begriff auch als Ethos von Berufsgruppen begriffen.[13] Als Beispiele sind hier der Eid des Hippokrates, welcher ein Ethos der Ärzte darstellt, und die Grundsätze des UN Global Compact zu nennen, auf welchen im späteren Verlauf tiefgreifender eingegangen wird.

Bezogen auf die bisherigen Erläuterungen, ist Ethik als die „Wissenschaft von Moral und Ethos“[14] zu verstehen. Ihre Aufgabe besteht infolgedessen in der Reflektion des moralischen Handelns und in der Aufdeckung von Problemen, die sich durch die moralischen Mängel ergeben.

Ethik:

„Theoretisch-kritische Reflexion und argumentative Begründung des menschlichen Handelns unter Betrachtung von Werten und Normen, also der als selbstverständlich geltenden Moral“[15]

2.2 Ausgangspunkt ethischer Urteile in der Wirtschaft

Um die Ethik im Folgenden näher an die betriebswirtschaftliche Praxis heranzuführen, werden zwei Voraussetzungen aufgezeigt, die erfüllt sein müssen, damit ethische Urteile überhaupt sinnvoll erscheinen.

Die erste Voraussetzung bezieht sich auf die Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme. ELISABETH GÖBEL nennt die Verantwortung treffend die „ethische Grundkategorie der Unternehmensethik“[16]. Hauptsächlich bedeutet Verantwortung, dass man für sein Handeln einstehen muss. Erst durch die Fähigkeit für sein Handeln einstehen zu können, somit Verantwortung zu übernehmen, wird man zum „moralischen Subjekt“.[17] Neben der Frage nach dem Subjekt der Verantwortung, besteht ferner die Frage nach dem Objekt. Hier sei zu unterscheiden zwischen der Handlung, durch welche das Subjekt erst zur Verantwortung gezogen werden kann[18] und dem Adressaten, also jenem, welchem gegenüber sich das Subjekt zu verantworten hat.

Auf die Frage nach dem Objekt der Verantwortung soll im späteren Verlauf, wenn es zur Diskussion des Stakeholder-Ansatzes kommt, näher eingegangen werden.

Verantwortung:

„Die Zuständigkeit von Personen für übernommene Aufgaben bzw. das eigene Tun oder Charaktereigenschaften vor einer Instanz, die Rechenschaft fordert“[19]

„Verantwortung erfordert letztlich eine Beurteilung von Handlungen und deren Folgen anhand von Normen bzw. Werten“[20], womit eine weitere wichtige Voraussetzung ange-sprochen wird, nämlich die Möglichkeit einer Bewertung von Handlungen.

Handlungsfreiheit sei hier als Begriff zu nennen. Daraus ergibt sich die Situation, dass man vor der Wahl zwischen mindestens zwei Alternativen steht. Dilemmata stellen eine Ausprägung dar, die aus einer Entscheidungssituation entstehen, „wenn zwei (oder mehr) gleichwertige Alternativen vorhanden sind […]“[21].

Hat man nun mehrere Handlungsalternativen zur Verfügung, so kommt es erst zu einem Abwägen dieser gegeneinander, sowie einer anschließenden Bewertung. Aus wirtschaftlicher Sicht wird eine Bewertung z.B. anhand von Kosten/Nutzen-Analysen vollzogen. Zu nennen sei diesbezüglich das ökomische Modell des „homo oeconomicus“[22], auf welches an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen wird, da sich die Ausführung sonst in die falsche Richtung bewegen würde.

Unter Einbezug der Ethik kann man die Handlungsalternativen auch einer moralischen Bewertung unterziehen, wodurch man die Relevanz dieser Voraussetzung für ethische Fragestellungen erkennt. Hat man mindestens zwei Alternativen, so muss man diese, im Hinblick auf die Verantwortungsübernahme für die Folgen der getroffenen Entscheidung gegenüber anderen, prüfen.

In der Realität ist die Handlungsfreiheit jedoch begrenzt durch Handlungsbedingungen. Es handelt sich um von „außen gesetzte Restriktionen“[23], wie z.B. Unternehmensverfassungen, Marktbedingungen, Gesetze und Grundsätze der Moral. Fasst man die Handlungs-bedingungen zum Begriff der Rahmenordnung für das Handeln der Subjekte zusammen, erkennt man, dass durch die Veränderung auf der Ebene der Rahmenordnung unter anderem auch das Handeln beeinflusst werden kann.

