Die Grenzen der psychoanalytischen und humanistischen Familientherapie


Dossier / Travail, 2012

13 Pages, Note: 3,0


Extrait


Inhalt

1. Stellenwert der Familientherapie im 21. Jahrhundert

2. Die Grenzen der Familientherapie
2.1 Begriffsexplikation
2.1.1 Die Familie
2.1.2 Das Problem in der Familientherapie
2.1.3 Die Familientherapie
2.2 Die psychoanalytische Familientherapie
2.2.1 Richters Behandlungskonzept: Kontaktaufnahme und Familiengeschichte
2.2.2 Kompetenz und Profession des Therapeuten
2.3 Die humanistische Familientherapie
2.3.1 Virginia Satirs Anthropologie
2.3.2 Das Selbstwertprozessmodell: Kontaktaufnahme, Chaosphase, Integration
2.3.4 Persönlichkeit und Beruf des Therapeuten
2.4 Der Erfolg der Familientherapie
2.5 Fazit

3. Abschließende Gedanken

4. Literaturverzeichnis

1. Stellenwert der Familientherapie im 21. Jahrhundert

Unsere Zeit im 21. Jahrhundert ist ohne Zweifel geprägt von einem immensen Pluralismus. Nahezu nichts ist mehr alternativlos und vor allem nicht mehr im Bereich der Erziehung. Es wird kaum Eltern geben, die nicht das Beste für ihren Nachwuchs wollen. Daraus erwächst oft das Streben nach allen erreichbaren Kompetenzen, die es den Kindern ermöglichen sollen, sich später im Berufsleben zu etablieren. Dabei kommt es nicht selten zu Konflikten zwischen den Kindern und den Eltern, weil sich die Teenager angesichts der Anforderungen und Erwartungen beider Elternteile, der Lehrer oder der Ausbilder unverstanden und überfordert fühlen.

Laut einer Erhebung des statistischen Bundesamts Deutschland waren im Jahr 2010 bei Kin-dern unter 18 Jahren 54% beider Elternteile berufstätig. Der Druck auf die Eltern, der sowohl von Seiten der Kinder, als auch von Seiten des Arbeitgebers und der Gesellschaft auf ihnen lastet, ist nicht selten enorm. Nebenbei müssen sie sich durch einen Dschungel von gutgemeinten Ratschlägen zur Erziehung ihrer Kinder und Führung einer erfüllenden Beziehung kämpfen. Dass das Unterfangen Familie bei den Elternteilen durchaus häufig an die Grenzen des Möglichen stößt, zeigen die stetig steigenden Zahlen von Burn-out- und Depressionsfällen bei Erwachsenen und ADHS oder anderen Lernschwierigkeiten bei den Kindern. Laut Auswertungen des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemeinen Ortskrankenkassen hat sich die Zahl der Burn-Out-Erkrankungen, welche gehäuft bei Müttern auftreten, von 2004 bis 2011 verneunfacht. Für manche Eltern - häufig sind es die Mütter - ist der Weg zum Familientherapeuten die letzte Anlaufstelle. Sie erhoffen sich, dass der Therapeut ihre Familienschwierigkeiten versteht und zu einem Ausweg verhilft.

Doch ist Familientherapie wirklich ein Mittel gegen all diese Schwierigkeiten, die in einer Familie auftreten können. Was unterscheidet Familientherapie von anderen Therapieformen, welche Ansätze gibt es und wo sind ihre Grenzen?

2. Die Grenzen der Familientherapie

Im Folgenden werden zunächst anhand der Meinung bedeutender Familientherapeuten drei wichtige Begriffe geklärt. Des Weiteren sollen der Ansatz der psychoanalytischen Familientherapie nach dem Behandlungskonzept von Horst Eberhard Richter und der Ansatz der humanistischen Familientherapie nach dem Selbstwertprozessmodell von Virginia Satir erläutert werden. Wobei eine besondere Beachtung der nötigen Kompetenzen der Therapeuten geschenkt wird. Anhand zweier Forschungsergebnissen wird abschließend der Erfolg der Familientherapie diskutiert und Fazit gezogen.

2.1 Begriffsexplikationen

Für ein besseres Verständnis sollen zunächst die Begriffe Familie, welcher für die Familien-therapie bedeutend ist, Problem in der Familientherapie und Familientherapie selbst erklärt und eingegrenzt werden.

2.1.1 Die Familie

Der Pionier der Familientherapie[1], Horst Eberhard Richter, sieht die Familie nicht als Institution, sondern als Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Problem.[2] Der Arzt und Familientherapeut Cierpka dagegen setzt den Schwerpunkt auf das Zusammenleben mehrerer Generationen, welches durch „gemeinsame Aufgabenstellung, durch die Suche nach Intimität und Privatheit, und durch die Utopie der Familie“[3] charakterisiert wird.

