Was ist ein Wunder? Was zeichnet spezifisch johanneische Wundergeschichten aus und wie hat man sie insgesamt zu bewerten? Auf diese Fragen werden Lösungsansätze anhand der Erzählung des Weinwunders in Kana erarbeitet, die Olsson als „one of the most mysterious texts in the NT“ bezeichnet hat. Viele sprechen von einem Luxuswunder, das wenig mit dem evangelischen Armutsideal der synoptischen Evangelien gemeinsam hat, sogar als anstößig bewertet wird. Doch wie muss jene Erzählung gelesen werden, um ein tieferes Verständnis für das gesamte vierte Evangelium zu gewinnen?
Zu Beginn dieser Arbeit stellt sich die Frage nach der methodischen Vorgehensweise bezüg-lich der sehr divergierenden Positionen im aktuellen Forschungsfeld zu der Bibelstelle Joh 2,1-11. Je nach Akzentuierung der synchronen bzw. diachronen Arbeitsschritte ergeben sich unterschiedliche Wege und Ergebnisse: Dabei stellt man polarisierende Tendenzen fest, die zum einen ein zusammenhängendes literarisches Kunstwerk eines genialen Dialektikers mit ironischem und kontrastierendem Können in jener Erzählung feststellen, zum anderen ein „redaktionelles Patchwork“ mit komplexer Diachronie und vielschichtiger Redaktionsge-schichte. Dennoch herrscht ein weites Mittelfeld, das sich zu dem ein oder anderen Aspekt zwischen den Polen hin und her bewegt. Gerade die Frage nach vorliegenden Quellen sorgt bis heute für reichlich Diskussionsstoff.
Eine zentrale Fragestellung dieser Arbeit befasst sich mit dem Sitz im Leben: Reflektiert diese Bibelstelle ausschnitthaft johanneische Missionsarbeit und steht diese Mission in unmittelbarer Konkurrenzsituation zwischen der johanneischen Gemeinde und dem damals populären Dionysos-Kult? Im Zuge dieser Frage ist eine genauere Analyse der Ursprünge und Entwick-lungen jenes Kultes vonnöten, da viele weitere Kulte zeitgleich Einfluss genommen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Textkritik und eigene Übersetzung
- Synchrone Untersuchung des Textes
- Kontextabgrenzung und Einordnung
- Segmentierung und Analyse der Story
- Rekonstruktion der Ereignisfolge
- Analyse der handelnden Personen
- Analyse des Textes
- Sprache
- Syntax
- Semantik
- Narratologische Verfahren
- Pragmatische Analyse
- Standort des Autors
- Leserprofil
- Diachrone Analyse des Textes
- Traditionsgeschichte und -kritik
- Redaktionskritik
- Literarische Abhängigkeiten
- Alttestamentliche und rabbinische Tradition
- Neutestamentliche Parallelen
- Form- und Gattungskritik
- Sitz im Leben
- Jesus und Dionysos
- Kana in Galiläa
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich mit der Erzählung des Weinwunders in Kana (Joh 2,1-11) auseinander und untersucht sie als Beispiel für die spezifischen Merkmale johanneischer Wundergeschichten. Dabei werden methodische Ansätze zur Interpretation dieser Bibelstelle im Kontext des gesamten vierten Evangeliums erarbeitet. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Positionen im Forschungsfeld und analysiert die Textstruktur, die Sprache und die narratologischen Verfahren, um ein tieferes Verständnis der Erzählung zu gewinnen. Die Arbeit untersucht auch den historischen Kontext, insbesondere die möglichen Beziehungen zum Dionysos-Kult und die Rolle des Wunders in der Missionsarbeit der johanneischen Gemeinde.
- Das Weinwunder in Kana als Beispiel für johanneische Wundergeschichten
- Methodische Ansätze zur Interpretation von Joh 2,1-11
- Synchrone und diachrone Analyse der Erzählung
- Die Rolle des Wunders in der johanneischen Missionsarbeit
- Der historische Kontext und mögliche Beziehungen zum Dionysos-Kult
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der johanneischen Wundergeschichten ein und stellt die Forschungsfrage nach der Interpretation des Weinwunders in Kana. Es werden verschiedene methodische Ansätze zur Interpretation dieser Bibelstelle vorgestellt und die relevanten Forschungsdebatten skizziert.
Das Kapitel „Textkritik und eigene Übersetzung“ befasst sich mit den textkritischen Fragen und bietet eine eigene Übersetzung des Textes.
Das Kapitel „Synchrone Untersuchung des Textes“ analysiert die Erzählung in Bezug auf ihre Struktur, Sprache, Syntax und Semantik. Es werden narratologische Verfahren und die Kontextabgrenzung untersucht.
Das Kapitel „Pragmatische Analyse“ behandelt den Standort des Autors und das Leserprofil.
Das Kapitel „Diachrone Analyse des Textes“ untersucht die Traditionsgeschichte, Redaktionskritik und die literarischen Abhängigkeiten. Es werden alttestamentliche und rabbinische Traditionen sowie neutestamentliche Parallelen betrachtet. Die Form- und Gattungskritik sowie der Sitz im Leben der Erzählung werden ebenfalls behandelt.
Das Kapitel „Jesus und Dionysos“ befasst sich mit der Frage nach möglichen Beziehungen zum Dionysos-Kult und dem Einfluss dieser auf die Interpretation des Weinwunders.
Das Kapitel „Kana in Galiläa“ befasst sich mit dem geografischen Kontext der Erzählung und der Bedeutung des Ortes Kana.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: johanneische Wundergeschichten, Weinwunder, Kana, Synchrone Analyse, Diachrone Analyse, Traditionsgeschichte, Redaktionskritik, Dionysos-Kult, Missionsarbeit, Sitz im Leben.
- Citation du texte
- Margarete Berger (Auteur), 2012, Das Luxuswunder von Kana und der Bezug zur johanneischen Missionsarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211119