Abschließend ist festzuhalten, dass sowohl der Verantwortungsbegriff als auch die Handlungsfreiheit als Voraussetzungen für ethische Urteile in der Wirtschaft eine Rolle spielen. Ethische Reflexion bezieht sich nunmehr nicht nur auf die eigenen moralischen Normen und Handlungen, sondern wird erweitert durch die Auswirkungen getroffener Entscheidungen auf andere.

2.3 Gliederung der Ethiken – Unternehmensethik als Teil der angewandten Ethik

In diesem Abschnitt soll ein kurzer Überblick über die verschiedenen Ansätze ethischer Standpunkte geliefert werden. Die einzelnen Themengebiete zeigen unterschiedliche Vor-gehensweisen bei der Bearbeitung ethischer Fragestellungen. Außerdem verdeutlicht die Abb.1, wo sich die Unternehmensethik innerhalb der Wissenschaft über die Ethik ansiedelt. Die klassifizierenden Ethiken behandeln Theorien der menschlichen Lebensführung. Man unterscheidet zwischen „äußerlichen und innerlichen“[24] Kriterien für die Lebensführung. Formale Ethik bezieht sich auf die allgemein geltenden Prinzipien, anstatt explizit jede Handlung einzeln zu untersuchen und benutzt damit nur äußerliche Kriterien. Sie definiert das Richtmaß, nach welchem ethisch geurteilt werden kann und legt sozusagen „Faustregeln“ fest.

Materiale Ethik hingegen hat innerliche Kriterien als Grundlage. Sie benutzt inhaltliches Material, wie Werte oder Tugenden als Diskussionsbasis.[25] Von einer allgemeinen Diskussion abgewendet, durchleuchtet sie den Gehalt von ethischen Theorien der Lebensführung.

Bei den begründungsbezogenen Ethiken steht im Vordergrund, welche Argumentationslinie eingeschlagen wird, um Werte, Normen und Regeln für die durchzuführenden Handlungen zu definieren.

Abbildung 1: Gliederung der Ethik – Bindestrichethiken

(Eigene Darstellung in Anlehnung an: Pech, 2007, S. 34; Dietzfelbinger, 2008, S. 77)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Folgenethik versucht, wie der Name sagt, eine Entscheidung auf Grundlage der daraus resultierenden Konsequenzen zu begründen. „Der Schwerpunkt liegt darin, wie Handlungen nach ihren Folgen bemessen und bewertet werden können“[26]. Es gilt zwischen positiven und negativen Folgen abzuwägen, um die beste Alternative zu finden. Da Folgen jedoch erst nach der eigentlichen Handlung auftreten, ist die Bewertung ex Ante oft eine komplizierte bis unmögliche Aufgabe, was einen wesentlichen Kritikpunkt darstellt.

Die Gesinnungsethik hingegen beruft sich in ihrer Begründung auf das „eigene Gewissen“[27]. „Moralisch ist, das Gute zu wollen“[28]. Die Folgen werden hier gänzlich außer Acht gelassen. In jeder Situation spielt die aktuelle Disposition des Gewissens die entscheidende Rolle. Diese Theorie der Lebensführung ist jedoch sehr subjektiv, da das Gute von Kultur zu Kultur und sogar von Mensch zu Mensch verschieden sein kann.

In dieser Nische zwischen Folgen- und Gesinnungsethik positioniert sich die Verant-wortungsethik. Ihre Entscheidungsfindung beschränkt sich nicht auf ein Konzept. Sowohl die Folgenabschätzung, als auch die Frage der inneren Stimme, also des Gewissens werden aufgegriffen, wenn es darum geht die richtige Entscheidung zu treffen. Es wird also die Güte der gesamten Entscheidungsfindung begutachtet. Jedoch ist sie sehr an die Folgenethik gebunden, wodurch die Folgenabschätzung bei Unsicherheit höher gewichtet wird.

