Mehr noch als sein dramatisches Frühwerk aus der Zeit des Sturm und Drang sind Friedrich Schillers späte Dramen eher politischer Natur - man denke nur an "Wallenstein", "Maria Stuart" und "Wilhelm Tell". Allen genannten Dramen ist gemeinsam, dass Schiller den historischen Rahmen dieser Stücke zu einem Rekurs auf zeitgenössische politische Topoi nutzt. Seine 1801 uraufgeführte Tragödie "Die Jungfrau von Orleans" scheint indes nicht in diese Reihe zu passen, zumal sich das Stück einer politischen Deutung hartnäckig zu widersetzen scheint und in der Forschung vielmals Anlass zu genderspezifischen und religionstranszendenten Studien gewesen ist.
Die Arbeit untersucht das Vorkommen des Sujets der Politik in Schillers Tragödie "Die Jungfrau von Orleans" und stellt zeitgenössische politische Bezüge zwischen der Tragödie und Schillers Lebenswirklichkeit her. Ausgangspunkt der Untersuchung ist der historische Kontext des Dramas, der in einen Bezug zur politischen Konstellation Europas und des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation um 1800 gesetzt wird; anschließend steht, über den historischen Kontext hinausweisend, der abstraktere politische Ideengehalt des Dramas im Mittelpunkt, in dem politische Dispositionen allgemeiner Natur untersucht werden. Die Argumentation beschränkt sich dabei nicht nur auf die Protagonistin Johanna, sondern nimmt die gesamte Tragödie in den Blick und berücksichtigt teils auch rezeptionsgeschichtliche Aspekte, vor allem aber dramatische Gestaltungsmittel wie Wortfelder oder Metaphern, soweit sie Signifikanten politischer Topoi darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische Implikationen im Drama
- Das Drama als antinapoleonischer Widerstandsappell
- Der historische Kontext als Spiegel der Zeitgeschichte
- Die Publikumswirkung als Indikator für das politische Anliegen
- Johanna religiöse oder patriotische Kriegerin?
- Die Bedeutung des Vaterländischen
- Der nationenbildende Charakter des Dramas
- Schillers politische Utopie
- Johanna als Restauratorin der Monarchie
- Herrscherkritik und Herrscherideal
- Der Idealstaat
- Johanna als politisch aktive Frau
- Das Drama als antinapoleonischer Widerstandsappell
- Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den politischen Implikationen von Schillers Drama „Die Jungfrau von Orleans“. Sie untersucht, inwiefern Schiller mit seinem Werk, das im Jahr 1801 uraufgeführt wurde, auf die politische Situation um das Jahr 1800 Bezug nimmt. Die Arbeit analysiert die außen- und innenpolitischen Aspekte des Dramas im Kontext des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und beleuchtet darüber hinaus den abstrakteren politischen Ideengehalt der Tragödie. Abschließend wird ein geschlechterpolitischer Aspekt betrachtet.
- Schillers Drama als politischer Kommentar auf die Zeit um 1800, insbesondere die napoleonische Expansionspolitik.
- Die Rolle Johannas als politisch aktive Frau und ihre Motivation als religiöse oder patriotische Kriegerin.
- Der nationenbildende Charakter des Dramas und Schillers Vorstellung von einem Idealstaat.
- Die politische Utopie Schillers und seine kritische Betrachtung von Herrscherideal und Monarchie.
- Die Rezeption des Dramas durch das Publikum und die politische Bedeutung seiner Botschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt Friedrich Schillers politische Bedeutung als Dichter und Dramatiker heraus und beleuchtet die Debatte um die politischen Intentionen von „Die Jungfrau von Orleans“. Sie gibt einen Überblick über die Forschungsgeschichte und skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit.
- Politische Implikationen im Drama: Dieser Abschnitt beleuchtet das Drama als antinapoleonischen Widerstandsappell. Er analysiert den historischen Kontext und die Rezeption des Dramas im Lichte der napoleonischen Expansionspolitik. Die Analyse betrachtet Johannas Rolle als religiöse oder patriotische Kriegerin und die Frage, ob ihre Motivation durch göttliches Gebot oder Patriotismus bestimmt ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Schlüsselthemen wie die politische Situation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um 1800, die napoleonische Expansionspolitik, den Widerstand gegen die französische Eroberung, den nationenbildenden Charakter des Dramas, Schillers politische Utopie und die Rolle Johannas als politisch aktive Frau und charismatische Führerfigur. Weitere wichtige Begriffe sind: Herrscherideal, Monarchie, Patriotismus, religiöser Auftrag, zeitgeschichtliche Relevanz und Publikumswirkung.
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- Andy Bergmann (Autor), 2012, Politische Implikationen in Friedrich Schillers Tragödie "Die Jungfrau von Orleans", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210883