Wiegand-Grefe hat diese und noch weitere Definitionen berücksichtig und Familie als beständige Gruppe von Menschen definiert, die in intimer und privater Gemeinschaft miteinander verbunden sind, wobei es unerheblich ist, ob die Partner zusammenleben. Bezeichnend ist die wechselseitige emotionale Verbindung, die gemeinsame Aufgabenstellung und die Suche nach Intimität und Privatsphäre[4].

2.1.2 Das Problem in der Familientherapie

Der amerikanische Familientherapeut Lyman Wynne wählt eine relativ offene Definition. Er bezeichnet Problem als Oberbegriff für alles, was jemanden glauben lässt, professionelle Hilfe zu brauchen[5]. Die Definition des Familienproblems bildet dann allerdings einen wichtigen Bestandteil in der diagnostischen Familientherapiephase[6].

2.1.3 Die Familientherapie

Zuerst stellt sich die Frage, wer an den Sitzungen einer Familientherapie beteiligt sein soll. Darüber haben die Spezialisten generell ganz unterschiedliche Ansichten. Einigkeit besteht allerdings darin, dass auch die Arbeit mit kinderlosen Paaren unter den Begriff Familientherapie fällt[7]. Bei Weiss genügt es, wenn eine Person der Familie bei den Sitzungen anwesend ist, jedoch das behandelte Hauptthema Problem der ganzen Familie ist[8].

Die Behandlung in der Familientherapie muss sich nach dem Problem richten und nicht nach technischen Methoden. Allen Methoden sind lediglich Gegenstand, nämlich der Familienkonflikt, und Ziel, die Konfliktüberwindung, gemeinsam. Der Patient ist die Familie. Das Leiden selber, das durch eine gestörte Kommunikation verursacht wird, darf nie zum unmittelbaren Therapiegegenstand gemacht werden. Die Therapie muss sich diesem Gesprächsdefekt widmen[9].

2.2 Die psychoanalytische Familientherapie

In der Familientherapie sind die folgenden drei Ansätze gebräuchlich: der psychoanalytische, der humanistische und der systematische Ansatz. Im Rahmen dieser Arbeit werden allerdings lediglich die psychoanalytische und die humanistische Therapieform näher betrachtet.

Die psychoanalytische Familientherapie, basierend auf der Theorie der Psychoanalyse und auf systemtheoretischen Konzepten, gehört zu den Formen der angewandten Familientherapie. Es wird davon ausgegangen, dass gestörte zwischenmenschliche Beziehungen die Ursache für individuelle Störungen und Symptome sind. Die Therapie dient der Behandlung von psychischen Erkrankungen, die durch gestörte zwischenmenschliche Beziehungen verursacht werden. Die therapeutische Methodik konzentriert sich auf die Veränderung von diesen dysfunktionalen Beziehungsstrukturen. Psychoanalytiker arbeiten überwiegend mit dem Mehrgenerationenansatz und unter Einbindung verschiedener Behandlungstechniken aus der systematischen Familientherapie[10].

[...]


[1] Vgl Wiegand-Grefe (2002),

[2] Vgl. Richter (1970b),

[3] Cierpka (1996), S.3

[4] Vgl. Wiegand-Grefe (2002), S.10

[5] Wynne (1988),

[6] Vgl. Wiegand-Grefe (2002), S.13

[7] Vgl. Richter (1970b),

[8] Vgl. Wiegand-Grefe (2002), S. 10, zit. n. Weiss (1988)

[9] Vgl. Richter (1970b), S. 125f

[10] Vgl. Reich, Massing & Cierpka (2007),

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Die Grenzen der psychoanalytischen und humanistischen Familientherapie
Université
University of Augsburg  (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Cours
Einführung in die Kinder- und Jugendpädagogik
Note
3,0
Auteur
Année
2012
Pages
13
N° de catalogue
V210889
ISBN (ebook)
9783656387770
ISBN (Livre)
9783656388173
Taille d'un fichier
494 KB
Langue
allemand
Annotations
Die Note ist deswegen nicht so gut ausgefallen, weil an manchen Stellen nicht korrekt zitiert wurde.
Mots clés
Familientherapie, Psychoanalyse, Psychoanalytische Therapie, humanistische Therapie, Virginia Satir, Richter, Selbstwertprozessmodell
Citation du texte
Cornelia Endres (Auteur), 2012, Die Grenzen der psychoanalytischen und humanistischen Familientherapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210889

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