Die Unterteilung der allgemeinen Ethik in deskriptive, normative und Meta-Ethik kann zugleich in dieser Reihenfolge als Vorgehensweise bei ethischen Analysen gesehen werden. Als deskriptiv ist Ethik zu bezeichnen, wenn sie „beschreibend feststellt, was bei bestimmten Völkern, Stämmen, Gruppen, Schichten, Klassen usw. als „moralisch galt bzw. gilt.““[29] Im Fokus steht die Normenordnung mit ihren Einflüssen, wie sie zu einem gewissen Zeitpunkt innerhalb einer Gruppe vorzufinden ist. Sie ist somit die Ausgangslage ethischer Analysen, da sie durch ihre darstellende Funktion, Probleme aufzudecken vermag. Die gelieferten Aus-sagen können dann durch die normative Ethik weiterverarbeitet werden.

Die normative Ethik soll konkrete Aussagen über die Lebensführung liefern. Sie „analysiert und reflektiert […] den Maßstab für das moralisch richtige Handeln“[30] Es wird probiert sowohl einen universellen Rahmen für die Beurteilung zu finden, als auch daraus ableitend, Aussagen zu treffen, wie der Mensch sich verhalten soll.

Die Meta-Ethik hingegen prüft die Theorien, auf deren Grundlage Aussagen getroffen werden und untersucht, ob die formulierten Überlegungen über das moralische Handeln, Kritik standhalten können Rückwirkend ist sie für die normative Ethik eine wichtige Kontroll-instanz, da sie die „Leistungskraft ethischer Theorien“[31] prüft und somit Zeugnisse über ihre Gültigkeit ausstellt.

Im Gegensatz zur allgemeinen Ethik könnte man sagen, dass die angewandte Ethik sich mit etwaigen Disziplinen des Lebens, mit Fragen des jeweiligen Geltungsbereichs beschäftigt und auf Basis der allgemeinen Ethik probiert bereichsspezifische Probleme zu lösen. Zu diesen Bindestrichethiken gehören z.B. die Bio-Ethik, die Wirtschaftsethik und die, für diese Arbeit bedeutendste, Unternehmensethik.

2.4 Das Unternehmen

Unternehmen sind Wertschöpfungseinheiten für „materielle und/oder immaterielle Güter zur Fremdbedarfsdeckung“[32], die innerhalb einer gegebenen marktwirtschaftlichen Ordnung operieren. Die wichtigsten Merkmale eines Unternehmens sind u.a. die Wirtschaftlichkeit, das finanzielle Gleichgewicht und das erwerbswirtschaftliche Prinzip.[33] Die marktwirtschaftliche Ordnung bezeichnet das Rechts- und Wirtschaftssystem, welches für die Unternehmen Bedingungen und Restriktionen für ihr Handeln darstellen. In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird dies oft allgemein als Rahmenordnung bezeichnet. Handeln nach dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip bedeutet, dass die Wertschöpfungseinheiten das oberste Ziel verfolgen ihren Gewinn zu maximieren und jederzeit darauf achten müssen, zahlungsfähig zu bleiben, was durch das finanzielle Gleichgewicht impliziert wird.

Geleitet von der Annahme, dass es in Unternehmen zu Entscheidungssituationen kommt, erscheint es sinnvoll an dieser Stelle einen beispielhaften Entscheidungsprozess vorzustellen.

Abbildung 2: Vereinfachter unternehmerischer Entscheidungsprozess

(Vereinfachte eigene Darstellung in Anlehnung an: Steffenhagen, 2008, S. 190)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im ersten Schritt wird eine Situationsanalyse vorgenommen, bei der sowohl unter-nehmensinterne und -externe Aspekte betrachtet werden. Man analysiert seine eigenen Stär-ken, auch im Vergleich zu den Wettbewerbern und vergleicht diese mit den Marktchancen, um Potentiale aufzudecken.[34] Zu der langfristig strategischen Planung gehören die Ziel-setzung und Strategieformulierung. Innerhalb der Zielplanung legt man Unterneh-mensgrundsätze fest und definiert übergeordnete, qualitative Ziele der Unternehmenstätigkeit. Bei der Strategieformulierung geht es um das Priorisieren der Ziele, d.h. einer Definition des Weges, welchen man einschlagen will, um die übergeordneten Ziele zu erreichen. Man priorisiert z.B. die zu ergreifenden Tätigkeitsbereiche oder aus marketingstrategischer Sicht, die zu bearbeitenden Marktsegmente. Im operativen Bereich des Entscheidungsprozesses analysiert man die verfügbaren Ressourcen, wie finanzielle oder personelle Mittel, die zur Verfügung stehen und wägt mögliche Maßnahmen gegeneinander ab, um die beste, im Hinblick auf die Zielerreichung, zu wählen.[35] Am Ende setzt man die Theorie in die Praxis um und kontrolliert den eingesetzten Prozess, um eine optimale Ausführung der Maßnahmen zu gewährleisten.

2.5 Unternehmensethik

Ausgehend von den bisherigen Definitionen von Ethik und Unternehmen, wird in diesem Kapitel eine Definition der Unternehmensethik erarbeitet. Ethik, als Reflektion der Moral, soll im Unternehmenskontext unter den Bedingungen einer modernen Marktwirtschaft zur Geltung kommen. Betrachtet man den, im vorigen Kapitel gelieferten unternehmerischen Entscheidungsprozess, so müssen sowohl ethische als auch wirtschaftliche Anforderungen gemeinsam und gegeneinander abgewogen im operativ alltäglichen und langfristig strategischen Aufgabenbereich eingehalten werden.[36] Hier wird dabei bewusst der langfristige Aspekt betont, um ethische Reflektion und ihre Erkenntnisse nicht auf momentane Zeit-aufnahmen zu beschränken, sondern die nachhaltige Implementierung und die bleibenden Folgen der Handlungen mit einzubeziehen. In allen Bereichen eines Unternehmens, von der untersten Mitarbeiterebene bis in die Führungsetage, muss somit im Zweifelsfall das Handeln nach moralischen Gesichtspunkten beurteilt werden. Bestimmt durch die Tatsache, dass sowohl ethische als auch wirtschaftliche Aspekte betrachtet werden, kann man der Auffassung folgen, die Unternehmensethik fungiere als Bindeglied zwischen der Betriebs-wirtschaftslehre und der Ethik[37].

Integriert man den Verantwortungsbegriff und die Handlungsfreiheit, welche als Voraussetzungen für ethische Urteile in der Wirtschaft gekennzeichnet wurden, in die Definition der Unternehmensethik, erkennt man einen weiteren wichtigen Aspekt dieser. Ziel ist ein moralisch verantwortungsbewusstes Wahrnehmen der unternehmerischen Handlungs-freiheit und die permanente Reflektion dessen, was als moralisch angenommen wird.[38]

Zum Begriff der Reflexion im Unternehmenskontext ist anzumerken, dass es nicht darum gehen kann, von vorneherein fertige Lösungskonzepte zu bieten, sondern eine Ausein-andersetzung mit praxisnahen Problemstellungen zu forcieren, wodurch neue Anstöße für das moralisch gute Handeln entwickelt werden können. Man muss bedenken, dass es schwer ist, allgemein gültige Lösungen zu finden, da Unternehmen sich z.B. durch die Kultur, das Markt- und Rechtssystem des Landes, die Branchenzugehörigkeit oder auch die Unternehmensziele unterscheiden können.

Unternehmensethik:

Unternehmensethik ist die permanente Reflektion der Moral im praxisnahen und einzelfallbezogenen Unternehmenskontext, „eine Synthese aus wirtschaftswissenschaftlicher und ethischer Theorie“[39] mit dem Ziel ein moralisch verantwortungsbewusstes Wahrnehmen der unternehmerischen Handlungsfreiheit zu erreichen.

Im Hinblick auf die angesprochene Synthese aus wirtschaftswissenschaftlicher und ethischer Theorie, also dem Verhältnis von Rentabilitätsstreben und moralischen Aspekten, hat HOMANN, einer der bekanntesten Unternehmensethiker im deutschsprachigen Raum, einen Ansatz entworfen, womit er eine theoretische Grundlage für die Beschreibung ethisch-ökonomischer Konfliktfälle legte.

Abbildung 3: Konfliktsituation zwischen Rentabilität und Moral

(Eigene Darstellung in Anlehnung an: Kunze, 2007, S. 104; Homann/ Blome-Drees, 1992, S. 133)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der positive Kompabilitätsfall zeigt die erwünschte und erstrebenswerte Handlungssituation. Sowohl ethische als auch ökonomische Aspekte sind hier im Einklang. Es gilt diesen Status Quo durch geeignete Maßnahmen zu festigen. Der ökonomische Konfliktfall beschreibt die Situation, dass ein Unternehmen zwar moralischen Ansprüchen genügt, durch die Einhaltung dieser jedoch nur geringe oder gar negative Rentabilität erzielt. Diese Situation kann langfristig zum Ruin führen. Der moralische Konfliktfall beschreibt die umgekehrte Situation, in der das Defizit auf der moralischen Ebene zu finden ist. Das Unternehmen operiert zwar rentabel, jedoch nicht verantwortungsbewusst und ist damit im Fokus unternehmensethischer Diskussion. Wie man die beiden Konfliktfälle vermeiden und zum positiven Kompabilitätsfall gelangen kann, soll mit dieser Arbeit gezeigt werden, wobei dargestellt werden wird, dass die moralische Akzeptanz mit dem Rentabilitätsstreben vereint werden kann.

Der letzte Quadrant zeigt eine Situation bei negativer Rentabilität und nicht erfüllten moralischen Anforderungen. Negativer Kompabilitätsfall genannt, ist dieser Status Quo nicht weiter erwähnenswert, da kein Unternehmer Handlungen durchführen wird, die moralisch inakzeptabel und gleichzeitig ökonomisch wenig sinnvoll erscheinen.

Es erscheint zweckmäßig an dieser Stelle Beispiele moralischer Konfliktfälle aufzuzeigen, um den Praxisbezug zur Unternehmensethik herzustellen. Unterschieden wird zwischen unterneh-mensinternen und –externen Problemstellungen. Intern ergeben sich ethische Problem-stellungen im Zusammenhang mit Mitarbeitern und Führungskräften. Demgegenüber sind externe Fälle im Zusammenhang mit dem Umfeld des Unternehmens zu finden, wo verantwortungsbewusstes Handeln gefordert wird.

Tabelle 1: Beispiele unternehmensethischer Problemstellungen

(Eigene Zusammenstellung in Anlehnung an: Dietzfelbinger, 2008, S. 194 f.; Kunze, 2007, S. 79, S. 103)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

An diesen Beispielen sieht man, dass unternehmensethische Konflikte in vielen Bereichen entstehen können und die Lösungskonzepte meist einen strikten Einzelfallbezug haben müssen, damit sie wirksam werden können. Es müssen demnach allgemeine Strukturen errichtet werden, die spezifische Problemlösungen fördern. Bevor jedoch konkret auf einzelne Maßnahmen eingegangen wird, müssen angesichts der komplexen und umfassenden wirtschaftlichen Handlungsbeziehungen Orte festgelegt werden, an denen ethische Urteile Sinn machen. Diesbezüglich hat Enderle[40] ein Drei-Ebenen-Modell eingeführt, welches in der wirtschafts- bzw. unternehmensethischen Diskussion allgemein akzeptiert wird.

2.6 Drei Ebenen Modell – ein Grundkonzept der Ethik in der Wirtschaft

Es wird zwischen 3 Ebenen unterschieden: der Makro-, der Meso- und der Mikroebene. Kurz umschrieben beschäftigt sich die Mikroebene mit der individuellen Sicht des wirtschaftlichen Handelns, die Mesoebene mit der Unternehmenssicht und die Makroebene mit der Sicht der Rahmenordnung eines wirtschaftlichen Systems. Wieso die Einteilung in diese drei Ebenen vorgenommen wurde und wie sie sich untereinander beeinflussen, soll an der folgenden Abbildung erklärt werden:

Abbildung 4: Drei-Ebenen-Modell

(Eigene Darstellung in Anlehnung an: Enderle, 1988, S. 55; Noll, 2002, S. 45)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Mikroebene ist in die beiden übergeordneten Ebenen eingebettet und wird durch Faktoren dieser beeinflusst. Auf dieser Ebene werden Fragen des „individuellen Handelns“[41] gestellt. Es geht um die Verantwortung und die Pflichten des Einzelnen gegenüber seinem Umfeld, also den Mitarbeitern oder dem Unternehmen.[42] Gruppen von Individuen können z.B. Produ-zenten, Konsumenten oder Investoren und im unternehmerischen Kontext vor allem Füh-rungskräfte und Mitarbeiter sein[43]. Grundsätzlich spricht man hier von einer Führungs- und Mitarbeiterethik, was bedeutet, dass Führungskräfte sich intern mit Fragen der Unterneh-mensführung und der Personalführung oder auch extern z.B. mit wahrheitsgemäßer Informationsbekanntgabe beschäftigen müssen. Mitarbeiter hingegen haben z.B. die Pflicht dem Arbeitgeber gegenüber Loyalität zu bewahren und sich den anderen Mitarbeitern gegenüber fair zu verhalten.

Die Mesoebene beschäftigt sich mit „institutionalisierten Wirtschaftsakteuren“[44], ergo den Unternehmen. Gegenstand der Untersuchung sind hier Verantwortungsbereich und -ausmaß von Unternehmen und seinen unterschiedlichen Bereichen, wie Absatz und Beschaffung, Marketing und Vertrieb oder Forschung und Entwicklung.

Analyseobjekt auf der Makroebene ist die Rahmenordnung. Auf nationaler, internationaler und globaler Ebene werden moralische Konfliktfelder aufgedeckt, die im Zusammenhang mit der Gesetzeslage stehen könnten und Lösungsansätze erarbeitet.[45] Aufgrund fortschreitender Globalisierung sind nicht nur einzelstaatliche Rahmenordnungen von Bedeutung, sondern insbesondere auch Zusammenschlüsse von Systemen, wie sie die Europäische Union darstellt. Hier steht die Politik in der Verantwortung, das Recht so auszugestalten, damit moralisch fragwürdige Handlungen auf Meso- und Mikroebene von vorneherein ausgeschlossen oder minimiert werden. Weiterhin sind in diesem Bereich gesellschaftspolitisch engagierte Institu-tionen oder NGOs[46] zu nennen, welche oft Missstände aufdecken und sie der öffentlichen Diskussion übergeben, aus welcher dann Umgestaltungen der Rahmenordnung entstehen können.[47]

Abb. 5 zeigt, wie ein ethischer Entscheidungsprozess innerhalb des Drei-Ebenen-Modells aussieht. Der erste Schritt beschreibt die Erkenntnis und Prüfung des moralischen Fehl-zustands. Findet man für sein Handeln ethische Rechtfertigung, sind die Anforderungen zu-rückzuweisen. Man hat laut Abb. 4 eine hohe moralische Akzeptanz. Sind sie jedoch berechtigt, wird im zweiten Schritt geprüft, ob die Rahmenordnung im Stande ist den Mangelzustand zu beheben.[48] Ist jenes amoralische Verhalten durch die Rahmenordnung gebilligt, geht die Verantwortung auf das Unternehmen über und es muss entscheiden, wie es eine höhere moralische Akzeptanz erreichen kann.

Abbildung 5: Unternehmensethischer Entscheidungsprozess

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es stellt sich hier die Frage, wieso diese Einteilung in das Drei-Ebenen-Modell im Hinblick auf die Unternehmensethik wichtig ist. In Abb. 3 liefern die zwei Pfeile die Antwort auf diese Frage. Ausgehend vom Unternehmen ist die Mesoebene immer als „vollständige Schnitt-menge“[49] der Makroebene zu sehen, sowie die Mikroebene die vollständige Schnittmenge der Mesoebene und somit auch der Makroebene ist. Unternehmen müssen sich innerhalb des gegebenen Rechtsystems bewegen, welches seinerseits oft moralisches Fehlverhalten auf der Mikro- und Mesoebene durch normative Vorgaben ausschließt. Individuen sind nicht nur an staatliche Rahmenordnungen gebunden, sondern unterliegen ebenso z.B. einer Unternehmens-verfassung und müssen Rechte und Pflichten beachten, die im Arbeitsvertrag eingetragen sind. Führungskräfte treffen Entscheidungen auf Grundlage von Unternehmensstrategien und –zielen.

[...]


[1] Vgl. Odenwald, in: Focus Online, 2010

[2] Vgl. o.V., Spiegel Online, 2010

[3] Vgl. o.V., KPMG, 2010, S. 9

[4] Vgl. o.V., Bertelsmann Stiftung, 2010, S. 12

[5] Vgl. o.V., KPMG, 2010, S. 7

[6] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S.59

[7] Normen sind Maßstäbe, die für Konfliktfälle bereits vorgedachte Handlungsregeln darstellen, welche auf bestimmten Wertvorstellungen basieren, Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 68

[8] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 61

[9] Vgl. Pech, 2007, S. 35

[10] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 62

[11] Vgl. Tokarski, 2008, S. 47

[12] Vgl. Göbel, 2006, S. 10

[13] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S.65

[14] Vgl. Göbel, 2006, S.12

[15] Vgl. Kunze, 2007, S. 23

[16] Vgl. Göbel, 2006, S. 99

[17] Vgl. Meyer, 2002, S. 28

[18] Man fragt „Wofür ist das Subjekt verantwortlich? Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 71

[19] Vgl. Meyer, 2002, S.28

[20] Vgl. Tokarski, 2008, S. 35

[21] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 72

[22] Ein Modell zur Erklärung ökonomisch rationalen Verhaltens der Menschen. Vgl. Karmasin/ Litschka, 2008, S. 19

[23] Vgl. Pech, 2007, S. 27

[24] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 78

[25] Vgl. ebd., S. 78

[26] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 80

[27] Vgl. ebd., S. 80

[28] Vgl. Göbel, 2006, S. 16

[29] Vgl. Göbel, 2006, S. 12

[30] Vgl. Pech, 2007, S. 34

[31] Vgl. ebd., S. 34

[32] Vgl. Töpfer, 2007, S. 80

[33] Vgl. Albach, 2008, S. 4

[34] Vgl. Steffenhagen, 2008, S. 190

[35] Vgl. Steffenhagen, 2008, S. 190

[36] Vgl. Dietzfelbinger, 2008, S. 204

[37] Vgl. Kunze, 2007, S.106

[38] Vgl. Tokarski, 2008, S. 109

[39] Vgl. Pech, 2007, S. 47

[40] Vgl. Enderle, 1988, S. 55ff.

[41] Vgl. Lenk/ Maring, 2004, S. 34

[42] Vgl. Karmasin/ Litschka, 2008, S. 27

[43] Vgl. Göbel, 2006, S. 79

[44] Vgl. Kunze, 2007, S. 90

[45] Vgl. Pech, 2007, S. 42

[46] Es handelt sich um „Non-Governmental-Organisations“ (dt. Nichtregierungsorganisation), welche sich durch staatliche Unabhängigkeit auszeichnen, wie z.B. Amnesty International oder Greenpeace. Dazu Vgl. Frantz/ Martens, 2006, S. 28

[47] Vgl. Karmasin/ Litschka, 2008, S. 27

[48] Dies sind Spielregeln, in deren Rahmen Spielzüge vollzogen werden. PECH bezieht sich damit auf den Ansatz HOMANNs, der den Ort der Moral in der Rahmenordnung sieht, die so ausgestaltet werden muss, dass Anreize zu Fehlverhalten von vorneherein minimiert werden. Vgl. Pech, 2007, S. 68

[49] Vgl. Kunze, 2007, S. 90

Fin de l'extrait de 98 pages

Résumé des informations

Titre
Implementierung ethischer Maßnahmen in Unternehmen
Université
RWTH Aachen University  (Lehr- und Forschungsgebiet Allgemeine Betriebswirtschaftslehre)
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
98
N° de catalogue
V210117
ISBN (ebook)
9783656378006
ISBN (Livre)
9783656380542
Taille d'un fichier
1852 KB
Langue
allemand
Mots clés
Unternehmensethik, przytula, CSR, Wirtschaftsethik, GRI, Global Compact, CC
Citation du texte
Bartosz Przytula (Auteur), 2010, Implementierung ethischer Maßnahmen in Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210117

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